1941 wurde der US-Regierung klar, dass General Motors, bis dahin einziger Hersteller von 2,5-Tonnen Militär-Lkw, nicht in der Lage sein würde, die große Anzahl an Fahrzeugen zu liefern, die für die Ausstattung von US Army, Navy und Marines erforderlich schien, nicht zu reden von denen, die Alliierten im Rahmen des Lend-Lease-Programm zukommen sollten. Deshalb wurden auch Studebaker und International Harvester in die Produktion einbezogen; beide entwickelten eigene Fahrzeuge nach den Kriterien, die auch der CCKW erfüllte. Aus Vereinheitlichungsgründen wurde entschieden, dass GMC die US Army ausstatten solle, IH die Navy und die Marines, und dass Studebaker die Fahrzeuge für den Export liefern solle (und die für den Bau des Alaska-Kanada-Highways). Studebakers US6 wurde in den gleichen Varianten gebaut wie der "Jimmy", nämlich mit kurzem und langem Radstand, mit und ohne Winde, mit geschlossener und offener Kabine, und in zahlreichen Spezialversionen. Eine davon war der 750 Gallonen-Treibstofftanker US6 U5, der den gleichen Tank-Aufbau trug wie sein GM-"Cousin".
Hobby Boss bietet einen Bausatz dieses Tankers (Nr. 83830), der unter demselben Problem leidet wie alle ihre Fahrzeuge der CCKW-Baureihe, nämlich einer Motorhauben-/Fahrerhaus-Kombination von korrekter Gesamtlänge, die aber in überlange Haube mit Kotflügeln sowie zu kurze Kabine aufgeteilt ist. Die Standardlösung dafür scheint ein Ersatz durch das Fahrerhaus von Italeris Wassertanker, aber da ich bereits zwei unbenutzte Wassertanks herumliegen hatte, wollte ich das nicht. ICMs Studebaker bot sich an, denn der hat nach Ansicht aller Nietenzähler den Fehler einer falschen Zahl von Brettern an der Pritsche. Aber: waren die "Studers" (wie dieser Name andeutet) nicht alle nach Russland gegangen? Interessanterweise bietet HB eine Markierungsvariante für ein Fahrzeug der 82nd Airborne Division, und CMK bietet einen Umbausatz mit Decals für eins der 101st Airborne; damit war das klar. Die Reifen dieses Bausatzes hatten zunächst ein unkorrektes Profil, aber das hat ICM dankenswerterweise korrigiert, so dass ich loslegen konnte.
Ein in allen Besprechungen gerügter Punkt waren die fehlenden Teile-Nummern auf dem Plastik, weshalb ich als erstes von ICMs Bauanleitung die Seite mit der Gussrahmen-Übersicht kopierte, um nicht ständig blättern zu müssen. Kardanwellen, Verteilergetriebe und Achsen bilden ein gemeinsames Bauteil, das sich mit den restlichen Teilen des Antriebsstrangs leicht vervollständigen lässt. Den Rädern spendierte ich Ventile aus Messingdraht, ließ sie aber zwecks leichterer Bemalung noch separat. Die Vorderrad-"Bremstrommeln" (9C) sollten auf ihrer nach außen zeigenden Seite dunkel bemalt werden, da die durch die Felgen sichtbar bleibt. Das Chassis setzt sich zusammen wie das von HB (oder Italeri und Heller): zwei Längsträger mit einer Anzahl Querstreben. Da alle Tanker ihre Reserveräder hinter dem Fahrerhaus hatten, musste zunächst der anmodellierte Hebel rechts am Rahmen abgeschliffen werden. Und dann gleich der nächste Unterschied zwischen Standard-Lkw und Tankwagen aus US-Produktion jener Tage: die Tanker hatten keine Anhängerkupplung, und das galt für alle, Sprit und Wasser, Studebaker und CCKW. Die Kupplung wegzulassen hieß auch Weglassen ihrer V-Strebe. Stattdessen hatten alle Tanker zwei Schlepphaken (wie die auf der vorderen Stoßstange), die bei den hinteren Stoßfängern seitlich an den Rahmen geschraubt waren. Bei näherem Hinsehen entdeckt man, dass diese Haken nicht gerade verlaufen, wie in fast all unseren Bausätzen (rühmliche Ausnahme: Heller), sondern zur Seite gebogen sind, was hier heißt, nach oben. Leuchtet auch ein, denn sonst würden Seile und Ähnliches abrutschen. Aber auch die Haken vorne sind genauso gebogen, wie ein Blick in die Referenzen zeigt: militärische Standardisierung. Für mein Modell kam die Lösung in Form von TMDs Schlepphaken (Nr. 351020), die sich in heißem Wasser wie erforderlich biegen ließen. (Es wäre wirklich schön, wenn sich mal jemand aus dem Zubehörmarkt um all die Haken kümmern würde, die die Großen ignorieren!) Standard-Lkw hatten übrigens neben dem Zughaken noch zwei Ösen für Anhänger-Sicherheitsketten, die mit den Stoßfängern an die hintere Querstrebe geschraubt waren. Die hatte ich schon ergänzt, bevor mir klar wurde, dass sie ohne Haken ziemlich unsinnig sind...
