Anfang 1940 produzierten die Russen auf Basis des KW-1 Fahrgestells ein wahres Monstrum, das in seinem gigantischen Turm die 152mm M-10 Kanone hatte. Bis zum Oktober 1942 wurden 334 von diesen 52t schweren Panzern hergestellt. Durch die schwere Turmpanzerung war es schwer diesen Koloss zu bekämpfen, andererseits stellte dies auch ein Handicap dar, denn Turmdrehung war recht mühsam, bei schrägstehender Wanne nahezu unmöglich. Ansonsten war der Einsatzwert dieser Panzer eher fragwürdig. Der 600 PS Diesel V-2K schaffte es immerhin den Panzer auf maximale 34km/h zu beschleunigen. Die Crew bestand aus 6 Leuten, die neben der Kanone noch 3 DT Maschinengewehre hatten. Einige Panzer der KW Baureihe wurden mit einem leichteren Kettentyp versehen, bei dem nur jedes zweite Glied einen Führungszahn hatte.
Die Deutschen erbeuteten einige der KW-2, modifizierten diese mit deutscher Technik (Kommandantenkuppel, Beleuchtungsanlage, usw) und setzten sie in einzelnen Kompanien ein, wie z.B. der Pz.Abt.66 für den Sturm auf Malta.
Der Bausatz des KW-2 hat nun auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, und so wundert es dann auch nicht, dass die Teile doch etwas grobschlächtig sind, angefangen von Ketten, die als Spielzeug gedacht nicht viel mit dem Original gemein haben, über Kettenabdeckbleche, die aufs Original hochgerechnet etwa 5cm dick wären, bis zu nichtmal rudimentären Inneneinrichtungen. Auf der anderen Seite sind Details wie die rauhe Struktur des Turmstahl schön dezent wiedergegeben, die Bauanleitung ist Tamiya like vorbildlich, der Wannenaufbau ist per Klickverschluss jederzeit abnehmbar und die Abziehbilder sind mit diversen Parolen für den Turm versehen!
Die Teilezahl an sich ist sehr übersichtlich, und der Bausatz ist, wenn man ihn direkt ohne Schnickschnack aus der Box baut, an einem Abend während eines Spielfilms locker fertig!
Um die unsäglichen "Fehler" des Bausatzes auszubessern spendierte ich ihm zunächst "Light type" Friulmodel Ketten für KW1/2, die Eduard Ätzteilsätze 35416 (KW1/KW2 Fenders) und 35419 (KW-2). Ersterer ersetzt die klobigen Kettenabdeckbleche mit feinen neuen und den richtigen Halterungen, der zweite fährt dann noch mit Kleinigkeiten wie Lüftergitter, Werkzeughalter und Lukendetails auf, ist aber nicht zwingend notwendig.
Wie bereits erwähnt ist der Bau des Basismodells recht einfach und dank der wenigen Teile schnell erledigt. Die Wanne mit angegossenen Kurbelarmen wird flugs mit den Laufrädern, sowie Treib- und Leitrad vervollständigt, wobei die Räder dank Polycaps beweglich bleiben. Der Bugpanzer passt hervorragend an die Wanne an. Bei der Oberwanne sollte man darauf achten, dass man die Löcher an den Abdeckblechen aufbohrt, wenn man die Zusatztanks anbauen will ... da ich aber weder die Tanks benutzen noch die Kettenabdeckbleche behalten wollte, konnte ich mir das sparen. Der Rest der Oberwanne ist im nu erledigt, denn es werden lediglich Kleinteile wie das Bug MG, Luken und Auspuff angebaut. Zu den weiteren Detaillierungen bzw. Umbau komme ich später. Der Turm besteht aus zwei Seitenteilen, dem Turmdach, der Rückwand und dem Geschütz an sich. Das Rohr ist an sich ganz ok, ich habe es aber durch ein Alu-Rohr von New-Connection ersetzt, wobei die Aufnahme noch etwas weiter ausgebohrt werden musste. Die Passgenauigkeit der Turmteile war akzeptabel, wobei im Bereich der Geschützhalterung ein paar Unebenheiten ausgemerzt werden mussten. Fehlt nur noch die Turmluke, die man am besten in das Dach einbaut, bevor man den Turm zuklebt, denn später ist da kein ankommen mehr.
Nach dem anbringen der Steigbügel am Turm ist dieser auch komplett und kann auf die Wanne aufgesetzt werden und die Vinylketten nach dem bemalen aufgezogen werden... damit wäre das Modell eigentlich fertig.
Eigentlich ... denn ich wollte ja einen KW-2 als Beutepanzer bauen, und zudem die Ätzteilsätze nutzen.
