Flakpanzer IV - 3,7cm FlaK43 auf Panzer IV - Sd.Kfz.161/3
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Die Entwicklung des Möbelwagen mit der 3,7cm FlaK begann im Dezember 1943, nachdem im Laufe des Jahres 1943 die Entwicklung des 2cm Flakvierlings auf Panzer IV Fahrgestell getestet und für unzureichend befunden wurde. Merkmal der Entwicklung "Möbelwagen" waren die vier klappbaren Seitenwände des Aufbaus um je nach Lage Erdzielbekämpfung durchzuführen oder aber der BEsatzung Schutz zu bieten im Luftabwehrbetrieb. Die ersten 20 Umbauten, die Ende März 1944 fertig waren, erhielten die klappbaren Seitenwände als 2x12mm Doppelwände, die nächsten 25 bekamen 2x10mm Doppelwände und ab dem 46 Umbau wurde 25mm Einfachplatte benutzt. Als Bewaffnung wurde die 3,7cm FlaK43/1 eingebaut, sowie 2 MG34 an Bord. Für die Flak wurden etwa 400 Schuss Munition mitgeführt. Bis Ende März 1945 wurden insgesamt 240 Möbelwagen gebaut. Eingesetzt wurden diese unter anderem ab Juni 1944 bei der 6., 9., 11., 19. und 116.Panzerdivision, sowie in den Panzerbrigaden 101-110. Ab September 1944 wurden jedem Pz.Fla.Zug aller Panzerabteilungen, Panzerjägerabteilungen und Regimenter (mit Ausnahme der 10.SS) 4 Möbelwagen zugeteilt.
In einer Neuauflage hat Tamiya sich dem Flakpanzer IV "Möbelwagen" nochmal angenommen und vor allem die überarbeitete Wanne sticht hier besonders erfreulich ins Auge. Viel mehr und bessere Details und auch die Maßhaltigkeit stimmt, da nicht mehr die alten Wannen für den Fahrbetrieb genutzt wurden. Im Bausatz finden sich 7 Spritzlinge die durch und durch gute Qualität und Details aufweisen. Die Flak macht einen ordentlichen Eindruck, wobei das Plastikrohr mit vergleichbaren Metallrohren nicht mithalten kann, aber die Ausstattung und Verarbeitung der gesamten Flak ist wirklich gut. Die Seitenwände sind beweglich montierbar, sind aber "nur" vom "einwändigen" Typ, also nicht für frühe Möbelwagen nutzbar. Die Kette ist aus Vinyl, ist ausreichend detailiert und stimmt von der Breite her. Dazu sind noch fein gestaltetes Werkzeug, Zubehör und eine Crewfigur enthalten. Ich persönlich hätte mir eine komplette FlaK-Crew gewünscht.
Die Bauanleitung lässt keine Fragen offen und führt in 30 Bauabschnitten zum Erfolg. Als Bemalung ist eine Dreifarbtarnung einer unbekannten Einheit im Sommer 1944 in Frankreich angegeben. Die Decals bestehen nur aus zwei Balkenkreuzen, was wenig erscheint - Fotos zeigen bislang aber keinen Möbelwagen mit mehr Markierungen.
Die Wanne ist der erste Bauschritt dem man sich ausgiebig widmen kann. Hier werden Anschlagböcke, Frontpanzerung, Halterungen, Seitenvorgelege, Laufrollenwagen, Laufrollen und Antriebsräder angebracht. Dies alles gestaltet sich ohne Probleme, da Tamiya überall Passmarken und Führungslöcher angebracht hat, die oft in doppelter Anordnung sogar einen Falscheinbau unterbinden.
An der Oberwanne werden Luftein- und auslässe und sie hinteren Kettenabdeckungen angebracht. Im Kampfraum habe ich ein paar der Eduard Ätzteile verwendet um z.B. den linksseitigen Luftschacht mit den seitlichen Verstärkungsrippen zu verfeinern. Fahrer und Funkerluke sind offen oder geschlossen darstellbar. Da ich weder Innenraum noch passende Figuren zur Hand hatte, habe ich diese geschlossen dargestellt. Die Oberwanne kann dann weiter mit Kleinkram verfeinert werden, der auch in tarnmuster mitbemalt werden kann. Das ganze Werkzeug, wie immer, am besten erst nach der Bemalung aufbringen. Hinten werden zwei Flammvernichterrohre als Auspuffrohre angeklebt, obwohl diverse Bilder auch den Einsatz eines modifizierten Panzer IV Auspufftopfes zeigen. Der Auspufftopf an sich ist sogar im Bausatz enthalten.
Dann kann man die Oberwanne auf die Unterwanne kleben, was ohne Probleme vonstatten geht.
