MAN 10-Tonner mil gl - Original vs. Modell

Lange haben wir gewartet, nun ist er da - der 10 Tonner MAN mil gl von Revell. Kaum ein Modell wurde in letzter Zeit so sehnsüchtig erwartet wie das Lastentier der Bundeswehr. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, wollen wir Ihnen hier in einer kleinen Gegenüberstellung zwischen Original udn Modell aufzeigen.

Eines Vorweg - es geht in diesem Artikel nicht darum die Firma Revell im Allgemeinen oder den MAN Bausatz im Speziellen schlecht zu machen. Vielmehr wollen wir denjenigen, die ein wirklich akkurates Modell des 10 Tonners bauen wollen, einen Leitfaden an die Hand geben, wo die Schwachpunkte der Detaillierung des Modells liegen. Wem es reinweg darum geht einen MAN in seiner Sammlung zu haben, der ist auch mit dem Modell "out-of-the-box" gut bedient, wie obiges Foto zeigt.

Interssant ist die Tatsache, daß ein Großteil der hier bemängelten fehler Revell durchaus bekannt zu sein schein - auf der Verpackung sind sie nömlich größtenteils korrekt dargestellt. Warum also nicht auch am Modell ?

Aber nun zu den gravierendsten Fehlern, die uns bisher aufgefallen sind:

Original
Modell
Beginnen wir mit dem Scheinwerfer, genauer gesagt dem Schutzkäfig. Beim Original MAN ist das Schutzgitter direkt an der hinteren Abdeckplatte angeschlagen. Im Modell finden wir an dieser Stelle 2 Distanzstege zwischen diesen Elementen. Eine Form, die wir anhand keines Fotos verifizieren konnten.
Darüberhinaus ist die Platte unter der Stoßstange, an der der vordere Haken angeschlagen ist, im Original (siehe unten) viel steiler als im Modell wiedergegeben.
Bewegen wir uns an der Fahrerfront etwas höher, so kommen wir zu den Scheibenwischern. Man beachte die Ruhestellung der im Modell angegossenen Wischer, im Vergleich zum echten MAN. Liegen die Wischer im Modell direkt am Trennsteg zwischen den Scheiben an, so zeigt das Originalfoto doch einen deutlichen Abstand.

Bleiben wir am Fahrerhaus, diesmal die Beifahrerseite. Hier offenbart sich einer der größten Schnitzer des Revell Modells - die Reserveradhalterung. Im Modell als schlichte Platte dargestellt, handelt es sich im Original um eine sehr viel komplexere Konstruktion, die im abgeklappten Zustand auch als Leiter genutzt werden kann. Ferner fehlen am Modell sämtliche Schrauben der vorderen Kotflügel, die auch auf kleineren Schwarz-weiß Fotos des großen Bruders deutlich sichtbar sind.
Nietenzähler sind wir zwar nicht, daß die Revell Felge aber im Gegensatz zum Original mit 12 statt 10 Schrauben befestigt ist, fällt auch einem unbedarftem Betrachter recht schnell ins Auge...
Wenn wir schon bei den Felgen sind, werfen wir noch einen Blick auf die Reifen, genauer gesagt das Profil. Wie aus den Bildern deutlich zu erkennen, hat Revells Variante nichts mit dem echten Profil zu tun. Gespräche mit Fachleuten ergaben, daß es ganz offensichtlich auch nie ein Reifenprofil á la Revell gegeben hat. Da fallen die fehlenden Aufrucke auf den Reifen schon nicht mehr ins Gewicht. Abhilfe ist aber in Sicht - die Firma MR Modellbau arbeitet bereits mit Hochdruck an einem korrekten Reifensatz.
Und nochmal das Führerhaus - diesmal das Dach. Die markierten Lüfterschlitze sind im Modell schlicht und ergreifend um 180° gedreht...
Bewegen wir uns am Chassis entlang etwas weiter nach achtern - zu den hydraulischen Stützen. Das diese am Modell ausgefahren werden können ist erfreulich, daß allerdings die komplette Hydraulik unterschlagen wurde weniger. Wer einmal Truck Modelle im Maßstab 1:24 oder sogar Kibri Bagger in 1:87 gebaut hat weiß, daß es durchaus machbar wäre solche Teile nachzubilden.
Die Stützen selbst - auch hier sind keinerlei Hydraulikleitungen angegossen. Auch hier sei der Seitenhieb auf andere Modellbausparten gestattet - man sehe sich nur einmal die Fahrwerke von 1:72 Flugzeugen (z.B. Hasegawa F-8E) an. Selbst in diesem recht kleinen Maßstab, sind die Leitungen der Fahrwerksbeine durchaus schön detailliert!