Und jetzt zum Fahrerhaus. Fotos vom Original zeigen, dass die oberen Türscharniere in den Rahmen gehen; dafür sind die Bausatz-Wände zu dünn, also beschloss ich die Türen geschlossen zu halten. Diese Entscheidung wurde erleichtert durch die Stufe im Boden, die sich beim Zusammenbau von Vorder- und Hinterteil ergibt -- keine wirklich originalgetreue Wiedergabe. Dass Brems- und Kupplungspedal keine richtig achteckige Form hatten, spielte bei geschlossenen Türen auch keine Rolle. Dahinter verschwanden dann auch die paar Falten, die ich in die Sitzbank gefeilt hatte, bevor ich eine Einzel-Lage Papiertaschentuch mit dünnflüssigem Kleber aufbrachte. Für die Instrumente hatte ich Archer Nr. 35280, woher später auch der ersetzte größere Namenszug am Kühlergrill kam.
Der Studebaker-Reserveradhalter sieht so ähnlich aus wie die der vergleichbaren GM-Trucks: im Prinzip ein C-Träger mit C-Klammern an beiden Enden. Italeri hat leider eine eher ungenaue Version davon für seinen Wassertanker entwickelt, und HB hat deren Fehler kopiert: Von den beiden Klammern ist am Original eine fixiert und nur die andere beweglich, um an das Rad zu kommen. Dementsprechend gibt es auch nur eine Sicherungsstange, und die Vertiefung, durch die sie geht, ist auch nur in dieser Klammer; bei GM-Trucks ist das die auf der Fahrerseite. Studebakers Version öffnet sich auf der Beifahrerseite, und die Klammern sind gerade, mit einem Flaschenprofil: unten weit und oben schmal. Die bewegliche Halterung wird von zwei Stangen gesichert, die seitlich am Rad vorbei in die Flansche des Bodenträgers gehen, und beide Halterungen stehen nicht senkrecht, sondern geneigt.
Tankanlage Vorweg: Ich bin überzeugt, dass HB diesen Teil des Bausatzes nach einem restaurierten Truck mit offener Kabine gestaltet hat, von dem Bilder in einer Zusammenstellung bei "Wheels of victory" zu sehen sind, vgl. am Ende des Artikels. Dieses Fahrzeug hat einige Eigenheiten (z.B. eine merkwürdige Basis für eine Anhänger-Kupplung und eine Zapfanlage mit Anschlüssen für zwei Schläuche), die der Bausatz getreulich wiedergibt, die aber auf historischen Bildern nicht zu erkennen sind. Die Hälften der Tanks passten bestens zusammen, aber leider gab es an beiden Enden leichten Formversatz, der die "Montagebänder" schief aussehen ließ. Sie wurden deshalb leicht abgeschliffen und später durch 0,25 mm dünne Styrolstreifen ersetzt, mit 0,9 mm Rundmaterial als Befestigung. Auf die Oberseite kam eine Schweißnaht aus gezogenem Gießast, die unter diese Bänder zu gehen scheint. Ich habe Zweifel, ob die Tankdeckel korrekt sind, denn im Doyle- Die Teile L16,17 bilden die Seiten der hinteren Staukästen; sie haben an einer Ecke einen kleinen Vorsprung und innen zwei Positionsleisten. Eine Probepassung zeigte, dass sie L12 auseinander drücken, weil dessen Seiten an der Rückwand dicker geformt sind. Die Lösung bestand im geringfügigen Kürzen der Positionsleiste, die dem Vorsprung gegenüberliegt (der stellt das Ende des Deckel-Scharniers an L4 dar). Staukasten M8/11 entfiel beim Studebaker zugunsten des größeren gegenüber dem Tank.
