On Tour: Besuch bei Revell in Bünde

Am Freitag den 14.02.2014 machten wir uns auf den Weg zu Revell nach Bünde. Gemeinsam mit Mitgliedern der IMM und einigen guten Bekannten kamen wir in den Genuss das Werk zu besichtigen.

Ulrich Taubert, Leiter der Entwicklungsabteilung, begrüßte uns und schilderte im einführenden Gespräch zunächst die Geschichte von Revell sowie seinen eigenen Werdegang in dem Unternehmen. Bei Revell in Bünde wird aktuell nicht mehr selbst produziert. Die Modelle werden dort immer noch entwickelt, die eigentliche Herstellung der Spritzlinge erfolgt aber in Polen. Die Spritzgussformen werden zusammen mit dem Kunststoff- Granulat aus deutscher Produktion nach Polen geliefert um eine gleichbleibende hochwertige Kunststoffqualität zu erzielen. Die fertigen Spritzlinge kommen wieder aus Polen zurück und werden in Bünde gemeinsam mit den Anleitungen und den Decals in die Bausatzkartons gepackt. Anschließend werden die komplettierten Bausätze dann aus Bünde an die Händler ausgeliefert.

Nach der Ansprache teilten wir uns in zwei Gruppen auf und begannen einen Rundgang durch das Werk. Dabei konnten wir uns auch eine der Spritzgussformen näher ansehen. Ein mächtiger Metallklotz, bestehend aus zwei Teilen, lag auf einer Werkbank. Das Gewicht eines solchen Formenteiles soll wohl so bei etwa 300 KG liegen… Auch der letzte, in Bünde gefertigte Spritzgussrahmen war zu sehen. Goldfarben und eingerahmt hinter Glas wird er im Werk ausgestellt.

Wir durften uns auch in der  Abteilung X umsehen. Hier sitzt der Kundendienst, bei dem man fehlende oder beschädigte Bauteile nachbestellen kann. Falls man mal Bauteile für Umbauten oder ähnliches benötigt kann man sich diese ebenfalls über die Abteilung X bestellen. Auch ein Besuch im  Revell-Shop stand an. Hier durften wir zu sehr günstigen Preisen nach Herzenslust einkaufen. Es handelt sich bei den Angeboten im Shop in erster Linie um B-Ware mit leichten Verpackungsschäden. Aber man musste schon sehr genau hinsehen um Verpackungsschäden entdecken zu können. Manch einer von uns marschierte mit zwei mächtig großen und prall gefüllten Tragetaschen aus dem Shop. Da kam ich mir mit meinem einen Bausatz unter dem Arm geradezu lächerlich vor.

Nach dem Rundgang durch das Werk ging es dann in einen Konferenzraum, wo wir mit kalten  Getränken, Keksen und Kaffee eine kleine Diskussionsrunde starteten. Ulrich Taubert erklärte uns zunächst die Abläufe von der Idee für ein Modell über die Entwicklung bis zum fertigen Bausatz, berichtete über die „kleinen“ Probleme mit Markenrechten und Lizenzen und erzählte uns dann die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Trabant Modells. Für eines der Trabant-Modelle, die „Rennpappe“,  hatte er eine ganz tolle Geschichte auf Lager. Wie im Rennsport üblich prangte nämlich der Name des Fahrers in einem kleinen Aufkleber am Auto. Und der hieß ausgerechnet „Ficker“! Revell brachte diesen Namensschriftzug natürlich originalgetreu als Decal heraus. Die Mutter eines Jungen, der dieses Modell gekauft hatte, erwirkte eine Verfügung damit dieses Modell wegen des „unschönen“ Namens auf dem Decal vom Markt genommen werden musste.

Im Anschluss gab es noch interessante Diskussionen und Plaudereien. Thema war hier unter anderem ein Ausblick auf die zukünftigen Modelle von Revell und natürlich die Wunschmodelle der Modellbauer. Hier konnten wir auch den ersten Testshot des M48 A2 GA, der im September’14 auf den Markt kommen soll.

Etwas ernüchternd war dann der Einblick in die Marktstruktur von Revell, denn wir Dickblechfans machen derzeit nur 11% der Gesamtverkäufe bei Revell aus und von diesem winzigen Anteil sind wir (die anspruchsvollen Modellbauer) nur 5% der Käufer. Der Rest ist der „Otto-Normal-Modellbauer“, der mal eben einen Bausatz von seinem Taschengeld im Supermarkt oder kaufhaus mitnimmt, den so aus dem Kasten baut und ggf. nichtmal bemalt. Letzteres ist übrigens der Grund warum Revell im Militärfahrzeug segment beim dunkelgrünen Plastik bleibt. Das sind die Käufer die das Geld in die Kasse bringen.
Angesichts dieser Infos darf man sich nicht wundern warum unsere anspruchsvolle Kritik zu dem ein oder anderen Modell oder spezielle Modellwünsche selten auf offene Ohren stößt.

Abschließend erhielt jeder von uns noch einen Bausatz des Trabant (Nein, nicht die „Rennpappe“) und den neuen Revell-Katalog als Geschenk.

Insgesamt ein toller und interessanter Tag. Wir bedanken uns bei Revell für den Blick hinter die Kulissen und natürlich ganz besonders bei Ulrich Taubert.

Revell AG
Henschelstraße 20-30
D- 32257 Bünde
Telefon: +49 (0)5223 965-0
Fax: +49 (0)5223 965-488
E-Mail: info@revell.de



Eine Hälfte einer Spritzgussform - hier Tochterboot Verena der SK Hermann Marwede in 1:72

Große Bastelutensilien

Hier wird gebastelt

Lager der alten Spritzgussformen

Plastikgranulat für die Produktion

Staunende Blicke

Probespritzlinge

Probespritzlinge

Die letzte verbliebene Spritzgussmaschine bei Revell - hier werden noch Sonderserien und Probegüsse produziert

Auf dieser Seite wird das Plastik verflüssigt

Musterspritzlinge

Die Reparaturabteilung - insbesondere für RC Modelle

Bausätze, Bausätze, Bausätze

Farben und Verdünner im Lager

In Abteilung X ist alles akribisch sortiert


Der letzte bei Revell/Bünde produzierte Spritzling (in Gold)


© 2014 - Text: Thomas Stefanus
Fotos: Thomas Hartwig, Dirk Hille

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