Zuallererst sollte man die Kettenabdeckbleche abfräsen ... eine undankbare Aufgabe, aber es lohnt sich!!! Bevor man dann aber die Kettenabdeckbleche aus dem PE anbaut, sollte man sämtlich anderen PE Teile und Ergänzungen am Panzer vornehmen. Im Klartext: Zunächst habe ich den Luftaustritt am Heck mit PE Teilen neugemacht und mit Lüftergitter versehen ... man sieht es später zar kaum, aber es macht einen guten und filigranen Eindruck. Die beiden Lufteinlässe auf dem Motordeck müssen leider vorher mühsam von den beiden einrahmenden Plastikstreben befreit werden, bevor man das hübsche Gitter aufkleben kann! Die Scharniere und Griffe für die Zubehörkisten machen einen sehr guten Eindruck, und wenn man die Luken offen gestalten will, lohnt die Detaillierung der Lukeninnenseiten mit den entsprechenden Ätzteilen. Für den Turm gibt's ein paar wenige, aber sinnvolle PE-Teile, wie die 3 Periskope, die in die sonst leeren Schächte geklebt werden, sowie ein Nieten-Befestigungsring für die Turmluke.
Die neuen Kettenabdeckbleche weisen neben den Versteifungen und Nietenbeschlägen auch die korrekten, durchbrochenen Blechhalter auf. Die Konstruktion, sowie das Biegen und Verkleben der Bleche erfordert doch schon etwas Geschick und Erfahrung und erfordert eine ganz ebene abgeschliffene Fläche an der Wanne, von der man die alten Bleche ja möglichst sauber abgetrennt haben sollte, denn die Klebeflächen der neuen Bleche sind nicht groß und so brechen diese bei unsanfter Behandlung während der weiteren Arbeit an den Blechen schon mal ab. Aber spätestens mit dem Verkleben der Blechhalterungen wird das besser ... hier sollte man auf akkurate Knickung und Passgenauigkeit der Halter zwischen Wanne und Blechen achten, damit diese dann auch wirklich anliegen und im 90° Winkel abstehen. Die langen Blechstücke der Nietenbeschläge und Versteifungen sind ebenfalls nicht einfach sauber zu falten, geschweige denn in der kurzen Trocknungszeit von Sekundenkleber an den richtigen Stellen passgenau zu fixieren. Letztenendes passte aber alles wunderbar und das Ergebnis entschädigt für die Mühen.
Als nächstes geht es darum den KW-2 zu einem deutschen Beutefahrzeug umzurüsten, wie sie 1942 in der 2.Kp der Pz.Abt.(z.b.V.)66 umgerüstet und eingesetzt wurden. Dazu dienten einige wenige Originalbilder an denen ich mich orientierte. Hauptaugenmerk lag dabei auf der deutschen Kommandantenkuppel, der Munitionslagerung am Heck, der Werkzeug- und Ersatzkettenunterbringung und der deutschen Beleuchtungsanlage.
Die Kommandantenkuppel war, wie man Bildern entnehmen kann, nicht (wie leider bei vielen Modellen dargestellt) einfach auf die bestehende Turmluke des KW-2 aufgesetzt, sondern noch davor, auf der vorderen rechten Ecke, was auch der Grund ist, dass die oberste Stufe der Aufstiegstritte an der rechten Turmseite von "auf dem Turm" an die Turmseite verlegt werden musste. Daher plazierte ich nach Augenmaß eine Panzer III Kommandantenkuppel aus der Grabbelkiste an der entsprechenden Stelle, markierte diese, und fräste ein entsprechendes Loch in das Turmdach. Auf der anderen Turmseite wurden die Tritte in ihrer Anordnung beibehalten. Zusätzlich wurden Halterungen für Abschleppseile an beiden Turmseiten angebracht, die ich aus Resten von PE-Sheets machte und die Abschleppseile aus einem alten Italeri Elefant Bausatz nahm.
Die Umrüstung zum Beutepanzer führte zum Anbau eines Noteklichtes auf der linken Kettenabdeckung, sowie zu 2 Begrenzungsleuchten. Diese Sachen entstammen auch der Grabbelkiste. Auffällig ist die Kabelführung vom eigentlichen russischen Scheinwerfer über die Fahrerfrontplatte zum Notekscheinwerfer, welche ich aus einem über Flamme gezogenen Spritzlingsteil nachbildete. Das Werkzeug wurde so gut wie es auf Bildern erkennbar war angebracht, liegt aber im Ermessen des Modellbauers, denn Bilder gibt es nur wenige und Platz auf dem KW-2 genug!
Am meisten Arbeit machte die auf einigen Bildern erkennbare Kartuschenhalterung am Motordeck ... es sieht so aus, als ob dort die Ladungen für die Kanone aufbewahrt wurden, entweder um im Turm mehr Platz zu schaffen, oder um einfach mehr Munition auf dem Fahrzeug zu haben. Anhand der Bilder, die ich hatte und die diese Halterung nur teilweise zeigten, habe ich dann aus Plastikprofilstreifen 0,25 x 1,5mm eine Halterung konstruiert, die dem recht nahe kommt. Die Form habe ich anhand von den Kartuschenabmessungen am Computer entworfen und daran die Halterung aufgebaut.
