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Takom 2002, St. Chamond French Heavy Tank Early Type
Das Original:
Nach dem Schneider CA1 war der St. Chamond der zweite französische Panzer im 1. Weltkrieg. Auf Basis des Prototypen des Schneider CA1 entwickelte und produzierte die Firma Compagnie des Forges et Aciéries de la Marine et d’Homécourt (FAMH) mit Produktionsstätte in der Stadt Saint Chamond einen mit MGs und einer Kanone bewaffneten Kampfpanzer.
Seine Panzerung betrug 11-17 mm. Mit fast 9 m Länge kam er auf ein Gewicht von ca. 22 to., erreichte auf der Straße eine Geschwindigkeit von 8 km/h und im Gelände nur noch 1 km/h. Bewaffnet war er mit einer 75 mm Kanone im Bug und vier 8 mm Hotchkiss Maschinengewehren, die neben Kommandant und Fahrer von 6 Mann bedient wurden.
Technisch interessant und komfortabel war sein Antrieb und Steuerung über 2 getrennte Elektromotore. Die Motore neigten aber zur Überhitzung und machten das System unzuverlässig. Dazu kam noch das ungünstige Verhältnis von Fahrzeug- und Kettenlänge, das dazu führte, dass beim ersten Einsatz im Jahr 1917 alle 16 Panzer an Hindernissen steckenblieben. Auf der Seite Chars francais finden sich über 200 Einsatzfotos des St. Chamond mit seinen verschiedenen Typen. Bild Nr. 167 zeigt sehr deutlich die Folgen des Missverhältnisses von Kette und Wanne. Da haben auch die Aufsetzrollen in Bug und Heck nichts mehr geholfen.
Die 400 gebauten Panzer wurde 1918 die Produktion zu Gunsten des Renault FT-17 eingestellt. Der St. Chamond wurde nur noch zu Schulungszwecken verwendet.
Ein Exemplar kann heute noch im Panzermuseum Saumur besichtigt werden.
Der Bausatz:
Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg. Grad rechtzeitig zum Jubiläum kommt Takom mit einem in Spritzguss bisher nicht erhältlichen Panzer um die Ecke. Die junge Firma mit Sitz in Hong Kong scheint sich auf nicht alltägliche Panzer "einschiessen" zu wollen. Der St. Chamond gehört dazu.
Er kommt in einem farbig, hochglanz-bedruckten, 380 x 250 x 85 mm großen Karton daher. Auf den Kartonrändern finden wir neben den Bemalungsvorschlägen für 2 Fahrzeuge auch eine fotografische Spritzlingübersicht. Ohne den Karton zu öffnen, sieht man gleich, was einen erwartet. Tolle Sache!
Der Inhalt, verpackt in verschiedene Klarsichtbeutel, besteht aus 5 sandgelben und 2 schwarzgrauen Spritzlingen, sowie der Oberwanne für das eigentliche Fahrzeug. Dazu kommt ein Decalbogen und die 24-seitige Bauanleitung im Querformat mit englischer Beschriftung.
Die Spritzlinge sind wie folgt aufgeteilt:
- Oberwanne (1x)
- A (2x): Antriebs-, Lauf-, Stütz- und Leitrollen, Federn, Fahrwerksgestänge, Maschinengewehre
- B (2x): Bauteile der Kettenglieder
- C (1x): Kanone, Auspuffrohr, Motorabdeckung, Frontpanzerung, Einstiegluken und Deckel, Dachleisten
- D (1x): Hauptfahrwerksteile
- E (1x): Bodenplatte, Heckpanzerung, Auspufftopf, MG-Lagerungen, Fahrwerksache und -gestänge, Figur
Der Guss ist ausgezeichnet. Details kommen klar zur Geltung. Weder Formversatz, noch Grat ist zu erkennen. Zwar findet man Auswerferstellen, aber diese sind dort platziert, wo sie nach dem Bau nicht zu sehen sind.
Schauen wir uns mal die Teile in der Reihenfolge an, wie sie in der Bauanleitung auftauchen.
