Unser spezieller Buchtipp

Unser heutiger Buchtipp "Spähpanzer Luchs" von Hans-Peter Lohmann erfreut endlich auch mal wieder die Freunde der Bundeswehrfahrzeug Franktion.
Und oft sind es die eindrucksvollen kampfpanzer, denen Publikationen gewidmet werden - hier hat man sich endlich mal um ein sonst vernachlässigtes Waffensystem bemüht, das ert seit recht kurzer Zeit komplett aus der Nutzung gegangen ist und somit in diesem Buch die komplette Geschichte von Anfang bis Ende erzählt werden kann.

Das Buch ist komplett auf deutsch geschrieben und enthält einen exzellenten Mix an Fotos (von Details bis Einsatzaufnahmen, von Prototypenerprobung bis allerletzter Serienstand und Verschrottung) und Text, der nahezu nichts auslässt. Die Fotos sind durch und durch von guter Qualität und in der Mehrheit Farbfotos. Alle Fotos sind mit entsprechendem Bildtext versehen, der erklärt was genau man denn nun sieht. Der begrleitende Text ist immer gut verständlich, strukturiert und durch Tabellen und Zeichnungen zur Veranschaulichung unterstützt.

Doch der Reihe nach:
Die ersten 9 Seiten beschreiben die Enstehungsphase der Planung für einen neuen Spähpanzer - welche Überlegungen fanden statt, welche Fahrzeuge standen zur Debatte? Dabei Aufnahmen der erprobten Fahrzeuge, wie etwa der Ferret Mk.2, der EBR-75 und die Erstaustattung der Bundeswehr mit dem Bren-Carrier, dem SPz kurz und dem M41. Desweiteren geht es um damaige Bedingungen an den neuen Spähpanzer, Anknüpfungen an den letzten deutschen Spähpanzer aus dem 2.WK, dem Sd.Kfz.234 und eine Abwägung der Vor- und Nachteile ob ein Rad- oder Kettenfahrzeug in Frage kommt.
Auf den folgenden 8 Seiten geht es dann kurz um das Gemeinschaftsbüro der Entwicklung, sowie einige Farbfotos der überlebenden Prototypen aus Munster, sowie das Lastenheft aus dem Jahr 1967 mit allen wesentlichen Forderungen an den neuen Spähpanzer.

Dann geht es mit dem Kapitel "Entwicklung und Prototypen" richtig ans Eingemachte. Auf 30 Seiten werden hier in Fotos alle Entwicklungen bei der Erprobung gezeigt und textlich genau auf die Entwicklung und die details eingegangen - welche Firmen waren beteiligt, welche Probleme ergaben sich, welche Änderungen wurden durchgeführt, usw., usf. Hier findet man wirklich sensationelle Aufnahmen, die man sonst nie zu sehen bekommt.

Die nächsten 18 seiten reißen dann den Weg zur Serie an - nach der Entscheidung für die Version von Daimler Benz kam es zur Truppenerprobung mit weiteren guten Fotos von Fahrerprobungen im Gelände, Schwimmversuchen, Reifentests, Anbringung der Zerstörerladungen(!), usw.

Detailliert technisch geht es dann auf ganzen 75 Seiten weiter, denn hier werden ALLE Komponenten des Luchs in all ihren Einzelheiten aufgeführt und mit Zeichnungen und Fotos gezeigt. Zunächst geht es um die allgemeine Fahrzeug Beschreibung mit allen technischen Daten und Maßstabszeichnungen. Ergänzt werden diese mit Daten und zeichnungen der Entwürde der prototypen des Gemeinschaftsbüros und des Daimler Entwurfs.
Dann geht es um alle Details, Spezifikationen und Änderungen an Panzerturm, Maschinenkanone, Optiken, Navigationsanlagen, Fernmldeanlage, Wanne, Achsen, Lenkung, bremsen, Räder und Bereifung, Heizung, Belüftung/ABC-Schutz, Motor, Abgasanlage, Kühlanlage, Kraftstoffanlage, Getriebe, Schwimmantrieb, Feuerwarn- und Löschanlage, Flammstartanlage, Elektrische Anlage und Panzerung und Beschuss. Gerade der letzte Punkt ist nahezu sensationell, denn bislang sind solche Daten und Fotos nie der Öffentlichkeit zugänglich - hier wird gezeigt welche Kaliber an welchen Stellen der Panzerung des Luchs welche Beschädigungen und Durchschüsse erzielen - sehr bemerkenswert. Aber auch wer sich immer gefragt hat wann welche Art von Reifen auf dem Luchs zu finden waren (Thema Modellbau), kommt in diesem Kapitel voll auf seine Kosten.

