Laffly W-15T gepanzerte Becker Version



 

Das Original

Die in Frankreich sehr geschätzten Geländewagen der Firma Laffly – entweder mit 2 oder 3 Achsen versehen – verfügten grundsätzlich über Allradantrieb. Um das Überschreiten von Gräben bzw. Bodenwellen zu erleichtern, erhielten die meisten Fahrzeuge, auch die der Baureihe W 15 T, eine für die französische Armee gefertigte leichte 3-chsige Zugmaschine, vorne im Bereich der Stoßstange und zwischen erster sowie zweiter Achse kleine, vollgummibereifte Stützräder.

Die Motoren stammten von Hotchkiss, wo aufgrund der geringen Produktionskapazitäten der Stammfirma ebenfalls Fahrzeuge nach Laffly-Entwürfen und Vorgaben produziert wurden. Dies ging so lange, bis Laffly von Hotchkiss – wohl nicht recht überraschend - ganz übernommen wurde. Im Grunde war der W 15 T von der Serie S 15 T abgeleitet und die Fertigung lief erst 1940 bei Hotchkiss an, so dass möglicherweise Laffly von der Serie W 15 T nur Prototypen baute. Insgesamt dürften ca. 80 Exemplare ausgeliefert worden sein, wobei dazu noch 70 teilgepanzerte Selbstfahrlafetten mit der nach hinten schießend auf die Ladefläche montierten französischen 4,7 cm Pak kommen.

Die von der Wehrmacht erbeuteten Fahrzeuge stellten aufgrund ihrer geländetauglichen und zuverlässigen Eigenschaften eine willkommene Beute dar. Sie fanden als Führungs- sowie Funk- bzw. Mannschaftswagen und leichte Zugfahrzeuge bspw. für Pak Verwendung.

Für die sog. „Schnelle Brigade West“ baute man u. a. 24 Fernsprech-Kraftwagen um. Ebenso gab es eine gepanzerte Version mit einem dem SdKfz. 251 ähnlichen Aufbau und MG-Bewaffnung. Bekanntermaßen findet der interessierte Modellbauer primär die Fotos von 2 Prototypen, nämlich einmal mit 3 Achsen und zum anderen von einer zweiachsigen Variante. Für diese baute man die mittlere Achse aus und statt jener einen verlängerten Staukasten an das Chassis an.

Lange Zeit fand sich kein Bildbeleg für einen Einsatz der wohl als Schützenpanzerwagen genutzten Fahrzeuge. Im Internet stellten manchen Diskussionsteilnehmer in den diversen Foren die Existenz sogar völlig infrage und meinten, dass es sich um Nachkriegsumbauten handele, die für Filmaufnahmen möglicherweise als miserabel dargestellte SdKfz. 251 dienen sollten.

Nun, zwischenzeitlich konnten zumindest 2 Fotos vom Einsatz nachgewiesen werden. Beide sind im Internet zu finden, eines zusätzlich in dem Buch „Rückmarsch then and now“ auf Seite 172 unten links. Das zweite Bild zeigt ein Fahrzeug mit schemenhaft erkennbarem Tarnmuster auf einem großen Platz vor einem Brunnen.

Im Gegensatz zu den Prototypen weisen diese gepanzerten W 15 T zumindest folgende Unterschiede auf:

  • Es sind nur dreiachsige Fahrzeuge
  • Die seitlichen Luftein- bzw. –auslässe des Motorraumes sind überpanzert
  • An der Frontpanzerung des Motorraumes befindet sich eine Klappe (Wartung oder Kühlung?)
  • Evtl. verfügt zumindest das im Buch abgebildete Gerät über ein dreieckiges Abweise- oder Schutzschild über dem Fahrerraum

Der Bausatz

Der französische Kleinserienhersteller Alby bot Mitte der 1990er Jahre ein Resin-Komplettmodell des Laffly W 15 T in seiner ursprünglichen Ausführung als leichtem Zugkraftwagen an. Vor einigen Jahren brachte - im Anschluss - die rumänische Firma Miniatur Models den Bausatz der von der Wehrmacht in geringen Stückzahlen verwendeten gepanzerten Version mit der Nummer 35016 auf den Markt, der für mich schon immer von großem Interesse war.
Miniatur Models liefert den Bausatz in der dreiachsigen Prototypenausführung, also ohne die oben angegebenen Änderungen.

Der Bau

Da ich eine Einsatzversion haben wollte, mussten diese noch zum Teil umgebaut werden. Zunächst wird mit dem Chassis und dem Fahrzeuginnenraum begonnen. Die Qualität der Bauteile ist sehr gut, Blasen oder Verzug waren kaum zu finden, auch die Passgenauigkeit ist sehr lobenswert.

Fahrgestell und Unterwanne lassen sich ohne Probleme einfach der Bauanleitung folgend, zusammensetzen, wobei ich beide bereits vor dem Lackieren miteinander verklebte. Das Versäubern der einzelnen Komponenten entsprach dem Werkstoff bedingten, üblichen Rahmen und war für fast alle Teile in kürzester Zeit erledigt.   

Das Modell verfügt über eine einfach gestaltete, aber meiner Meinung nach ausreichende Inneneinrichtung mit Sitzbänken und Staukästen für die Mannschaft sowie entsprechend gestaltetem Fahrerplatz. Auch die in Frankreich damals übliche rechtsseitige Steuerung ist berücksichtigt.

