15cm sFH 13/1 auf Geschützwagen Lorraine - Sd.Kfz.135/1 - Afrika Version

 

Das Original

Im Juni 1942 wurde auf Weisung Hitlers eine Sonderaktion durchgeführt in der 30 schwere Feldhaubitzen 15cm auf das Fahrgestell des französischen Lorraine Schleppers montiert werden sollten. Diese Umbauten sollten von Alkett durchgeführt werden und waren für Rommel in Nordafrika gedacht - 12 für die 21.Panzerdivision, 12 für die 15.Panzerdivision und 6 für die 90.leichte Division. Im Juli und August 1942 wurden diese verschifft, aber insgesamt kamen nur 23 Stück in Afrika an. Nach den Kämpfen um El Alamein wurden im Dezember 1942 alle als Verlust gemeldet.
Mit leichten Änderungen wurden im August 1942 durch das Baukommando Becker in der Aussenstelle Paris noch weitere 64 Lorraineschlepper umgebaut und mit 15cm sFH bestückt. Diese wurden zunächst dem Gepanzerten Artillerie Regiment 1 und 2 zugeteilt. Diese wurden später auf verschiedene Einheiten aufgeteilt die größtenteils dann in der Normandie im Einsatz waren. Im November 1944 wurde nur noch ein intaktes Geschütz gemeldet.
Dieses aussergewöhnliche Fahrzeug wurde auf dem Lorraine Fahrgestell mit einem Aufbau für die Besatzung versehen, der gegen Handwaffen und Artilleriesplitter gepanzert war. Für die 15cm Haubitze konnten 8 Schuss Bereitschaftsmunition mitgeführt werden. Das Fahrzeug war 4,40m lang, 1,85m breit und 2,20m hoch. Der 70PS starke 6 Zylinder Motor konnte das 8,5t schwere Fahrzeug auf 35km/h beschleunigen und die 110l Treibstoff langten für etwa 120km.

Der Bausatz

Endlich! So mag sich mancher, wie ich, denken ... endlich gibt es dieses Fahrzeug. Seit ich mit dem Modellbau angefangen habe, habe ich auf dieses Geschütz gewartet. Nun hat sich RPM erbarmt und zusammen mit dem Sd.Kfz.135, das sie schon lange im Programm haben, dieses Sd.Kfz.135/1 entwickelt.
Der Bausatz an sich ist in der RPM typischen Qualität. Die Spritzlinge sind durchaus gut strukturiert, die Teile sauber, aber es fehlt eben ein gewisses Quentchen Details und Feinheit. Das heisst nicht dass die Teile undetailiert oder schlecht wären, aber an Tamiya, Trumpeter oder Dragon kommen diese Teile einfach noch nicht ran!
Zwei Spritzlinge sind das bekannte Fahrgestell des Lorrainschleppers plus ein Spritzling mit Einzelkettengliedern für die Ersatzkette ... diese ist aber wirklich schlecht und undetailiert! Dafür verwöhnt RPM uns in diesem Bausatz mit einer spitzenmäßigen Vinylkette, die fein detailiert ist! Für das Geschütz und den Aufbau sind zwei weitere Spritzlinge enthalten, die sich qualitätstechnisch gut einfügen. Es gibt weiss Gott nichts zu meckern aber man kann eben in Bezug auf den Detailgrad auch nicht in Lobeshymnen ausbrechen!
Die Abziehbilder umfassen sauber gedruckte Decals mit Divisions und taktischen Zeichen des Pz.Art.Rgt.155 der 21.Pz.Div. und des Pz.Art.Rgt.33 der 15.Pz.Div.. Dazu 5 Balkenkreuze und ein Fliegersichttuch, das man sich selber noch zusammenbasteln muss, WENN man es denn benötigt, denn mir sind keine Fotos von diesem Geschütz mit Fliegersichttuch bekannt.
Die Bauanleitung ist in 33 Bauschritte gegliedert und erstreckt sich über 6 DIN A5 Blätter, dazu die notwendige Teileübersicht, denn leider sind am Spritzling keine Zahlen für die Teile! Die Zeichnungen sind sauber ausgeführt, leider aber manchmal nicht aussagekräftig um genaue Teilepositionen zu bestimmen. Ausserdem sind hier und da Teile und Nummern so versteckt in die Zeichnung eingebettet, dass man sie leicht übersieht. Nichtsdestotrotz kann man mit der Anleitung gut arbeiten.

