M-ATV MRAP



 

Das Original

Der von Oshkosh produzierte M-ATV (MRAP-All Terrain Vehicle) wird seit 2009 von der US Army eingesetzt. Er soll die relativ ungepanzerten HMMWVs ersetzen und durch seine umfangreiche Panzerung den Insaßen mehr Schutz gegen Minen, Sprengfallen (IED), Splitterwirkung und Handfeuerwaffen gewähren. Haupteinsatzgebiet des in 5219 Stück produzierten Fahrzeugs ist Afghanistan und hier vor Allem EOD-Teams und Special Forces. Allerdings hört man auch da schon vielfach den Schrei nach den alten HMMWVs, da durch die Größe und Panzerung das Fahrzeug sehr schwer geworden ist und auch einen etwas höheren Schwerpunkt hat. Zudem ist es nicht mehr möglich mit den eigenen Waffen aus dem Fahrzeug heraus zu wirken, was gerade für Special Forces wichtig ist.
Der M-ATV ist fast 6,5m lang, 2,5m breit und wiegt fast 11,5to (HMMWV ca. 3,5to mit Panzerung).
Theoretisch super, nur in der Praxis hapert es! Erinnert das nur zufällig an den Bausatz?

Der Bausatz

Vor uns liegt jetzt ein weißer Karton, in dem sich 14 beige und klare Spritzlinge, sowie fünf Reifen aus Vinyl, drei Ätzplatinen und die beiden großen Teile für Motorhaube und Kabine, sowei ein Decalbogen  befinden. Wirklich eine Menge Teile!

Vorneweg sei erst mal festgestellt, dass dieser Bausatz auf Grund seiner vielen, teils winzigen, Teile und den drei Ätzplatinen nicht anfängertauglich ist. Spritzgussteile als Alternative zu den Ätzteilen gibt es nicht!

Wenn wir nun aber die (Anfänger-)Fehler der Bauanleitung außer acht lassen und uns den Bemerkungen zuwenden fällt auf, dass mir ab etwa der Hälfte die positiven Attribute ausgehen! Perfekt, sehr geil, super, porno, geile Details, um nur ein paar zu nennen. Man kann also sagen, dass dieser Bausatz theoretisch fast perfekt ist. Über einige Anfängerfehler sehe ich gerne drüber weg. Es ist das erste Modell dieser Firma und außerdem ist das nix, was sich nicht beheben lässt.

Aber erst mal eine kleine Auflistung der positiven Eigenschaften dieses Bausatzes. Dazu zählen z. B. die hohe Detaillierung, separate Türen, sau geil gemachte Panzerglasfenster, die von Außen in den Rahmen gesetzt werden und somit nach der Lackierung angebaut werden können. Auch ist die O-GPK (Drehringlafette mit Panzerung und Dach) nur durch das Yoyager Ätzteilset zu toppen. Geniale Sitze, Duke-Antennen und das beste Spritzguß-Rhino überhaupt. Alles sehr nice!!! Und diese Reifen! Einfach lecker! Super Profil und alle Beschriftungen!

Aber es gibt auch noch die berühmten kleinen Fehler. Diese sind aber Alle schnell zu beheben. Da ist z.B. das Fehlen der kompletten Funkausstattung (pro-Art Models liefert Ersatz!), alle Halterungen usw für die Anschnallgurte, aber keine Gurte (Tamiya-Tape?!), fehlerhafter Schriftzug auf der Motorhaube (fällt nicht wirklich auf), minimaler Grat an fast allen Teilen (Messer drüber ziehen!).

Der Bau

Bei mir entstand die Idee ein Fahrzeug einer Spezialeinheit in Afghanistan zu bauen. Mit Allem was sich in oder an so einem Fahrzeug befindet. Mit offenen Türen natürlich damit man auch Alles sieht.

