Diesen Monat stellen wir euch mal wieder ein Highlight, ein sehr mächtiges und aussergewöhnliches Buch vor.
Ende 2015 kam nach vielen Jahren der Recherche endlich das Buch Unmanned Systems of World Wars I and IIauf den Markt.
Wer als Militärhistoriker, militärisch Interessierter oder Modellbauer sich mal zurücklehnt und über unbemannte Flugobjekte, Schiffe oder Bodenfahrzeuge nachdenkt, wird vielleicht auf eine handvoll Projekte kommen und dabei nichtmal auf Sachen aus dem 1.Weltkrieg kommen - aber weit gefehlt - das vorliegende Buch ist, wenn man das so sagen darf, ein dicker Wälzer mit fast 800 Seiten geballtem Wissen.
Der Autor H.R.Everett hat über 10 Jahre Material für dieses Buch gesammelt, ausgewertet und verständlich zusammengestellt, beschrieben, sowie mit Zeichnungen und Fotos versehen.
Das Buch kommt im schönen Hardcover Einband und ist auf gqualitativ gutem Papier gedruckt was zu einem schönen Druckergebnis der Texte, Zeichnungen und Fotos führt.
Die Texte sind komplett in englischer Sprache.
Das Buch gliedert sich grob in 6 Kapitel, sowie in Anhang die sehr lange Referenzenliste und ein sehr hilfreicher Index.
Es ist nahezu unmöglich hier auf jedes einzelne Projekt einzugehen oder auch nur zu erwähnen, das hier in diesem Buch behandelt wird, denn es sind einfach zu viele - erstaunlich viele und wie gesagt erstaunlich, dass bereits im 1.Weltkrieg bzw. sogar lang davor mit unbemannten, ferngesteuerten Geräten erperimentiert wurde.
Das erste Kapitel umfasst 76 Seiten, die sich mit dem Thema "Tethered Torpedoes", also den ferngesteuerten "angeleinten" Torpedos. Schon allein hier reibt man sich verwundert die Augen wie früh und mit wlechen Ideen und Mitteln die Menschen versucht haben Torpedos fernlenken zu können um deren Zielgenauigkeit zu verbessern.
Hier werden die verschiedensten Projekte erläutert, je nach Projektfortschritt werden technische Zeichnungen auch von Details, sowie Fotos und jede Menge Text gezeigt. Die Text gehen von vom Entwicklungsstart, den Ideen und Zielen dahinter über Projektdetails, technische Details, technische Daten bis zur Produktion und Varianten.
Bei den vorgestellten, gelenkten Torpedos werden zum Beispiel die LAY Torpedos, ERICSSON Torpedos, BRENNAN Torpedos oder die SMS EDISSON Torpedos.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich auf 103 Seiten mit ferngesteuerten, ferngelenkten, unbemannten Überwasserfahrzeugen.
Auch hier sind so viele und interessante Projekte dargestellt, die mit einem ferngesteuerten Segelboot mit Sprengkopf beginnt, das Ende des 19.Jahrhunderts entwickelt wurde mit hochinteressanter "Technik" zur Steuerung des Boots aus der "Ferne".
Neben massenhaft bisher nie gesehener Schiffe und Boote, die ohne Mannschaft ferngesteuert an den Feind gebracht werden sollten oder als ferngelenkte Zieldarstellung (wie z.B. die HMS Centurion 1926 oder USS Utah 1931) dienten, tauchen auch bekannteree Projekte, wie das deutsche Fernlenkboot von 1911 oder das wesentlich bekanntere Sprengboot Linse von 1942 auf. gerade letzteres ist umfangreich und detailliert beschrieben und mit Fotos versehen. Aber auch darüberhinaus sind viele, nahezu unzählige und interessante Projekte aus der ganzen Welt dargestellt. Auch die Entwicklungen, die Siemens oder Tesla dazu beigetragen haben, werden hier ausführlich behandelt.
Im Kapitel 3 geht es dann auf 63 Seiten um ferngesteuerte/unbemannte Unterwasserschiffe, bzw. kurz, U-Boote. Ja, auch diese gab es in reichlich Projekten dieser Art.
Auch hier wundert man sich dass die ersten versuche in dieser Richtung bereits Ende des 19.Jahrhunderts datiert sind - unter anderem hat auch hier Nicola tesla wieder seine erfinderischen Finger im Spiel.
Auch hier erfreuen viele informative Texte, Fotos und technische Zeichnungen, auch von Schalt- und Funkrionsschemata.
