Nach sehr langer Wartezeit ist es endlich soweit ... der bereits für das letzte Jahr angekündigte 1/35 Bausatz des Bundeswehr 10 Tonners von MAN ist verfügbar! Voller Erwartung fragt man sich, ob der Bausatz die lange Wartezeit und die etwa 50,-DM Listenpreis wert sind ... dieser Bausatz wurde uns zur Begutachtung von Kratz Modellbau zur Verfügung gestellt.
Also den recht großen (das Modell wird immerhin fast stolze 30cm lang) Karton aufgemacht, und erstmal langes Gesicht ... der Karton ist so überdimensioniert, daß noch zwei weitere Bausätze Platz gefunden hätten und die vorhandenen Spritzlinge sich ziemlich verloren vorkommen.
Die Teile sind in dunkelgrünem Plastik ohne Fehler gespritzt und weisen teilweise nette Oberflächendetails auf, an anderen hapert es dann wieder ... ausserdem haben einige Teile (Ladeflächenwände) ganz üble Auswerferstellen, die auf jeden Fall sichtbar sind.
Schade finde ich auch, dass die Lenkung der beiden Vorderachsen nicht beweglich gehalten wurde, so wie es bei Modellen von Italeri und Tamiya der Fall ist ... es geht also!!
Weiterhin finde ich die Plazierung der Teile, besonders des Fahrwerks, unübersichtlich an den Spritzlingen, sodass man schon mal einige Zeit nach einem bestimmten Teil sucht, da man anhand der Nummer nämlich nicht ausmachen kann, an welchem Spritzling dies zu finden ist. Die Bauanleitung bietet zwar eine Übersicht über die Teile an den Spritzlingen, ums Suchen kommt man aber dennoch nicht herum. Die Bauanleitung ist sehr umfangreich und zeigt in über 70 Bauschritten verständlich den Zusammenbau. Die Qualität der Zeichnungen ist allerdings unter Standard, gerade die Spritzlingsübersicht macht den Eindruck einer eilig dahingemachten Handzeichnung. Die einzelnen Bauabschnitte erscheinen logisch, aber man stolpert einige Male darüber, daß man über die genaue Plazierung von Teilen im unklaren gelassen wird, wodurch sich Fehler in das Modell schleichen, doch dazu später mehr.
Auf dem Karton werden Super Abziehbilder angepriesen, allerdings frage ich mich ernsthaft, was an diesen denn nun so Super sein soll ... persönlich halte ich die Auswahl für eher ziemlich bescheiden und dem aufmerksamen Betrachter fällt auf, dass Revell es nichtmal fertiggebracht hat eine vierte Version zur Verfügung zu stellen (siehe "Geisterbild" auf Verpackung!)... nicht gerade vorbildlich. Was aber wirklich übel ist, ist dass es nur EINE Bundeswehr Variante gibt, obwohl dies Fahrzeug in sehr vielen Einheiten zu finden ist, und es wirklich kein großer Aufwand wäre ein paar mehr Nummernschilder und Einheiten Abzeichen beizufügen!!!! Das größte Manko sind aber wohl die fehlenden MLC- und Reifendruck Schilder, deren Fehlen ich unmöglich finde, zumal auf dem Deckelbild das MLC-Schild gezeigt wird! Da muss man dann doch auf Truck Line Decals ausweichen, wenn man ein Modell nach seinem persönlichen Geschmack bauen will!
Der Bau beginnt mit dem Rahmen, der aus zwei langen Längsträgern und einigen Querstreben besteht, die gut zusammenpassen. Das Umlenkgetriebe für den Allradantrieb jedoch beginnt schon mit der ersten Verwirrung, denn es ist nicht klar ersichtlich, wie der Querträger des Getriebes eingepasst werden soll.
Als nächstes geht es daran die Achsen zu vervollständigen, mit Schraubenfedern und Halterungen. Das Anbringen der Stangen Teile 19 und 21 ist auch wieder ein Ding für sich ... wieder einmal ist aus der Zeichnung und an den Teilen nicht ersichtlich wo diese am Rahmen befestigt werden sollen, ob nun am oberen Teil der dreieckigen Halterung, oder weiter unten am Rahmen.
Die Teile 21 scheinen zu lang zu sein, denn egal an welchem Punkt der Rahmenhalterung man sie anbringt, sie stehen immer etwas über! Bei den Federbeinen (Teile 13) fragt man sich wiederum, wo der Teil auf den Federabdeckungen angeklebt werden soll, denn man hat die Möglichkeit ganz am Rahmen oder am Ende der Abdeckung anzukleben und weder Anleitung noch die Bauteile weisen irgendwelche Markierungen dafür auf. Aufgrund der Originalfotos weiss ich jetzt, dass sie ganz nah an den Rahmen müssen, sodass sie schräg stehen!
