Als Nachfolge des nur mit einem Maschinengewehr bewaffneten Zweimann- Infanteriepanzers A11 Mk. I (Matilda I), begann man 1936 mit dem Entwurf eines größeren, mit einer Kanone bewaffneten Infanteriepanzers, dem A12 Matilda II. Der Entwurf wurde vom Royal Arsenal in Woolwich erstellt und die Vulcan Foundry wurde als Hersteller ausgewählt. Mit seiner schweren Panzerung von 20 mm bis 78 mm war der Matilda II ein guter Unterstützungspanzer für die Infanterie. Ausgerüstet mit zwei je 132 kW (180 PS) starken 6-Zylinder-Dieselmotoren (AEC oder Leyland) kam der Matilda II allerdings nur auf eine Geschwindigkeit von 25 km/h auf der Straße und 15 km/h im Gelände. Bewaffnet war der Matilda II mit einem 2-Pfünder (40-mm) Geschütz und koaxial dazu als Sekundärbewaffnung ein Besa-7,92-mm-MG. Die Besatzung bestand aus 4 Personen (Kommandant, Schütze, Ladeschütze, Fahrer). Der erste Matilda wurde 1937 produziert, doch bei Kriegsausbruch im September 1939 waren nur zwei Exemplare im Einsatz. Bis 1940 wurde die Produktion erhöht, so dass das 7th Royal Tank Regiment des British Expeditionary Force (BEF) 23 Matilda II Mk. I in Frankreich einsetzen konnte. Aufgrund seiner dicken Panzerung bot einen guten Schutz gegen die deutschen Panzer und Panzerabwehrkanonen. Das einzige zuverlässige Mittel gegen die Matildas waren die deutschen 88-mm-Flugabwehrkanonen. Beim Gegenangriff bei Arras am 21. Mai 1940 konnten 18 britische Matilda II (und Matilda I) den deutschen Vormarsch kurzzeitig stören, erlitten aber ohne Unterstützung schwere Verluste (30 verlorene Panzer), nachdem sie bis in den rückwärtigen Bereich der 7. Panzer-Division durchdrangen. Eine Geschützlinie aus Artillerie und später 88-mm-Flakgeschützen war erforderlich, um den Angriff abzuwehren. Alle Fahrzeuge, die die Kämpfe um Dünkirchen überlebt hatten, wurden bei der Evakuierung der BEF zurückgelassen. Spätere Versionen des Matilda II (Mk. III und Mk. IV) wurden in größerer Anzahl in Nordafrika und in Russland eingesetzt. Ab Ende 1941 wurden der Matilda II schrittweise durch den beweglicheren Valentine abgelöst.
Für den Bau des Matilda II Mk. I in 1.35 habe ich den Bausatz des Matilda II Mk. III/IV von Tamiya und einen Umbausatz für die Mk. I Version von TMD (Matilda Mk. I BEF Backdate) verwendet. Der Bausatz des Matilda II von Tamiya enthält 5 sandgelbe Plastik-Spritzlinge, Vinylketten, eine Kordel (für das Abschleppseil) und einen Decalbogen. Der Umbausatz von TMD kommt in einer kleinen Box daher, in der sich die zahlreichen Resinteile, aufgeteilt in 5-6 Beuteln, befinden. Dem Umbausatz liegt zudem ein Kanonenrohr aus Metall bei. Eine Bauanleitung war, zumindest bei meinem Umbausatz, nicht enthalten. Die wesentlichen Unterschiede zwischen dem frühen Mk. I und dem Mk. III/IV sind kleinere bauliche Änderungen am Turm, die Kanonenblende (bei dem Mk. I ist das koaxiale MG deutlich ausladender) und das Laufwerk. Die Laufrollen des frühen Matilda waren tiefer aufgehängt, wodurch