Minenwurfsystem Skorpion


 

Das Original

Das Fahrgestell des M548, auf dem der Skorpion beruht, ist auf Basis des bekannten M113 Fahrgestells. 1981 beschaffte die Bundeswehr 300 M548 A1 G Fahrgestelle und motierte auf der Ladefläche das Minenwurfsystem.
Dieses verfügt über 6 Werfereinheiten, jede enthält 5 Magazine zu je 20 Minen des Typs AT-2, also eine Kampfbeladung von 600 Minen. Die Werfereinheiten werden elektronisch gesteuert und je nach Winkel Minenstreifenbreiten von 40-80m erreicht. Je nach Verlegedichte reicht eine Kampfbeladung so für einen Streifen von 1000-3000m Länge.
Die Wirkzeit der Minen wird mit dem EPAG (Einstell-, Prüf- und Abfeuerungsgerät) von 3-96 Stunden automatisch eingestellt.
Der Skorpion ist mit einem MG3 bewaffnet und hat eine Besatzung von 2 Mann. Der Detroit Dieselmotor leistet 210 PS und bringt das 12t schwere Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40km/h.

Der Bausatz

Dank Elite kommen Bundeswehr Enthusiasten auch ohne Scratchbau zu den eher selteneren Varianten des Bundeswehrfuhrparks, der von den großen Spritzgussherstellern LEIDER missachtet wird!
Der vorliegende Bausatz des Skorpion stellt die Version vor der Nutzungsdauerverlängerung dar, welche einige Änderungen am Erscheinungsbild nach sich zog, d.h. heutige Skorpione unterscheiden sich in diesen Merkmalen vom Modell. Wer mag, kann diese aber durchaus selber mit ein paar Änderungen auf den neuen Rüststand bringen.
Der Bausatz an sich ist in seinen Teilen recht übersichtlich ... die Teile sind größtenteils recht gut gegossen, einige wiesen aber Luftbläschen auf, waren verzogen oder nicht ganz ausgegossen ... diese wurden jedoch anstandslos (auch wenn mit etwas Verzögerung) vom Hersteller ersetzt. Die großen Teile, wie z.B. die Wanne sind völlig verzugsfrei, jedoch gerade im Laufwerksbereich mit viel Resinausflüssen, die versäubert werden müssen.
Ein recht gravierendes Ärgernis ist die Motorabdeckplatte ... mit dem Originalen, welches mit zwei Lochgittern versehen ist, hat DAS wahrlich nichts zu tun ... hier muss man sich dringend Ersatz in Form von Ätzteilen oder anderem passenden Gittermaterial suchen. Bei einem Preis von über 80 Euro sollte sowas und auch die fehlenden Decals, die es ja von Truck-Line gibt, einfach dazugehören.
Entschädigt wird man widerum duch eine schöne Einzelgliedkette für die deutschen M113 Varianten von Hong Kong Creation Workshop. Diese ist allerdings nur für die M113 bzw. Skorpione VOR der NDV nutzbar.
Neben den Resinteilen und der Kette gibt es noch Klarsichtmaterial für die Fenster und Drähte zur Detailierung ... aus unerfindlichen Gründen hat Elite allerdings dermaßen harten Stahl genommen (hätte fast auf Federstahl getippt), dass der sich nahezu unmöglich fein knicken, geschweige denn rund biegen lässt ... und ausglühen lässt ihn zerbröseln.
Die Bauanleitung ist relativ gut. Dank der Beschreibung UND Zeichnung in einer Übersicht der einzelnen Teile des Bausatzes bekommt man einen guten Überblick. Die Bauschritte an sich sind sauber und übersichtlich gezeichnet, wenn auch in der Abfolge manchmal etwas konfus, denn man übersieht den Einbau eines Teils schonmal. Der Tarnplan ist wieder allererste Sahne.
An dieser Stelle auch schonmal die Warnung, dass die Zeichnungen für die Vorlagen zum Biegen von Drahtmaterial in der Bauanleitung (Format A5) NICHT im richtigen Maßstab sind ... die Anleitung scheint ohne Anpassung verkleinert worden zu sein.

