Mit dem Tiger II verhält es sich ähnlich wie mit der 18-Tonnen-Halbkette: Es gibt darüber eine Unmenge Literatur, Fotovorlagen, Internetbeiträge usw., so dass ich hier nicht auf das Vorbild eingehe. Wer Bilder und Informationen dazu sucht, sei auf die Literaturauswahl und das „Googlen“ verwiesen. Nachstehend eine kurze Auflistung der wesentlichen Änderungen, welche für die Juli-Version des Tiger Ausf. B vorgesehen waren: - Geändertes Turmdach und Seitenwände vorne zur Aufnahme eines stereoskopischen Entfernungsmessers - Coaxiales MG 42 anstelle des MG 34 im Turm - Geänderte Abdeckungen der Lüfteranlage auf dem Motordeck - Zugang zum Motorraum erfolgt durch eine dreiteilige Luke (einzeln klappbar) - Heizung des Kampfraumes durch zugeleitete Warmluft der Kühler - Einbau eines Sturmgewehrs 44 in die Kugelblende statt eines MG 34 - Vollstabilisierte Hauptbewaffnung - Längere Entlüftungsleitungen der Treibstofftanks zur Vermeidung von Entzündung möglicher Austrittsgase Immer wieder hört man ja Gerüchte, wonach im Mai 1945 in Fertigung befindliche Turmgehäuse und Oberwannen dieser Ausführung gefunden worden sein sollen. Ob das tatsächlich so war, ist meinem Wissen nach nicht (eindeutig) bewiesen, denn vorgesehen war wohl, die genannten Änderungen erst ab Turm 601 Fertigung geplant für Mitte Juli 1945 in die Produktion einfließen zu lassen.
Vor ca. 15 Jahren bekam ich vom Inhaber der (ehemaligen) Firma New Connection Models, Lutz Fellmuth, einen interessanten Resin-Umbausatz für den Tiger II in der Fertigungsversion, wie sie entsprechend der noch erhaltenen Pläne für Juli 1945 zur Produktion vorgesehen war. Hersteller dieses eigentlich für den Tiger II von Tamiya gedachten Umbausatzes war die amerikanische Firma Chesapeak-Models. Laut Lutz war das damals ein Vorab-Bausatz, den er aufgrund persönlicher Kontakte von Chesapeake erhalten hatte. Wie viele davon tatsächlich in den deutschen Handel gerieten, ist mir nicht bekannt. Viele Jahre lag der Karton also schon im Keller, bis ich auf die Idee kam, auszuprobieren, ob die Teile auch für einen Basisbausatz von Dragon passen würden, weil ich einen solchen vorrätig hatte und eine geeignete Beladung für den Kässbohrer-Anhänger suchte. Also kurz die Teile zusammengesteckt und siehe da: es klappte hervorragend. Damit hatte ich auch meine Beladung für den Kässbohrer-Tiefladeanhänger parat. Nun denn, ans Werk!
Beides fand sich im mittlerweile recht umfangreichen Ersatzteillager, so dass ich auf den zusätzlichen Kauf bspw. von Friulprodukten verzichten konnte. Das Laufwerk und die Heckpanzerplatte werden nach Bauanleitung montiert, wobei am Heck die Halterungen für den Wagenheber und den Unterlegblock entfallen. Die Montagepunkte müssen verspachtelt werden.
Wer will, kann den Motorraum auch offen gestalten, die dreigeteilte Motorraumklappe liegt mit einzelnen Komponenten dem Umbausatz bei. Dieser verfügt auch über ein gedrehtes Geschützrohr, ich habe aber das ebenfalls gedrehte Alurohr aus dem Basisbausatz verwendet.
Auch die Kettenschürzen und die Halterungen für die schweren Abschleppseile können ohne weitere Änderungen montiert werden. Das dünne Seil zum Aufziehen der Panzerketten war bei der „Juli-45-Variante“ wohl anscheinend entfallen zumindest entsprechend der Skizzen in der Literaturvorlage. Folglich ließ ich sie auch weg. Beim Zusammenbau des Turms kam es ebenso wenig zu irgendwelchen erwähnenswerten Komplikationen. Bis auf die Kleinteile, den Turmboden und die Geschützlagerung werden auch hier die Resinkomponenten des Umbausatzes verwendet, die im übrigen wie auch die Oberwanne verzugs- und blasenfrei verarbeitet sind und über eine ausgezeichnete Passgenauigkeit und Detaillierung verfügen.
Beim Einbau des Bodens in das Turmgehäuse waren wieder Spachtelarbeiten fällig, jedoch hielten sie sich in vertretbaren Grenzen. Nachdem dann alles fertig und der Panzer lackiert war, wurde er auf den Kässbohrer-Anhänger verlastet also die Sicherungsstangen vorne angepasst und der Tiger auf den Anhänger draufgeklebt. Mir erschien das einfach sicherer, sonst würden irgendwann entweder die Sicherungsstangen abbrechen, oder eines der beiden Modelle auf dem Boden landen. Also lieber „Nummer Sicher“. Dann den Hänger noch schnell an die Famo „späte Version“ angekoppelt, und schon war es das. Naja, nach ca. 3 Monaten Bauzeit aber es hat Spaß gemacht, und das ist wohl die Hauptsache.
Damit in den „Schleppzug“ etwas mehr Farbe kommt, entschloss ich mich, den „Juli-Tiger“ mit dem späten Wehrmachtstarnanstrich auf dunkelgrüner Basislackierung darzustellen. Dazu grundierte ich das Fahrzeug zunächst mit „Japanese Army Green“ (MM2114), das mit Olivegrün (MM2097) in mehreren Arbeitsgängen aufgehellt wurde. Danach trug ich dunkelgelbe (MM2095) und schokobraune (MM2096) schräg verlaufende Tarnstreifen auf.
Geringe Schmutz- und Staubablagerungen brachte ich mit AK-Pigmenten („Light Dust“ AK 040 und „European Erth“ AK 042) auf, die mittels Pigment-Fixer AK 048 griffest gemacht wurden. Kratzer, Lackabsplitterungen und Rost gab es nur minimal, weil ich ein Fahrzeug darstellen wollte, was zwar „Gebrauchsspuren“ aufweisen, jedoch noch einen neuen Eindruck vermitteln sollte das also zwar im Gelände erprobt worden ist, sich aber noch nicht in einem Kampfeinsatz befunden hatte. Ein paar blanke Metallstellen entstanden durch Verwendung von dunklem Grafitpulver AK 086. Markierungen gab es nur in Form von 2 Balkenkreuzen links und rechts an den Turmseitenwänden.
Sowohl der Dragon-Basisbaukasten als auch der Umbausatz von Chesapeak haben (wieder) absolut überzeugt. Man bekommt damit ein interessantes Modell des Tiger Ausf. B, das vor allem durch die Optik des geänderten Turms und der neuen Oberwanne gewinnt. Sicher ist es eine Frage der Einstellung, ob man ein Fahrzeug bauen möchte, das es so in Echt nicht gab, aber das soll jeder selber entscheiden.
Basisbausatz:
Umbausatz:
Empfohlene Literatur: Das Internet, zudem neben diversen anderen Büchern und Heften:
- German Tiger Tanks, VK 4502 to Tiger II : Schiffer Publishing Ltd., USA, Thomas L. Jentz, Hilary L. Doyle - Militärfahrzeuge Band 7, Panzerkampfwagen Tiger, und seine Abarten : Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger © 06/2013 Volker Andorfer |