die Wanne eine höhere Bodenfreiheit hatte als spätere Versionen. Ein weiteres Merkmal des Mk. I ist ein Hecksporn zur leichteren Überwindung von Gräben. Als zusätzliches Ergänzungsmaterial wurde für den Bau des Panzers eine Einzelgliedkette von Bronco, ein Kupferkabel für das Abschleppsein und Decals von Archer beschafft. Anleitung auf folgender Seite Perth Military Modelling: https://www.perthmilitarymodelling.com/reviews/vehicles/tmd/tmd45301.html
Mit ein paar Gläsern Wein den Widerwillen gegen Resinteile betäubt, kann es schon losgehen ... Wanne (Unterteil) und Laufwerk: Der Bau beginnt mit vorbereitenden Arbeiten an Teilen der Wanne. Da der Matilda II MK I eine höhere Bodenfreiheit aufweist, als der spätere MK II, müssen zunächst an den Seitenwänden der Wanne neue Löcher für die Halterung der Laufrollen gebohrt und vorhandene Haltezapfen entfernt werden. Für die Bohrungen liegen dem Umbausatz von TDM entsprechende Schablonen bei. An der Bugpartie, die sowohl aus Teilen des MK II und den Resin-Teilen des MK I bestehen, müssen Aufnahmeschlitze für die Wanne geschnitten und Falzen an der linken und rechten Seite des Bugs gekürzt werden. Ist die Passgenauigkeit der Tamiya Bauteile untereinander gewohnt gut, so muss beim Einpassen der Teile des Umbausatzes doch etwas mit der Feile nachgeholfen werden. Bei den Laufrollen werden im Wesentlichen die Teiles Tamiya Bausatzes verwendet. Ausgetauscht werden lediglich die innen liegenden, der Wanne zugewandten Rollenhalter. Pro Wannenseite werden zwei Bausegmente mit insg. vier Laufrollen und ein Segment mit zwei Laufrollen verbaut. Bei dem Segment mit den zwei Laufrollen, dass hinten an der Wanne montiert wird, ist nur ein Haltezapfen vorhanden. Damit dieses Bausegment besser an der Wannenseite fixiert werden kann, habe mit einem Draht einen zusätzlichen Haltepunkt erstellt. An der Wannenseite wurde zur Aufnahme des Drahtstiftes ein zusätzliches Loch gebohrt. Vor der Montage der Seitenschürzen (aus Umbausatz) und dem Anpassen der Kette, wurde das Laufwerk schon mal Grundiert und mit Khaki Green lackiert.
Kette: Nach der Fertigstellung des unteren Teiles der Wanne erfolgte der Zusammenbau der Kette. Bei der Kette hatte ich mich für eine Einzelgliedkette von Bronco entschieden. Jedes Kettenglied setzt sich aus zwei Teilen zusammen und kann ohne verklebt zu werden mit anderen Kettengliedern verbunden werden. Somit ist die Kette voll beweglich. Insgesamt werden pro Seite 71 Kettenglieder benötigt. Die Passgenauigkeit der Kettenteile ist recht gut, doch sollte man die zusammengesetzte Kette nicht zu sehr strapazieren, da die Verbindungen der einzelnen Kettenglieder untereinander nicht immer optimal sind. Im Bausatz von Bronco sind ausreichen Ersatzteile vorhanden, so dass man bei einem Verlust von Teilen nicht in Not gerät. Vor der Montage wurde die Kette schwarzgrau lackiert und mit Gun Metal Wachs (True Metal von AK) trocken die Kanten eingerieben. Da die Kette voll