„Frei Schnauze“ ergänzt habe ich eine MP in Halterung für den Beifahrer, Feuerlöscher, Gasmaskenbehälter und Munitionssäcke für das MG sowie ein paar Kleinigkeiten mehr. Zusätzlich erhielt die Hecktür einen Verriegelungsmechanismus.

Selbstredend ist die farbliche Ausgestaltung des Mannschaftsraumes vor dem Verkleben der Ober- auf die Unterwanne komplett fertig zu stellen, will man vermeiden, an manche Stellen nicht mehr richtig dranzukommen.

Nachdem die Frontsichtklappen für Fahrer und Beifahrer innen nicht strukturiert sind, habe ich die Sehschlitze geöffnet.

Obwohl vor dem Beifahrerplatz der Einbau eines Funkgerätes erfolgt – lauf Bauanleitung – verzichtete ich vorerst auf die Montage einer Antenne nebst Sockel, da auf den Originalfotos keine Antenne zu sehen war. Kann und soll jeder halten, wie er will.

Das einzige Teil, an dem ich Verzug feststellte, war die rechte Seite der Oberwanne. Und trotz wiederholter Erhitzung, Ausrichtung und Fixierung bekam ich das verdammte Ding nicht hundertprozentig gerade – es hat sich selbst sogar nach dem Verkleben mit den Staukästen/Rückenlehnen des Mannschaftsraumes wieder, wenn letztlich dann nur noch in geringem Grad, nach außen gewölbt. Auf gut neudeutsch: „Shit happens“!   

Die Nahtstelle zwischen den Aufbauhälften war zu verspachteln und natürlich zu schleifen. Da auf den Vorbildfotos an dieser Stelle keine Schweißnaht erkennbar ist, verzichtete ich darauf, hier eine zu ziehen.

Das dem Bausatz beiliegende Schanzwerkzeug erschien mir zu klobig, daher wurden die Teile gegen solche aus der Ersatzteilkiste ausgetauscht. Fotogeätzte Griffe der Halterungen ergänzte ich aus dem Sortiment der Firma Aber.

Abweichend von den Fotoverlagen spendierte ich meinem gepanzerten Laffly ein Schutzschild für das MG, welches aus einem 251iger Bausatz von Dragon übrig geblieben war. Dazu kamen noch Haltestangen am oberen Rand des Panzeraufbaus und der Verzicht auf das MG am Heck. Nun kann man dazu stehen wie man will – betrachten wir dies einfach als ein Stück „künstlerischer Freiheit“. Wenn jemand das Gegenteil beweisen kann, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Das gleiche gilt zudem für die Kanisterhalterung am Fahrzeugheck.

Der seitliche Panzerschutz für die Luftein- bzw. –auslässe des Motorraumes nebst Klappe auf dessen Frontpanzerplatte – hier waren noch ein paar Nieten zu ergänzen - entstand durch dünnes Plastikmaterial. Größe und Form leitete ich entsprechend von den Vorbildfotos ab. 

Tja, das war es dann auch schon. Gut, die Vorderräder montierte ich noch leicht eingeschlagen. 


Bemalung/Alterung

Grundsätzlich ist hier als Basisfarbe nur Dunkelgelb mit bzw. ohne Tarnmuster möglich, wenn man sich an das Vorbildfoto halten will. Was der einzelne Modellbauer macht, ist selbstredend seine Sache.

Ich habe mich für eine dunkelgelbe (MM 2095) Grundlackierung, auf die unregelmäßig grüne (MM2069) Tarnstreifen aufgetragen wurden, entschieden.

Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten der Firmen Kremer und MIG. Anschließend folgte der Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit. Das punktuelle „Waschen“ nahm ich mit „Enamel Wash“ für deutsche dunkelgelbe Fahrzeuge AK 300 vor, Filter wurden mit diversen gelben, weißen und grünen Ölfarben gesetzt, die mit „White Spirit“ AK 047 in bzw. zu unterschiedlicher Intensität ausgezogen wurden. Dezente Rost- und Schmutzschlieren folgten nach gleicher Methode mittels „Rust streaks“ und „Streaking grime“ aus dem Set „Streaking effekts“ AK 062.  

Dreck- und Staubablagerungen innen wie außen brachte ich mit AK-Pigmenten („Light Dust“ AK 040 und „European Erth“ AK 042) auf, die mittels Pigment-Fixer AK 048 griffest gemacht worden sind.

Zuvor gab es noch diverse Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen, um einen „strapazierten“ Eindruck des Fahrzeugs darzustellen. Blanke Metallstellen entstanden durch Verwendung von dunklem Grafitpulver AK 086 .

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich auf WH-Kennzeichen, die aber auf den zeitgenössischen Bildern nicht dokumentiert sind.

Fazit

Ein interessanter Bausatz, der vor allem einen gewissen Spielraum zu eigenen Entscheidungen lässt. Das Modell ist mit ca. 70,00 Euro, je nach Anbieter auch darunter, doch preislich für die gebotene Qualität im Rahmen – bei einem Kleinserienbausatz.  Ich finde, man kann ihn gerne weiterempfehlen.  



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Das Internet, also Suchmaschine her, ggf. auch Bilder anklicken und Fahrzeugbezeichnung(en) eingeben. Flugs hat man eine ganze Fülle von Infos.

Zudem:

  • Rückmarsch then and now  : Jean Paul Pralud, after the battle
  • Massin Editeur, Francois Vauvillier :  L´Automobile sous L´Uniforme 1939 - 1940
  • Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger  : Militärfahrzeuge Band 12 Beute-Kfz. und -Panzer

© 09/2012 Volker Andorfer

8605 Leser des Bauberichts seit dem 09.09.2012



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