Kanonenjagdpanzer


 

Das Original

Der Kanonenjagdpanzer oder auch Jagdpanzer Kanone 90mm, erinnert äußerlich sehr an die späten Jagdpanzer des 2. Weltkrieges, vornehmlich an den Jagdpanzer IV. Es handelt sich um ein Fahrzeug in Kasemattbauweise mit einer Rheinmetall 90mm Kanone und einer leichten Panzerung von maximal 50mm.

Angetrieben wurde der knapp 26 Tonnen schwere Jagdpanzer von einem 500PS Achtzylinder Vielstoffmotor.

Seine vierköpfige Besatzung konnte Ziele auf rund 1800m bekämpfen.

Eingeführt wurde der Kanonenjagdpanzer Mitte der 60er Jahre und ersetzte die bis dahin in den Panzerjägerzügen eingesetzten M41, M47 und M48. Neben den in Deutschland verwendeten 770 Exemplare, fand der „JPK“ auch in Belgien Verwendung, dort allerdings mit Optiken und Waffenrechnern von SABCA.

Nachdem sich die 90mm Kanone des KaJaPa als unzureichend erwies, um die neueren Warschauer Pakt Modelle wie T-64 oder T-72 wirksam zu bekämpfen, wurde die Vielzahl der vorhandenen Fahrzeuge zu Raketenjagdpanzern Jaguar mit HOT oder TOW ATGM umgerüstet. Die letzten Jaguar mit HOT Bewaffnung waren bis in die frühen 2000er Jahre in der Bundeswehr im Einsatz.

Der Bausatz

Im Jahr 2018 hat Revell unter der Katalognummer 03276 den ursprünglichen Bausatz von 2008 wieder aufgelegt.

Leider war das Modell nur relativ kurz im Programm, so dass man es heute fast nur noch bei eBay bekommt, wobei sich die Preise um die 30 Euro bewegen, Tendenz steigend.

Der Bausatz kommt in der Revell typischen Seitenöffnerschachtel und enthält neun Spritzlinge in hellem grau (das 2008er Modell kam noch in Dunkelgrün), der Oberwanne und einem paar Vinylketten, sowie einem einfachen aber sauber gedruckten Decalbogen. Der Bausatz gestattet den Bau von drei Kanonenjagdpanzern und einem kanonenlosen Artillerie Beobachtungspanzer.

Neu für mich war die moderne Revell Anleitung, diese beschreibt in 52 Schritten den Bau des Kanonenjagdpanzers, bzw. des Beobachtungspanzers. Aber keine Sorge, jeder Bauschritt umfasst nur wenige Teile – direkt aus der Box gebaut kann man das Modell locker an einem Nachmittag fertig basteln.

Thomas hat in seinem Baubericht vor ein paar Jahren ja schon auf einige Schwachstellen des Modelles hingewiesen. So z.B. die gruselige Schweißnaht an der Vorderseite der Oberwanne, die falsche Anzahl an Periskopen für den Kommandanten, die hohle Innenseite der Laufrollen und die Vinylkette mit produktionsbedingt falschen Führungenzähnen.

Mittlerweile bietet der deutsche Kleinserienhersteller Perfect Scale Abhilfe für all diese Problemzonen an, in Form von 3D gedruckten Ketten, neuen Resin Werkzeugen, neuen Laufrollen und einer kompletten Oberwanne. Ich entschied mich für die Oberwanne aus Resin. Die Laufrollen sind mir persönlich unwichtig, da ich bisher keinen Winkel gefunden habe, aus dem man bei dem auf dem Tisch stehenden Modell die Probleme der hohlen Innenseite sehen würde. Fairerweise muss ich sagen, dass auch die Oberwanne nicht sein müsste – die Schweißnaht wäre selbst schnell korrigiert und am fertigen Modell, mit MG Ring, muss man sich schon Mühe geben die Periskope zu zählen. Allerdings sieht die Perfect Scale Oberwanne oder besser gesagt Dach schon sehr gut und hervorragend detailliert aus.

Anstelle der 3D gedruckten Kettenglieder und der Aussicht auf unzählige Flüche und Sekundenkleber an den Fingern, am Modell, überall, nur nicht an den Kettengliedern, entschied ich mich für eine Kette von Friulmodel. Immerhin hatte ich Friul aus meiner frühen Bastlerzeit noch in guter Erinnerung. Soviel vorweg – das nächste Modell auf Basis des KaJaPa bekommt die Perfect Scale Kette!