Der Bau

Kleine Notiz am Anfang: Alle Bauschritte und Änderungen die ich im folgenden vollziehe sind zum Bau eines "alten" Skorpions VOR der NDV gemacht. Mittlerweile haben sich einige Änderungen am Aussehen eines Skorpion ergeben!
Begonnen habe ich mit der Anpassung der Wanne aus dem Plastikspritzgussbausatz des M548 von AFV-Club ... diesen nutze ich als Substitut um schneller arbeiten zu können und Anpassprobleme und Versäuberungsarbeiten zu minimieren. Die Wanne muss zunächst an den Seitenteilen hinten gekürzt werden. Die Maße habe ich von der Original Wanne von Elite abgegriffen und sauber abgesägt. Die Frontpartie aus Resin passte hervorragend an die Plastikwanne, jedoch musste ich dieses Teil stark spachteln da es mit Luftbläschen übersät war! Die Räder habe ich der Einfachheit halber allesamt aus dem Plastikbausatz genommen was sicher einiges an Arbeit erspart hat. Sas Treibrad liegt der Einzelgliedkette bei. Kleiner Tipp ... UNBEDINGT darauf achten dass es gut beweglich bleibt, ansonsten wird das Kettenaufziehen später ein Horror!
Die Fahrerkabine habe ich mit den entsprechenden Teilen weiter ausgestattet, die Bank aus dem Plastikbausatz mit Kleber und Taschentuch aber etwas strukturiert, da sie zu eben aussah!
Nun kann das Motordeck eingepasst werden, was relativ einfach geht ... nur ein bisschen schleifen, hie rund da. Was ärgerlicher ist, ist die schon angesprochene schlechte Darstellung der Motorgitter. Ich habe daher alle Strukturen die dort waren abgefräst und durch Gittermaterial aus Scherfolien von Rasierapparaten gemacht. Dazu wurden noch entsprechend dem Original Durchbrüche eingestanzt und aufgeklebt. Ausserdem sollte man dem nach hinten weisenden Teil des Motorraums mit den entsprechenden Strukturen (Klappen, Löcher) versehen, bevor man die Minenwurfabdeckung einklebt, denn dann ist es (wei bei mir) zu spät dafür.
Beim Einkleben eben dieser Abdeckung (die mir persönlich zu hoch und die Schrägen somit zu steil erscheint) sollte man dringend darauf achten dass sie absolut eben eingeklebt wird und nicht vor höher als hinten, oder andersrum ... . Die waagerechten Stege im Drehkreis der 6 Wurfeinheiten müssen übrigens abgetrennt werden.
Nun kann man die Wanne weiter mit Kleinteilen vervollständigen was keine weiteren Probleme bereitet.
Ich habe mich nun vor dem Aufsetzen der Verdeckplane dem Innenraum gewidmet. Dieser wurde zunächst in Nato-grün gemalt und dann Sitze, Armaturen uns Schläuche nach Originalfotos bemalt. Die Zahlreichen Warn- und Hinweisschilder habe ich am Computer in 1/35 entworfen, ausgedruckt und eingeklebt. Desweiteren habe ich eine Haltestange an der Frontscheibe vor dem Beifahrersitz, sowie an den Türen und Beschläge an den Türen mit Draht und Plasticsheet ergänzt. Die Verdeckplane wurde innen auch Nato-grün bemalt, erhielt an der Rückseite innen einen Halterahmen, sowie einen Feuerlöscher aus der Grabbelkiste.
Als nächstes werden aus dem beiliegenden Klarsichtmaterial die Scheiben geschnitten. ACHTUNG: Die in der A5 Bauanleitung des Elitebausatzes abgedrucken Vorlagen haben den vollkommen falschen Maßstab. Daher muss man selber anhand der Ausschnitte sich die Sachen herausschneiden, was nicht ganz einfach ist, gerade für die beiden Heckfenster! Zweites Manko ist die fehlende Struktur der zweiteiligen Seitenscheibe, dies habe ich durch einen Schnitt mit dem Bastelmesser versucht darzustellen. Dann kann das Verdeck relativ problemlos aufgeklebt werden, man sollte nur vorher dringend trockenpassen, ob es nirgendwo hakt und der obere Türausschnitt auch bündig zum unteren passt!
