Über den
Tiger als Original brauche ich hier wohl nicht viel Worte zu verlieren,
kommen wir also direkt zum Modell. Die wohl häufigste Frage zu diesem
Modell möchte direkt vorweg nehmen: Nein - es ist nicht das Tamiya Modell!
Die ersten 3 von insgesamt 28 Baustufen befassen sich mit dem Laufwerk des Tigers. Ich habe hier zunächst nur die Hebelarme angebaut, da ich die Laufrollen immer am Spritzling lackiere. Die Passung der Aufhängung ist sehr gut, alle Arme liegen ohne großartige Ausrichtung am Boden auf. Nachdem das Heck des Fahrzeugs komplettiert wird, es stehen übrigens beide Versionen der Feiffel-Filter zur Verfügung, widmen wir uns in zunächst sechs Bauabschnitten der Inneneinrichtung der Wanne. Zuerst wird der recht gut detaillierte Motor, sowie die Olva Getriebe Einheit gebaut. Vorsicht ist beim Armaturenbrett geboten, da hier meines Wissens die Farbangaben von Academy falsch, bzw. missverständlich sind. Die Ziffernblätter waren im Original nicht Weiß mit schwarzem Aufdruck, sondern umgekehrt. Das habe ich allerdings erst gemerkt, als es schon zu spät war. Wenn wir schon bei Farbrätseln sind kommen wir direkt zur angegebenen Innenraumfarbe. Academy gibt hier eine Mischung aus 9 Teilen Weiß und einem Teil Grün an. Wahrscheinlicher erscheint mir ein heller Beigeton, wie er auch auf entsprechenden Zeichnungen und Fotos zu sehen ist. Allerdings kann ich den Grünton auch nicht widerlegen. Nachdem
die Schottwände des Motorraumes eingebaut sind, finden Batterien, Fahrer-
und Funkersitz, Bedienelemente und Munitionsmagazine ihren Weg in die
Wanne. Gleiches gilt für die Motor- und Getriebeeinheit, die ohne Probleme
eingepasst werden kann. Nachdem die Wanne nun fertig ist, wenden wir uns dem "Deckel" der Wanne zu. Hier bietet Academy mehrere Variationsmöglichkeiten, so kann man z.B. die Motorabdeckung und/oder die Abdeckungen der Lüfter separat geöffnet darstellen - für Dioramenbauer sicherlich reizvoll. Generell gibt es über diesen Baubereich nicht viel zu sagen, außer: "Passt". In Baustufe
19 beginnen wir nun mit dem Turm, genauer gesagt seinen Innereien. Ein
Blick auf Originalzeichnungen zeigt, daß der Innenraum wirklich komplett
dargestellt wird. Ganz ohne Probleme geht es leider nicht ab. Bei den
Teilen F10, F11 und F13 ging Academy
wohl der Platz aus. Die Übersichtszeichnung in der Anleitungsmitte zeigt
noch die korrekte versetzte Anordnung, in Baustufe 20 und 21 sollen wir
sie auf einmal als Linie untereinander setzen. Entscheidet man sich für
die korrekte Anordnung, so geht einem leider in Richtung Ausstiegsluke
der Platz für den Stromverteiler aus. Das Dach ist leider nicht das Einzige was bei meinem Turm nicht passte. Der Turm wollte sich partout nicht in 12 oder 6 Uhr Position drehen lassen. Grund ? Die Führungsnasen des Turmringes stoßen gegen die seitlichen Munitionslager. Aber auch hier kann mit einem kleinen Messerschnitt schnell Abhilfe geschaffen werden. Eines möchte
ich nochmal deutlich hervorheben - die hier aufgeführten Kritikpunkte
tun der Gesamtqualität des Modells keinen Abbruch! Alle Probleme lassen
sich relativ leicht beheben (Turmdach, Turmring) oder können durch vorheriges
Trockenpassen (Lüfter, Getriebe) leicht vermieden werden.
Academy bietet
wie eingangs erwähnt die Wahl zwischen 5 Fahrzeugen in vier Bemalungen.
Zwei Fahrzeuge der 2. SS Panzer Division "Das Reich" aus der Schlacht
um Kursk in Dreifarbtarnung, einen grauen "Leningradtiger" der schweren
Panzer Abteilung 502, einen
Tiger der 504. beim Afrika Korps, sowie den wohl berühmtesten frühen Tiger,
nämlich den von Michael Wittmann anlässlich seiner Ritterkreuzverleihung,
also in Wintertarn. Zumindest letzterer stösst mir etwas bitter auf, da
hier die Markierungen und Malanweisungen anzuzweifeln sind. Das Fahrzeug
wird als "S03" ausgewiesen, in Realität war es aber der "S04", da spielt
es auch keine Rolle, daß die Originalturmnummer nicht rot war. Ferner
sind bei den Abschussmarkierungen am Rohr die Farben Schwarz und Weiß
vertauscht. Der Decalbogen von Tamiya scheint hier doch realer zu sein.
Wer spitzfindig sein will, kann jetzt auch noch anmeckern, daß Academy
als Bemalung Weiß auf Dunkelgelb angibt, obwohl das Vorbild unter dem
Wintertarn einen recht groben Dreifarbanstrich trug - dieser Fehler findet
sich aber auch bei Tamiya wieder. Bei
meinem Tiger habe ich mich für einen relativ schlichten Anstrich entschieden,
den ich im Ledwoch Tiger Heft gesehen habe - dünne grüne Tarnstreifen
auf dunkelgelbem Grund. Das Fahrzeug wird ausgewiesen als Tiger der 3.
SS. Panzerdivision "Totenkopf" und trägt keine weiteren Markierungen.
Da mir dieses doch etwas arg simpel erschien, habe ich Balkenkreuze und
Turmnummern ergänzt. Mein Tiger
sollte diesmal nicht durch die Bemalung oder Alterung glänzen, sondern
durch die Inneneinrichtung. Also habe ich nur ein leichtes Washing mit
einer Mischung aus Elfenbeinschwarz, gebr. Umbrau und gebr. Sienna flächendeckend
aufgetragen. Anschließend wurden die Details, Fugen, Nieten, usw. nochmals
mit einem
weniger verdünnten Washing derselben Farbe hervorgehoben.
Das Modell
überzeugt durch und durch. Der Preis ist verglichen mit Tamiya Tigern
günstig, die Qualität durchweg überdurchschnittlich (in meinen Augen deutlich
besser als bei Dragon!), Detaillierung und Passgenauigkeit lassen so gut
wie keine Wünsche übrig. Alles in allem erhält der Academy Tiger unseren Gold-Award. Eigentlich muss man fast sagen "nur", denn ohne die kleinen Probleme die ich im Bereich des Turmes hatte, wäre es wohl unser erster Platin Award geworden! Aber vielleicht holt Academy den ja mit einem der nochmals in Bezug auf Qualität gesteigerten neuen Modelle... Fassen wir das Fazit zu einem Satz zusammen: wer dieses Modell nicht kauft, ist selber schuld!
© 2/2002
Carsten Gurk |