Innenraum

Es wurde kurz entschlossen mit besagter Funkanlage begonnen. Also schnell die perfekt passenden Ätzteile für die Regale zusammengeklebt und den Innenraumboden bemalt und schon geht’s an die „Elektrik“! Vorbildfotos diverser Fahrzeuge fanden sich in Internet. Mit Plastruct Plastikprofilen wurde erst eine Grundlage geschaffen, welche dann mit den Details wie Kühlrippen, Ausbeulungen, den Handfunken selbst und Bleidraht weiter ausgebaut wurde. Das ging dank der guten Vorbildfotos und eines „Chopper 2“ recht flott von der Hand. Inzwischen hat Blast Model eine sehr gute Funkanlage im Angebot, weshalb man sich diese Arbeit eigentlich sparen kann! Der Kleinkram drum herum dauerte da schon etwas länger. So wurden Kopfhörer gescratcht, Wasserflaschen, Kippenschachteln (Lucky Strike – was sonst?), Chipsdosen, Waffen (M4, SCAR, AT-4), Landkarten, Munitionskisten und diverses Gerödel mit ins und aufs Regal gestopft.

Weiter ging es mit den Sitzen, welche mit Gurten ausgestattet wurden. Diese entstanden in ewiger Fummelarbeit aus alten LionRoar Ätzteilen für den HMMWV und Tamiyatape.

Die Sitze des Originals sind an der Decke eingehängt, damit bei einer Explosion die Erschütterung nicht über den Boden an diese weitergegeben wird. Da dies aber in Spritzguss und geätztem Metall kaum darzustellen ist, hat Panda vorgesehen die Sitze auf kleinen Stiften auf den Boden zu kleben. Und damit wären wir bei der ältesten aller Bundeswehrweisheiten: Wenn Sch***, dann Sch*** mit Schwung! Denn ab hier passte nichts mehr! Und mit nichts meine ich auch wirklich nichts! Kein Passstift in das dafür vorgesehene Loch, kein Teil aufs Andere und überhaupt war Alles irgendwie zu kurz oder zu lang oder gar nicht erst da! So auch die Stifte unter den Sitzen, die durch Abwesenheit glänzten! Irgendwie, mit viel Fluchen, ging es dann aber doch!

Fahrwerk

Und hier ging die BW-Weisheit richtig los! Jedes Loch musste nachgebohrt, jeder Passstift versetzt oder ganz entfernt werden. Als erfahrener Modellbauer saß ich vor diesem Trümmerhaufen, raufte mir die Haare und stöhnte zum gefühlt hundertsten Mal: „Anfängerfehler!“ Denn die meisten Fehler wären durchaus vermeidbar gewesen. Auch musste das Lenkgestänge auf einer Seite verlängert werden und der Minenschutz mit Auspuff wollte natürlich auch nicht an seinen  Platz. Hätte ich nicht schon so viel Arbeit in die Innereien gesteckt, ich hätte das Teil an dieser Stelle in die Tonne getreten!

Stattdessen wurden die Räder und Stoßstange montiert. Ich verzichtete dies Mal auf Resinräder, da mir die gelieferten gefallen haben.

Kabine

Der geneigte Leser darf an dieser Stelle einmal raten, wie die Passung der einzelnen Teile war. Genau: Miserabel! Und aufgrund der fehlenden Funkanlage war auch noch an den Innenwänden einiges an Elektrik zu scratchen. Das zum Glück da schon erschienene Bilderbuch von AK-Interaktiv war hier Gold wert! Außen mussten diverse Halterungen für Antennen und Scheinwerfer aus Ätzteilen montiert werden. Und auch die passten nicht auf die vorgesehenen Passstifte.

Die Türen wurden fertig gebaut, aber noch nicht an der Kabine angebracht. Und die Scheiben: Eine sehr gute Idee, diese von Außen in den Rahmen zu setzen. Nur gepasst haben sie nicht! Zum Glück mussten die Dichtungen als Decals noch draufgeklebt werden, wodurch die Spalte verdeckt wurden.

Die Trittbretter sind im Original beweglich und werden von Ketten gehalten. Dafür wurde ich bei Herpa fündig, die diese als Zurrketten für H0 Modelle führen.

Gepäck-Aufbau

Der Aufbau stand dem Fahrwerk und der Kabine in Nichts nach! Auch hier musste nachgebohrt, gefeilt und mit Gewalt zusammengedrückt werden. Beim Aufsetzen des Rahmens stellte ich dann fest das dieser sich mit den Kisten auf den Kotflügeln in die Quere kommt. Hier hat sich Panda Hobby ordentlich vermessen. Also musste der Rahmen verlängert werden. Dies geschah mit Hilfe von Plastikprofilen.  Die für den Afghanistaneinsatz typischen Gitter wurden aus Bastion-Gittern von Voyager geschnitten.


