Sprengpanzer Bren-Carrier




 

Das Original

Die Entwicklungsgeschichte des Bren- bzw. der Universal-Carrier möchte ich hier nicht wiedergeben, da sie sehr ausführlich im Internet und diversen Büchern, Heften usw. dokumentiert ist.

Vor allem während des Frankreichfeldzuges, aber bspw. auch in Griechenland und später Nord-Afrika wurden diese Fahrzeuge in unterschiedlichen Varianten in den Jahren 1940/41 sowie später in großen Stückzahlen erbeutet.

Unter anderem hat man sie auch zu Ladungsträgern umgebaut, die weitaus meisten davon blieben allerdings äußerlich weitgehend unverändert und waren drahtgelenkt, was an der entsprechenden Kabeltrommel, die an der hinteren Oberwanne befestigt war, zu erkennen ist.

Ein kleiner Teil, vermutlich 20-21 Exemplare, wurden anscheinend als Funklenkpanzer sehr aufwändig umgebaut. Dabei wurde der Originalaufbau entfernt und das Fahrzeug äußerst flach gehalten sowie mit einer einfachen Abdeckung versehen. Neben Motor und Getriebe wurde nur noch die Funklenkanlage nebst Antennensockel montiert und die Sprengstoffladung hinzugefügt.

In der Literatur findet sich explizit für diese Fahrzeuge leider sehr wenig Material, nur im Band 12 „Beute-Kfz. und –panzer der Wehrmacht“ seiner Reihe Militärfahrzeuge schrieb Walter J. Spielberger, dass der Einsatz dieser speziellen Geräte im Nordabschnitt der Ostfront 1941/42 vor Leningrad erfolgt sei. Angeblich sind damit auch Versorgungsfahrten zu abgeschnittenen Truppenteilen durchgeführt worden – ein Beleg dafür ist mir nicht bekannt. Dabei abgebildet ist eine Risszeichnung und es wird 1 Foto eines wahrscheinlich in Kubinka ausgestellten, erbeuteten Fahrzeuges gezeigt (trotz umfangreicher Suche konnte ich auch im Internet nur dieses 1 Bild davon finden), welches die Front sowie die linke Fahrzeugseite von schräg vorne unten zeigt. Am Wannenboden erkennt man noch schemenhaft Teile der Auspuffanlage.

Interessanter Weise gibt es über diese besondere, funk-ferngelenkte Sprengpanzer-Version auf Basis Bren-Carrier auch keine Hinweise in dem bekannten Buch „Funklenkpanzer“ von Markus Jaugitz. Auf entsprechende Nachfrage von Herrn Schatton konnte Herr Jaugitz leider auch nicht mit weiterführenden Angaben zu diesem Exoten helfen.

Womöglich war der Aufwand zu einem solchen Komplettumbau für ein als Verlustgerät gedachten Sprengpanzer einfach zu groß, so dass man sich an verantwortlicher Stelle entschloß, weitere Landungsträger auf Bren-Carrier eben wie schon o. a. mit den Originalaufbauten als drahtgelenkte Geräte zu verwenden.

Der Bausatz

Im Sortiment des Kleinserienherstellers Schatton-Modellbau gibt es mittlerweile auch einen interessanten Umbausatz für den in dieser Ausführung von der Wehrmacht vermutlich nur in recht geringer Stückzahl eingesetzten Sprengpanzer auf Basis erbeuteter britischer Bren- oder Universal-Carrier. Der Umbausatz umfasst im Grunde nur 2 Teile: einmal die Panzerwanne aus Resin und zum anderen die aus Messing gedrehte Antenne. 

Der Bau

Wie schon gesagt, es handelt sich um einen Umbausatz, für den vor allem das komplette Laufwerk eines Bren-Carriers benötigt wird. Hierzu hat man die Wahl zwischen dem bekannten, aber sehr betagten Tamiya-Modell, oder den neuen Bausätzen der Firma Riich. Interessant ist, dass von Riich auch ein recht günstiger Zurüstsatz angeboten wird, der ein neues und hochdetailliertes, komplettes Laufwerk (inklusive Segmentketten) einzeln umfasst. Hier war wohl in erster Linie daran gedacht, die alten Tamiya-Bausätze aufzuwerten.

Das stellt wohl die kostengünstigste Variante dar, die allerdings den Nachteil besitzt, dass der damit befasste Modellbauer keine Auspuffanlage hat und ein paar Kleinteile auch nicht ….

Nachdem ich mir für ein Umbauprojekt (Panzerjäger Bren, mittlerweile hat ja Riich auch dafür den Komplettbausatz herausgebracht)  einen Bausatz „Universal Carrier MKI with Crew“ gekauft hatte, habe ich kurzerhand beschlossen, diesen für den Umbau zu „schlachten“.

Beim Resin-Wannenteil musste an der Front zuerst ein Angußsockel entfernt werden, ansonsten waren ein paar kleine Versäuberungsarbeiten und geringfügige Korrekturen an den auf der Oberwanne befindlichen Wartungsklappen in Form von einfachen Begradigungen notwendig. Die sehr schön gestaltete Funkantenne wird in den aufgebohrten Antennensockel eingeklebt, was ich aber erst nach der Laufwerkmontage zum Schluss der Arbeiten empfehle.