Damit schien mein Bauprojekt beendet; aber dann griff ich zu David Doyles Buch über den CCKW und studierte sämtliche Bilder von Tanklastern, um sie mit dem zu vergleichen, was HB daraus gemacht hat. Da ich irgendwo gelesen hatte, die Spritkanister von HB seien falsch dimensioniert, habe ich einen von ihnen mit einem von Italeri verglichen: mit 14,75 mm Höhe, 4,5 mm Breite und 11 mm Tiefe unterschied sich HB von Italeris 13,3 x 5 x 10,3 mm. Weshalb ich alle anderen Maße auch anzweifelte. Die Kanister-Einfassung bietet mit ihren 65 mm Länge immerhin der korrekten Zahl von 13 (Italeri-)Kanistern Platz. Die Tankauflage würde auf 89 mm gekürzt werden müssen, damit sie hinter dem Reserverad korrekt aufs Chassis passte, womit für HBs 29 mm lange Staukästen nur 23 blieben. Nicht ganz korrekt, aber bei so schlechtem Ausgangsmaterial konnte ich nicht wählerisch sein.
Den Staukästen hatte ich glücklicherweise ihre Deckel noch nicht angeklebt, so dass sie relativ leicht an einem Ende wieder auseinandergetrennt und gekürzt werden konnten. Die Deckel allerdings mussten angesichts der mittigen Verschlüsse an beiden Seiten gekürzt werden, aber ich habe mir nicht die Mühe gemacht, auch die Nieten-Imitationen umzusetzen; das "Klavierband" hingegen sieht nach vielen feinen Schnitten realistischer aus. -- HBs Abstands-Balken unter der Auflage waren nicht hoch genug, um die über ICMs Tank und Staukasten zu heben, also habe ich neue aus 4 mm Evergreen-Channel gemacht, deren Enden verschlossen wurden. Am Chassis wurden sie angebracht mit U-Bolzen aus 0,5 mm Evergreen-Stange und den Bausatzteilen L14. Die seitlichen Stauregale sind mindestens 1 mm zu hoch (die Oberkante sollte auf einer Höhe mit den mittleren Nieten der Staukästen sein) und leiden wieder einmal unter dem inkorrekten Vorbild: Auf die inneren Streben PE10 gehören Holzleisten, ebenso wie auf den Boden. Es wäre auch besser gewesen, die äußeren Rahmen aus PE beizulegen, damit die "hölzernen" L5 sich besser abhöben. Nicht alle Tanker hatten Planen, die Zurrhaken müssen daher nicht an jedem Modell angebracht werden. In den äußeren Ecken und an der Mittelstrebe saßen häufig Blechkanäle für Spriegel, zu denen dann auch eine hölzerne Konstruktion am Heck des hinteren Tanks gehörte; damit wurde versucht, den Tanker wie einen "normalen" Lkw aussehen zu lassen, obwohl der fünf Spriegel hatte. Somit gehören die Haken nicht auf die oberen Bretter von L5, sondern auf die unteren, und da nur bei den hinteren mittig, bei den vorderen ins hintere Drittel. Für die übrigen acht Haken hat HB keine Vorschläge für deren Anbringung: Vorderseite der Auflage, neben der vorderen unteren Ecke der Staukästen-Riegel, und vier an der Rückseite.
Die Rückleuchten von US-Militärfahrzeugen sind für praktisch alle Bausatz-Hersteller ein nicht zu bewältigendes Problem: Links sitzt oben ein ovales rotes "Zivil-"Rück- und Bremslicht, darunter ist ein Schlitz mit Tarnleuchten dahinter. Rechts ist das Oval im Leuchtenkörper erkennbar durch ein Blech mit schmalerem Schlitz gefüllt, darunten wieder ein breiter wie links. Alle drei Schlitze sind farblos verglast und wirken von Weitem einfach dunkel, obwohl hinter ihnen diverse Tarnleuchten mit kleinen Reflektoren sitzen. HB liefert mit Teilen W2 zwei identische Fantasiegebilde, die oben recht gut wie eine rechte Leuchte aussehen, unten aber bloß offene Ovale bieten. (Der Vollständigkeit halber: was ICM in die Rückwand der Pritsche geprägt hat, ist auch weitgehend frei von Ähnlichkeit mit der Realität.) Ich habe mir vor Jahren eine Serie von Abgüssen korrekter Rückleuchten zugelegt, von denen ich jetzt welche eingebaut habe. -- Für die Rückstrahler habe ich dünnste rote Alufolie von Schokolade mit Future hinter die klaren Einsätze des Kits geklebt. Die Schmutzfänger bekamen Streben aus Alublech. Der "Zapfhahn" ist ein weiteres Detail,das HB beim falschen Vorbild abgeschaut hat, denn die Photos aus der Kriegszeit zeigen einheitlich nur