Der Bau

Der Bau beginnt mit dem Zusammenbau der Wanne, die aus mehreren Einzelteilen besteht. Dieses gestaltet sich überraschend einfach und ist, mit etwas Geschick, absolut spalten- und verzugsfrei zusammenzukleben! In der Wanne, also die Innenseite beider Seitenteile, sind die halbrunden Erhebungen zu entfernen, auf der Aussenseite bleiben diese aber erhalten! Was aber zu diesem Zeitpunkt bereits auffällt ist, dass diverse Teile, wie hier z.B. die beiden Sitze in der Wanne ohne jegliche Positionierungsmarkierung einzukleben sind. Damit es keine Probleme gibt, würde ich empfehlen die Motorraumtrennwand (Teil 39) in die Oberwanne direkt vor den Lüftergittern einzukleben und auf die Unterwanne zu halten, um die Sitze dann davor in die Wanne zu kleben. Wer allerdings die Fahrerluke eh geschlossen haben will, kann auf Sitze und Motorraumtrennwand verzichten!
Vorder- und Rückseite der Wanne werden mit Kleinteilen, wie Anhängerkupplung, Abschleppschäkeln und der Getriebeabdeckung (sogar eine rauhe Gussstruktur ist hier erkennbar) versehen.
Dann geht es weiter mit der Oberwanne. Als erstes würde ich empfehlen den Heckbereich zusammenzubauen, der später die Kanone und Mannschaft beherbergt. Diese besteht auch wieder aus mehreren Teilen, die auch wieder erstaunlich gut zueinander passen, allerdings ist die zeichnerische Darstellung sehr verwirrend. Bei Teil 35 gehört die Einkerbung nach unten, was man sehr schlecht erkennen kann. Die Ösen auf den Seitenteilen müssen abgeschliffen werden. Hat man das Heckteil soweit fertig, wie in Bauschritt 13 zu sehen, kann man sich der vorderen Oberwanne zuwenden. Hier müssen zwei Seitenstege eingeklebt werden, deren genaue Position man nun dank der Heckoberwanne genau bestimmen kann, da die besagte Einkerbung von Teil 35 genau die Einkerbungen der Teile 36 umfasst, und so klar wird dass die Seitenstege ein bisschen seitlich herausragen, was ich im Nachhinein auf Originalfotos bestätigt gefunden habe.
Dann werden diverse Kleinteile auf die vordere Oberwanne geklebt wobei auch hier wieder die genaue Positionierung erschwert wird, da auf den Bauteilen keine Markierungen sind. Falsch ist allerdings die gezeichnete Position von Teil 55, diese beiden Teile gehören ans untere Ende der Oberwanne an der gezeigten Position. Weiter geht es mit der Komplettierung der Oberwanne mit Lüftern, Auspuff, dem schön gestalteten Auspuffschild, Hupe, Licht, Fahrerraumklappe, usw..
Am Kampfraum wird hinten noch ein Staukasten angeklebt wobei ich hier an den beiden Klappen etwas feilen musste, um diese passend zu bekommen. Die Nietenreihen auf die der Staukasten geklebt wird, sollte man mit dem Messer entfernen.
Nun geht es los mit dem Geschütz. Das Rohr bedarf einiges an Versäuberung und schleifen um das Rohr einigermaßen spalten- und gratfrei zu bekommen. Auch beim Veschluss bleibt ein wenig Schleifarbeit nicht aus, ist aber nur halb so wild. Dann wird die Rohrlagerung zusammengeklebt und mit Anbauteilen versehen. Dies ist auch eine der Zeichnungen, wo man ein Teil leicht übersieht, da es nahzu unsichtbar in die Zeichnung integriert wurde. Das Rohr wird dann auf die Lagerung geschoben und verklebt. Das ganze kann dann in den Elevationsmechanismus eingehängt werden, den man aus diversen Einzelteilen zusammenbaut. Bei den Zahnradstangen musste ich einiges kürzen, damit alles passt. Überhaupt ist wohl ein guter Tipp, dass man jede Bohrung, in die ein Teil gesteckt werden soll, nochmal etwas großzügiger nachbohren kann!
Das Geschütz kann entweder im Ruhezustand oder im erhöhten Zustand gebaut werden. Dazu werden zwei unterschiedliche Teile der Zylinder geliefert, aus denen man dann wählen muss, in welchem Zustand sich das Geschütz befinden soll.
Dann werden noch ein kleines Geschützschild auf das Rohr, sowie die Handräder und Kurbelmechanismen angeklebt, womit das Geschütz an sich fertig ist.