Einzige weitere Add ons bei meinem Modell sind eine 70er Jahre Bundeswehrbesatzung von Valkyrie Models und ein gedrehtes Kanonenrohr mit Messing Mündungsbremse von RB Models.


Der Bau

Gemäß Bauanleitung würde es in den ersten neun Abschnitten mit dem Laufwerk des Jagdpanzers losgehen. Da ich aber zu neugierig war auf das neue Dach, habe ich meinen Bau bei Schritt 10 angefangen. Bei den Perfect Scale Teilen ist nur minimale Versäuberungsarbeit notwendig und die Passgenauigkeit ist ein Traum. Abgesehen davon, dass man hier CA Kleber benutzt, merkt man nicht, dass man nicht mit normalen Plastikteilen arbeitet.

Auch die Seitenwände des Kits passten 1a zum neuen Resindach. Wie schon in Thomas Bericht beschrieben, entsteht beim Bau eine deutlich sichtbare Naht zwischen Seitenteilen und Oberteil. Hier ist beim Original eine glatte Fläche, also musste mit Acrylputty und Schleifpapier nachgeholfen werden. Leider ist nicht speziell an den hinteren Seiten im Bereich der Werkzeughalterungen dieses Planschleifen nicht immer gelungen.

Nach den Schleifarbeiten erfolgte ein erster Überzug aus hellgrauem Primer, um zu sehen, ob und wenn ja wo nachgearbeitet werden muss.

Als nächstes habe ich die vorderen Schmutzfänger abgetrennt und durch passend zugeschnittenes und leicht verbogenes Alublech ersetzt.

Es folgten die diversen Anbauteile aus dem Revell Bausatz, also Werkzeuge, Eisgreifer, Nebelwurfanlage, usw. Letzterer habe ich an den Kappen jedes Bechers eine kleine PE Kette aus einem generischen PE Set von Royal Model spendiert.

Weit entfernt vom Original ist der Staukorb am Heck. Hier habe mich weitestgehend versucht an Vorbildfotos zu orientieren, um den Korb realistischer zu gestalten. Alles oberhalb der waagerechten Fläche Bauteil I45 wurde abgetrennt. Der Rahmen wurde aus 0,5mm Messingstab neu aufgebaut, die Streben am Heck sind aus 0,2mm Alustreifen gebogen. Das Ergebnis ist sicher nicht perfekt, ähnelt dem Original aber deutlich mehr, als die Kitversion. Abschließend bekam der Staukorb von vier PE Spannschlösser, ebenfalls aus einem generischen Set von Royal Model.

Eine weitere Änderung am Heck ist die Abschleppvorrichtung Bauteil E28. Diese ist als ein Teil gegossen und alles andere als schön. Also wurde die Kopplung komplett entkernt, oben und unten aufgebohrt und ein Bolzen aus Messingstab, inklusive Sicherungskette eingeführt.

Direkt rechts neben der Anhängerkupplung befindet sich die Halterung für zwei Ersatzkettenglieder. Diese Glieder habe ich durch Friul Elemente ersetzt und links und rechts Schraubköpfe von Masterclub, ebenfalls mit Sicherungskettchen angebracht.

Weitere Teile die mir nicht gefallen haben, sind die vorderen Halterungen für Blinker und Scheinwerfer. Diese sind viel zu dick gegossen und wurden durch Halterungen aus 0,2mm Alublech ersetzt. Die Blinker wurden hierfür vorsichtig von den Originalhaltern abgetrennt und mit Sekundenkleber auf den neuen Aluhalterungen aufgebracht. Im Nachhinein betrachtet hätte ich die Brushguards der Blinker auch neu machen sollen.

Den Scheinwerfern habe ich noch ein Stromkabel spendiert. Damit dieses nicht einfach so in der Frontpanzerung verschwindet, habe ich jeweils einen Masterclub Schraubenkopf aufgeklebt und anschließend aufgebohrt, dieser dient nun als Kabelaufnahme.

Der Schießscheinwerfer stammt ebenfalls aus dem Perfect Scale Set, ebenso wie die Kanonenblende mit schön detaillierter Stoffabdichtung. Die Halterung des Scheinwerfers ist mir bis heute ein Rätsel, verständliche Anleitungen sind leider kein Merkmal von Perfect Scale. Der Scheinwerfer erhielt ebenfalls ein Kabel, diesmal aus dickem Bleidraht.

An der Kugelblende befinden sich die Öffnungen der Richtschützenoptik, sowie des koaxialen MG. Für beide Öffnungen wurden aus alten Teilen Verschlußstopfen angefertigt und an PE Sicherungsketten befestigt.

