In der 2. Jahreshälfte 1939 wurde seitens der Heeresleitung die Forderung nach einem unbemannten, ferngesteuerten Minenräumfahrzeug erhoben, um die Ausrüstung der mit Minenräumaufgaben versehenen Pioniereinheiten zu ergänzen. Die in Bremen ansässige Firma Carl W. Borgward wurde mit der Konstruktion beauftragt und erhielt die Weisung, bis zum 15.01.1940 einen ersten Prototyp vorzustellen. Noch bevor dieser tatsächlich verfügbar war, erteilte das Heereswaffenamt bereits einen ersten Serienauftrag über 50 Exemplare, die dann auch tatsächlich produziert worden sind. Die offizielle Bezeichnung lautete „Minenräumwagen Borgward B I, (SdKfz. 300)“, der zum Räumen der Minen ein „Räumgeschirr“ mit 3 gezackten Walzen nachzog, durch deren Gewicht die Zünder der Minen ausgelöst und zur Explosion gebracht werden sollten. Nachdem man sich darüber im Klaren war, dass es sich bei diesem Minenräumer primär um ein sog. „Verlustgerät“ handelte, das wohl bestenfalls nur ein paar wenige Einsätze in verwendungsfähigem Zustand „überlebte“ (wenn überhaupt), sollte die Herstellung möglichst rohstoffsparend erfolgen. Daher entschieden sich die Konstrukteure, den Aufbau aus Beton zu gießen sowie die Trennwand zwischen Motor- und „Geräte“-Raum, in dem unter anderem die Funkfernsteuerung usw. untergebracht werden sollte - diese wurde jedoch bei keinem der SdKfz. 300 eingebaut, da es erhebliche Probleme bei deren Fertigung gab und sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht zufriedenstellend funktionierte aus Holz zu gestalten. Der Wannenboden bestand aus Metall, ebenso wie das Aufbaudach, auf dem der Sockel für die Antenne zur Fernsteuerung angebaut war und das zur Belüftung des Motors eine mittels Panzerplatte überdachte, rechteckige Öffnung besaß. Das Laufwerk verfügte über jeweils ein Antriebsrad vorne, 3 große Laufrollen und ein kleines Leitrad. Die Laufrollen und Leiträder waren jedoch nicht wie sonst üblich, mit Gummibandagen versehen, sondern diese wurden durch Holzauflagen ersetzt, da Gummi als kriegswichtiger, aber knapper Rohstoff galt. An der linken Seite des Minenräumwagens war etwa in der Fahrzeugmitte ein Hebel angebaut, mit dem per Hand zwei Geschwindigkeitsstufen von 2 km/h bzw. 5 km/h eingestellt bzw. das Gerät gestoppt werden konnte. Der Auspuff war ebenfalls links hinten montiert. An der Heckseite wurde das Räumgeschirr, es besaß eine einfache Zugachse mit 2 Stahlscheibenrädern sowie drei Räumwalzen, die aus je 5 zahnradähnlichen Stahlscheiben, die versetzt zueinander montiert waren, mittels einer simplen Anhängekupplung befestigt werden. Der ca. 1,5 Tonnen schwere B I wurde, wie bereits erwähnt, in einer Stückzahl von 50 Exemplaren in der Zeit von Januar bis Mai 1940 ausgeliefert. Im Gegensatz zu der ab Juli 1940 hergestellten, größeren Variante B II, die jedoch dann als Sprengpanzer umkonzipiert wurde, befand sich der Borgward B I wahrscheinlich nicht, oder bestenfalls in nur sehr wenigen Exemplaren im direkten Kampfeinsatz an der Front. Ab Juni 1940 wurde die sog. „Kompanie Glieneke“ in Wünstorf aufgestellt, die nach ihrer Ausbildung an den B I ab Spätsommer 1940 im Bereich der Maginotlinie mit Minenräumaufgaben eingesetzt wurde. Hierbei war entsprechenden Berichten zu entnehmen, dass zwar die Schützenminen problemlos ohne größere Beschädigungen der Räumfahrzeuge durch deren Ketten bzw. die nachgezogenen Räumwalzen zur Detonation zu bringen waren, jedoch ein Überfahren von Panzerminen durch die nachfolgende Explosion zur Zerstörung der Geräte führte. Ebenso war klar, dass empfindliche Bauteile wie bspw. Motoren, Vorgelege, Getriebe, Funkfernsteuereinrichtungen (wären