Aus dem bereits vorgestellten Sprengpanzer Borgward B II wurden noch eine Reihe Versuchsfahrzeuge einer schwimmfähigen, also amphibischen Version entwickelt, von der in Literatur und Internet doch eine Reihe zeitgenössischer Fotos existiert. Auch diese Variante war mit einer Funklenkeinrichtung versehen. Wie viele Exemplare tatsächlich fertig gestellt wurden, ist nicht genau bekannt. Vorsichtige Vermutungen oder Schätzungen gehen davon aus, dass es vermutlich eine kleine Serie von 12 bis 16 Exemplaren gegeben haben dürfte - plus bzw. minus X. Um den B II schwimmfähig zu machen, wurde der Aufbau geändert und das Fahrzeug statt mit dem bekannten Betonaufbau mit einem verbreiterten Auftriebskörper aus Stahlblech versehen. Auf der Oberwanne befand sich eine mit etlichen Flügelschrauben befestigte Abdeckplatte, die zur Wartung von Motor und Getriebe abgenommen werden konnte. Interessanterweise gibt es einige Fotos, bei denen die Flügelschrauben nicht sichtbar sind, gerade so, als ob sie aus welchem Grund auch immer abgeschnitten worden wären. Auch erwecken einzelne Bilder den Eindruck, dass zwar die Schraubgewinde vorhanden waren, aber nicht die eigentlichen Flügelschrauben. Alles ein wenig merkwürdig, aber wie auch immer, die Fotos belegen verschiedenste Möglichkeiten. Die Auspuffanlage mit dem Auspufftopf befand sich innerhalb des Auftriebskörpers, nur das Endrohr führte die Abgase nach oben weg und war am Heck sichtbar. Ein kleiner Aufbau auf der Oberwanne diente vermutlich zur Betankung mit Kraft- und Schmierstoffen sowie der notwendigen Belüftung des Motors bzw. war mit Bedienelementen versehen, um das Fahrzeug starten zu können. Leider sind mir hierzu keine näheren Angaben oder Fotos aus dem Innenleben des Aufbaus, der oben über eine Klappe verfügte, bekannt. Die seitlichen Stützrollen des Laufwerks entfielen und für den Antrieb im Wasser wurde mittig am Heck des Fahrzeuges eine dreiblättrige Antriebsschraube sowie zur Seitensteuerung eine Ruderanlage angebracht. Die meisten Originalfotos zeigen diese Ruderanlage mit einem in der Mitte des Hecks vor der Antriebsschraube angebrachten Ruderblatt. Es gibt aber mindestens ein sehr deutliches Bild, das eine Version mit zwei Ruderblättern zeigt, hier befindet sich die Schiffsschraube in der Mitte zwischen diesen. Ob es sich dabei um ein Einzelstück, das allererste Prototypenmodell oder einfach ein Versuchsgerät mitten aus der Kleinserie handelte, konnte leider nicht wirklich ermittelt werden. Möglich sind alle denkbaren Variationen. Fakt ist, dass die meisten, wenn nicht fast alle veröffentlichten Aufnahmen die einblättrige Ruderversion zeigen. Zusätzlich weist das mit dem zweiblättrigen Ruder ausgerüstete Gerät seitlich an dem auf der Oberwanne befindlichen Aufbau links und rechts zwei Vorrichtungen auf, die aussehen, wie die damals zum Fahrtrichtungswechsel angebauten Winker. Ob es allerdings wirklich solche waren, kann ich nicht sagen, bei anderen „Enten“ konnte ich diese Vorrichtungen bislang nicht entdecken. Die Laufrollen und Leiträder wurden bei der „Ente“ nicht vom B II übernommen, sondern stattdessen Stahlscheibenräder mit Gummibandagen verwendet. Leider ist auch nicht bekannt, ob die wenigen Exemplare dieses amphibischen Sprengpanzers nur als Testfahrzeuge genutzt, oder auch tatsächlich eingesetzt wurden. Die Idee war wohl, bspw. Brücken oder Hafenanlagen oder vertäute Schiffe im Zuge von unerwartet über die Wasserwege angreifende Ladungsträger zerstören zu können. Dies wäre wahrscheinlich nur bei äußerst ruhiger Wasseroberfläche mit diesen Fahrzeugen möglich gewesen, denn „hochseefest“ waren die „Enten“ ganz sicher nicht…. Irgendwelche Kennzeichnungen habe ich auf den zeitgenössischen Fotos nicht erkennen können. Bei der Truppe wurde das Vehikel dann wohl auch auf den Namen „Ente“ getauft. Die Tests bzw. Truppenversuche sind vermutlich ebenfalls von der Minenräumabteilung I durchgeführt worden.
