Schwerer Zugkraftwagen 18 Tonnen FAMO späte Ausführung



 

Das Original

Über die 18-Tonnen-Halbkettenzugmaschine (SdKfz. 9) wurde bislang in Bauberichten, Büchern, dem Internet und Zeitschriften so oft und ausführlich berichtet, dass ich an dieser Stelle nicht mehr auf das Original und dessen Entwicklung eingehen möchte. Wer Bilder und Informationen dazu sucht, sei auf die Literaturauswahl und das „Googlen“ verwiesen. Allerdings folgt nachstehend eine kurze Auflistung der wesentlichen Änderungen, die bei den späten Baulosen in die Produktion einflossen:

  • Verkürzte vordere Kotflügel
  • Trittbleche (oben) und Auftrittsleiste (unten) statt der zwischen Kotflügel und vorderer Kettenabdeckung integrierten Aufstiege
  • Bei sehr späten Baulosen Wegfall der Stoßstange, statt dessen Montage von zwei massiven Abschleppösen in der Verlängerung des Chassisrahmen
  • Einfacheres, wesentlich verkleinertes Armaturenbrett
  • Vereinfachte Antriebsräder
  • Vereinfachte Radnaben der Laufrollen (auch weniger Befestigungsschrauben)
  • Einfacher gestalteter Kraftstoffhilfsbehälter an der Motortrennwand im Beifahrerraum
Tatsächlich entstanden im Original zum Teil zahllose Mischvarianten durch Aufbrauch bereits vorgefertigter Komponenten oder Austausch von Teilen bei Instandsetzungsarbeiten usw.

Der Bausatz

Tamiyas 18-Tonner ist nun schon seit über 14 Jahren im Handel und nach wie vor fasziniert mich dieser Bausatz fast wie eine Neuheit. Dem japanischen Hersteller ist damals ein richtig großer Wurf gelungen – Detaillierung und Passgenauigkeit sind einfach super, und auch sonst bleiben kaum Wünsche offen.

Der schottische Kleinserienhersteller Cromwell-Models hatte dafür etwa um 2001 herum einen kleinen Umrüstsatz aus Resin für die späte Version der FAMO, ebenso wie 3 Verdeckvarianten, auf den Markt gebracht. Lange Zeit schlummerten diese Zurüstsätze im Keller, bis ich mich entschloss, ein entsprechendes Modell der späten 18-Tonner  zu bauen, die ich für einen Schleppzug eines Kässbohrer-Schwerlastanhängers zum Transport eines Tiger II oder Jagdtiger benötigte. 

Zur Verwendung kamen dabei folgende Um- bzw. Zurüstsets aus dem Cromwell-Sortiment:

Nummer: Bezeichnung:

CA 124:   FAMO late production conversion set
CA 120:   FAMO raised front tilt/tarp
CA 121:   FAMO raised rear tilt/tarp

Der Bau

Zunächst folgt man dem Tamiya-Bauplan bis einschließlich Baustufe 4. Im Abschnitt 5 werden die Teile A12 und A13 durch die mitgelieferten Resin-Radkomponenten von Cromwell ersetzt – sie zeigen die notwendige späte Ausführung der Antriebsräder. Leider liegen dem kleinen Umrüstsatz eben nur die Antriebsräder bei, die Laufrollen mit der späten Nabenausführung sind nicht beinhaltet. Hier muss der Modellbauer also die Tamiya-Teile mit der mittleren Nabenversion anbringen, oder die Radnaben selber ändern. Mir ist leider kein Hersteller bekannt, der die späten Laufrollen im Programm führt.

Auf die Änderung jedoch habe ich unter Rücksichtnahme auf meine Nerven denn doch lieber verzichtet und den Kompromiss billigend in Kauf genommen.

Dem Bauplan folgt man dann wieder ohne Änderung bis Abschnitt 15. Teil D9 wird nun ebenfalls durch das Resinprodukt ersetzt, welches die für die späte Version verkürzten Kotflügel aufweist. Hier können wahlweise die dem Basisbausatz beiliegende Stoßstange E42 oder an deren Stelle die beiden Schleppösen angebracht werden. Beide Möglichkeiten sind durch Originalfotos belegt, wobei ich mich für die letztere Ausführung entschieden habe. 

Im Bauabschnitt 19 werden sowohl der Kraftstoffhilfsbehälter D26/D27 als auch das Armaturenbrett D5 mit den Teilen D3, D11, D12 und D25 durch die entsprechenden Komponenten des Umbausatzes ausgetauscht.

Wer möchte, kann natürlich den Motorraum offen gestalten und ggf. demgemäß zusätzlich detaillieren. Weil ich meine FAMO mit geschlossenem Motorbereich bauen wollte, hat sich das für mich erübrigt.

Bis auf die neuen Auftritte anstelle der im Abschnitt 22 dargestellten Teile D28 und D23 folgen wir nunmehr wieder der Anleitung von Tamiya. Die oberen Auftrittsbleche liegen aus Resin bei, die unteren Leisten habe ich durch Fotoätzteile aus dem Ersatzteillager nachgebildet. Plastikprofile eigenen sich dafür genauso.

