Nochmals sei betont, dass bis dato nicht bewiesen ist, ob es dieses den Zeppelinwerken zugeschriebene Projekt wirklich gegeben hat. Im Zuge der Entwicklung sog. Triebflügel-Fluggeräte wurde festgestellt, dass sich dieses System auch dazu eignete, Lasten ähnlich einem strahlgetriebenen Hubschrauber zu heben. Dies wollte man nutzen, um eine unbemannte „Flakrakete“ zu konstruieren, bei der sich die an Flügeln befindlichen Antriebsaggregate, hier 4 Pulsstrahltriebwerke, rotierend um den eigentlichen Grundkörper bewegten, in dem sich Treib- sowie Sprengstoff, der Vergaser und ein Infrarot-Annäherungszündsystem befanden. Zum Start und vermutlich auch zur Steuerung während des Fluges konnten die 8 Flügel 4 davon waren mit Triebwerken versehen schräg gestellt werden. Die Gefechtsmasse bestand aus 250 bis 500 kg Explosivstoff, die Angaben hierzu schwanken. Gestartet sollte der Flugkörper von einer umgebauten Lafette für die 8,8 cm Flak 18/36/37 werden. Der Start wurde dadurch bewerkstelligt, dass das Gerät zunächst um seine Drehachse auf 200 Umdrehungen pro Minute beschleunigt wurde. Nachdem dies erreicht war, stellten sich die Flügel von 0 Grad auf einen Winkel von 3 Grad und die Flakmine hob, rasch an Geschwindigkeit zunehmend, von der Lafette ab. Kurz vor Kriegsende berichteten US-Bomberpiloten wiederholt, dass sie von unbemannten, zylindrischen bzw. leuchtenden Flugkörpern angegriffen worden seien, die in einem großen Feuerball explodiert sein sollen. Ob es sich dabei um derartige Flakminen gehandelt hat, oder um einzelne Versuche mit Prototypen nachgewiesener Flakraketen wie z. B. Enzian, Wasserfall, Schmetterling usw., ist nicht bekannt. Von dem Projekt gibt es mittlerweile Zeichnungen, die jedoch ebenso wie alle weiteren Angaben über das Vorhaben genauso wie zwei angeblich „im Schwäbischen“ angelegte, streng geheime und getarnte Flugplätze, auf denen die Flakmine erprobt worden sein soll, nicht bestätigt und auch nicht mit Fotobeweisen untermauert werden können.
Schatton-Modellbau bietet seit einigen Monaten den Bausatz eines deutschen Flak-Raketenprojekts im Maßstab 1 : 35 an, von dem nicht wirklich gesicherte Erkenntnisse vorliegen, ob es real existierte oder dem „Erfindungsgeist“ von Nachkriegserzählungen über deutsche „Wunderwaffen“ entsprang, in denen die Wirklichkeit häufig nur in Teilen und/oder verzerrt widergegeben wurde.Aber gerade das macht diesen Bausatz er enthält Resin- und Plastikspritzgußteile irgendwie enorm interessant. Alle Teile sind in einer stabilen Kartonverpackung verstaut. Die Resinteile sind einwandfrei, ohne Verzug oder Blasenbildung gegossen.
Die Oberlafette folgte nach den Bauplanzeichnungen Nr. 10 bis 20, wobei die Zieloptiken sowie die Zünderstellmaschine für die Granatpatronen der Flak weggelassen worden sind. Inwieweit man die Oberlafette noch weiter „abspecken“ will, ist eine Geschmacksfrage. Der Höhenrichtmechanismus ist vollständig montiert worden, wobei am aus Resin gegossenen „Starttisch“ der Flakmine zwei „Gelenkteile“ zur Aufnahme des Richtgestänges sowie eine „Steckdose“ für das Zündkabel angebracht worden sind. Auch der Zahnrichtbogen wurde, wie auf den Fotos erkennbar ist, montiert. Alle weiteren Teile des AFV-Club-Bausatzes wanderten danach in die Ersatzteilkiste.
Bei den Triebwerken musste ich die Auslassöffnungen minimal nacharbeiten, um deren Rundungen zu verbessern. Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Vorderteil der Triebwerke (mit den angedeuteten Lamellen) auch zur Flügelvorderseite blickend angebaut wird und später diese dann aber auch tatsächlich alle in die gleiche Richtung zeigen ;-) Nachdem meine persönliche Einschätzung zur Existenz der „Flakmine“ eher skeptisch ist bis ein nachweislich echtes Foto/Dokument das Gegenteil beweisen mag habe ich mir bei der Flügelmontage ein Stück „künstlerischer Freiheit“ genommen und diese mit einem geringen Neigungswinkel angebracht. Dem lag die Überlegung zugrunde, dass die Triebwerke nach dem Zünden die Abgase gegenseitig ansaugen und damit Schaden nehmen könnten. Die „Achstummel“, auf denen die Flügel zum Drehen lagern, habe ich nicht dargestellt, sondern diese direkt an den Rumpf der Mine mit einem minimalen Spalt angebaut. Wären die Flügel auf Achstummeln mit einem sichtbaren Spalt am Minenkörper befestigt gewesen, würde sich für mich als Laien die Frage stellen, ob sie nicht durch die gewiss heftigen Fliehkräfte abgerissen worden wären? Das alles ist natürlich eine Geschmackssache halten kann es jeder Modellbauer, wie er es will. Nach dem vollständigen Lackieren und Altern von Lafette und Flakmine wurde letztere auf den zwischen die Schenkel der Oberlafette mittig eingepassten „Starterblock“ aufgeklebt, wobei ich zur Sicherung auch hier eine Verstiftung dringend empfehle. Eine graue Gummilitze aus dem Verlindensortiment irgendwann so um 1987 gekauft dient zur Darstellung des Startkabels. Ganz zum Schluss brachte ich noch die zuvor leicht abgetönte Klarsichtkuppel an, die exakt auf den Minenkörper passte.
Zuvor gab es noch diverse Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen, um stärkere Gebrauchsspuren darzustellen. Für blanke Metallstellen verwendete ich dunkles Grafitpulver AK 086. D Der Infrarot-Block stellte mich lackiertechnisch irgendwie vor ein kleines Problem. Zuerst grundierte ich ihn in schwarz-rot. Das sah beim Mischen gut aus, war dann aber gar nix! Also nächste Grundierung in Schwarz (R 3) und nach absolutem Durchtrocknen folgte ein lasierender Auftrag verdünnter, seidenmatter roter Farbe. Sah klasse aus und erreichte den gewünschten Effekt, solange das Rot nicht trocken war dann war ´s nämlich „weg“ Auf Alterungspuren oder gar Rost, abgesplitterte Farbe usw. verzichtete ich bei der Mine völlig sie stellt primär ja einen Prototypen dar, der nicht „gebraucht“ sein kann. Beschriftungen gleich welcher Art an der Flakmine und/oder Lafette verwendete ich nicht.
Es hat Spaß gemacht, das Modell von Schatton stellt aufgrund des eigenwilligen Aussehens sicher einen interessanten Blickfang in der Sammlung dar. Für alle „1946-Bauer“ bzw. „was-wäre-gewesen-wenn-Bastler“ und Freunde der „Wunderwaffen“ meiner Meinung nach ein absolutes „Muss“.
Empfohlene Referenzen: © 09/2015 Volker Andorfer |
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