Das ist mal sensationell - ein Panzer der Bundeswehr in Spritzguss 1:35 und es ist kein Kampfpanzer, sondern eines der vielen Unterstützungsfahzeuge. Es ist genauergesagt der Bergepanzer Standard, der zu hunderten Jahrzehnte und bis heute seinen Dienst bei der Bundeswehr tut und auch seit Jahrzehnten von den Modellbauern in Spritzguss gewünscht wird - nun ist es endlich soweit - ab August 2019 wird er dann endlich im deutschen Modellbauhandel erhältlich sein
Der Karton ist gefüllt mit 9 grauen Spritzlingen, der Ober- und Unterwanne, einem klaren Spritzling, 6 Weichgummispritzlingen, einer PE Platine, ein verdrilltes Kupferkabel, Seilmaterial und ein Decalbogen.
Einige der Spritzlinge, wie etwa für die Kette und für das Laufwerk sind bereits von vorigen Leopard 1 Bausätzen von Takom bekannt. Die restlichen sind komplett neu für den Bergepanzer gemacht.
Die Qualität gefällt - sauberer Guss, keine störenden Auswerfermarken, keine Fischhäute oder Verzug. Hier und da fällt die Formtrennnaht etwas ins Auge, aber die sollte in der Regel schnell zu entfernen sein.
Die Unterwanne ist einteilig und auf den ersten Blick eine normale Leopard 1 Wanne, aber der vordere Bereich zeigt die erforderlichen Änderungen für den Bergepanzer mit der Aussparung für die Seilwinde sowie jene für die Arme des Stützschildes.
Ansonsten sind die Details an der Wanne wie von Takom zu erwarten gut. die Schwingarme liegen einzeln bei und werden sehr passend in den jeweiligen Aufnahmen verklebt. Ein bewegliches Laufwerk ist nicht ohne weiteres baubar.
Die Kette ist eine bewegliche Einzelgliedkette. Die Kettenglieder an sich sind in einem Stück gegossen und machen einen guten Eindruck, wobei mir das Gummiinlay auf der Innenseite ein wenig zu markant angegrenzt ist. Zwischen zwei Glieder wird noch der Mittenverbinder mit Führungszahn geklipst und auf beiden Seiten dann je ein Endverbinder aus Weichgummi aufgesteckt. Die Bolzen haben eine kleine Verdickung wodurch die Endverbinder arretiert werden.
Insgesamt zwar eine Menge Arbeit, denn jeder Kettenglied sitzt an 4 Angüssen, dazu die Mittelverbinder an zwei Angüssen und die Endverbinder an einem Anguss - diese alle müssen abgetrennt und versäubert werden. Das nimmt Zeit in Anspruch, aber am ende besser und einfacher als Kettenglieder, die sich noch aus Ober- und Unterseite zusammensetzen.
Die Gummiendverbinder sind für den Werkstoff recht schön detailliert aber teilweise ein bisschen mit Fusselkram-Ausfluss. Der ist etwas schwer zu versäubern, da das bei so weichem Gummi immer etwas schwierig ist.
Die Heckwand ist bereits mit in die Unterwanne integriert und erleichtert den Zusammenbau weiter.
Interessant ist die Darstellung der hinteren Schmutzfänger, denn diese sind einteilig im hochgeklappten Zustand - schön wäre hier die Option zwischen dieser und der normalen heruntergeklappten Version - aber es sieht schon nicht schlecht aus so. Noch besser und dann auch nach eigenem Gusto baubar ist das Extra Set für dies Schmutzfänger von Leopard Workshop (LW029)
Aus der Bauanleitung wird es nicht klar ersichtlich, aber das Stützschild vorn scheint beweglich baubar zu sein. Das Stützschild selber ist wirklich super gemacht - in der Hauptsache in einem Teil, das mit feinen Details und schöner Wölbung aufwartet und vor allem komplett ohne Auswerferstellen. Zwei weitere Teile werden noch angebaut zur Darstellung der Verstärkungen.
Die Oberwanne ist ebenfalls einteilig gespritzt. Sehr schöne Details und sauberer Guss. Keine Auswerferstellen, kein Verzug.
Die Oberflächendetails wie die Antirutsch-Pads sind sehr gut und fein dargestellt, das gefällt richtig gut.
Alle Luken sind offen und können mit den entsprechenden Deckeln bzw. Türen verschlossen werden. Da keine Inneneinrichtung vorhanden ist, machen offene Luken nur dann Sinn, wenn man eine Figur hineinstellt oder selber eine Inneneinrichtung beisteuert.
Das Motorlüftergitter auf dem Motordeck ist bereits in Plastik gespritzt mit beachtlich feiner Struktur über die das Oberflächengitter aus PE Platine geklebt wird und damit den perfekten optischen Eindruck erwecken dürfte.