Hinsichtlich der Laufwerk- und Kettenmontage hält man sich im Grunde an die Bauanleitung von Riich (Baustufen 4 bis 8, ohne die Verwendung der Teile B23, D10, 11, 14, 15, 18, 19, 25 und 26). Bei der Baustufe 4 kann man wählen zwischen den Federhalterungen aus Plastik = Variante A2, oder Metall = Variante A1. Unter Rücksichtnahme auf meine Nerven habe ich mich für die einfachere A2-Version entschieden. Die Federn des Laufwerks sind echte Federn – also Obacht geben, damit sie sich nicht versehentlich hinwegverfügen.

Die Montage ist definitiv nicht so knifflig, wie sie auf den ersten Blick wirkt – aber man sollte Zeit, Ruhe und Fingerspitzengefühl mitbringen, sonst wird das nix! Trockenes Anpassen und die Verwendung einer möglichst gekröpften Pinzette sind dabei ebenfalls recht hilfreich.

Zur Auspuffanlage: Hier sollte man erstmal die komplette Baustufe 3 der Riichanleitung folgen, ausgenommen der Wannenboden (Teil A49), weil der beim Resinteil schon dran ist. Und, bitte beachten: ja, auch Teil A 14 und Pb45 sind anzubringen.

Wer sich für die günstige Variante entscheidet, und sich nur den Laufwerkszurüstsatz kauft, muss ggf. diese Teile irgendwie selbst anfertigen. Ja, bei meinem Modell habe ich am Heck dann auch die beiden Auspufftöpfe (Teile D12, 13, 16, 17) montiert und die Zuleitungen entsprechend mit Rundmaterial verlängert. Da bislang aber leider kein Foto des Fahrzeughecks bekannt ist, und ich das vermutlich in Kubinka ausgestellte Fahrzeug nie zu Gesicht bekam, stellt dies nur eine widerlegbare Vermutung dar. Ob die Abgasanlage im Original tatsächlich so oder ähnlich war, könnten nur Vorbildfotos beweisen. Auf dem bislang mir einzig bekannten Bild dieser Landungsträgervariante erkennt man bei genauem Hinsehen zumindest so viel, dass die Montage der Teile in der Baustufe 3 jedenfalls richtig sein dürfte.   

Beim Aufziehen der Ketten – sie sind sehr filigran – hält man sich genau an die Anleitung, dann funktioniert auch dieser Bauschritt recht gut.   


Bemalung/Alterung

Die Grundfarbe ist in Hinblick auf den Einsatzzeitraum Dunkelgrau.  Deshalb wurde zuerst mit Schwarzgrau MM 7021 grundiert und danach mit Anthrazitgrau MM 7020 abgetönt und die Kanten nebst Vertiefungen mittels dunkler Pigmente unterlegt. Nach dem Versiegeln mit mattem Klarlack stellte ich alles für 3 Tage zum gründlichen Durchtrocknen auf die Seite.

Tatsächlich, ich verwende immer noch Farben von Model-Master, weil ich mir seinerzeit einen größeren Vorrat zugelegt, und über 3 Jahre aufgrund einer schöpferischen Pause  fast keine Modellbau- und Lackierarbeiten mehr ausgeführt habe.

Auch hier verwendete ich mit jeweils zeitlichem Abstand von mindestens 12 Stunden mehrere Aufträge der Fertiglösungen aus dem „Weathering Set 072“ von AK nebst punktuellen Auftrag der „Wasch“-Flüssigkeit, die mit „White Spirit“ ausgestrichen und abgetönt worden ist.

Mit „Dust“-Pigmenten unterschiedlicher Tönung wurde Staub dargestellt, der dann mit Pigment-Fixer AK 048 fixiert wurde.

Auch bei diesem Modell habe ich keine Roststellen oder größere Farbabplatzer dargestellt. Ein paar blanke Metallstellen brachte ich mit  Grafitpulver „Dark Steel-Pigmente“ AK 086, an. Diese Sprengpanzer waren Verlustgeräte, die wegen ihres Einsatzzweckes normalerweise nicht so alt wurden, um größere Lackschäden oder Roststellen aufzuweisen. Als einzige Beschriftung erhielt das Modell eine Ziffer auf dem Wannenbug, auch das ist allerdings nicht belegt.

Fazit

Auch wieder ein absoluter Exote, den Schatton-Modellbau nicht nur im Maßstab 1:35, sondern auch in 1:48 sowie in 1:72 anbietet und der gerade für den Bereich der Funklenk- oder auch Pioniertruppen sehr interessant ist.



Schatton Umbausatz:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****


Riiche Laufwerksbausatz:

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Referenzen:

  • Motorbuchverlag, Walter J. Spielberger: Militärfahrzeuge Band 12 Beute-Kfz. und  panzer der Wehrmacht
  • Diverse Internetseiten

© 11/2020 Volker Andorfer

2703 Leser des Bauberichts seit dem 15.11.2020



zurück zur Übersicht