Folgerichtig brachte Schatton-Modellbau nach den Minenräum- bzw. Sprengpanzern Borgward B I und B II nun auch den von letzterem abgeleiteten amphibischen Sprengpanzer „Ente“ im Maßstab 1 : 35 als Resinkomplettmodell auf den Markt. Alle Teile sind erfreulicherweise verzugs- und blasenfrei gefertigt. Auch die Entgratungsarbeiten beschränken sich dank der hohen Fertigungsqualität auf ein werkstoffbedingtes Mindestmaß.
Die Panzerketten bestehen aus in Resin gegossenen Strängen, die bereits vom Borgward B II her bekannt und sehr filigran gestaltet sind. Hier waren nur ganz minimale Nacharbeiten erforderlich, die kaum der Rede wert sind. Bei den Kettengliedern waren ein paar dünne „Fischhäute“ zu entfernen, was allerdings mit einer Zahnbürste schnell von Statten ging. Allerdings zeigte sich, dass das obere Kettentrum leider ohne Änderung vom B II übernommen wurde. Dieses weist aber eine „Erhebung“ an der Stelle auf, an der es auf dessen Stützrollen aufliegt, welche aber bei der „Ente“ nicht vorhanden sind. Hier müssen also die oberen Kettenhälften durch vorsichtiges Erwärmen mittels Föhn begradigt und an das „Entenlaufwerk“ angepasst werden. Die Originalfotos sollten hierfür als Vorlage genutzt werden. Die Laufwerksmontage ist sonst dank der sehr guten Passgenauigkeit recht zügig zu erledigen, wobei unbedingt darauf zu achten ist, dass der Abstand der Schwingarme zum Boden in der richtigen Höhe erfolgt, sonst passen wahrscheinlich die Ketten nicht korrekt. Am besten nimmt man dazu die Maße anhand der beiliegenden 1 : 35iger Skizze ab, die das vollständig montierte Laufwerk zeigt. Wer bereits den Borgward B II gekauft hat, kann sich auch einfach der Abstandslehre für die Schwingarmmontage bedienen, die diesem Kit beiliegt. Leider allerdings ist diese nicht bei der „Ente“ enthalten. Mit „trockenem“ Anpassen und ein wenig Geduld erzielt man aber auch ohne dieses Hilfsmittel ein gutes Ergebnis. Erfreulicherweise hat Schatton auch die Flügelschrauben für die Deckplatte beigegeben, und zwar lobenswert vorausschauend, gleich in doppelter Menge. Die winzigen Teilchen machen sich durchaus einen Heidenspaß daraus, aus jeglicher Art von Pinzetten zu springen und/ oder überall dort festzukleben, wo sie nicht sollen. Abhilfe beim Festkleben schuf das leichte Anbohren der entsprechenden Stellen in der Abdeckplatte des Aufbaus. Schatton-Modellbau bietet die Ente übrigens wahlweise mit der ein- oder zweiblättrigen Rudervariante an. Deren Montage ist prinzipiell unproblematisch, nur sollte mit den filigranen Teilchen sehr vorsichtig umgegangen werden, wenn Beschädigungen vermieden werden sollen. Noch ein Wort zur „Einblattruder-Version“: Die Bauanleitung sieht vor, unter der Ruder- und Antriebsanlage eine durchgehende „feste Platte“ im Original wohl zum Schutz derselben gedacht anzubringen. Nach Auswertung der meisten mir zur Verfügung stehenden Fotos bin ich eher überzeugt, dass es sich nicht um eine Platte, sondern um einen aus Rundmaterial bestehenden Schutzbügel handelte, der auf etlichen Vorbild-Fotos tatsächlich ohne jeden Zweifel erkennbar ist und bei dem man auch hinter dem Schutzbügel den Boden