Nun geht es schon an die Konstruktion der Seitenwände. Diese werden zunächst mit Kleinkram wie Ösen, Haken und Ersatzrohren vervollständigt. Dann geht es nach der Anleitung darum sich zu entscheiden ob die Wände in Fahrstellung/ Bodenfeuerstellung oder Luftabwehrstellung stehen sollen, denn die kleinen klappbaren Wände an den Front und Heckseiten müssen in einer von beiden Positionen aufgeklebt werden. Ich habe mal versucht diese beweglich zu gestalten. Dazu habe ich die Scharniere mit einem 0,3mm Bohren vorsichtig mehr oder weniger mittig aufgebohrt und mit einem Stück Glasfaser als Bolzen gesichert. So waren diese beweglich, wenn auch nicht 100%ig in den Endpositionen haltbar. Im Eduard Ätzteilsatz fanden sich zum Glück die Sicherungshebel zum Halten dieser Klappen in beiden Positionen. Diese habe ich dann in vorgebohrte Löcher eingesteckt und je nach Lage etwas gedreht um die Klappen zu halten. Ähnlich verhält es sich mit den Stützstreben aussen an den Seitenwänden, die diese im abgeklappten Zustand auf der Wanne abstützen. Tamiya sieht vor diese anzukleben, was einen dann wieder auf nur noch eine Möglichkeit beschränkt. Entweder angelegt für Fahrstellung oder aufgestützt für Bodenfeuerstellung. im Eduard PE Satz befanden sich diese Streben als PE Teile und Halterungen die man mit einem Draht zusammen zu beweglichen Stützen bauen kann. Offenbar sind diese aber eine Spur zu lang, was bewirkt, wenn man die Halterungen an der exakt gleichen Stelle wie die von Tamiya anbaut, dass die Seitenwände nicht ganz herunterklappen!
Weiter geht es mit der FlaK. Hier wird zunächst die höhenrichtbare Lagerung zusammengebaut. Diese kommt dann auf die Grundplatte. Bei der FlaK an sich habe ich das Plastikrohr abgetrennt, in die entsprechende Stelle in kleines Loch gebohrt und das gedrehte 3,7cm FlaK Messingrohr von Schatton eingeklebt. Dieses erfreut durch das extrem gute Aussehen des Mündungsfeuerdämpfers. Diverse Munitionszu- und ableitungen habe ich aus PE Teilen gebogen, da mir die Plastikteile zu dick erschienen. Besonders enpfehlenswert ist der PE Satz für den Hülsenfangkorb. Tamiya sieht für diesen Gittermaterial vor, das man nach Schablone ausschneiden und auf das Gestell kleben soll. Die Eduard PE Teile vereinfachen diesen Teil und sehen auch noch besser aus! Die Flak wird dann mit Kleinkram wie den Sitzen, Handrädern, Munitionslagerung und der beweglichen Optik fertiggestellt. Fehlen nur noch die Teile des Geschützschilds. Das große Schild ist angenehm einfach zu befestigen. Daran werden rechts und links 2 weitere kleine Schilde befestigt und fertig ist die Flak. Diese wird in die Öffnung im Kampfraum eingesteckt und ist dank Polycap beweglich!
Die Ketten werden erst nach dem Bemalen aufgezogen, wobei ich mir die Friulketten ATL-27 zugelegt habe, da diese besonders gut montierbar sind und einfacher den typischen Kettendurchhang darstellen, als es mit den Vinylketten möglich wäre. Auf der Glacisplatte wurde der Ersatzkettenhalter durch PE Teile dargestellt, und für die Ersatzketten wurden auch Friulketten benutzt.
Die Bemalung gestaltete sich recht einfach. Nach der typischen Grundierung des gesamten Fahrzeugs mit Revell anthrazit habe ich erst das komplette Fahrzeug mit Tamiya XF-60, das ich etwas mit weiss aufhellte mit der Airbrush besprüht und danach die Tarnstreifen mit der erdfarbenen Fineliner Düse der Aztec aufgebracht. Das grün besteht aus Tamiya XF-58 und etwas weiss und das braun aus XF-64 mit etwas weiss. Die Linien wurden "frei nach Schnauze" aufgebracht und durch sehr geringen Abstand von Düse zum Modell teilweise sehr dünn gehalten.
Die Balkenkreuze habe ich mit Eduard Expressmask und der Airbrush aufgebracht.
Danach folgte ein sehr starkes Komplettwashing mit schwarzbrauner ölfarbe um den vertiefungen und Nieten etwas mehr Tiefe zu geben und dem ganzen Fahrzeug den "klatschneuen" Anstrich zu nehmen. Danach folgte das Trockenmalen mit sehr hellem sandgelb.
Die Kette wurde mit Modelmaster Metalizer steelblue bemalt, mit braungelbem Pastellkreidenstaub und Spiritus auf der Kette fixiert und die Kette nochmal mit schwarzer Ölfarbe gewaschen. Die erhabenen Stellen wurden dann mit feinem Sandpapier abgeschliffen wodurch die Metallfarbe der Friulketten wieder zum Vorschein kam.
Ein wirklich gut gelungener Bausatz dieses Flakpanzers. Der Zusammenbau macht Spaß und geht sehr leicht von der Hand. Passungenauigkeiten gibt es nahezu nicht. Die Konstruktion der klappbaren Seitenwände ist ein schönes Feature, erfordert aber ein wenig Geschick und ist auch nur begrenzt realistisch wegen der unbeweglichen Stützstreben und Seitenabdeckungen. Diese können, wie gesehen, beweglich gemacht werden, im gewissen Rahmen. Die Flak gefällt sehr gut auch wegen der guten Höhenrichtbarkeit mit Optik. Mit dem Eduard PE Satz lassen sich dann auch noch die letzten Details verfeinern, aber auch aus der Box gebaut ergibt sich ein sehr gutes Modell! Einziges Manko in meinen Augen ist eine fehlende, passende Bedienungsmannschaft für die FlaK.
Preis / Leistung: |
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Paßgenauigkeit: |
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Detailierung: |
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Schwierigkeitsstufe: |
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© 12/2004 Thomas Hartwig
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