Begonnen wird mit den vier, für diese Version charakteristischen, Domen. Die 3 großen bestehen jeweils aus einem genieteten Rahmen, 2 Seitenhälften und dem Lukendeckel. Niete und Scharniere sind schön geformt. Die Sichtschlitze in den Seitenteilen sind durchbrochen und sehr fein. Für den kleineren Dom, der seinen Platz mittig vorn finden wird, gibt es auch einen genieteten Rahmen und den Dom selbst als ein Teil. Alternativ kann man hier zwischen geschlossenem (C11) und vorn geöffnetem (C10) Dom wählen, aber dann sollte auch der große Scheinwerfer zu sehen sein, der sich normalerweise hier befindet (siehe Beispiel hier - Bild Nr. 24). Leider gehört der nicht zum Umfang des Bausatzes. Die großen Dome kann man auch mit geöffneten Luken darstellen, aber mangels Inneneinrichtung, bzw. passenden 1. Weltkriegs Figuren bleiben die Deckel bei vielen Modellbauern wohl erst einmal zu. Vielleicht schiebt Takom ja noch ein paar Figuren separat nach. Das wäre toll, denn die beiliegende Figur ist schon klasse, aber mehr dazu später!
Zusammen mit den Dachquerleisten werden die Dome auf die Oberwanne geklebt. Mit fast 22 cm Wannenlänge und 7,7 cm -breite wird das kein kleines Modell. Die Oberwanne aus einem Stück ist angenehm stabil und bereits mit Nieten, Schrauben und Leisten versehen. Ein kleines Kunstwerk finden wir am Heck in einem sechszackigen Stern. Mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen, enthüllt die Makroaufnahme das feine Herstellersymbol. Fantastisch gemacht! Die große Seitentür auf der rechten Seite besteht aus Innen- und Außenpanzerung und wird in geschlossenem Zustand angebracht. Die an der Wanne außen sichtbaren Türverriegelungen sind in geöffneter Stellung angegossen.
Die 7 verbliebenen Dachluken werden mit quadratischen Lukendeckeln verschlossen. Die kleinen Nieten auf jedem Deckel und die leicht schräg nach unten angesetzten Scharniere erhöhen den Detailgrad.
Der Auspufftopf besteht aus 2 Hälften und ist beidseitig mit einer Nietenreihe versehen. Er kommt mit seinen 4 detaillierten Anschlussstutzen auf das Dach und wird mit dem langen, nach hinten führenden Auspuffrohr verbunden. Das schräge Ende des Auspuffrohres wird der eine oder andere wohl aufbohren wollen, da es gut sichtbar über das Heck hinausragt. Dann bekommt der Motorraum einen großen Rahmen, auf den der geteilte Belüftungsdeckel aufgesetzt wird.
Das Kanonenrohr besteht aus 2 innen hohlen Hälften und wird ohne zu kleben in die dreieckige Aufnahme gesetzt. So bleibt das Rohr höhenrichtbar. Auch das Bug-MG kann beweglich (Höhe und Seite) gebaut werden. Das MG besticht durch seine feinen Details. Abzug, Handgriff und Lauf sind sehr schön herausgearbeitet. Schade, dass einige dieser Details im Fahrzeuginneren versteckt sein werden. Kanone wie Bug-MG werden von hinten an der Bugpanzerung befestigt. Die Bugpanzerung besteht im Original aus einem Rahmen mit angenieteten Panzerplatten. Takom ist es gelungen, diese in einem Teil zu fertigen, ohne an Details zu verlieren. Außen auf die Panzerung kommen noch Winkelbleche, die das seitliche Eindringen von Geschossen in die Kanonenblende verhindern sollen.
Heck- und Seiten-MGs sind vom gleichen Typ wie das Bug-MG, nur differieren die Aufnahmen. Auch diese MGs bleiben höhen- und seitenrichtbar.