sieht, so dass es sich hier nicht um eine durchgehende Platte handeln kann. Zwar vermute ich, dass es sich bei dieser Interpretation wahrscheinlich um eine optische Täuschung gehandelt hat, auf ein oder zwei Fotos könnte man evtl. auch eine Platte vermuten was ich deshalb also nicht zu hundert Prozent als Versuchsmöglichkeit ausschließen will. Ich habe mich aber entschieden, dieses Bausatzteil nicht zu verwenden und stattdessen aus Büroklammerdraht den nachgewiesenermaßen in jedem Fall sicher verwendeten Schutzbügel darzustellen. Dessen seitliche Befestigungen habe ich von der Platte abgetrennt und entsprechend der Originalfotos angebracht. Die gedrehte Antenne mit Antennenfuß für die Funklenkanlage stellt sich wiederum als Spitzenteil von Schatton-Modellbau heraus. Die obere Halterung des Ruderblattes hätte man noch etwas verfeinern können, sie entspricht nicht so ganz dem Original. Das habe ich bedauerlicherweise aber auch übersehen und wollte das fertige Modell nicht nochmal umarbeiten. Wenn man dagegen die zweiblättrige Ruderausführung baut, muss dieses Teil von der Oberwanne abgetrennt werden. Für die oberen Befestigungen der beiden Ruderblätter bohrt man kleine Löcher in die entsprechenden Stellen der Unterseiten des Auftriebskörpers bzw. verwendet die dafür beiliegenden winzigen runden Aufnahmeteile.
Für den Zeitraum der Produktion und des Versuchseinsatzes kommt natürlich nur ein dunkelgrauer Anstrich in Frage. Die Modelle wurden somit schwarzgrau MM 7021 grundiert und danach mit Anthrazitgrau MM 7020 sowie Olive-Drab H66 abgetönt. Kanten sowie Vertiefungen unterlegte ich mittels dunkler Pigmente, anschließend wurde die Lackierung mit mattem Klarlack versiegelt. Danach kamen mit jeweils zeitlichem Abstand von mindestens 12 Stunden mehrere Aufträge der Fertiglösungen aus dem „Weathering Set 072“ von AK zum Einsatz. Gleiches galt für das „Waschen“, wobei ich mich für einen punktuellen Auftrag der Flüssigkeit entschieden habe, die mit „White Spirit“ ausgestrichen und abgetönt worden ist. Das Fahrzeug bekam nach diesen Schritten mit „Dust“ etwas Staub dazu, wobei hier auch mit den Pigmenten aus dem Set „Earth Effects“ AK 017 gerade im Laufwerksbereich noch weiter „verschmutzt“ wurde. Griffest gemacht habe ich dies dann mit Pigment-Fixer AK 048, welcher nicht mit der Pistole sondern mit dem Pinsel aufgetragen wurde allerdings sehr dünn und gut aufgeschüttelt. Dies ergibt eine matte Oberflächenversiegelung, die nach 24 Stunden Trocknungszeit eine problemlose Weiterarbeit ermöglicht. Später habe ich noch ein paar Kratzer, Lackabsplitterungen und auch blanke Metallstellen, letztere mit Grafitpulver „Dark Steel-Pigmente“ AK 086, angebracht. Auf Roststellen verzichtete ich weitestgehend.
Alles in Allem erneut ein sehr schöner, ansprechender Bausatz eines interessanten und höchst seltenen Pionierpanzers der deutschen Wehrmacht, mit dem wieder eine seit langem bestehende Lücke geschlossen wird. Er bietet bei sehr guter Qualität und Detaillierung ein ansprechendes Preis-Leistungsverhältnis.
Empfohlene Referenzen:
© 09/2021 Volker Andorfer |
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