einen einzelnen Schlauch-Anschluss, der zudem in einem Winkel nach unten geht. Leider habe ich keine Bilder gefunden, die mir einen korrekten Nachbau erlaubt hätten, deshalb habe ich die Bausatz-Apparatur angeklebt, aber nur mit Weißleim, damit ich korrigieren kann, falls und wenn ich die nötigen Informationen finde. -- Weil statische Elektrizität bei einem Sprit-Tanker zur Katastrophe führen kann, schleppten diese Fahrzeuge das Ende einer Kette über den Boden; die habe ich deshalb auch ergänzt.![]() Nachtrag Wie erhofft, fand sich endlich Bildmaterial, mit dessen Hilfe sich ermitteln ließ, wie der "Discharge Faucet", also der Tank-Auslass, auszusehen hat: Die Schnittzeichnung aus TM 9-1801 gab die Grundform vor, und damit ließen sich die Fotos im Doyle-Buch ganz anders verstehen: Schatten und Schattierungen ergaben plötzlich Sinn, und es ließen sich Schlüsse ziehen, wo es keine Bildvorlage gab. Ich will nicht behaupten, jetzt eine hundertprozentige Wiedergabe geschaffen zu haben, aber meine Version ist doch dem Original erheblich ähnlicher als das, was der Bausatz bot. Meine Maße: Gesamthöhe 6,7 mm, Durchmesser des obersten Teils des Federgehäuses 0,9 mm, des Schraubverschlusses unten (wie am Einfüllstutzen eines Heizöl-Tanks, mit Sicherungskette) 1,7 mm. Teil L in dem Seitenriss ist ein Sicherheitsbügel, der über eine der vier Ösen am Verschluss geht und per Vorhängeschloss fixiert wird. Sechskantmutter C habe ich 1,2 mm Durchmesser gegeben, ihrer Achse 0,6 und dem Anschluss an die Auslassleitung der Tanks 2 mm-Rohr. Weitere Maße ergaben sich im Laufe des Baus durch Umrechnung aus der Zeichnung.
Und die Tanks sollen laut TM 9-2800 in Breite und Länge je 54 Zoll messen, in 1:35 also 39,18 mm; im Bausatz sind sie aber 42 mm lang, weshalb auch ihr Unterbau und die Rahmenträger deutlich zu lang geraten mussten.
Das ist der Teil am Modellbau, der mir nicht gefällt, und die Farben spüren das und wehren sich. Pinsel-Grundierung mit Humbrol 53 Gun Metal Enamel, darüber gespritzt Revell Aqua Olivgrün gemischt mit Dark Earth. Bei den Markierungen habe ich mich daran orientiert, wie CMK es für seinen Umbausatz vorschlägt, mit leichten Abweichungen wegen meiner Spriegel-Konstruktion. Ich habe keine Ahnung, ob es ein Fahrzeug mit diesen Markierungen gegeben hat, aber das ist mir auch egal: Ich baue nicht für ein Historisches Museum, sondern ausschließlich für mich, und mir gefällt das Resultat, auch wenn mir bei der Beschriftung des vorderen Tanks einiges daneben gegangen ist. Und dass HB rät "do NET fill above" sowie mit "lefthand DRNE" zu rechnen, ist mir auch erst aufgefallen, als ich die Bilder aufnahm.
Ein Modell aus zwei Bausätzen verschiedener Hersteller. Das hat ganz gut geklappt, war aber kein Spaziergang. Um mit dem ICM-Studebaker zu beginnen: bei dem gab es keine nennenswerten Passprobleme, aber eine Reihe von Details war nur mangelhaft wiedergegeben oder völlig fehlend. Insgesamt ist der Bausatz meiner Meinung nach zwar unter dem heutigen Standard, aber eine gute Grundlage für ein ordentliches Modell. Hobby Boss andererseits liefert einen Bausatz mit vielen Problemen, die sich nur durch heftige Korrektur-Arbeiten oder gleich völligen Austausch beheben lassen, wie etwa die unrichtige Länge des Chassis -die auch auf die Tanks durchschlägt- und die viel zu lange Motorhaube mit dem gestauchten Fahrerhaus. Details an Chassis und Antriebsstrang sind sehr gut (wenn auch der Lenkungsarm fehlt), die seitlichen Stauregale sind zu hoch, die Passung der Teile ist prima, die Spritkanister haben falsche Maße … Kurz, der Bausatz ist insgesamt weit unter dem Niveau dessen, was heute erwartet werden kann, aber eben alles, was wir haben, bis ein besserer Benzintanker auf den Markt kommt. Und das Chassis lässt sich gut als Grundlage für Umbauten nutzen. ICM Studebaker:
Hobby Boss GMC Benzintanker:
Empfohlene Referenzen:
© 05/2020 Peter Schweisthal
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