Endmontage

Nun ging es daran die einzelnen Teile zusammenzusetzen und wie erwartet passte auch hier nichts! In diversen Foren war schon zu lesen, dass Panda die Kabine falsch vermessen hat und diese nun 2-3mm zu lang ist. Mir erschien es am wichtigsten, dass der Übergang Motorhaube – Stoßstange sauber ist und so wurden der Gepäckaufbau und die Kabine so nah zusammengeschoben wie eben geht. Nun passte aber beim besten Willen der Tankstutzen nicht mehr dazwischen. Dies fällt durch die offenen Türen zum Glück aber kaum auf und ist die bessere Lösung als eine überstehende Motorhaube! Die Scheibenwischerblätter wurden noch gegen Profile ausgetauscht, da die mitgelieferten eher aussehen wie die eines zivilen PKW. Zum Schluss noch die Türen und Spiegel montiert. Fertig fürs Gerödel!

Gerödel

Als Fahrzeug der Special Forces in Afghanistan gehört natürlich auch einige Ausrüstung dazu. So füllte sich der Gepäckaufbau langsam mit Munition (viel Hilft viel), Schlafsäcken, Isomatten, Getränkekisten (Wasser, Cola, Mountain Dew), Rucksäcken, C-Rations und einer Abschleppschere. In dem AK Buch sah ich dann ein Fahrzeug mit einer Krankentrage und einem Rucksack außen drangeschnallt. Das wollte ich auch! Gesagt, getan! Die Trage ist übrigens von ProArt und eine echte Bereicherung für moderne Fahrzeuge.

Zu zwei der Rucksäcke und zu den Helmen in Digi- bzw Multi-Cam im Fahrzeug muss ich noch anmerken, dass sie von Hand bemalt sind. Das ist bei Digital-Tarn und Muti-cam ein echter Krampf und zog sich über Stunden hin. Auch hier kam wieder Citadelfarbe zum Zug, da alle Versuche mit Decals scheiterten! Zum Schluss folgten noch die Antennen, welche von RB sowie  aus AFVs Stryker Zubehör stammen.

Zu guter letzt ...

... kam noch, als eigentlich alles fertig war, von Blast eine Waffenstation und von SKP die Linsen auf den Markt. Die mussten einfach auf meinen M-ATV! Ich liebe Waffenstationen und die SKP-Linsen sind genial! Dies ließ sich dann auch sehr angenehm bauen und als Highlights wurden noch das Rohr der Waffenstation gegen ein brüniertes aus Messing ausgetauscht und gedrehte Messinghülsen in den Hülsenfangkorb gelegt.


Bemalung/Alterung

Die fertigen Einzelkomponenten wurden nun mit Games-Workshop „Skull White“ grundiert und anschließend mit Tamiya „light sand“ aus der Dose lackiert.
Warum Dose? Weils die Farbe nicht zum Pinseln/Airbrushen gibt und Tamiya Sprühdosen bei korrekter Handhabung das selbe Finish haben wie mit einer Airbrush. Bei einfarbigen Fahrzeugen eine echte Alternative!

Anschließend folgte ein sehr dezentes Washing mit AK Interaktivs „OIF Wash“, gefolgt von einem etwas stärkeren Washing um die Details. Durch das herunterziehen der Washfarbe mit einem Flachpinsel wurden noch Laufspuren angedeutet. Aber alles sehr dezent, da die Fahrzeuge auch in Original sehr einheitlich und einfarbig aussehen.

Ein leichtes Trockenmalen mit einem sehr hellen Beigeton schloss die Grundbemalung ab. Nun folgten noch diverse Lackschäden, vor Allem an der Front und auf der Motorhaube. Reste einer zu weit vorne explodierten IED? Egal, Hauptsache das „Einheitssand“ wird etwas aufgelockert. Dazu wurden hellbeige Kratzer über das Fahrzeug verteilt, welche dann mit kleineren dunkelgrauen Kratzern so ausgemalt wurden, dass außen ein heller Rand stehen bleibt.

Zum Abschluss wurden die Details noch mit Citadel und Lifecolor Farben bemalt.

Fazit

Wer die Herausforderung liebt, ist hier richtig, wer es gern etwas leichter hätte, nimmt den Kinetic Bausatz! Der ist zwar auch nicht 100%ig, aber wenigstens nicht so eine Bau-Katastrophe!



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 09/2012 Fabian Lünstroth

10220 Leser des Bauberichts seit dem 27.09.2012



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