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IBG Models 35022 - Marmon-Herrington Mk II Middle East Type

Das Original:

Marmon-Herrington ist eine Firma, welche heutzutage Nutzfahrzeuge auf Basis von handelsüblichen Lkw in Allradfahrzeuge umbaut. Früher gehörte dieser US amerikanische Hersteller zu den bedeutenden Busfabrikanten des Landes. Im 2. Weltkrieg wurde Marmon-Herrington vor allem durch seine zuverlässigen Panzerwagen bekannt, die man für Großbritannien und seine Verbündeten z.B. Südafrika baute.

1938 entwickelte man für Südafrika Panzerwagen Mk. I mit langem Radstand und Hinterradantrieb, der 1940 seinen Dienst bei der Truppe antrat. Ihm folgte 1941 dann der Mk.II mit Allradantrieb, der auch mit zwei .303 Vickers Maschinengewehren bewaffnet war; eins in einem kleinen Turm auf dem Dach, das zweite in der linken Seite des Kampfraumes.

Der Mk. II wurde 887 mal gebaut. Die im Mittleren Osten eingesetzte Version bekam einen nach vorn kastenförmig verlängerten Turm, um die andere Bewaffnung in Form einer .55 (14mm) Boys Panzerbüchse und einem .303 (7,7 mm) Bren Maschinengewehr aufzunehmen. In einer zusätzlichen Lagerung am Turmheck war ein .303 Vickers Maschinengewehr zur Fliegerabwehr angebracht. Die seitliche Kugelblende für ein Vickers .303 entfiel. Die Öffnung wurde mit einem Blech verschlossen. Wie der Mk. I und die anderen Mk. II konnte er mit einer Panzerung von 6-12 mm die Besatzung gegen leichte Waffen schützen. Der 85 PS starke Benzinmotor beschleunigte das ca. 6 Tonnen schwere Fahrzeug auf max. 80 km/h. Vor allem seine Robustheit und Zuverlässigkeit unter schwierigen Bedingungen, wie man sie in Nordafrika vorfand, und seine einfache Wartung unter Gefechtsbedingungen machten ihn zu einem bewährten Fahrzeug.

Der Bausatz:

IBG Models startete seine Marmon-Herrington Reihe mit dem Mk.I unter der Nr. 35021, gefolgt vom Panzerspähwagen Marmon-Herrington (e) unter 35024 und dem Marmon-Herrington Mk II Mobile Field Force type. Den Abschluss bildet der heutige Gegenstand des Ausgepackt - der Middle East Type, auch wenn er von der Artikelnummer her bereits nach dem Mk.I hätte kommen sollen.

Folgende, größtenteils bereits von den Vorgängern bekannte, Spritzlinge und Teile sind enthalten:

- A (1x): Unterboden, Front- und Heckpanzerung, Türen, Werkzeuge
- B (1x): Motor, Kühler, Luken, Armaturen, Lenkrad, Fahrersichtfenster, Sandbleche
- C (2x): Felgen, Bremstrommeln, Schlepphaken, Batterie, Sitze, Kleinteile
- Ca (1x): Ersatzradfelge, Querträger, Rückenlehnen, Funkgerät
- Cb (1x): Vickers .303 Maschinengewehr, Bedienelemente, Kugelblende (nicht benötigt)
- Ce (1x): Teile der hinteren und vorderen Achse
- Cf (1x): Frontpanzerung Turm, Boys Panzerbüchse, Bren Maschinengewehr und Zweibein, Karabiner, Flugabwehrhalterung für Vickers .303
- D (1x): Windschutzscheiben, Scheinwerfergläser, Suchscheinwerfer
- F (1x): Längs- und Querträger, Federung, Seitenpanzerung, Seitentüren, Querlenker, Auspuffrohr
- verlängerter Turm (1x)
- Räder (5x)
- PE (1x): Photoätzteile Gitter für Funkgerät, Gurte, Haken, Halterungen