Als nächstes habe ich dann die Kette fertiggemacht. Optisch ist diese hervorragend, aber etwas friemelig im Zusammenbau. Leider haben die Kettenglieder bei mir nicht ausgereicht, sodass ich im oberen Bereich, den man hinter der Schürze eh nicht sieht Kettenglieder mit Schneegreifern verwenden musste. Vor dem Aufziehen der Kette habe ich den Laufwerksbereich und die Laufrollen grundiert und grün gespritzt, sowie die Gummierung aufgetragen! Die Schürzen habe ich dann wieder vom Plastikmodell genommen, da die aus Resin leicht verbogen waren. Lediglich das hintere Rundteil habe ich an den Schürzen ausgetauscht. Passte ales hervorragend zusammen.
Nun geht es weiter ans Eingemachte. An der Front müssen die Scheinwerfer und ihre Schutzbügel angebracht werden. Während man die Lampen noch einigermaßen auf ihren (zu weit vorstehenden) Sockeln in die Vertiefung positioniert scheint es unmöglich aus dem mitgelieferten 0,5mm Draht eíne entsprechende Rundung zu biegen. ich empfehle hier gleich auf anderen, weichen Draht umzusteigen. Ausserdem zeigen Originalbilder dass der Schutzbügel an drei weiteren Punkten an der Wanne befestigt ist und nicht nur die beiden unteren Enden. D.h. ich habe 5 klein Löcher rund um die beiden Vertiefungen gebohrt, den Draht gebogen und eingeklebt und winzige Drahtstückchen in die restlichen Löcher eingeführt und mit dem Bügel verklebt!
Ähnlich kurios geht es mit dem "Überrollbügel", also dem Metallgestänge über der Fahrerkabine. Die Resinteile aus dem Baukasten passen vorn und hinten nicht. Also habe ich mir Metallstange von 1,5mm Stärke besorgt und MÜHEVOLL per Augenmaß die entsprechenden Streben gebogen. In das Fahrzeig habe ich Löcher zur Aufnahme gebohrt um auch noch etwas Spielraum mit der Höhe zu haben. Die beiden Streben, die von hinten nach vorn gehen (hie rübrigens aufpassen, dass sie oben parallel laufen, die Entfernung genau zu dem MG-Drehkranz passen und eben auch genau über der Öffnung im Verdeck liegen), sind kurz vor dem Kontakt mit der vorderen Strebe im Original verschraubt. Dem Elitebausatz liegen Platten mit vier Schrauben bei, die dem recht nahe kommen, diese habe ich aufgebohrt und auf die Streben aufgefädelt. Dann wird noch die Drehringlafette auf die Streben aufgeklebt und hinten mit einer kleinen Drahtkonstruktion abgeschlossen. Die Ersatzkanister samt Halterung müssen hinten zwischen die beiden Streben eingeklebt werden ... dazu habe ich zwei weitere Streifen Plasticsheet genommen, da es sonst nicht passt.
Kommen wir nun zur letzten Einheit, den Minenwurfbehältern. Was mich da zunächst aus dm Bausatz angrinste hatte nicht viel mit den Original wurfeinheoten zu tun ... windschief, viel resinausfluss und oben nicht richtig ausgegossen ... das wäre HÖCHSTENS was für abgedeckte Behälter brauchbar. Zum Glück wurde mir Ersatz geschickt, der von der Qualität in Ordnung war, wennauch leider ein paar Details fehlen. Doch zunächst baut man die Rahmen zusammen. Im nachhinein würde ich empfehlen den Streifen, der an einer Seite der Dreicke etwa 5mm hoch ist etwas zu kürzen. An den Wurfbehältern an sich sollen noch je zwei Handgriffe aus dünnem Draht angebracht werden. Leider fehlt auf eben dieser Seite jegliche weitere Detailierung wie die beiden Nietenreihen, eine Wulst, sowie ein auffälliger langer Griff mit Welle dran .. diese versuche ich zumindest rudimentär nachzusetzen. Dann können die Wurfbehälter in die Rahmen gehängt (wer mag kann diese auch beweglich halten) und verklebt. Mit dem Aufkleben der 6 Einheiten auf das Deck sind die Bauarbeiten abgeschlossen und man kann zum Bemalen übergehen.

