Ein paar Worte zum Original. Der BMP-2 ist ein amphibisches Infantry Fighting Vehicle und basiert auf dem BMP-1, einem Entwurf aus den 60er Jahren. Während der BMP-1 über eine 73mm Niederdruck Glattrohrkanone verfügte, wurde der BMP-2 mit einer durchschlagstarken 2A42 30 mm Maschinenkanone ausgestattet. Das Fahrzeug kann sieben voll ausgerüstete Soldaten transportieren, die den Innenraum über zwei große Hecktüren und zwei große Dachluken verlassen können. Die Besatzung besteht aus drei Mann - Kommandant, Richtschütze und Fahrer, wobei Kommandant und Fahrer hintereinander sitzen. Noch heute steht der BMP-2 in über 30 Nutzerstaaten rund um den Globus in Dienst.
Nach rund 15 Jahren Abstinenz vom Plastikmodellbau habe ich 2019 wieder angefangen mit Flugzeugen im Maßstab 1:48, musste allerdings schnell einsehen, daß der Maßstab für meine Augen recht problematisch ist. Dieses Jahr überredete mich nun ein Kumpel aus Dänemark zu einer kleinen Mini Challenge in Form des neuen Zvezda T-34/76 in 1:35. Schon nach den ersten paar geklebten Teilen war das alte, lang erloschen geglaubte Fieber wieder da und so folgte schnell ein weiter T-34/76, diesmal von Border Model (wer einen guten T-34/76 möchte - ich rate hier definitiv zum Zvezda Kit!)
Typisch für alte Modelle, klafft zwischen Ober- und Unterwanne ein großes Loch, wenn man von unten auf das Modell schaut. “Damals”, also vor 2005 hat mich so etwas nicht gestört - “sieht ja keiner”, hier hat mich aber der Ehrgeiz gepackt es endlich mal “ordentlich” zu machen. Also wurde 0.5mm starkes Plastiksheet zurecht geschnitten und eingeklebt (sehen tut es trotzdem keiner).
Sehr grob geraten sind am Modell die Gatter an den hinteren Fendern. Diese habe ich aus 0.2mm starken Evergreen Streifen komplett neu aufgebaut, was den dünnen Blechen des Originals doch näher kommt, als das Kit Bauteil.
Da dieses Modell in erster Linie als Übungsobjekt geplant war, habe ich die Handgriffe und Schutzbügel der Scheinwerfer ebenfalls selbst erstellt. Die Handgriffe entstanden aus 0.4mm Kupferdraht, die Schutzbügel aus einem 0.3mm Messingstab. Beides wäre nicht nötig, da die Kitteile gut genug sind, aber ich hatte halt Lust dazu. Auch sehr grob geraten ist der “Gun Bag”, die Verkleidung der 30mm 2A42 Bordkanone. Über das Originalteil habe ich eine dünne Schicht Milliput gelegt und neue Falten modelliert und das Ganze abschließend mit 0.2x 1 mm Plastikstreifen gerahmt und mit 0.6mm Masterclub Bolzen verziert.
Ein weiteres sehr grob geratenes Bauteil sind die Antennenhalterungen. Diese wurden kurzerhand ebenfalls durch gedrehte Messingteile von Aber ersetzt. Hier habe ich allerdings nicht die Aber Antennendrähte verwendet, da mir diese doch deutlich zu dick erscheinen, stattdessen verwendete ich 0.2mm Messingstäbe. Zu guter letzt war es Zeit sich den Waffen zu widmen. Sowohl das Bordkanonen Rohr, als auch das Koaxial-MG sind nicht sonderlich schön geraten. Das Rohr wurde durch ein Alu Rohr mit Mündungsbremse aus Messing von RB Model ersetzt, das MG wurde aufgebohrt und ein gedrehtes Messingrohr eingesetzt.
Die original Laufrollen waren wiedermals etwas gröber detailliert und passen nicht sonderlich gut zur Masterclub Kette, also griff ich hier auf das Resin-Laufrollen Set von PanzerArt zurück - sehr schön detaillierte Rollen, die perfekt zur Kette passen. Die Kette habe ich mit dem Burnishing Fluid von MIG brüniert und anschließend vorsichtig die “Zähne” der Lauffläche angeschliffen.
Anschließend folgte die grüne Tarnung der Unterwanne und Laufrollen, gefolgt von der “Gummierung” der Lauf- und Stützrollen.