Hat man die Bugpanzerung und die MGs an der Oberwanne angeklebt, kommen nur noch 2 Sichtstopfen, je einer neben die Seiten-MGs, und 2 Verbindungsstangen, die dann Oberwanne und Bodenplatte verbinden, bzw. abstützen. Damit ist die Oberwanne in 13 Bauschritten größtenteils bereits fertig.
Dem Bau des komplexen Fahrgestells widmet Takom fast 30 (!) Schritte. Begonnen wird mit einem Rahmen aus U-Profilen, der die hintere Aufsetzrolle drehbar aufnimmt. Die Fassrolle (Ich nenne sie so, weil sie wirklich wie ein kleines Weinfass aussieht mit seinen Dauben und Fassreifen.) ist so geschickt geteilt, das man nach dem Kleben keine Naht mehr sehen wird. Für vorne gibt es 2 kleinere Aufsetzrollen, die wie die große schlau geteilt sind. Sie werden ohne Kleben in ihre Radkästen gesetzt. Dann werden die Kästen mit der Bodenplatte so verklebt, dass die Rollen drehbar bleiben. Der Rahmen der hinteren Aufsetzrolle bekommt noch die Antriebsstränge zum Seitenvorgelege, bevor man ihn auf die Bodenplatte klebt.
Die nächsten Schritte beschäftigen sich mit dem Aufbau des Grundgerüstes an der Bodenplatte wie z.B. der Anbringung der Federabstützungen, der Hinterachse, der Abdeckungen der Elektromotore und der Stützrollen. Auch hier scheint keine Niete zu fehlen. Die Stützrollen bleiben bei korrekter Anbringung beweglich. Dann kommen noch die Seitenvorgelege und die Antriebszahnräder auf ihre Achse.
Die Leiträder werden in ihre Gabeln einfach eingeklipst. Jede Gabel besteht aus nur einem Teil, aber Spannschraube, -spindel und Verschraubungen sind alle da. Der Rahmen für die Laufrollen besteht aus 6 Blechen, die mittels einem Gestänge zusammengehalten werden. Am Rahmen werden noch Abstützgestänge und die Leitrollengabeln angebracht. Die Laufrollenlager sind eine Wissenschaft für sich, aber dank der übersichtlichen Bauanleitung wird man auch diese ohne Probleme hinbekommen. Natürlich bleiben die Laufrollen drehbar wie alle anderen Räder und Rollen auch. Nach Anbringung der gut gelungenen Federn kann man den Laufrollenrahmen mit dem Unterboden "verheiraten".
Laut Bauanleitung werden jetzt die Kettenabdeckungen gebaut und am Unterboden angebracht, aber so wie ich mich kenne, werde ich den Bau und das Aufziehen der Kette auf diesen Punkt vorziehen, weil ich mir das einfacher vorstelle als wenn ich die Kette auf das fertige Fahrzeug aufziehen muss. Geht man weiter nach der Anleitung wird nach den Kettenabdeckungen die Oberwanne auf das Bodenblech geklebt. Ein Abweiserbügel am Fahrerlukendom ist das letzte Teil, dass an der Oberwanne angebracht wird.
Für den unteren Bereich setzt man noch ein Abweiserblech zusammen und klebt den Frontsporn mit einem Schäkel an die untere Frontpanzerung. Diese werden dann noch an ihre Plätze am Fahrzeug befestigt. Die untere Heckpanzerung besteht aus nur einem großen Teil und verschließ das Heck.
Fehlt nur noch die Kette. Obwohl die Originalglieder fast gesichtslos sind, hat es Takom fertiggebracht, die Metallstruktur darzustellen, wie es die Nahaufnahmen zeigen. Auch die Sicherungssplinte der Bolzen sind zu sehen. Jedes Glied besteht aus 3 Teilen und gemäß Anleitung zusammengesetzt erhält man eine vollbewegliche Kette. Ich konnte mich nicht bremsen, und habe die Kette schon mal zum Teil zusammengesetzt. Es ging einfacher als gedacht. Man klebt bis auf eines pro Seite einfach immer ein Bolzenteil (B3) auf ein Kettenglied (B1). Dann hängt man die Glieder ineinander, schiebt B2 auf die offenen Bolzen und klappt sie dann einfach in Richtung Glied zu. Das hält sogar ohne Klebstoff. Nur an einem Ende hängt man B3 und B2 ohne Glied (B1) ein, damit man die Kette beim Aufziehen noch schließen kann. Das letzte Glied (B1) klebt man dann auf, wenn die Kette geschlossen ist. Die Kette biegt sich perfekt um Antriebs- und Leitrad. Die Passgenauigkeit ist klasse!