Die Stärke der Plastikteile ist wie gewohnt angenehm dünn. Grat konnte ich nicht entdecken und auch Formversatz oder Teileverzug sind dem Bausatz fremd. Die Angüsse spitzen sich zu den Teilen hin zu und erleichtern das Abtrennen vom Spritzling. An manchen Teile sind sehr flache Auswerferspuren erkennbar, die so platziert sind, dass man sie nach Zusammenbau nicht mehr sieht. Wen sie trotzdem stören, sollte die Entfernung kein Hindernis sein.

Die meisten Spritzlinge sind von den Mk. II Vorgängern her bekannt. Neu ist der Spritzling Cf und der andere Turm.

Wem unser Ausgepackt 35023 Marmon-Herrington Mk.II Mobile Field Force type noch nicht bekannt ist, der kann sich die Detailinformationen zu den bekannten Spritzlingen über "Mehr Details zu den Spritzlingen anzeigen" aufklappen. Alle anderen lesen einfach weiter. Am Ende des Berichtes findet man noch meine neuen Erkenntnisse und Erfahrungen mit dem Marmon Herrington.

Mehr Details zu den Spritzlingen anzeigen

Spritzling A wird von der großen Bodenplatte mit den hinteren Radkästen beherrscht. Die Schienen für die Sitze sind auf der sonst glatten Platte bereits vorhanden. Am Unterboden in der Mitte zwischen den Anfängen der Radkästen sind 2 Angüsse, die entfernt werden müssen, sonst wird der Unterboden nicht auf den Rahmen passen. Die große Platte mit der Öffnung für die Hecktüren ist schmucklos wie beim Original, nur mit Türrahmen und Scharnieren versehen. Die Hecktüren sind auf beiden Seiten detailliert. Schön dargestellt sind der Öffnungsmechanismus, die Beschläge und Klappen der kleinen Sichtluken. Die Motorhaube besteht aus einem Rahmen, auf den die beiden Deckel geklebt werden. Auf den Deckeln sind Kugelfänge angebracht, deren Schweißpunkte mit bloßem Auge gut aussehen. In der Makroaufnahme erscheinen sie ein wenig grob, aber das ist Geschmackssache. Das Kampfraumdach mit der Öffnung für den Turm ist innen wie außen detailliert und erhält innen noch einen Verstärkungsrahmen. Die Werkzeuge wie Schaufel, Axt, Spitzhacke und Stiel machen einen sehr guten Eindruck, nur habe ich nicht herausgefunden, was die Spitzhacke am Fahrzeug hält, denn eine Halterung konnte ich nicht entdecken.

Schon ein kleiner Bausatz für sich ist der Motor mit der Kühlung, dessen 27 (!) Bauteile wir an Spritzling B finden. Ãœberzeugende Details wie die Zylinderkopfverschraubung, Vernietung des Lüfterrades, der separate Keilriemen und die Gitterstruktur des Kühlers wissen das Auge zu erfreuen. Auch die Kühlschläuche sind als separate Teile dabei. Der Entschluss, die beiden Frontpanzertüren mit separater Innen- und Außenpanzerung offen zu lassen, wird einem da sehr einfach gemacht. Am Öffnungsgestänge sind sogar die Sicherungssplinte angedeutet. Den Motordeckel legt man nur auf, statt ihn festzukleben. So kann man sich den Motor immer noch mal anschauen.