Bemalung/Alterung

Mein Skorpion soll, wenn auch die ältere Version, den 3Farb Tarnanstrich der Bundeswehr tragen. Das ganze Modell wurde in Revell Anthrazit grundiert und dann mit Tamiya Nato Green komplett übersprüht.
Dann habe ich anhand von Fotos und Tarnplänen die Ränder der braunen und schwarzen Tarnflecken mit Bleistift auf das Fahrzeug zu zeichnen. Mit der Airbrush und der feinsten Düse habe ich dann bei ganz nahem Abstand die Ränder gezogen und gefüllt. Nach den braunen und schwarzen Tarnflecken hab ich die grünen nochmal nachgezogen, sowie die hintere Plane in aufgehelltem grün komplett gespritzt, so wie man es häufiger bei Skorpionen sieht, die eine neue Plane bekommen haben. Ausserdem wurde am ganzen Fahrzeug die Flecken mit entsprechend aufgehellter Grundfarbe gehighlighted. Planen und die Seitenschürzen wurden in einem etwas anderen Farbton gehalten, da sie aus anderen Materialien bestehen.
Da dem Bausatz jegliche Abziehbilder fehlen habe ich mir die Nummernschilder selber ausgedruckt, die taktischen Zeichen von Truck-Line genommen und das Balkenkreuz per Schablone aufgespritzt!
Danach folgte die Detailbemalung von Auspuffrohren, Beleuchtung, Minenwurfbehälter, usw., sowie ein washing mit dunklen Ölfarben und trockenmalen mit mintfarbenen Ölfarben. Die Kontaktschienen der Minenwurfbehälter wurden silbern gemalt, sowie an anderen exponierten Stellen ein paar Abnutzungserscheinungen aufgetragen. Abgeschlossen wurde das ganzen mit ein wenig hellem Pastellkreidenstaub im Laufwerksbereich!

Fazit

Ein seltenes Stück ... nicht ganz billig und auch nicht gerade für Anfänger geeignet. Sicher hätte man einiges besser machen können und auch ein update wäre mittlerweile sinnvoll, aber für den Augenblick und der Möglichkeit einen Spritzgussbausatz als Ergänzung und Arbeitserleichterung zu nehmen, ist die Sache doch machbar.
Modellbauer, die vor Eigeninitiative und scratchen nicht zurückschrecken, werden sich hervorragend an diesem Modell austoben können und ein Meisterwerk zaubern können. Der Rest kämpft mit Versäuberungen und ein paar Drahtbiegeaktionen und bekommt einen adäquaten, wenn auch "veralteten" Skorpion ... Anfängern würde ich aber nicht zu diesem Bausatz raten!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Fahrzeug Profile 18 "Panzerpioniere der Bundeswehr 1956 - 2000" - (Peter Blume) - Unitec-Medienvertrieb

© 11/2003 Thomas Hartwig

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