Aus alt mach neu - so könnte das Motto dieses Artikels lauten. Diesmal kein Baubericht im eigentlichen Sinne, sondern ein reiner Umbaubericht. Einige Leser werden meinen alten Sherman in US Army Farben vielleicht aus der Lesergalerie kennen, hier werde ich einmal beschreiben, wie dieser von einem amerikanischen M4 early version zum britischen Sherman I mit M1 Dozerblade mutiert ist. Dozer waren
immer ein integraler Bestandteil von alliierten Landungsoperationen, allerdings
wurden zu diesem Zweck anfangs vorwiegend gepanzerte und sogar ungepanzerte
Caterpillar Bulldozer eingesetzt. Diese hatten die Aufgabe bei amphibischen
Landungen den Strand für nachfolgende Truppen zu räumen. Sicherlich kein
angenehmer Job in einem nur gegen Handfeuerwaffen geschützten und unbewaffneten
Fahrzeug.
Mein Sherman Dozer soll ein Fahrzeug der britischen Guards Division darstellen, die ihrerseits Bestandteil des britischen XXX. Corps waren, das im September 1944 während Operation Market Garden, gegen die niederländischen Maas-, Waal- und Rheinbrücken von Eindhoven, Nijmegen und Arnhem vorging. Ursprünglich wollte ich den Dozerumbau auf Basis des M4A3 von Tamiya bewerkstelligen, im Zuge der Recherchen für mein Market Garden Diorama musste ich aber feststellen, daß die britischen Truppen nur Dozer auf Basis der Sherman I, III und V verwendeten. Da der M4A3 also ein Sherman IV wäre, musste ich mich nach einem neuen Basismodell umsehen. Ich habe zwar noch einen guten Vorrat an M4A4 - also Sherman V - diese sind aber bereits reserviert für andere Umbauten, also blieb als einzige Alternative der M4 Sherman "early Version" von Tamiya. Mein alter Sherman - mein erstes 1/35er Modell der "Neuzeit" - war in der Vitrine eh nicht mehr ganz zeitgemäß - und da umbauen billiger ist als neu bauen, musste er also dran glauben... Der Umbausatz für den Sherman Dozer stammt vom belgischen Kleinserienhersteller Resicast (zu beziehen bei MaKo-Modellbau) und ist von hervorragender Gussqualität.
Zunächst einmal wurde mein Sherman gestrippt. Das heißt - runter mit angeklebten Zubehörteilen, Kette, Figuren und vor allem Abziehbildern. Bei den Abziehbildern folgte ich einem Rat aus unserem Forum und lies den Sherman in warmen Spüli-Wasser baden. Die Decals lösten sich zwar nur wiederwillig, dafür löste sich aber die über 6 Jahre alte Farbe. Ein netter Nebeneffekt, da ich so die ärgsten Macken von "damals" ausbessern konnte. Lediglich ein altes Tarnnetz war derart festgeklebt, daß ich es wohl oder übel beibehalten musste. Die Resinteile des Dozer Umbausatzes ließen sich sehr leicht von den Angüssen trennen und benötigten nur minimale Nachbearbeitung. Lediglich ein Teil - die Bughalterung war etwas "merkwürdig" angegossen, so daß diese in insgesamt drei Teile zerbrach. Auch das war aber kein Problem, da die Teile später an der Panzerwanne gut arretiert werden konnten. Zuerst habe
ich die seitlichen Halterungen am Laufwerk angebracht. Das einzig Schwierige
an diesem Bauabschnitt ist das anbringen der jeweils 4 Muttern. Wem die
Resinmuttern nicht gefallen, kann hier aber sicherlich auch auf einfacher
handzuhabende Plastikmuttern ausweichen. Weiter geht es mit der Halterung
am Wannenbug. Hier ist zu beachten, daß der rechte Scheinwerfer und das
Bug-MG entfernt werden müssen, da hier der Kabelkanal der elektrischen
Dozeransteuerung verläuft. Der Kabelkanal muss dem Modell entsprechend
gekürzt werden - auch hier gilt: kein Problem! Schließlich können wir uns dem eigentlichen Dozerblatt widmen. Wirken die Zeichnungen der Bauanleitung anfangs noch etwas verworren, so lösen sich die Fragen schon beim Trockenpassen in Luft auf. Ich würde allerdings empfehlen mit Sekundenkleber Gel zu arbeiten, da man hiermit noch einige Sekunden Spielraum hat, um die Position der Teile zu korrigieren. Der (An~)Bau der Dozerteile benötigt alles in allem keine halbe Stunde. So macht Resin Spaß!!