flexibel ist, lässt sie sich leicht montieren und anpassen. Wanne (Oberteil): Ist die Kette montiert, kann der Bau des oberen Teiles der Wanne und die Anbringung der Seitenschürzen erfolgen. Hierbei war, aufgrund der fehlenden Bauanleitung des Umbausatzes, die bereits oben erwähnte Anleitung auf der „Perth Military Modelling“ Seite äußerst hilfreich. Ist die Oberwanne aus dem Umbausatz von TDM, so wurden für die Werkzeuge, Lampengehäuse, Ersatzkettenglieder und Lüfterabdeckung Teile aus dem Tamiya Bausatz verwendet. Als wesentliche Unterschiede zwischen dem MK I und MK II sind der Hecksporn und die Auspuffanlage zu nennen. Beim späterer MK II wurde auf den Hecksporn verzichtet. Abweichend zum MK II verläuft die Auspuffanlage des MK I nur auf der linken Seite auf der Wannenoberseite. Auf der rechten Seite kommt das Auspuffrohr aus dem Wannenboden und endet, wie auf der Linken Seite, im Hecksporn. Erst nach Fertigstellung des Modells ist mit aufgefallen, dass ich dieses rechte Auspuffrohr vergessen hatte zu montieren (Asche auf mein Haupt). Ich habe es dann nachträglich noch gemacht. Da die Resin-Teile des Umbausatzes in einigen Bereichen (insbesondere bei den Seitenverkleidungen) Passungenauigkeiten aufweisen, musste hier verstärkt gespachtelt werden. Was die Spachtelmasse angeht, so verwende ich für kleine Ritzen die wasserbasierte Acrylspachtelmasse Plastic Putty von Vallejo. Ein großer Vorteil dieser Spachtelmasse ist, dass man sich ein nachträgliches Schleifen sparen kann. Die bearbeiteten Stellen können (solange die Masse noch frisch ist) mit einem nassen Pinsel geglättet werden. So bleibt umgebenes Material erhalten (z. B. Nieten), die man beim Schleifen zwangsläufig beschädigen würde. Bei größeren Spalten kommt Spachtelmasse von AK oder Revell zum Einsatz (je nachdem, wie schnell man das Material bearbeiten will/muss).
Der markanteste Unterschied zwischen dem Turm des MK I und des MK II ist die Kanonenblende mit der ausladenden Halterung des Besa MGs beim MK I. Hinzu kommen noch kleinere, abweichend Details am Turm. Der Turm des MK I setzt sich aus dem unteren Drehkranz des Tamiya Bausatzes und dem oberen „Hauptturm“ des Umbausatzes zusammen. Da es auch zwischen der Oberwanne des Umbausatzes und dem Drehkranz von Tamiya zu Passungenauigkeiten gekommen ist, musste am Drehkranz etwas herumgefeilt werden, damit der Turm ohne allzu großen Widerstand drehen lässt. Turmluken, Nebeltöpfe, Scheinwerfer und andere kleinere Details entstammen wieder dem Tamiya Bausatz. Die Antennenanlage am Heck des Turms und ein metallenes Kanonenrohr kamen aus dem Umbausatz. Da der Turm, wie auch der gesamte Bausatz, über keine Inneneinrichtung verfügt, ging der Zusammenbau recht flott vonstatten. Extras: Als kleine Extras habe ich Verkabelungen an der Heckbeleuchtung und den Nebelanlagen, ein Glas an dem Scheinwerfer, Gurte (aus Alufolie) am Gepäckhalter, Kabel an der Antennenanlage und ein Abschleppseil aus Kupferdraht angebracht.