Kommen wir nun zur Heckpartie des Chassis. Wer die Fotos vom großen und vom kleinen MAN hier einmal miteinander vergleicht wird feststellen, daß Revell hier stark vereinfacht hat. Die Klauenkupplung grenzt schon fast an eine Frechheit - wie man hier einmal einen Anhänger einhängen soll möchte ich einmal sehen... Wo man keinen Anhänger nutzen kann, braucht man auch keine Steckdose für die Stromversorgung, zumindest ist sie nicht vorhanden am Modell. Die Klauen (rechter roter Kreis) sind am Modell leider ohne die charakteristische Bohrung dargestellt.
Nun aber zur Heckpartie. Deutlich sind am Original die Versteifungsrippen und die Struktur der Heckklappe zu erkennen. Im Modell sehe wir hier nur eine ebene Fläche, die so an keinem bekannten Original MAN vorzufinden ist. Es scheint fast, als hätte man vergessen dieses Teil wirklich auszuformen.
Kommen wir also zum mit Abstand größten Ärgernis des MAN Modells - der Ladekran. Der Modellkran ist an Schlichtheit kaum zu überbieten. Ich möchte sogar behaupten, daß der Kran meines kleinen 1:87er MAN von Roco besser detailliert ist! Die komplette Hydraulik wurde weggelassen (hier gilt das bereits über 1:24er Trucks oder Kribi Modelle gesagte...). Darüberhinaus kann der Revell Kran nur um ein Element ausgefahren werden - beim Original handelt es sich um zwei Elemente. Im eingefahrenen Zustand nicht weiter schlimm, doch wenn man ein Diorama mit einem voll beladenen Modell darstellen möchte, so bekommt man ein echtes Problem. Auch hat Revell die Warn- bzw. Hinweistafeln komplett ignoriert - Abziehbilder hierfür sucht man genauso vergebens wie die MLC Schilder. Grade bei einem Kartonagenaufdruck "Super Abziehbild" empfinde ich dieses als recht ärgerlich.
Wer auf seinen Modellkran einen Soldaten setzen möchte (ein beweglicher Kran lädt ja dazu ein) findet ein weiteres Problem - den Sitz. Dieser erscheint eher für den Maßstab 1:48 geeignet, als für 1:35. In die Sitzschale passt bestenfalls ein Oberschenkel, niemals aber ein komplettes Hinterteil hinein. Das eine komplette Strebe (linker gelber Kreis) fehlt, fällt da kaum noch ins Gewicht.
Bleibt noch zu erwähnen, daß der echte Kran auf einem Profilblech steht - im Modell ist hier abermals nur eine glatte Fläche und sollte also durch Ätzteile ergänzt werden.

Ergänzende Erläuterungen zum Original (von einem Ex-10Tonner-Fahrer):

MAN 10 To GL Teil 1

Wie man einen besseren 10 Tonner bauen soll, wollt ihr wissen? Ich kann mit Sicherheit sagen, dass über 90 % aller 10 Tonner dafür gebaut sind Munition zu tragen, deswegen einige Verbesserungsvorschäge:

GGVS/ ADR

Genau, Gefahrengutverordnung Strasse, Revell hat es einfach vergessen den Tonner Strassentauglich zu machen. Ein 10 Tonner muss wenn er Munition oder anderes gefährliches Gut befördert (und NUR dann) eine Plakette haben. Diese ist beim 10 Tonner hinten und vorne fest angebracht (Grösse: 400x300x1,25 mm). Sie MUSS abgedeckt werden wenn KEIN kennzeichnungspflichtiger Transport durchgeführt wird. In der Regel mit einer hellgrauen Tasche, die einfach darüber gestülpt wird. Ebenso werden im hinteren drittel des Fahrzeugs, jeweils rechts und links Gefahrengutschilder mit der Gefahrenklasse angebracht, (1.1,1.2,1.3,1.4 +optional Zusatzbezeichnung). Die Dinger sind etwas kleiner () stehen aufrecht wie ein Vorfahrtsschild, sie werden zwischen Plane und Bracke befestigt.
ZUSÄTZLICH MUSS die Munition mit einer Plane abgedeckt werden, dies darf jedoch nicht sein wenn Treibstoff Gebinde (Kanister) befördert werden. Zu den Planen habe ich unten noch was geschrieben.
Wie die Ladung festgemacht wird beschreibe ich in Teil 2.

Planen

Erstmal muss der Ladekran mit einer kleinen Plane abgedeckt werden, ein 10 Tonner fährt nie ohne Plane über dem Kran rum, habe ich noch nie gesehen. Die Plane sieht aus wie eine Schlumpfkappe und deckt den grottigen Revell Kran komplett ab (bis zur Ladefläche, vielleicht 10 cm darüber).

Die meisten Planen sind im alten Nato-Oliv gehalten, ich habe auch Planen gesehen, die in Bronzegrün mit einem Tarnschema versehen wurden aber prinzipiell würde ich die Plane mit Revell Nato Oliv und dann mit Seidenmatt lackieren. Die grosse Plane für die Ladefläche wird mit einer starken Stahlschnur festgemacht und durch die Ringe zick-zack-artig durchgezogen. An der hinteren Bracke werden sie verknotet, sodass man beim abladen alles losmachen und von hinten aufrollen kann (auf das Fahrerhaus). Dies im Modell darzustellen ist jedoch sehr knifflig muss ich zugeben.

Tarnanstriche, Anmerkungen über die Bemalung

Der lackierte 10 Tonner von Thomas hat leider viel zu verschwommene Konturen, bei der Bundeswehr wird entweder mit Schablone gespritzt oder ohne freihand mit sehr starkem, deutlichem Übergang, sodass aus 10 Meter Entfernung man gar nicht mehr sieht ob es mit Schablone gesprüht wurde oder nicht. Auch werden Beschädigungen einfach nachgepinselt, manchmal auch mit Nato-Oliv obwohl es nicht erlaubt ist. Auch kann man es so machen, dass manche leicht auszutauschende Bauteile (Bracken) komplett in oliv ohne irgend ein Schema sind. Viele Tonner haben auch irgendwelche Mischtöne zwischen den einzelnen Nato-Farben, z.B. wenn die Farbe ausgegangen ist und wir uns so "neue" machen mussten. Der Ladekran hat kein Tarnschema, jedenfalls würde ich davon abraten, die meisten sind nämlich Mattschwarz ("Sockel", Stuhl), der Arm ist Bronzegrün, nicht jedoch der Ausleger bzw. der Bereich, der immer verschwindet. Diesen würde ich silber oder Hellgrau-Metallisch machen mit ölig-schwarzen Schlieren (vom ein- und ausfahren). Die meisten Krane sind ziemlich heruntergekommen, sei es durch Rost oder zu gut gemeintes Einfetten (gelber Schnodder).
Batteriefach, Tank (gegenüber vom Batt. -fach) und Staufächer rechts/ links haben meistens auch kein Tarnschema. Die Windabweiser können schwarz oder bronzegrün gemalt werden (habe noch einen hier rumliegen, fragt mich bitte nicht wieso :-), alle Spiegel MÜSSEN schwarz sein.
Der Unterboden der Tonner ist normalerweise seidenmatt-schwarz allerdings ist die Farbe von hellgrau bis gelblichen Pigmenten leicht aufgehellt (geht gut mit der Airbrush). Dieser "Dreck" geht auch nach intensiven Bürstens, (am echten Tonner), NICHT AB und scheint sich mit der Originalfarbe chemisch (?!) verbunden zu haben. Die neuen Tonner aus dem Depot sind unten auch mit einer dunklen Farbe lackiert, wo anscheinend viel Bronze beigemengt wurde (Rostschutz?!). Diese Farbe sollte mit glänzendem Decklack versehen werden, (nicht zuviel, da ein Bundeswehrfahrzeug eigentlich nicht glänzen darf).