Der St. Chamond ist damit fertig zusammengebaut.
Aber da ist ja noch eine Figur. Ein französischer Panzersoldat mit Lederjacke, Helm und Gesichtmaske, mit einer Landkarte (?) in der einen Hand. Die andere Hand weist in die Ferne. Er trägt Kampfschuhe und Wickelgamaschen und am Koppel eine Pistolentasche. Die Gesichtsmaske diente dem Schutz vor herumfliegenden Teilen im Panzer und bestand aus einem eisernen Augenschutz, an den ein Kettenvorhang vor dem Mund angehängt war. Takom ist die Nachbildung der Maske sehr gut gelungen. Auf dem Adrian Helm des Soldaten ist das Waffengattungssymbol (2 gekreuzte Kanonen hinter einer brennenden Bombe) angedeutet. Ich habe den Soldaten mal zusammengesetzt, damit man die Größe des Fahrzeuges erkennen kann.
Es liegen Abziehbilder für 2 verschiedene Fahrzeuge der Artillerie Spéciale 31 (As31) aus dem Jahr 1917 bei:
· Fantomas (A31S, I, 62458)
· Chantecoq (A31S, III, 62553, rotes Herz) in Laffaux, Frankreich
Die in Folie eingeschweißte Bauanleitung mit Hochglanzcover beginnt auf der Vorderseite mit einem kurzen Abriss zur Geschichte des St. Chamond in Englisch. Dem folgen innen Symbolerklärungen und die Aufzählung der benötigten Farben. Auch wenn es nicht dabeisteht, die Farbnummern beziehen sich auf Tamiya Farben. Anbringung der Decals und Arbeiten mit PE Teilen (in diesem Bausatz sind keine enthalten!) kommt vor der Teileübersicht. Die 43 Bauschritte in Explosionszeichnungen sind so heruntergebrochen, dass jeder Schritt leicht verständlich ist. Zwischenarbeitsschritte geben noch mehr Klarheit. Die Figur wird bereits zusammengebaut gezeigt mit den Teilenummern, aber auch hier sind keine Fragen offen. Die Farben für die Figur entnimmt man dem Kartonbild. Zum Schluss wird die Anbringung der Decals und die Tarnbemalung in schwarz-weiss gezeigt. Wer es farbig möchte, schaut auf den Rand des Kartons. Beide Tarnschemen sind sehr farbenfroh und mal was anderes als das Übliche. Kleines Gimik der Bauanleitung - auf der Vorderseite ist die Front von links gezeigt, auf der Rückseite das Heck. Biegt man die beiden Seiten zusammen, hat man einen kompletten St. Chamond. Ich habe das für Euch mal mit dem Bild der Bauanleitung nachvollzogen.
Mein Urteil - ich bin begeistert. Takom beschert uns hier einen WW I Panzer, bei dem aus meiner Sicht alles stimmt. Eine übersichtliche Teileanzahl, ohne langweilig zu werden. Eine exzellente Bauanleitung und die Detailvielfalt und Qualität der Teile versprechen ungehindertes Bastelvergnügen.
Der Preis in Deutschland so um die 55,- EUR drückt ein wenig die Stimmung, aber das ist schnell vergessen, wenn man erst einmal Hand anlegen kann. Ich geh sogar so weit zu sagen, dass ich nicht einen haben will…… Deswegen habe ich bereits zwei! :-)
Special thanks to Mr. Daniel Chow, Takom Models, Hong Kong, for sending the sample.
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