Die Kartuschen an sich gibt es zu kaufen von ADV/Azimuth, der Geiz ließ mich dann aber versuchen diese doch recht simplen Kartuschen selbst zu basteln. Dazu besorgte ich mir einen Rundstab 4mm Durchmesser, den ich in 6,3mm lange Stücke schnitt. Mit der Lochzange für Gürtel stanzte ich dann aus 0,25mm dickem Plasticsheet (hier nochmal Danke an Old Loddar!) 4,5mm Kreise, die ich als "Deckel" auf die Rundhölzer klebte. Um den kleinen "Absatz" am anderen Ende darzustellen, klebte ich entsprechend zugeschnittene Streifen aus Bleifolie um die Rundhölzer ... ein etwas mühsamer aber kostengünstiger Weg. Ausser der ganzen Planung, Vorbereitung und Machbarkeitsstudien entstanden so etwa 30 Munitionsstücke innerhalb von knapp 2 Stunden während Portugal gegen die USA verloren hat! ;-) Das Bild links zeigt in den linken 3 Teilen die Entstehung der Kartusche, das rechte Teil ist ein Original von ADV/Azimuth, das ich als Muster erhalten hatte.
Zum Schluss, nach der Bemalung, werden noch die Ketten aufgezogen, wobei ich die Friulmodel Ketten für KW1 und 2 des leichten Typs bevorzugte, der auch gelegentlich an diesen Panzern zu finden war. Im Gegensatz zur Bausatzeigenen Vinylkette ist die Friulkette ein wahrer Augenschmaus und bildet zusammen mit dem Fahrwerk ein hervorragendes Bild. Leider ist das ganze recht kostspielig ... glücklicherweise liegen neue Treibräder dem Kettensatz von Friul bereits bei!
Die Bemalung gestaltete sich recht interessant, denn die Bilder lassen keine genauen Aussagen über die Farbe zu ... nach Aussagen von Angehörigen der Pz.Abt.(z.b.V.)66 wurden die Panzer nach Umrüstung für die geplante Landung auf Malta mit gelbem Anstrich und braunen Flecken versehen.
Ich habe mich dazu entschieden das ganze Fahrzeug in einem grün zu grundieren, welches aber im nachhinein zu hell für Russengrün wirkt ... die Teile die von Deutschen umgebaut wurden, wurden in Rostrot grundiert.
Danach wurde das gesamte Fahrzeug in Tamiya XF-59 gelb gespritzt und an den großen Flächen mit etwas aufgehelltem XF-59 leicht zur Auflockerung gesprüht. Die braunen Flecken wurden dann nach gutdünken mit Tamiya XF-64 aufgesprüht.
Als MArkierungen kamen lediglich zwei normalgroße Balkenkreuze an den Turmseiten zum Einsatz ... zunächst ungewöhnlich, da sonst Beutefahrzeuge ja zur Erkennung für eigene Truppen mit übergroßen Balkenkreuzen versehen wurden, aber die kleinen Kreuze lassen sich anhand der Bilder belegen und für den geplanten Einsatz auf Malta war es nicht notwendig die Fahrzeuge gesondert zu markieren, da die Einheit wusste dass die auftauchenden KW-2 ihre eigenen sein werden! Die Balkenkreuze habe ich mit dem Eduard Expressmask Set für Balkenkreuze aufgesprüht ... ein wahrlich gutes Set!
Da mein Fahrzeug noch zu dem Zeitpunkt in der Vorbereitung des Einsatzes dargestellt sein soll habe ich auf Beschädigungen und übermäßige Alterung verzichtet. Ich habe daher nur ein leichtes Washing mit dunklen Ölfarben und ein trockenmalen mit aufgehelltem Gelbton vollzogen. Die Ketten wurden mit Revell Anthrazit grundiert, mit Model Master Metalizer stahlblau wolkig übersprüht ... mit einem braunen Ölfarbenwash und brauner pastellkreide nachbehandelt und die erhabenen Stellen mit Schmirgelpapier leicht abgeschliffen, was wieder die ursprüngliche Metallfarbe zum Vorschein holte.
Die selbstgebastelten Kartuschen wurden mit einem dunklen Grauton gemixt mit etwas Metallfarbe bemalt.
Den Abschluss bildete ein leichtes Einstauben des Fahrwerkbereichs mit hellem Pastellkreidenstaub!
Ein recht einfacher Basisbausatz eines Fahrzeugs das man aufgrund des hässlichen Turms entweder liebt oder hasst ... ein Hinkucker ist das Monstrum allemal. Wer den Bausatz aus der Box baut ist schnell fertig und hat ein Modell, das akzeptabel ist, wenn man es nicht allzugenau nimmt ... der ambitionierte Bastler sollte sich hier aber zumindest auf neue Ketten und neue Abdeckbleche konzentrieren, die das Modell enorm aufwerten, so ist der Eduard PE Satz mit den Abdeckblechen sehr sinnvoll, der Basis PE Satz ergänzend ganz nett, aber nicht zwingend erforderlich.
Die meiste Arbeit entfiel hier eindeutig auf die Detaillierung und den Umbau zum Beutepanzer und dafür ist der Tamiyabausatz ein gutes und dankbares Modell.
Tamiya Basis Bausatz
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Paßgenauigkeit: |
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Detaillierung: |
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mit Eduard PE Sätzen
Preis / Leistung: |
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© 6/2002 Thomas Hartwig
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