sie eingebaut worden) usw. durch die Erschütterungen bei den Explosionen überfahrener Minen auf längere Sicht ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Im Dezember 1940 erfolgte eine Reorganisation; die nun als Minenräum-Kompanie 1 bezeichnete Einheit wurde zur Minenräum-Abteilung 1 erweitert und verfügte danach über 2 Minenräum-Kompanien mit je 3 Zügen sowie weiteren Teileinheiten. Ein Einsatz erfolgte auch weiterhin in Bereichen der Maginotlinie bis etwa Ende Mai 1941, danach verlegte der Verband Richtung Osten in Vorbereitung auf die Operation „Barbarossa“, in deren Zuge jedoch zumindest weitaus überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich, die größeren Nachfolgefahrzeuge Borgward B II zum Einsatz kamen.
Ein weiteres „Exoten“-Fahrzeug der ehemaligen Deutschen Wehrmacht gibt es seit einiger Zeit im Angebot des bekannten deutschen Kleinserienherstellers Schatton-Modellbau, den sogenannten „Minenräumwagen Borgward B I“ mit Räumgeschirr, der bislang weltweit im Maßstab 1 : 35 wohl noch nie erhältlich gewesen sein dürfte. Der komplett aus Resinteilen bestehende Bausatz präsentiert sich in einer stabilen Kartonverpackung, ein kleiner Bogen mit Nassschiebebildern ist ebenfalls beinhaltet.
Alle Teile sind erfreulicherweise verzugs- und blasenfrei gefertigt. Auch die Entgratungsarbeiten beschränken sich dank der hohen Fertigungsqualität auf ein werkstoffbedingtes Mindestmaß. Sehr ansprechend gelungen ist die Betonstruktur des Aufbaus, bei dem sogar die dafür typischen „Bretterabdrücke“ der Verschalung fein erkennbar sind. Die Panzerketten bestehen aus in Resin gegossenen Strängen, die ohne Probleme zusammengebaut werden können und dank ihrer vorgegebenen Formen sich beinahe perfekt an das Laufwerk anpassen. Hier waren nur ganz minimale Nacharbeiten erforderlich, die kaum der Rede wert sind. Bei den Kettengliedern sind, ebenso wie ein einigen Rädern des Laufwerkes, dünne „Fischhäute“ zu entfernen, was allerdings mit einer Zahnbürste schnell von Statten ging. Wer möchte, kann seinen Minenräumwagen auch mit offenem Motorraum darstellen, jedenfalls sind die Motorraumtrennwand und ein angedeuteter Motor im Bausatz enthalten. Ich habe mich jedoch entschieden, den Aufbau geschlossen zu halten. Die Laufwerksmontage ist ebenfalls recht zügig zu erledigen, wobei unbedingt darauf zu achten ist, dass der Abstand der Schwingarme zum Boden in der richtigen Höhe erfolgt, sonst passen wahrscheinlich die Ketten nicht korrekt. Am besten nimmt man dazu die Maße anhand der beiliegenden 1 : 35iger Skizze ab, die das vollständig montierte Laufwerk zeigt. „Trockenes“ Anpassen und ein wenig Geduld sind hierbei unerlässlich, wenn ein gutes Ergebnis erzielt werden soll. Das Zusammensetzen des „Räumgeschirrs“ ist gleichermaßen kein „Hexenwerk“. Wichtig ist, dass die 5 „Zahnräder“ der Räumwalzen wie abgebildet zueinander versetzt auf die Achsen geklebt werden. Damit die Abstände der Halterungen zu den Räumwalzen korrekt passen, müssen ca. 1,5 mm der Achsen insgesamt und an den T-Stücken, mit denen die Walzen am Zuggeschirr befestigt sind, seitlich um ca. 0,75 mm gekürzt werden. Auch hier gilt: Geduld und „Trockenanpassen“ führen schneller zum Ziel, als Hudelei und Hektik. Außerdem ist das Konstrukt des Räumwagens sehr filigran, so dass ich zum besseren Halt der Teile die T-Stücke und das „Auge“ der Anhängekupplung mit dünnem Stahldraht verstiftet habe, um eine bessere Stabilität zu gewährleisten. Eine feste Verbindung zwischen Räumgeschirr und Zugfahrzeug ließ ich übrigens auch bleiben, denn diese dürfte früher oder später brechen. Daher stecke ich beide Komponenten nur zusammen.