Auf das so abgeklebte Modell wurde großzügig Haarspray aufgetragen und trocknen gelassen. Es folgte der Auftrag von MIG 0932 ZIS 508 Green. Ich habe der Farbe einen halben Tag Trocknungszeit gegönnt, bevor ich mit Wasser das Haarspray aktiviert habe, um dann mit einem harten, abgeschnittenen Pinsel Chips zu entfernen, so daß die gelbe Grundtarnung zum Vorschein kam.
Und wo wir schon beim Hintern beißen sind - nun wurde es Zeit sich um das Panzer Putty in den Ketten zu kümmern. Ich habe diverse gute Tipps bekommen, aber nichts davon funktionierte - auch nicht die Nacht im Kühlschrank. Das einzige was mir übrig blieb, war die Schürzen wieder zu entfernen (reden wir es nicht schön - es war mehr ein abbrechen), um dann die Kette 180 Grad versetzt neu aufzuziehen. Ich hoffe, daß ich mit dieser peinlichen Schilderung vielleicht jemanden davor bewahre den selben doofen Fehler zu begehen. Vor dem Weathering habe ich das Modell mit einem High Glossy Varnish versiegelt. Als erstes folgte eine Farbmodellierung mit diversen Abteilung 502 Ölfarben, in erster Linie gebrochenes Weiß und Faded Yellow, dazu etwas Hell- und Dunkelbraun, sowie Grün. Auch diese Schicht wurde mit High Glossy Varnish versiegelt, nachdem sie über Nacht durchgetrocknet war. Nun war es Zeit für einen Pin Wash mit MIG “Wash for dark green vehicles”, erneut gefolgt von einer schützenden Schicht Klarlack. Mein Fahrzeug sollte im Afghanistan Einsatz stehen, befuhr also primär sandige Straßen. Ich entschied mich daher für MIGs Pigment “Middle East Dust”. Dieses trug ich an der Unterwanne dicker auf und versiegelte es mit dem zugehörigen Pigment Fixer. Leider wurde es an den Stellen, an denen ich Pigment Fixer verwendet habe deutlich gelblicher, als an Stellen ohne. An der Unterwanne fällt es vielleicht nicht so auf, der Bereich hinter dem Schwallbrett allerdings schon. Hier musste nach der Durchtrocknung nochmal mit Pigmenten und Klarlack nachgearbeitet werden. Generell habe ich auf der Oberwanne einfach nur größere Pigmentflecken aufgebracht, einmal kräftig gepustet und die verbliebenen Pigmente dann mit einem großen weichen Pinsel entfernt, bzw umverteilt. Statt mit Pigment Fixer wurde diese Schicht mit einem Matt Varnish versiegelt. Für die Kanone verwendete ich erstmals ebenfalls Pigmente, hier Gun Metal, aufgebracht mit einem Silikonpinsel von MIG (die Combi funktioniert super und kann ich nur empfehlen!). Durch meinen fauxpas mit dem Panzer Putty und dem daher nötigen Entfernen der Schürzen, entstand eine unschöne Bruchkante zwischen Fender und Schürze. Um diese Kante zu kaschieren, habe ich hier Sand Pigmente etwas dicker angehäuft und Schicht für Schicht mit Mattlack fixiert. Am echten Fahrzeug würde sich der Sand hier genauso sammeln. Als finalen Touch habe ich dem Modell ein paar ausgeworfene Hülsen der 30mm Kanone gegönnt. Da es nichts passendes in 1:35 gibt, verwendete ich hier .50 caliber Hülsen im Maßstab 1:16 - die Maße sind quasi identisch. Die Messinghülsen wurden ebenfalls brüniert, dann mit Weißleim arretiert. Auch die Hülsen erhielten eine leichte Schicht Sand Pigmente, damit sie nicht wie Fremdkörper wirken.
Die Idee unseres Mini Group Build war, ein billiges Modell zu nehmen und mal zu schauen, was man daraus machen kann. Der Bau hat Spaß gebracht, allerdings freue ich mich dann jetzt irgendwann auf den BMP-2 von Trumpeter, der deutlich besser detailliert ist und wo man weniger zusätzliche Arbeit reinstecken muss. Aber unterm Strich, habe ich bei diesem Modell viel dazu gelernt und genau das war ja Zweck des Ganzen.
© 09/2021 Carsten Gurk |