Die beiden Vorderachsen haben noch das Lenkgestänge dazu, was zu weiterer Verwirrung beiträgt. Zum einen ist in Bauschritt 15 das Teil 19 in Wirklichkeit Teil 20, die Anbringung der Teile 111 und 27 bleibt mir ein Rätsel, denn sie verbinden Teile mit einem Höhenunterschied von mind. 5mm, weisen aber an den Endköpfen aber keinen Winkel auf! Paßgenauigkeit ist also miserabel!
Ansonsten kommen noch ein paar Kleinteile zur Ergänzung und so ist der Rahmen mit Fahrwerk nett anzusehen und reicht von der Detaillierung her vollkommen aus! Ich habe dem ganzen schonmal eine Grundierung in dunkler, bräunlicher Metallfarbe verpasst. Die Stützen für den Kranbetrieb sind eigentlich nur schmückendes Beiwerk und sind von der Detaillierung her nicht wirklich passend, denn es fehlen Bedienelemente und Zuleitungen! Im übrigen sind Teile 67 und 67A, sowie 68 und 68A zusammenzufügen und nicht so, wie in Bauschritt 28 und 29 angegeben.
Als nächstes steht der Bau der Fahrerkabine an ... hier fällt zunächst auf, dass die Seitenteile die Türen bereits eingegossen sind, sodass es keine Möglichkeit für bewegliche Türen gibt. Die Inneneinrichtung ist spartanisch aber ausreichend und hier ist der Abziehbilderbogen wirklich nützlich für die Armaturen! Beim Zusammenbau der Kabine sollte man alle Teile möglichst schnell hintereinander verkleben, bevor der Kleber trocknet, um die Teile passend zurechtzurücken!
Das Dach machte bei mir jedenfalls einige Zicken, bis es einigermassen passend war! Teil 145 soll nicht, wie die Bauanleitung vermuten lässt, in das Loch von Wandteil 138 eingeführt werden. Dort gehört im Original wohl ein Deckel drauf, der dem Bausatz nicht beiliegt.
Dann kann man die Fahrerkabine auf den Rahmen aufsetzen, was bei mir mit einigem Druck vonstatten gehen musste.
Unter der Kabine bringt man dann vorn die Scheinwerfer mit Schutzgittern an, deren Plazierung und verkleben wieder einige Fragen aufwirft und verglichen mit dem Original etwas anders aussieht, zumal die Gläser unstrukturiert und glatt sind, was wahrlich nicht toll aussieht! Es ist jedoch anzuraten den Scheinwerfer auf Teil 150 zu kleben, bevor Teil 152 angebracht und dann unter die Kabine geklebt wird!
Die Ladefläche besteht aus einem großen Bodenstück, das relativ verzugsfrei daherkommt, die Seitenteile, die aber leider auch nicht klappbar sind. Beim Verkleben der Teile sollte man diese gut fixieren und die Ladefläche auf ebener Fläche beschweren, damit sich nichts verzieht!! Nach vollständigem Trocknen des Klebers kann man die Versteifungen unter der Ladefläche verkleben. Dazu kommen dann noch ein paar Kleinteile wie Staukisten, Rücklichter und Schmutzfänger. Danach kann man die Ladefläche auf den Rahmen kleben und sollte diese gut verkleben, bzw. darauf achten dass alle Klebepunkte auch Kontakt untereinander haben ... dies bedarf einiger Gewalt.
Letztenendes kommt man zum Bau des Krans, der optional sein soll, wobei allerdings die Ladefläche für die 10 Tonner Version ohne Kran verkehrt ist! Die Detaillierung des Krans ist allerdings jenseits jeglicher Realität. Es ist zwar schön, dass der Kran funktionsfähig gehalten wird, aber der Ausleger ist nur einfach ausziehbar, im Gegensatz zum Original (zweifach) und erreicht so nie das Ende der Ladefläche!! Die übrigen Teile passen mehr oder weniger gut, der Kran bleibt also eine etwas wackelige Angelegenheit und hält nicht wirklich in ausgefahrener Position. Erwähnen sollte man noch, dass im Original auf dem Ausleger auf beiden Seiten recht grosse, schwarze Warntafeln und Hinweise zum Betrieb des Kranes zu finden sind ... auf dem "Super Abzieh-Bilder-Satz" ist aber leider nichts dergleichen zu finden! Die Öse zum Einhaken des Lasthakens am Krankörper (siehe Bild) habe ich aus einem Stück PE-Blech selbst gebogen.
