Diesen Monat möchte ich Euch einen Bildband vorstellen, der aus verschiedenen Gründen aus dem Wust thematisch ähnlicher Veröffentlichungen hervorsticht. Es handelt sich bei den enthaltenen Fotos nämlich nicht um private Amateuraufnahmen, sondern um professionelle Fotografien der Kriegsberichter des SS-Panzerkorps. Während die originalen Negative dieser Aufnahmen 1945 auf Befehl hin im Reichssicherheitshauptamt vernichtet wurden, blieben die Kontaktabzüge oder Kontaktbögen, welche zu Archivierungszwecken gefertigt wurden, erhalten und fielen der US-Army in die Hände. Die verwahrte diese bis 1965, danach wurden sie an das Bundesarchiv in Koblenz zurückgegeben.
Nun waren diese Kontakte (die Größe des einzelnen Bildes beträgt nur 24x36mm) bisher nicht nutzbar. Man bekam im Prinzip nur einen Eindruck davon, was es einmal gab und nun nicht mehr existiert. Die Entwicklung der Scan-Technik lässt heute jedoch Ergebnisse (und Vergrößerungen) bei der Digitalisierung dieser Fotos zu, die wirklich verblüffend sind. Wie dieses Buch beweist. Hier wurde eine verloren geglaubte Quelle wieder nutzbar gemacht.
Zum Inhalt: Die Fotografien dokumentieren die Kämpfe um Charkow Januar bis März 1943. Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Einheiten der 1.SS-Panzergrenadierdivision "LSSAH", teilweise tauchen auch Bilder mit Fahrzeugen oder Soldaten von "Reich" und "Totenkopf" auf. Es finden sich einige englische Textseiten mit Erklärungen sowie ein paar Karten zur Entwicklung der Lage während der Kämpfe. Die Bilder sind durchgängig mit englischen Bildbeschreibungen versehen, welche auch bis auf minimale Fehler (die sich wohl nie ganz vermeiden lassen) in Ordnung sind. Zwischendurch sind immer wieder Biografien einzelner, wichtiger LSSAH-Führer eingeschoben. Unangenehm fällt manchmal ein gewisser pathetischer, heroisierender Unterton auf, der jedoch die Aussagekraft der Bilder nicht schmälert. Durch die Englischsprachigkeit des Buches lässt er sich auch leicht ignorieren.
Die Bilder zeigen einen Großteil des Waffen- und Fahrzeugparks der LSSAH zu dieser Zeit. Für Dioramen- und Modellbauer, welche sich für diese letzte große erfolgreiche Offensive der Deutschen an der Ostfront interessieren, stellt diese Publikation eine Fülle an inspirierenden Aufnahmen bereit. Als Beispiele für abgebildete Fahrzeuge seien nur einige genannt: Marder III, Panzer III und IV (mit Winterketten), SdKfz. 250 und 251, Stug III, Opel Blitz , Schwimmwagen und so weiter. Auch Artillerie, Flak und Pak, Infanteriewaffen und Soldaten (in den typischen SS-Winteranoraks), sowie abgeschossenes bzw. erbeutetes russisches Gerät sind mit reichlich Bildmaterial vertreten. Gute Vorlagen für das Darstellen von verschlissenen, durch die wochenlangen Kämpfe stark beanspruchten Fahrzeugen, abgenutzte Wintertarnung und russischen Frühjahrsschlamm werden hier geliefert.
Die Bildqualität ist (bedenkt man die Quelle) sehr gut. Das Buch ist, was Papierqualität und Aufmachung angeht, recht edel geraten. Das äußert sich dann allerdings auch im Preis, der mit über 50€ schon an der Schmerzgrenze kratzt. Und dennoch, für den am Thema Interessierten ist dieses Buch eigentlich ein Muss.
Ach so, nur noch kurz zur Erklärung des Titels: Hitler gestattete nach Wiedereinnahme von Charkow, dass der architektonisch auch für die Deutschen beeindruckende zentrale "Rote Platz" von Charkow in "Platz der Leibstandarte" umbenannt werde&