Markierung

Die meisten "unserer" Tonner hatten statt einer MLK (Mil.-Lastenklasse) nur einen schwarzen Punkt statt der 25, ähnlich dem Deckelbild. Eigentlich sollte immer eine weisse 25 zu sehen sein, wie von TL-Decals angeboten. Fast alle taktischen Zeichen sind schnodderig, wie von einem Fünfjährigen aufgemalt, lediglich die frisch überholten Tonner aus dem Depot sind hinsichtlich Bemalung und Markierung einwandfrei. Denkt daran, dass Stellen an denen gefettet/ geschmiert werden muss, ROT sind. D.h. die "Radnaben" -Kappe, die Klauenkupplung hinten (zerkratzt) und einige zahlreiche andere Schmiernippel am Kran und Fahrgestellnummer, an die ich mich leider nicht mehr alle erinnern kann. Besonders wichtige tragende Muttern sind gelb, allerdings auch nicht immer. Wir hatten mal einen, bei dem waren alle Radmuttern zusätzlich zum rot in der mitte gelb lackiert, das sah richtig sch... aus aber wems gefällt.....
Das 214 Wappen auf dem Originalbogen gibt es übrigens wirklich, ist jedoch nicht unbedingt weit verbreitet (auf 214 Fahrzeugen schon nur nicht auf 10 Tonnern allgemein). Zusätzlich sollte beachtet werden, dass bei Fahrzeugen 4 Flaggen angebracht werden können und zwar an der Fahrerseite über der Motorklappe an der Seite:

blau -Kolonnenfahrzeug
grün -Kolonnenfahrzeug, letztes Fahrzeug
gelb -Hilfe, ich muss abgeschleppt werden
rot -Abschleppendes und abgeschlepptes Fahrzeug

Grösse, 20X20 cm befestigt an ca. 40 cm lagen Holzstab.

Reifen

Die Reifen sind anscheinend von irgendeinem anderen Revellfahrzeug entnommen (Fuchs oder Luchs), wie schon richtig bemerkt können sie eigentlich nicht verwendet werden. Auf den echten steht zusätzlich noch der Hersteller drauf (Continental etc..) und andere wichtige Angaben!!

Fahrerhaus

Das Fahrerhaus benötigt sehr viel Geduld und viel Scratchbuilding. Erst zu den Farben: die Sitzgelegenheiten :-) sind Olivgrün+Seidenmatt. Die Erhebung an den Türinnenseiten sowie die Erhebung in Kopfhöhe, (Teil 127), "Handschuhfach"-Sicherungsfachklappen, Griffbügel sowie Lenkrad: schwarz . Alte Tonner haben die Verkleidung des Amaturenbretts in oliv, neuere in Bronzegrün. Zusätzlich zähle ich folgende sichtbare Dinge auf, ob man sie komplett nachbauen kann ist fraglich:

1x Winkerkelle in der rechten Tür
1x Verbandkasten oliv, Fussraum Beifahrer

optional

-vollst. Bewaffnung in ihren Halterungen
-Feuerlöscher unter Sitzbank, ganz rechts (Handelsüblich)
-GGVS Kiste, nimmt den gesammten Fussraum des 3. Beifahrers mittig ein.

Zusätzlich noch einige technische Baueigenschaften des Innenraums, die Revell nicht umgesetzt hat:

3x G 3 Halterungen, 2x rechts, 1x links an der Tür
1x MG Halterung, rechts hinter Beifahrer
2x Rollos rechts links, Frontscheibe
Feststellbremse rechts an Sitzhalterung
Grüne Metallverkleidung neben Gaspedal (Befestigung des Gaspedals)
Wählhebel links an Steuersäule für Scheibenwaschanlage, Hupe, blinken
Anschnall Gurte (Handelsüblich)
Halterung für Feuerlöscher (Handelsüblich)

(c) 9/2001 - Modell und Originalfotos: Thomas Hartwig, Text und Modellfotos: Carsten Gurk, ergänzende Erläuterungen zum 10 Tonner: Till Huber

 

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