Nun wendet man sich dem Kampfraum zu. Hier werden die einzelnen Seitenteile zunächst von innen mit einigen Anbauteilen und Halterungen versehen. Der Kampfraum könnte durchaus noch einiges an Details vertragen, aber von der Grundidee ist er ausreichend so. An der Tür in der Heckwand musste ich auch mit Schleifpapier etwas nachhelfen, damit sie einigermaßen bündig abschließt. Die zwei Seitenwände und die Heckwand werden dann auf die hintere Oberwanne geklebt. Auch dies geht besser, wenn man die Nietenreihen der Oberwanne, sofern sie unter den Seitenteilen liegen, entfernt. Auch hier bin ich wieder sehr positiv von der Passgenauigkeit der Seitenteile überrascht worden, gerade weil auch Knicke in den Teilen sind, ist es nicht selbstverständlich dass diese dann auch wirklich in diesen Winkeln bündig abschließen. Man sollte die Ausrichtung der Teile zueinander kontrollieren und ob diese auch alle parallel laufen und auf der Oberwanne aufliegen. Lediglich die beiden Frontteile sind mir etwas rätselhaft, denn so wie diese angeklebt werden müssen, kommen sie mit den Lüftern etwas ins Gehege und bilden unten einen deutlichen Spalt. Vielleicht ist das im original auch so, aber es sieht komisch aus. Dank Teil A05 (das man auch gern übersieht) ist der Winkel der beiden Frontteile aber auch vorgegeben, so muss man sehen wie man sich damit am besten arrangiert. Für die Afrika Version konnte ich die beiden Laufradhalter an den vorderen Aufbauteilen nicht verifizieren und habe sie daher abgeschliffen. Auch Teil A11 an der Heckaufbauwand habe ich nur bei den Fahrzeugen aus der Normandie gefunden.
Nun folgt das Laufwerk, das eine recht filigrane Fummelarbeit ist, vom Erscheinungsbild aber sehr gut ist. Zunächst sollte man sämtliche Blattfedern versäubern und mit den jeweils 6 Klammern versehen. Das ist eigentlich auch schon die meiste Arbeit. Dann baut man die 6 Laufradpaare zusammen, sollte aber beachten, dass zwischen Teile 4 und 5 oben noch eine Kegelstumpffeder eingesetzt werden soll, die auch bei den Spritzlingen dabei ist, aber in der Bauanleitung nicht mit einer Zahl versehen ist. Die Blattfedern würde ich noch nicht auf die Laufradpaare aufkleben, sondern erstmal alle 6 Laufradpaare an die Wanne in die vorgefertigten Passstellen einkleben und sorgfältig ausrichten. Dann kann man auch die Endanschläge der Blattfedern an die Wanne kleben, und zwar so, dass sie oben genau mit den Einkerbungen in der Wanne abschließen. Die Komplettierung des Laufwerks sollte man von vorn nach hinten oder umgekehrt machen, also als erstes auf dem ersten Laufradpaar mittig die Blattfeder ankleben und daran die Stützrollenelemente davor und dahinter anbringen, dass diese direkt Kontakt haben, dann gleich die nächste Blattfeder anschließen und das nächste Stützrollenelement, bis man hinten (oder vorn) angekommen ist, denn leider sind keine Markierungen für die Stützrollen angegeben und so muss man diese pi mal Daumen anpassen und eben an den Blattfedern orientieren. Natürlich dabei bedenken dass nach oben so viel Platz bleibt, dass die Kette noch dazwischen passt. Diese wird nach der Bemalung aufgezogen. Diese sieht hervorragend aus, lässt sich aber nur mit Sekundenkleber kleben und Farbe haftet nur sehr schlecht!
Das Fahrzeug wird abschließend mit ein paar weiteren Kleinteilen, wie der Rohrhalterung, Handgriffen und Werkzeug verfeinert, wobei letzteres doch ein bisschen grobschlächtig ausgefallen ist. Die Ersatzkette auf der vorderen Oberwanne soll aus den beiliegenden Einzelkettengliedern gemacht werden, aber die Qualität ist absolut unpassend, daher würde ich sie weglassen, wenn man nicht ein paar Ersatzglieder einer Friulmodelkette hat.
Den Abschluss bildet der Hecksporn, der klappbar gelagert das Fahrzeug beim Schuss stabilisiert. Der Zusammenbau gestaltet sich recht einfach, wobei man auch wieder schauen muss wo genau die Halterung am Fahrgestell angeklebt werden muss. Hier empfiehlt es sich erst den Sporn an sich fertigzumachen, da hier an der Schaufel die Positionen vorgegeben sind und dann die vier Teile der Halterung an die Wanne zu kleben und die Breite mithilfe der fertigen Spornteile zu korrigieren.
Da mein Fahrzeug in Bewegung sein soll, habe ich den Sporn hochgeklappt und diesen mithilfe der beiden Haken und eine kleinen Gliederkette aus der Grabbelkiste gesichert.
Damit ist der Bau beendet.