Vor dem Auftragen der Tarnbemalung steht natürlich zunächst die Grundierung des Modells. Da der Bereich des Laufwerkes bereits lackiert wurde, wird dieser abgeklebt. Für die Basisgrundierung habe ich schwarzen und weißen Primer von AK im Verhältnis 1:1 gemischt. Auf ein Preshading wurde verzichtet, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass bei kleineren Modellen mit kleinteiliger Oberfläche und einem späteren Weathering, der Shading-Effekt kaum bis gar nicht sichtbar ist. Da der Panzer einer Einheit in Frankreich 1040 angehören soll, bekommt er den, für diese Zeit typischen hellgrünen/dunkelgrünen Tarnanstrich. Bei dem Farbton der Tarnbemalung habe ich mich an Abbildung von britischen Panzern in Museen (z.B. Bovington) orientiert, die mit der hellgrünen/dunkelgrünen Tarnung versehen sind. Nach der Angabe der Bauanleitung soll für den hellen Grünton Khaki Green verwandt werden. Dieser Farbton ist jedoch deutlich brauner, als bei den Fahrzeugen in den Museen. Für den hellen Grünton habe ich eine eigene Farbmischung aus drei Vallejo-Farben erstellt (Light Green 71.022, Yellow Olive 70.892, Khaki Green 71.330). Für das dunklere Grün verwendete ich, ebenfalls von Vallejo, das Dark Green 71.011. Nach dem Lackieren des Modells mit dem hellen Grünton wurden, nach einer angemessenen Trocknungszeit (hier 24 Stunden), mit Masking Putty von MIG und Klebeband die Bereiche abgedeckt, die Hellgrün bleiben sollen. Anschließend erfolgte das Auftragen des dunkelgrünen Tarnanstriches. Vor dem Anbringen der Decals wurde eine erste Schicht Klarlack aufgetragen (Glanzlack + Seidenmatt von Vallejo im Verhältnis 1:1). Im Anschluss an den letzten Auftrag des Klarlackes, wurde noch auf den Bug des Panzers eine gelb-grüne Gasdetektor-Farbe aufgemalt. Diese Gasdetektor-Farbe wurde 1940 bei den Truppen häufig verwendet und dort aufgebracht, wo es der Kommandant und der Fahrer gut sehen können. Im Falle eines Gasangriffes verfärbt sich die Farbe rötlich. Decals: Für den Bausatz habe ich einen Decalbogen von Archer beschafft, der Markierungen eines Matilda des 7th Royal Tank Regiment, dass am 21 Mai 1940 an dem Panzerangriff bei Arras teilgenommen hat. Leider waren die Decals zum größten Teil sehr brüchig, so dass ich den Schriftzug „Greyna“ und die gelben Dreiecke am Turm nicht nutzen konnte. Letztere wurden dann gemalt. Dazu wurden die entsprechenden Stellen abgeklebt und mit Airbrush lackiert. Auf den Schriftzug habe ich dann verzichtet. Alterung/Effekte: Für das Drybrushing und Washing verwendete ich Ölfarben von Abteilung 502. Die Effekte habe ich nur dezent angebracht, da die britischen Fahrzeuge 1940 in Frankreich sicher noch nicht so abgenutzt aussahen wie spätere Weltkriegspanzer nach mehrjährigem Einsatz. Leichte Verschmutzungen habe ich mittels Vallejo Pigmenten (Light Sienna) erzeugt. Das Pigment Pulver wurde mit einem Pinsel trocken im Laufwerks- und unteren Wannenbereich aufgetragen und verrieben. Auf eine Fixierung der Verschmutzung habe ich verzichtet, da ich so noch alle Freiheiten habe, den Effekt zu verändern/zu beseitigen. Die so aufgetragene Pigmentierung ist reibfest genug um nicht gleich bei jeder Berührung abzugehen. Die Auspuffanlage habe ich mit selbst hergestellten Rostpigmenten versehen.
Auch wenn ich kein großer Freund von Resin-Bausätzen bin, so hat der Bau des Matilda II Mk. I BEF Backdate doch viel Spaß gemacht. Ein großes Manko war allerdings das Fehlen einer Bauanleitung beim Umbausatz. Wie Eingangs schon erwähnt, weiß ich nicht, ob generell keine Anleitung existiert, oder ob nur in meinem Umbausatz eine fehlte. Ohne den Baubericht auf der Seite von Perth Military Modelling würde man oft recht ratlos dar stehen. Die Passgenauigkeit ist in bestimmten Bereichen verbesserungswürdig, aber unter dem Strich recht gut. Man ist schließlich Modellbauer und im Umgang mit Spachtelmasse und Feile gut vertraut!
© 01/2023 Andreas Immekus 3485 Leser dieses Bauberichts seit dem 09.01.2023 |