Auf 3 Seiten folgt dann kurz die Übergabe der ersten Luchse an die Truppe mit weiteren erklärenden Worten und einer Auflistung welche Aufklärungsbataillone wann die ersten Luchse erhielten.

Auf den folgenden 27 Seiten geht es dann um den Luchs im Truppendienst. zunächst um die geplanten weiteren Spähpanzer 3 in Vierrad Ausführung, der geplante Daten undVorgaben, sowiedie groben Daten des geplanten Spähpanzers TH 400.
Dann kommt eine sehr interessante und wichtige Liste in der alle Änderungen und Kampfwertsteigerungen mit den entsprechenden Daten der Einführung bzw. Durchführung vermerkt sind - gerade für Modellbauer ein MUSS. Das Einzige was mir persönlich dabei fehlt ist eine Erklärung wann die Bezeichnungen der Luchse sich auf A1 und A2 änderten, zumal hier und da ein Foto mit Luchs A2 oder sogar Luchs A1A1 betitelt ist.
Auch interessant ist die folgende Abhandlung über das Schwimmverbot und alles was die schwimmfähigkeit der Luchs zu diesem Zeitpunkt betrifft. Interessant hierbei die Anbrinung von Befestigungslaschen an allen Luchsen für zusätzliche Schwimmkörper!
Ein Großteil dieses Kapitels ist mit schönen und teils sensationellen Farbfotos des Luchs im Einsatz in den verschiedensten Geländen im Truppendienst - leider recht wenige aus der frühen olivgrünen Zeit.

Im nächsten Kapitel geht es auf 13 seiten um den Luchs im Auslandseinsatz. Hier wird neben einigen Fotos aus dem Einsatzland beschrieben wie sich der Luchs im Einsatz bewährte und zu welchen Problematiken und Schäden es durch den Einsatz gekommen ist.

Dann kommt, wie es kommen muss - das Buch geht dem Ende entgegen, wie auch der Luchs. Auf 11 seiten wird das Dienstzeitende und er letzte Schuss behandelt, die Aussonderung der Luchse und der Verbleib einiger Exemplare in Museen und als Traditionsfahrzeuge bei den Einheiten. Die letzten Seiten sind dann nichts mehr für "schwache Nerven", denn hier wird gezeigt wie den Massen der Luchse der Garaus gemacht wird. Vom Ausweiden und Ausschneiden von Panzerplatten bis zum vollstädnigen Zerquetschen der kompletten wanne in einer Presse. Aber leide rist das der Lauf der Dinge. Die Fotos hingegen sind sensationell.

Fazit: Sehr sehr gut! Endlich wieder ein umfassndes Werk zu einem Bundeswehrfahrzeug das mit Detailswissen und sehr guten Fotos zu gefallen weiss. Es gibt kaum etwas, das nicht hier behandelt und beantwortet wird. Luchsfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten, Modellbauer, die den Luchs bauen wollen, sind mit diesem Buch bestens beraten und ehemalige Luchsnutzer können dieses Buch zur Erinnerung an ein schönes Stück Wehrgeschichte in ihren Bücherschrank stellen um sich daran zu erfreuen.
Die 39,90 Euro, die das Buch kostet sind auf jeden Fall jeden einzelnen Cent wert.
Unbedingte Kaufempfehlung!


"Spähpanzer Luchs - die technische Dokumentation des Waffensystems" von Hans-Peter Lohmann
Motorbuch Verlag
ISBN: 978-3-613-03162-3
23cm x 26,5cm, Hardcover
208 Seiten mit 100 Schwarzweiß-, 167 Farbfotos und 29 Zeichnungen


Das Buch ist erhältlich im Buchhandel, im gutsortierten Modellbauhandel und direkt vom Verlag.

Review von Thomas Hartwig

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