Bemalung/Alterung

Dieses Geschütz wollte ich nach dem Vorbild einiger bekannter Fotografien eines erbeuteten Geschützes in Afrika nachempfinden. Grundiert wurde das ganze Fahrzeug wie üblich per Pinsel in Revell anthrazit. Dann wurde das ganze Fahrzeug mit Tamiya XF59 per Airbrush gespritzt und die auffälligen grauen, leicht wellenförmigen, Streifen per Airbrush und Tamiya XF63 aufgetragen. Dabei habe ich versucht das Muster in etwa wie auf den Fotos nachzumachen.
Der Innenraum blieb komplett in XF59 gespritzt. Die größeren, gelben Flächen wurden mit etwas aufgehelltem XF59 gehighlighted um die Farbausbleichung unter Afrikas Sonne etwas darzustellen.
Die Decals, die nun folgen, sind jedoch nur was für Hartgesottene. Von der Aufmachung her sind diese sehr gut. Sauber gedruckt und genau die Markierungen die man auch auf den Originalfotos findet. Aber ... zum einen ist die Decalfolie sehr dick, störrisch und glänzt recht stark, zum anderen sind alle Decals "in einem Stück", d.h. man muss sie formgerecht ausschneiden um nicht zu große Ränder zu haben. Die Balkenkreuze z.B. habe ich exakt ausgeschnitten, bei den taktischen Zeichen ist sowas natürlich unmöglich. Diese Tatsache finde ich recht schade, denn so bekommt man unter Umständen dicke, hässlich glänzende Markierungen. Es wäre empfehlenswert hier auf Trockenreibebilder oder Sprühschablonen auszuweichen.
Ich habe danach das ganze Fahrzeug in dunkelbrauner Ölfarbe gewaschen und die Kanten mit hellem gelb trockengemalt.
Die Kette habe ich versucht mit etwas Metallfarbe und Pastellkreiden zu altern, diese wehrte sich aber mit Abblättern der Farbe gegen diese Versuche. So wurde das ganze Fahrzeug letztlich im unteren Bereich mit hellem Pastelllkreidenstaub behandelt um ein wenig Gebrauchsspuren aus der Wüste darzustellen.

Fazit

Herrlich! Die Passgenauigkeit erstaunt hier am meisten, denn das ist was man bei Osteuropäischen Firmen nicht immer so erwartet. Der Bau hat Spaß gemacht, auch wenn die Anleitung manchmal nicht leicht zu durchschauen war, aber mit ein paar Originalaufnahmen sind alle Fragen schnell geklärt und das Modell lässt sich mal eben am Wochenende bauen. Letztlich ergibt sich ein schönes und seltenes Modell. Die Vinylkette ist wunderschön - hier und da hätte man sich mehr Details gewünscht, aber die ersten Zurüstsets lassen sicher nicht lang auf sich warten! Und für die Decals sollte man sich Ersatz besorgen, denn die gehen gar nicht, leider, denn vom Druck her sind sie klasse. Für mich eine positive Überraschung des Modellbaujahres 2004, wenn auch nicht billig, aber bezahlbar!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Rommel's Funnies - (Thomas Jentz) - ISBN: 0-9648793-6-0Beute Kraftfahrzeuge und Panzer der deutschen Wehrmacht - (Walter Spielberger) - ISBN 3-613-01255-3Armor of the Deutsche Afrikakorps - (Tom Cockle) - ISBN: 962-361-631-7Panzer Tracts Vol.10 "Artillerie Selbstfahrlafetten" - (Jentz, Doyle) - ISBN: 0-9708407-5-6Waffen Arsenal Band 76 - Bison und andere 15cm Geschütze auf Selbstfahrlafetten - (Joachim Engelmann) - ISBN: 3-7909-0232-2

© 11/2004 Thomas Hartwig

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