Zimmerit mit Autospachtel
von Thomas S.

Gerade an verwinkelten Modellen wie dem PzKw IV, besonders wenn diese bereits gebaut sind, stellt das Anbringen von Zimmerit eine Herausforderung dar.
Hier eine einfache Methode, wie ohne Hitzegravur und Miliput vorgegangen werden kann.
Die Darstellung der Technik erfolgt an einem Jagdpanzer IV

Material:
- Tamiya-Zimmerit Werkzeug mit 0,7 mm
- Handelsüblicher 2 Komponenten Autospachtel Polyester
- Verschiedene Spachteln, Metall und Kunststoff
- Silikonspray
- Sandpapier
- Angeschliffener Schraubenzieher

Vorgehensweise:

  • Den Teilbereich definieren. Er sollte möglichst eine durchgehende Fläche sein. Gut abkleben, damit die Spachtelmasse nicht in die anderen Bereiche gelangen kann.

  • Teilbereich anschleifen

  • Autospachtel anrühren. Hierbei unbedingt den Härter vermindern, d.h. höchstens ein Tropfen auf 2 Daumen Grundmasse. Die Masse soll so lange wie möglich weich bleiben. Hier ist experimentieren notwendig.
    Die dargestellte Menge ( 1 Tablettenvolumen zu dem dargestellten Tropfen Härter auf dem Zahnstocher ist zuviel !!)

  • Masse mit der Spachtel 1 mm dick auftragen, möglichst gleichmäßig glattziehen, ganz kurz antrocknen lassen.
    -GANZ WICHTG: Tamiya-Zimmeritwerkzeug GROßZÜGIG mit Silikonpray behandeln
    -Spachtel dann horizontal mit Druck, WELLENFÖRMIG, über den Teilbereich ziehen.
    -Werkzeug nimmt fast das gesamte Spachtelmaterial mit.
    -Werkzeug sofort reinigen
    -Masse kurz antrocknen lassen.

  • Mit Cuttermesser oder Metall-Spachtel etc die vertikalen Linien eindrücken. Auch hier SILIKONSPRAY verwenden.
    -Noch feinere Linien erhält man mit einem Silikongetränkten, eingespannten Seidenfaden

  • Rauhe Oberfläche nach austrocknen leicht mit feinem Schleifpapier begradigen.
    Erste Überstände können entfernt werden. Hauben und Vertiefungen werden jetzt wieder herausgearbeitet

Bearbeiten der runden Bereiche

  • Masse mit einem mit Silikonspray eingesprühten Gummihandschuh so dünn wie möglich auftragen.

  • Nach kurzer Trocknung Struktur mit dem angeschliffenen Schraubenzieher einprägen. Diese Rundungen sind für das Tamiya-Werkzeug zu schwierig.

  • Das Unterteil der Blende kann durch seinen flachen Anteil wieder mit dem Werkzeug gemacht werden.
    Die Anbringung erfolgt am separaten Bauteil

  • Sehblende wird mit Tamiyawerkzeug vor Einbau gemacht, die runde Öffnung
    wird mit Schraubenzieherprägung erledigt

  • Das Ergebnis mit einer ersten Lackschicht.
    Grobe Überstände etc. werden nun sichtbar und können mit Cutter und Schleifpapier vorsichtig verbessert werden

Man erkennt jetzt schon ohne Washing die Tiefe des Zimmerits
Zeitaufwand c.a. 1 Stunde

Die "Feuerwehr"

Es passiert immer wieder, dass ein Teilbereich völlig misslingt.
Dies stellt kein großes Problem dar. Wie an unserem Modell zu sehen, ist die linke Frontpartie nicht überzeugend, die Vertikallinien sind zu ungleichmäßig:

Durch die vertikale Ausrichtung des Musters kann der zu ersetzende Teilbereich leicht abgeklebt werden.

Anschließend entfernt man die Masse mit dem Cuttermesser.
Neue Masse wird aufgetragen und bearbeitet: Fertig !

Probleme-Lösungen:

  • Werkzeug zieht in Teilbereichen breite Linien : Die Zacken sind partiell verklebt
    Lösung: Generell gesamtes Werkzeug ALLE Zacken mit dem Cuttermesser durchziehen.
    Nur so werden sie sauber.

  • Spachtel haftet nicht am Untergrund: Die Oberfläche ist nicht rau genug. Lösung: Stärker anschleifen oder den Kunststoff mit Klebstoff leicht anlösen und dann Spachtelmasse auftragen.

  • Masse wird zu schnell hart : Härter reduzieren.

Wenn alles funktioniert hat, kann das Ergebnis so aussehen:

Fazit:

Zimmerit ist für den Bau eines deutschen PzKw in seiner Epoche unverzichtbar.
Speziell die kleineren Baureihen PzKw III und IV mit ihren Abarten haben eine sehr verwinkelte Struktur, welche jedoch mit konsequentem Maskieren und der Einteilung in kleine Bereich recht gut zu beherrschen ist.
Bei der Anwendung von Zimmerit muß zwingend die Bauplanung diesem Thema untergeordnet werden. Zimmerit am fertigen Modell ist erheblich zeitaufwendiger.
Die Methode mit dem Tamyia-Werkzeug ist eigentlich ein Fake, weil es Spachteleindrücke "in Reihe nach unten" simuliert. Die vertikalen Linien heben das dann hervor.
Ganz korrekt ist dies nicht, dafür passt die Illusion bei fast allen deutschen PzKw.
Prägemethoden mit Milliput kann ich mangels eines geeigneten Werkzeuges nicht darstellen. Auch finde ich Milliput nicht so gut zu verarbeiten.
Ich halte die "gefährliche" Löttechnik nicht für notwendig, wie am an dem StuG IV sehen kann.
Also: Einfach an die Sache heranwagen. Der Zeitaufwand ist auf jeden Fall gerechtfertigt.
Fragen beantworte ich wie immer gerne

zurück