Tamiya gibt
als Farbe für britische Fahrzeuge eine Mischung als Schwarz, Deep-Green
und Flat Earth an, und zwar im Mischungsverhältnis 1:4:4. Ich folgte statt
dessen dem Beispiel meines Bastelfreundes Werner Kampfhofer, der seine
Fahrzeuge schwarz grundiert. So bezog ich meinen Schwarzanteil also aus
der Grundierung und einem späteren leichten Washing. Die schwarze Grundierung
hat desweiteren den Vorteil, daß die dunkle Farbe an den Kanten durchschimmert
- eine große Hilfe für die Darstellung des Licht- und Schatteneffektes.
Nach der Grundierung wurde das komplette Fahrzeug mit einer 50:50 Mischung
aus Deep-Green und Flat Earth nicht ganz deckend übergespritzt. Als nächstes
habe ich mich der Kette gewidmet. Das Fahrzeug ist mit der Gummi-Chevron
Kette ausgestattet, also zerbrach ich mir den Kopf wie man wohl am besten
abgenutzte Gummipolster darstellt. Nun, es ist einfacher als gedacht -
nix Trockenmalen oder so. Da das Modell auf einer guten alten Vinylkette
rollt, genügt es vollkommen einfach mit einer groben Feile/Raspel einmal
über die Kette zu gehen. Anschließend habe ich die Kette mit einer Mischung
aus verschiedenen Brauntönen mit Pastellkreiden "gewürzt". Die Endverbinder
der Kette sind mit Zweikomponenten-Rost von Scale-Line behandelt. Der aufwendigste,
um nicht zu sagen der aufregendste Teil der Bemalung war sicherlich das
Aufbringen der diversen Abzeichen. Mein Sherdozer soll ein Fahrzeug des
Armoured Brigade Workshops der REME (Royal Engineers - Mechanical and
Electrical) der Guards' Armoured Division darstellen. Es trägt daher das
Divisionsabzeichen - das "Ever Open Eye", das taktische Tätigkeitsabzeichen,
eine Brückengewichtsangabe, die War Department Nummer, den Stern als Lufterkennungszeichen,
sowie den Namen des Fahrzeuges. Alle Abzeichen und Markierungen wurden
komplett mit Express-Mask Schablonen von Eduard und der Airbrush aufgebracht.
An ebenen Flächen bringt dieses ja noch wirklich Spaß, die Abzeichen auf
den vorderen Schmutzfängern sorgten aber für mehr als nur einen Adrenalin
Schub. Besonders das taktische Verwendungszeichen - die weiße 99 auf dem
blau/gelb/roten Rechteck sorgte für Schweißausbrüche. Hierfür bietet Eduard
leider keine Schablone, also musste ich mir welche aus den anderen Schablonen
zusammenschneiden. Das macht für ein einziges Abzeichen immerhin sechs
(!) Spritzvorgänge! Aber es hat geklappt und das Ergebnis kann sich sehen
lassen (hoffe ich...). Nach dem
Aufbringen der Abzeichen erhielt der Sherman ein leichtes Washing mit
stark verdünntem Schwarz und Gebr. Sienna (ca. 5:2) und anschließend ein
Trockenmalen mit einem hellen Khaki/Mint Ton. Dann began
die eigentliche Verschönerung des Modells. Gerhart Siebert vom Modellbauclub
Camouflage zeigte mir, wie man nur alleine mit intensivstem Trockenmalen
noch um einiges mehr aus dem Modell holen kann. Nachdem die Fugen udn
Kanten erneut mit eienr stark verdünnten schwarzen Patina unterlegt
wurden, folgte ein Trockenbürsten mit verschiedenen Grün, gelb
und Brauntönen. Sehen die Farben einzeln noch recht beängstigend
aus (ich hätte wohl nie freiwillig Froschgrün auf meinen Panzer
getan...), so ist das Gesamtergebnis beeindruckend. Heraus kommt ein schönes
scheckiges Finish. Der Panzerkommandant stammt von Tamiya's Cromwell, der Fahrer von Tamiya's Dingo. Die Köpfe sind von Hornet.
Über den Resicast Dozer Umbausatz kann ich eigentlich nur einen nachteiligen Punkt aufführen - den Anguss der Fronthalterung. Diesen zu entfernen erfordert etwas mehr Geschick, mir ist es wie gesagt nicht geglückt - allerdings war dieses auch meine erste Erfahrung mit Resin überhaupt. Grade aus dieser Erfahrung heraus kann ich den Umbausatz auch Resin Anfängern nur wärmstens entfernen. Zum einen erhält man ein sehr attraktives Modell, das auch sehr gut für Dioramen geeignet ist, zum anderen wird man behutsam an das Medium Resin herangeführt. Ich für meinen Teil freue mich schon auf meinen nächsten Resicast Umbausatz - den Sherman Crab...
Empfohlene Literatur: © 11/2001
Carsten Gurk |