Nachdem ich ein paar Kettenglieder versucht habe zu verbinden, flüchtete ich mich erstmal in den unten beschriebenen Bemalungvorgang. Danach stand das Modell ein knappes Vierteljahr in der Ecke, die Kette war einfach zu „ätzend“.

Aber es hilft ja alles nichts, da ich kein Fan davon bin mehrere angefangene Projekte rumstehen zu haben (ok, der BTR-60 in den mich geflüchtet hatte, war jetzt eh fertig), musste ich mich meinem Endgegner, der Friulkette stellen.

Aus meiner Zeit aus den Anfänger dieser Webseite, hatte ich Friulketten als zerstochene Daumen, aber ansonsten eine entspannte Angelegenheit in Erinnerung. Allerdings waren es damals gleichmäßige Ketten für Panzer I, Tiger, Crusader usw. Die KaJaPa Kettenglieder aber sind asymmetrisch, d.h. wenn das Kettenpolster auf dem Tisch aufliegt, sind die Öffnungen die den Verbinder aufnehmen „in der Luft“. Übt man hier auch nur einen Hauch zu viel Druck aus, passt nichts mehr zusammen. Bei den geraden Abschnitten geht es ja noch, aber Friul hat es gut gemeint und für Leit- und Treibrad extra gebogene Kettenglieder beigelegt. Leider nicht optional sondern verpflichtend, da die geraden Glieder nicht reichen. Diese gebogenen Glieder zusammenzusetzen war einfach nur eine Pein, die mich überlegen ließ, ob ich bei Flugzeugen nicht doch besser aufgehoben bin.

Wie schon eingangs erwähnt, wird dies meine letzte Friulkette sein, das tue ich mir nicht nochmal an.

Bemalung/Alterung

Die Bauanleitung gibt zwei Bemalungsvarianten an – komplett Gelb Oliv und Gelb Oliv mit Schlammtarnung. Da ich letztere schon für einen Kampfpanzer reserviert habe, entschied ich mich für uni Gelb Oliv.

Zunächst wurde das Modell mit Vallejo Primer komplett grundiert, nicht zuletzt um die diversen Oberflächen aus Plastik, Resin, Alu, Messing und Zinn zu vereinheitlichen.

Auf den Primer folgte ein Pre-shading – das heißt die Kanten wurden in Schwarz hervorgehoben, während die Flächen mit Weiß aufgehellt wurden.

Als Basisfarbe habe ich Gelb Oliv von AMMO verwendet. Diese wurde nicht flächig sondern in „zittrigen“ Bewegungen gespritzt, bis eine fast deckender Farbauftrag vorhanden war. Anschließend habe ich die Farbe mit ein paar Tropfen weiß und Faded Yellow gemischt und damit die größeren Flächen aufgehellt.
Hierauf folgte eine Schicht Klarlack, einerseits um den aktuellen Bemalungsstand zu schützen, andererseits als Basis für die Decals. Da ich zu keinem der Fahrzeuge irgendeine Verbindung habe und auch keine neuen Decals kaufen wollte, entschied ich mich für Variante drei, einen KajaPa aus Göttingen.  Die Decals wurden wiederum mit Klarlack versiegelt.

Nun wurde es Zeit für ein Filtern mit Ölfarben. Hierfür benutzte ich Weiß, Gelb, Grün und Braun von Abteilung 502. Zweck der Übung ist, dass die noch recht einheitliche olivgrüne Oberfläche verschiedene Farbschattierungen erhält. Hierfür werden (unterteilt in handliche Abschnitte) mit dem Pinsel einzelne Punkte der Ölfarben aufgebracht. Braun ist hierbei sehr intensiv und sollte sparsam benutzt werden. Weiß und Gelb geben zusätzlich einen staubigen Effekt, von daher wurden diese am meisten gesetzt. Grün macht das Gelb Oliv intensiver.

Nach dem Aufbringen der Farbpunkte, wurden diese mit einem breiteren, weichen, in Enamel Thinner befeuchteten Pinsel weggewischt. Je nach gewünschtem Effekt, kann man hier die Filterfarben auf einer Fläche verteilen oder aber in Streifen abziehen.

Nachdem die Ölfarben gut durchgetrocknet waren, wurden diese mit Klarlack versiegelt, bevor ein Dunkelbrauner Wash (Enamel Wash von AMMO) die Vertiefungen hervorhob. Nach wiederum einem Tag Trocknungspause wurden die Kanten mit einem Mix aus grüner, weißer und gelber Ölfarbe hervorgehoben, sowie ein paar Lackabplatzer und Kratzer aufgebracht.