Dass die Tamiya-Teile keiner nennenswerten Nacharbeit bedurften und ihre Passgenauigkeit ganz ausgezeichnet ist, sei nur marginal angemerkt. Auch die Resinkomponenten von Cromwell-Models sind sehr gut verarbeitet, Entgraten und dgl. war nur in sehr minimalem Umfang nötig. Auch ist die Kompatibilität zum Basisbausatz sehr gut, nur irgendwie gab es beim Anpassen der Motorraumabdeckung kleine, aber sichtbare Spalten, die ich verspachteln musste. Was dafür letztlich die Ursache war, konnte ich nicht genau feststellen, möglicherweise lag es an einem geringen Schrumpfen des Resinteils, welches D9 ersetzte. Aber auch das „Problemchen“ – praktisch das Einzige - war schnell und unkompliziert zu lösen.

Die beiden Verdecke von Cromwell-Models passen übrigens haargenau und ohne Nacharbeiten auf Ladefläche und Fahrerbereich. Dies gilt speziell auch für das „Einrasten“ des Rahmens für die Windschutzscheiben. Einzig die Schlaufen für die Planenbefestigung waren noch nachträglich an den Verdecken zu ergänzen. Die Ösen stammen aus einem Ätzteilset von Aber, die Riemen – im Original aus Leder gefertigt – bestehen aus feinen Streifen von Papiertaschentüchern, die zuvor in verdünntem Weißleim getränkt und danach getrocknet worden waren. Die geschlossenen Verdecke, die über einen sehr realistischen Faltenwurf und eine durchweg annehmbare Stoffstruktur verfügen, lassen das SdKfz. 9 m. E. noch wuchtiger wirken, als dies sowieso schon der Fall ist.


Bemalung/Alterung

Grundsätzlich ist für eine solche späte Version der FAMO als Basisfarbe nur Dunkelgelb mit bzw. ohne Tarnmuster möglich. Was der einzelne Modellbauer macht, ist selbstredend seine Sache.

Ich habe mich für eine dunkelgelbe (MM 2095) Grundlackierung, auf die unregelmäßig grüne (MM2069) Tarnstreifen aufgetragen wurden, entschieden.

Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten der Firmen Kremer und MIG. Anschließend folgte der Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit. Das punktuelle „Waschen“ nahm ich mit „Enamel Wash“ für deutsche dunkelgelbe Fahrzeuge AK 300 vor, Filter wurden mit diversen gelben, weißen und grünen Ölfarben gesetzt, die mit „White Spirit“ AK 047 in bzw. zu unterschiedlicher Intensität ausgezogen wurden. Dezente Rost- und Schmutzschlieren folgten nach gleicher Methode mittels „Rust streaks“ und „Streaking grime“ aus dem Set „Streaking effects“ AK 062.  Die stärkeren Verschmutzungen an Laufwerk und Kotflügeln wurden mit „Earth effects“ AK 017 dargestellt, dem ich stellenweise noch etwas Gips beimischte um den „Dreck“ ein wenig zu verdicken.

Schmutz- und Staubablagerungen innen wie außen brachte ich mit AK-Pigmenten („Light Dust“ AK 040 und „European Erth“ AK 042) auf, die mittels Pigment-Fixer AK 048 griffest gemacht worden sind.

Zuvor gab es noch diverse Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen, um einen „strapazierten“ Eindruck des Fahrzeugs darzustellen. Blanke Metallstellen entstanden durch Verwendung von dunklem Grafitpulver AK 086. Allerdings nur in dezentem Maße, es sollte ja kein Modell einer Zugmaschine werden, die monatelang auf einem Schrottplatz vor sich hingammelte.

Die Bemalung der Verdecke entstand durch eine Grundierung aus Erdfarbe (R 87) mit etwa 25 Teilen Schwarz (H-8) gemischt. Nachdem die Grundierung getrocknet war, folgten mehrere Durchgänge des „Trockenmalens“ mit Erdfarbe (R-87) und immer stärker aufgehelltem Khaki-Drill (H-71), bis der gewünschte Farbeffekt erreicht war. Sicher ist das Geschmackssache. Ggf. könnten auch graue oder grün-graue Verdecke dargestellt werden. 

Bei den Beschriftungen beschränkte ich mich auf die Nummernschilder, wie gegen Ende des Krieges üblich. Allerdings können natürlich auch Fahrzeugnummern, taktische Zeichen oder Einheitskennungen angebracht werden. Fotos belegen diese – wenn jedoch eher selten - auch bei sehr späten Fahrzeugen der Wehrmacht.

Fazit

Egal in welcher Version, die FAMO beeindruckt immer wieder auf ´s Neue. Ein Umbau, der ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen war und viel Spaß bereitet hat. Die Zurüstsätze von Cromwell-Models werden im Internet noch angeboten, so sie bspw. bei Henk of Holland auf der Seite mit den Cromwell-Bausätzen durchaus noch gelistet. Gewähr dafür wird jedoch nicht übernommen.   



Basisbausatz mit Zurüstsets:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Das Internet, also Suchmaschine her, ggf. auch Bilder anklicken und bspw. „SdKfz. 9“ oder „FAMO“ u. dgl. eingeben.

Zudem – neben diversen anderen Büchern und Heften: 

  • Nuts & Bolts Nr. 12, Dr. Nicolaus Hettler : Schwerer Zugkraftwagen 18 To and Variants
  • The Military Machine, Stefan König :  FAMO 18 t
  • Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger : Militärfahrzeuge Band 6 die Halbkettenfahrzeuge des Deutschen Heeres 1909 – 1945

© 04/2013 Volker Andorfer

7916 Leser des Bauberichts seit dem 08.04.2013



zurück zur Übersicht