Die meisten frühen Projekte zu den U-Booten sind nach ihren "Erfindern" oder ausführenden Firmen und Instituten aufgeführt solange es keine speziellen Projektbezeichnungen gab.
Das letzte aufgeführte Projekt ist von Lawarr und Antheil aus dem Jahr 1938.
Es folgt Kapitel 4 mit den ferngesteuerten bzw. unbemannten Luftfahrzeugen - hier werden dem Leser auf 159 Seiten die spannenden Projekte auf diesem Gebiet gezeigt, die in sich die Vorläufer der heutigen Drohnentechnologie sind. Von daher schon ein sehr spannendes Kapitel um zu sehen wie das Ganze angefangen und sich entwickelt hat.
Schon 1915 gab es die ersten Entwicklungen unbemannter Flugzeuge die über Gyroskop ohne Besatzung "gesteuert" werden sollten udn damit die Vorläufer der späteren Raketentechnik zu denen uch die bekannten V1 und V2 Raketen der Deutschen gehörten, welche natürlich hier auch an dieser Stelle behandelt werden.
Die Zahl der Entwicklungen zu Zeiten des ersten Weltkriegs waren insgesamt noch überschaubar, aber uch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das erste Fluggerät mal gerade 10 Jahre zuvor vom Boden abgehoben war.
Ab den 20er Jahren nimmt die Zahl der verschiedenen Projekte weltweit deutlich zu, vor allem in Amerika, Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Aber auch in Italien gab es z.B. 1942 das Assalto Radiouidato.
Auch das deutsche Mistelgespann wird hier natürlich ausführlich beleuchtet.
Was in diesem Kapitel auch behandelt wird, ist ferngelenkte Miunition, also die Vorläufer der heutigen Smart Bomben. Darunter fällt auch die deutsche Fritz X, sowie die VB und GB Serien aus Amerika oder auch die Ki-147, 148 I-Go-1 und schlussendlich eine lange Abhandlung über die legendäre deutsche "Feuerball".
In Kapitel 5 werden dann auf 100 Seiten die ferngelenkten Bodenfahrzeuge gezeigt und im Detail vorgestellt. Den Mesiten dürfte der duestche WW2 Ladungsträger Goliath bekannt sein, aber es gibt noch so viel mehr und vor alle, noch so viel ungewöhnlichere Projekte.
Begonnen hat es bereits 1905 mit dem Torres-Quevedo Tricycle, das sich schon zu diesem Zetpunkt in seinen Bewegungen gut ohne Fahrer steuern ließ.
Dies führte gerade im Zeitraum des ersten Weltkriegs zu diversen fengelenkten Fahrzeugen, die als Land-Torpedo zum EInsatz kamen.
In den späten 20er Jahren kamen einige Länder wie auch Japan und Russland auf ferngesteuerte Panzer-
Ganz abgefahren und erstaunlich früh und fortschrittlich sind die Entwicklungen eines androiden Roboters von Westinghouse Elektro, der zur Weltausstellung 1939 in Tokio bereits über Sprachbefehle gesteuert werden konnte.
Natürlich dürden auch der bereits angesprochene Goliath wie auch die Borgward B Serien mit den Sd.Kfz.300 fahrzeugen B I bis B IV nicht fehlen und werden entsprechend dargestellt.
Die letzetn Entwiclungen Mitte der 40er sind der "Salamander" und der amerikanische T-10 Mine Roller.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich dann auf rund 150 Seiten mit den Nachkriegs Folgeentwicklungen, die auf den, in den vorigen Kapiteln gezeigten Projekten, basieren. Hier sieht man gut, welchen Einfluss die in den Kriegs und Vorkriegsjahren gemachten Projekte udn Erfahrungen zu späteren Zeitpunkten hatten und mit fortschreitender Technologie immer ausgefeilter wurden. Dies betrifft in der Hauptsache oder fast ausschließlich Projekte udn Entwicklungen im fliegenden Bereich bei Flugzeugen, Drohnen und Raketen.
Ein granatenmäßiges Buch, das einzigartig ist - die Fülle an Informationen und Zusammenstellung aufweist stellt alles andere in den Schatten und ist ein tolles Nachschlagewerk - sei es aus Interesse für Technik allgemein oder um sich gezielt über einzelne Projekte zu informieren.
Absolut empfehlenswert
"Unmanned Systems of World Wars I and II"
von H.R.Everett
The MIT Press
ISBN: 978-0262029223
DIN A4 20 x 25cm
über 500 Illustrationen auf 768 Seiten
Bezugsquelle:
http://www.unmannedsystemswwii.com/