In der Zwischenzeit nahmen die Ketten ein Bad in Burnishing Fluid von AK Interactive, um zu bräunen. Da dieses mittlerweile die dritte Kette mit ein und derselben Flasche war, dauerte es ewig, bis die Kette ein wenig Farbe annahm. Den ungeliebten Ketten eine neue Flasche zu spendieren gab mein Stolz nicht her.

Auf die getrockneten Ketten wurde dann mit AMMO Tires and Rubber mit einem flachen Pinsel trocken aufgebracht. Die Endverbinder und der Spalt zwischen den Kettenpolstern wurde mit AMMO Rust Wash behandelt. Abschließend wurden die Zähne mit Wischmetall bearbeitet.

Die Verwitterung, im Sinne von Dreck, beschränkt sich bei diesem Modell auf ein paar erdfarbene Pigmente an der Unterwanne und dem Laufwerk.

Um das Modell abzurunden wollte ich gerne ein Tarnnetz verwenden. Im Internet habe ich des öfteren von Bundeswehrmullbinden gelesen. Also schwupps bei eBay ein Set ersteigert (ein großes Set, etwas anderes war nicht im Angebot), doch als das Paket ankam, war die Enttäuschung groß – in den olivfarbenen Verpackungen steckten wieder nur weiße Mullbinden. Diese zu Färben wäre Plan B, allerdings fand mein Vater bei einem lokalen Militaria Straßenhändler etwas deutlich besseres – eine Mückenschutzhaube in schönstem Oliv. Obendrein ist diese noch feinmaschiger als Mullbinden.

Die Haube habe ich also in passende Segmente geschnitten, in mit Wasser verdünntem Weißleim gebadet und am Modell drapiert. Als Tarnmaterial kamen die Klassiker Majoran und Basilikum zum Einsatz, die auf das noch nasse Netz gestreut wurden.

Zu guter Letzt wurde das ganze Modell mit mehreren Schichten Mattlack versiegelt.



Fazit

Bei Revell hat sich viel zum Positiven entwickelt, seit ich 2005 das Hobby an den Nagel gehängt habe. Die Passgenauigkeit meiner damaligen Modelle würde ich überwiegend eher als freestyle beschreiben, aber der Kanonenjagdpanzer hat mich positiv überrauscht. Alles passte wie und wo es sollte. Natürlich ist die Detaillierung in manchen Bereichen ziemlich grob. Aber im Großen und Ganzen nichts was man nicht mit Hausmitteln verbessern kann.

Hätte es die Dritthersteller Teile bei meinem Modell gebraucht? Ja und Nein. Die Vinylkette mit ihren spitzen Zähnen, hat mit den markanten O-förmigen Zähnen des Originals nichts zu tun. Es geht bei Vinyl halt nicht anders. Aber mit Perfect Scale und Friul hat man hier optisch ansprechende Alternativen.

Das Rohr von RB gefällt mir persönlich deutlich besser, zumal es sehr günstig ist und die Schleiferei entfällt.

Bleibt die Oberwanne, bzw, das Wannendach. Perfect Scale bietet hier top Qualität zu akzeptablem Preis. Würde ich noch einen KaJaPa bauen, würde ich es nicht nochmal kaufen. Wir korrigieren damit zwei Dinge – eine Schweißnaht, die mit einem Schleifstick und etwas Epoxy Putty oder gezogenem Spritzling in maximal 10 Minuten korrigiert ist. Und eine falsche Anzahl von Wonkelspiegeln. Ganz ehrlich – ich habe keine Ahnung wieviele Spiegel das Original hat. Und selbst wenn, fällt es schwer, wenn der MG Ring am Modell verbaut ist, die Spiegel noch zu zählen.

Für mich persönlich bringen relativ einfache Änderungen, wie eine vernünftige Schleppkupplung, neue Lampenhalter und Schutzbügel, ein neu aufgebauter Staukorb und ein paar Kettchen deutlich mehr. Denn das sind Details, die – insbesondere wenn sie nicht geändert werden – ins Auge springen.

Unterm Strich kann ich das Modell nu empfehlen. „Damals“ vor 2005 war die einzige Möglichkeit einen KaJaPa zu bauen ein Voll Resin Modell von Elite. Ich freue mich schon darauf einen zweiten KaJaPa zum Raketenpanzer 2 umzubauen – wieder mit einem Perfect Scale Umbausatz und dieses Mal auch mit Perfect Scale Ketten und garantiert keinen von Friul.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


© 08/2022 Carsten Gurk

4029 Leser dieses Bauberichts seit dem 05.08.2022

zurück zur Übersicht