Zum Schluss werden die Reifen an die Achsen angebracht, wobei die Reifen aus recht weichem Vollgummi bestehen, und Schlieren aufweisen! Denn zum einen glänzen sie stark, und diese Art des Gummis und der Vollgummi-Tatsache, werden diese irgendwann, nachdem der Weichmacher verdampft ist, reissen! Das Profil ist das NEUE Michelin Reifenprofil, das alle bisherigen Reifentypen ablösen soll, für frühere Versionen des 10 Tonners also nur bedingt geeignet.
Ich wollte unbedingt ein Bundeswehr Fahrzeug bauen und habe daher den Rohbau bereits mit Revell Bronzegrün Nummer 65 grundiert ... man kann von dieser Farbe halten was man will, ich finde sie korrekt ... man kann sie aber noch etwas aufhellen, wenn man will. Ein lackiertes Probestück jedenfalls passte exakt im Farbton mit dem grün eines Original-Fahrzeugs überein. Revell empfiehlt für den Dreifarb Anstrich die Nummer 6 für das schwarz und Nummer 84 für das braun. Das schwarz müsste eine Spur aufgehellt werden, was sich aber auch durch Benutzung einer Airbrush erledigt wird. Das braun allerdings muss etwas mit einem rot-Ton ergänzt werden ... ich benutzte ein paar Tropfen Revell Ziegelrot 37.
Die Fenster der Fahrerkabine wurden mit (echt übel stinkendem) Revell Color Stop abgedeckt und dann das Fahrzeug mit den schwarz und brauntönen besprüht, wobei die brauntöne wesentlich weniger und kleiner gehalten werden, als die schwarzen!
Das Fahrgestell wurde mit diversen schwarz und braun washs mit Spiritus/Pastellkreiden bepinselt und stellenweise mit einem hellgrauen wash verschmutzt. Ein paar Rostsprenkel mit dunkelbraunen Farben runden das Bild ab. Anhand der Originalbilder kann man erkennen welche Punkte an Getriebe und Gestänge mit roten Punkten (Schmierung) versehen wird. Ein paar Ölflecken (man kann ruhig echtes Motoröl nehmen) rund um diese Punkte fügen noch etwas Realismus hinzu!
Nun kommen die Abziehbilder zum Einsatz, wobei ich aus dem Satz des Bausatzes nur die Nummernschilder benutzte, von Truckline Decals kommen die 25er MLC-Schilder und Einheitsabzeichen der 2.Kompanie vom Transportbataillon 11.
Die Reifen werden mit hellem Pastellkreidenstaub mattiert und der Unterbereich des Fahrzeugs auch etwas eingestaubt!
Im Endeffekt entsteht ein sehr schön aussehender Bausatz, der ein Augenschmaus ist, wenn man sich nicht an den diversen Unstimmigkeiten des Bausatzes stört. Man kann natürlich auch sich die Mühe machen die diversen Fehler mit Aftermarket Kits und per Scratchbau zu beseitigen und ein wahres Meisterwerk zu erhalten! Hier sollte man a) die "In Detail" Rubrik für dies Fahrzeug besuchen und b) unsere detalillierte Fehleranalyse des Bausatzes lesen. Letzteres ABER WIRKLICH NUR, wenn man sich als unbedarfter Modellbauer nicht den Spaß am Modell verderben will! Für Modellbauer, die ein akkurates Modell bauen wollen und auch vor ein wenig scratchbau nicht zurückschrecken ist die Fehleranalyse eine gute Fundgrube um die meisten Tücken des Bausatzes zu beseitigen!
Die Paßgenauigkeit und Detaillierung einiger Teile und die Qualität einiger Passagen der Bauanleitung lassen zu wünschen übrig und bedürfen der Verbesserung! Da bleibt die Frage, was in all den Monaten der Verzögerung getan wurde ... hoffen wir inständig, dass die angekündigten 7 und 5-Tonner noch etwas überarbeitet werden!!!
Vermutlich hat Revell jedoch die Einfachheit der Realitätstreue vorgezogen, um auch weniger begabten Modellbauern den Bausatz schmackhaft zu machen, und Produktionskosten zu sparen!
Trotz all der Kritik kommt das Modell zu einem guten Ende, auch wenns bei der Detaillierung hapert, und schliesst eine Lücke im Bundeswehr Fuhrpark, die schon lange klaffte!
Preis / Leistung: |
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Paßgenauigkeit: |
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Detaillierung: |
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Schwierigkeitsstufe: |
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© 9/2001 Thomas Hartwig
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