Der Ferdinand entstand auf Basis des Porsche Vorschlages für den Panzerkampfwagen VI Tiger - dem VK4501 P. Porsche war sic sicher den Zuschlag zu erhalten und fertigte bereits vor Ende der Ausschreibung 100 Fahrzeuge. Nachdem Mitbewerber Henschel den sicher geglaubten Zuschlag erhielt, wurden 90 Fahrzeuge zum Sturmgeschütz mit 8,8cm Pak 43 auf Fahrgestell Tiger (P) umgebaut. Diese als Ferdinand bekannten Fahrzeuge erlebten Ihre Feuertaufe bei den 653. und 654. schweren Panzerabteilungen in der großen Panzerschlacht bei Kursk. Nach einem Debakel in Kursk, wurden die verbliebenen Fahrzeuge general überholt und mit einigen wichtigen Modifikationen in Elefant umgetauft. Bereits in den 70er Jahren brachte Italeri ein Modell des Elefant auf den Markt, leider war es nicht sonderlich historisch korrekt, da es eher eine Mischung aus Ferdinand und Elefant darstellt. Anfang des Jahres, also rund 25 Jahre später bringt Dragon je einen Elefant und Ferdinand auf den Markt. Bei einem Listenpreis von über 80,- DM darf man also gespannt sein und einiges erwarten. Die Teile erstrecken sich auf insgesamt 12 Spritzlinge (plus Wanne und Aufbau) und sind sauber und verzugsfrei in hellgrauem Plastik gegossen. Spritzling A enthält hierbei die für den Ferdinand relevanten Teile. Das Modell verfügt über eine Einzelkette und wie bei Dragon leider üblich über keinerlei Figuren. Die beiliegenden Abziehbilder lassen den Bau von je einem Fahrzeug der 1., 2. oder 3. Kompanie der 653. schweren Panzerabteilung in der Schlacht um Kursk zu.
Der Bau beginnt
mit der Unterwanne, genauer gesagt mit den 6 Rollenwagen. Die Schwingarme
bleiben beweglich, eine Funktion, die besonders Dioramenbauer zu schätzen
wissen werden. Wer die Beweglichkeit auch mit aufgezogener Kette dauerhaft
beibehalten möchte, sollte allerdings auf die neue Kette von Friul ausweichen.
Nach der
Wanne folgt der Bau der Kanone. Diese besteht zwar nur aus wenigen Teilen,
ist aber für einen Blick durch die Luken ausreichend detailliert. Weitere
Innenausstattung gibt es nicht. Will man wie ich später einmal nur eine
Figur in eine der Luken des Aufbaus platzieren, ist dieser Umstand noch
akzeptabel, da man vom Innenraum dank der Lichtverhältnisse nicht viel
erkennen kann. Nach dem Einbau der Kanone folgen die diversen Haken, Steighilfen,
etc. Grade bei den vier Haken an den oberen Ecken des Aufbaus, wird die
schwache Bauanleitung wieder deutlich. Die hinteren Haken sind kein Problem,
die genaue Platzierung der vorderen Haken ist aber äußerst schwammig erklärt.
Das Zusammenfügen der drei Hauptpartien Motorabdeckung, Aufbau und Wanne erfolgt problemlos und sehr genau. Ich empfehle hier die Motorabdeckung zuerst anzubringen, da dann der Aufbau automatisch in die exakte Position kommt. Vor dem Zusammenbau des Laufwerkes, wurde das Modell mit einer Mischung aus Autospachtel und Modellbahngrasfasern verdreckt. Das Laufwerk stellt kein Problem dar, lediglich die exakte Positionierung des Treibrades läßt einige Fragen offen. Wie so oft gibt die Anleitung hier auch keinen genauen Aufschluß drüber. Die Kette habe ich jeweils in zwei Hälften aufgezogen - erst das Oberteil, dann das Unterteil, jeweils bis ca. zur Hälfte des Treib-, bzw. Leitrades. Die Kettenglieder fügen sich absolut problemlos ineinander, auch für Leute mit einer Einzelkettenphobie eine wahre Freude. Beim Aufziehen der Ketten sollte man darauf achten, daß die Ketten nur auf der 3. bis 5. Laufrolle auflagen.
Mein Ferdinand soll ein Fahrzeug der 4. Kompanie, 654. schwere Panzerabteilung auf dem Weg vom Entladebahnhof zur Schlacht von Kursk darstellen. Die 654. ist bekannt durch das markante "Netz"-Tarnmuster, welches ich per Airbush aufgetragen habe. Zunächst wurde das Modell aber mit Gunze Dunkelgelb grundiert und anschließend mit aufgehellter Grundfarbe schattiert. Nach den Tarnstreifen wurde das Laufwerk mit Gunze "Schlamm" übergespritzt. Abschließend
folgte ein Wash mit schwarz-grüner Ölfarbe für den oberen Bereich und
mit einem Mix aus schwarzer Pastellkreide und Spiritus im Laufwerksbereich.
Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch Trockenmalen mit je einem khakifarbenen
und ockerfarbenen Ton.
Die Erwartungen
an den Ferdinand waren sehr hoch - schließlich ist es der Preis auch.
Ich muß gestehen, nach dem Bau des neuen Marder III von Tamiya war ich
von Dragons jüngstem Wurf enttäuscht. Wie bereits erwähnt sind die Luken
hervorragend detailliert, aber eine Innenausstattung ist nicht mal ansatzweise
vorhanden. Italeri/Zvezda haben mit dem Panzerjäger I vorgemacht wie das
es geht. Die Paßgenauigkeit in Front- und Heckbereich ist nicht grade
die, die man von Dragon gewohnt ist. Sie ist nicht schlecht, aber halt
nicht "Dragon". Die Anleitung ist das größte Übel des Bausatzes, läßt
sie doch den Modellbauer über viele Details im Unklaren - grade für Anfänger
eine große Stolperfalle. Alles in Allem kann man sagen, daß Dragon mit dem Ferdinand ein gutes, solides Modell abgeliefert hat. An die Genialität der neuen Tamiya Bausätze kommt er aber leider nicht ran. Aufgrund der Einfachheit des Fahrzeugs, ist dieses Modell auch für den Anfänger gut geeignet.
Empfohlene Literatur:
(C) 6/2001 Carsten Gurk |