Für die Grundfarbe hat der Modellbauer aufgrund des Einsatzzeitraumes keine Wahl: Dunkelgrau muss es sein! Deshalb wurde zuerst mit Schwarzgrau MM 7021 grundiert und danach mit Anthrazitgrau MM 7020 abgetönt, und die Kanten nebst Vertiefungen mittels dunkler Pigmente unterlegt. Nach dem Versiegeln mit mattem Klarlack stellte ich alles für 3 Tage zum gründlichen Durchtrocknen auf die Seite. Anschließend kamen mit jeweils zeitlichem Abstand von mindestens 12 Stunden mehrere Aufträge der Fertiglösungen aus dem „Weathering Set 072“ von AK zum Einsatz. Gleiches galt für das „Waschen“, wobei ich mich für einen punktuellen Auftrag der Flüssigkeit entschieden habe, die mit „weißen Geist“ also dem „White Spirit“ ausgestrichen und abgetönt worden ist. Das Fahrzeug bekam nach diesen Schritten mit „Dust“ eine Menge Staub dazu, wobei hier auch mit den entsprechenden Pigmenten „Earth Effects“ AK 017, vermischt mit Gips und gelöst in „White Spirit“ noch weiter „verdreckt“ wurde. Griffest gemacht habe ich dies dann mit Pigment-Fixer AK 048, welcher nicht mit der Pistole sondern mit dem Pinsel aufgetragen wurde allerdings sehr dünn und gut aufgeschüttelt. Dies ergibt eine matte Oberflächenversiegelung, die nach 24 Stunden Trocknungszeit eine problemlose Weiterarbeit ermöglicht. Später habe ich noch ein paar Kratzer, Lackabsplitterungen und auch blanke Metallstellen (natürlich nicht am Betonaufbau!), letztere mit Grafitpulver „Dark Steel-Pigmente“ AK 086, angebracht. Auf Roststellen verzichtete ich ebenfalls weitestgehend. Die Beschriftung besteht nur aus einer weißen Nummer in weißem Kreis auf dem Fahrzeugheck, mehr konnte ich zeitgenössischen Fotovorlagen nicht entnehmen. Die taktischen Zeichen der Minenräum-Kompanie können jedoch auf dem Kommandopanzer gut verwendet werden.
Alles in Allem ein sehr schöner, ansprechender Bausatz eines interessanten Pionierpanzers der deutschen Wehrmacht, den es in diesem Maßstab bislang noch nirgends gab. Er bietet bei sehr guter Qualität und Detaillierung ein ansprechendes Preis-Leistungsverhältnis. Schatton-Modellbau hat außerdem bereits angekündigt, dass das Nachfolgefahrzeug Borgward B II und das darauf aufbauende Amphibiengerät „Ente“ ebenfalls folgen werden, der B II auf jeden Fall im Laufe diesen Jahres. Ich freue mich schon darauf!
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© 02/2016 Volker Andorfer |
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