Natürlich sind sämtliche Werkzeuge, die zusätzlichen Schäkel, Eisgreifer wie am Original auch hier vorhanden und werden auf die Wannenseiten geklebt. Die Halterungen sind bereits entsprechend mit angegossen.
Bei den Nebelwurfbechern fällt die Formtrennnaht etwas unangenehm auf, die man versäubern müsste - auch die feinen Kettchen, die die Deckel halten, sind nicht enthalten - zum Glück gibt es diese separat zum kleinen Kurs von Leopard Workshop (LW044)
Die vielen Winkelspiegel für Kommandant und Fahrer sind als Klarsichtteile enthalten und machen einen guten Eindruck.
Für das Motordeck liegen natürlich die Halterungen und entsprechende Ersatzlaufrollen ohne Naben bei und neben dem ebenfalls beiliegenden Motorhebegeschirr hat Takom erfreulicherweise auch das Tragegestell für ein Ersatztriebwerk beigelegt, das man wahlweise auf dem Motordeck anbauen kann - ein einzelnes Triebwerk selber ist nicht enthalten - hier muss man entweder auf eines aus Resin (Perfect Scale) zurückgreifen oder entnimmt es den Leopard Mexas Bausätzen von Hobby Boss, die das Triebwerk beinhalten, aber keine Möglichkeit bieten einen offenen Motorraum darzustellen. ;-)
Doch zurück zu unserem Bergepanzer ... der Kranarm setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, die einen guten Eindruck machen. Das obere Deckblech zeigt auch die korrekte Darstellung der Antirutsch-Pads ... eventuelle eine Spur zu erhaben, aber insgesamt optisch sehr ansprechend. An der Kranbasis werden zwei Hydraulikzylinder aus je zwei Halbteilen zusammengesetzt, die den Hydraulikstempel beinhalten. Das ganze wird ohne Verkleben in den Kranarm eingesetzt und lässt diesen somit frei in der Höhe beweglich sein. Wie fest/eng das Ganze sitzt um den Arm dann auch in erhobenem Zustand zu halten, muss sich dann noch zeigen.
Das beiliegende Textilseilmaterial wird dann als Kranseil verwendet und innen um die Rollen des Kranarms und des Kranhakens durch die Rollen geführt. Ein Metallseil wäre sicher schöner gewesen von der Optik, birgt aber auch immer die Gefahr, dass es zu störrisch ist und damit dem Seillauf ein komisch aussehen verleiht. Das beiliegende Seil erscheint mir allerdings ein wenig kurz um den Haken dann auch bei erhobenem Arm deutlich ausgefahren darzustellen. Vielleicht täuscht das aber auch.
Der Kran ist auch drehbar baubar, wennauch dies in der Bauanleitung etwas unklar dargestellt ist und sich tatsächlich auch als recht tricky erweist, denn der Kleberand zum Anbau der Basis auf die Oberwanne ist ziemlich dünn und ein falsch laufender Tropfen Kleber verklebt direkt die drehbaren Teile.
Die Takom typische DIN A4 Bauanleitung im Querformat führt in 29 verständlichen Baustufen zum Ziel. Die Zeichnungen sind groß und sauber und insgesamt gut verständlich. Was nicht genau gezeigt wird, ist der exakte Verlauf des Kranseils um die Rollen am Arm und Haken und wo es dann im Arm befestigt werden muss. Hier helfen dann nur Originalfotos.
Im Anschluss an die Baustufen finden wir sechs gedruckte Farbprofile zur Bemalung und Markierung des Bergepanzers.
Die Farbprofile machen Angaben lediglich für die Ammo of Mig Farben und stellen folgende 6 Möglichkeiten dar:
- 3./PzGren.401, Hagenow 2004 in Standard Dreifarb Flecktarn
- FlaLBtl.6, Lütjenburg 2007 in Standard Dreifarb Flecktarn
- PzGrenBtl.21, Wesendorf 1980 in gelboliv
- PzGrenbtl.51, Wasserübungsplatz Hann.Münden, 1984 in Versuchstarnanstrich
- RakArtBtl.55, Homberg/Efze, 2004 in gelboliv mit Laufrollen in bronzegrün
- Chilenische Armee
Mein Fazit: Herrlich! Wie lange habe ich auf einen Bundeswehr Bergepanzer gewartet - ja, es gab ihn zuvor in Resin, aber das zum einen eben kein Schnäppchen und Resin ist halt doch wesentlich fordernder als Spritzguss.
Daher hier beide Daumen hoch - kleine Unzulänglichkeiten hat der Bausatz, aber in der Basis überzeigend und schön detailliert.
Absolute Kaufempfehlung.