Auch am Spritzling B findet sich das Lenkrad, das auf der Rückseite eine Riffelung für die Finger hat, mit der man das Lenkrad besser im Griff hatte. Die Armaturentafel hat 2 große und 1 kleines Instrument und mehrere Knöpfe. Schade, dass immer noch keine Decals für die Instrumente dabei sind. Die "Windschutzscheiben" bestehen aus einem großen Rahmen, in die die 2 kleineren Rahmen mit den Scheiben eingebaut werden, sowie der einteiligen Panzerplatte und dessen Öffnungsmechanismus. Feine Nieten und Schienen verzieren die Platten sowohl innen als auch außen. So schmal wie die Sehschlitze der Panzerung sind, sie sind durchbrochen dargestellt. Man kann die Scheiben offen oder geschlossen bauen, sollte aber die Bauanleitung vorher genau studieren. Im Schritt 40 wird der Einbau der Fenster in hochgeklapptem Zustand und ausgeklappter Stütze für die Frontpanzerung gezeigt. (ACHTUNG: In der Bauanleitung weisen die Teilenummern B32 und B34 auf das selbe Teil! B32 ist die Stütze, B34 der Griff.) Im Schritt 42 wird aber angegeben, das man B33 statt der Stütze B32 verwenden soll, wenn man die Panzerung heruntergeklappt zeigen will, und erst bei der Darstellung des fertigen Modells sieht man, dass die Frontscheiben auf die Motorhaube abgeklappt werden, wenn man die Frontpanzerung geschlossen zeigen will. Weitere Teile am Spritzling B sind der Schalldämpfer mit dem Auspuffendrohr (die Teilenummer B28 fehlt immer noch im Bauschritt 9, aber das Teil ist auch so eindeutig zu identifizieren), der Drehring und die beiden Klappen des Turms, die Teile des Differentialgehäuses, Kleinteile wie Pedale (Kupplung und Bremse habe ich gefunden, das Gaspedal nicht) und Schalthebel, und die Sandbleche mit der wirklich tollen Gitterstruktur.

Die Abschlepphaken und auch der Unterbau der Frontsitze, die eingesessenen Sitzpolster, die Rückenlehnen der Funkersitze, die hoch oder runtergeklappt gebaut werden können, und die 3-teiligen Funkbatterien sind am Spritzling C, der 2x vorhanden ist. Dazu kommen winzige Teile wie die Fanghaken der Hecktüren oder Befestigungen der Sandbleche. Bestandteile der Räder wie Felgen und Bremstrommeln finden wir auch hier. Die eigentlichen Reifen mit dem Profil liegen dem Bausatz in einer Extratüte bei. Das Profil ist schön wiedergegeben.

Spritzling Ca beherbergt die Felge für das Ersatzrad, einen Querträger des Fahrzeugrahmens mit Stützblechen, die Fahrzeugbatterie, die verflochtenen Rückenlehnen von Fahrer und Beifahrer, sowie das Funkgerät mit den schön herausgestellten Bedienelementen. Die Ohrmuscheln des Kopfhörers, dessen Bügel aus einem Ätzteil gebogen wird, sind ebenfalls dabei.

Die Teile für die Vorder- und Hinterachse, sowie die Hebel der Lenkung findet man am Spritzling Ce. Die Lenkung lässt sich auch eingeschlagen darstellen.

Die zwei Scheiben für die Windschutzscheiben sind glasklar und am Spritzling D vorhanden. Dort finden wir auch die beiden geriffelten Lampengläser für die Frontscheinwerfer, das einzige Rücklicht und den Suchschweinwerfer. In den beiden letzteren ist je eine Luftblase zu finden, die die Glühlampe darstellt. Ein nettes Gimmick alle Mal.

Der größte Spritzling ist F mit den Längs- und anderen Trägern des Rahmens und der Achsen. Große Teile sind die Seitenpanzerungen mit den nach hinten versetzten Türöffnungen und die vorderen Kotflügel. Die Türen sind nun rechteckig und kleiner als beim Vorgänger. Auch diesen Türen fehlt das "Innenleben", wenn man die Türen offen lassen will. Dafür entschädigen einen die Blattfedern mit ihrem klasse Aussehen. Jedes Federblatt kommt gestochen scharf zur Geltung. Durch die vereinfachten Kotflügel ist auch die Frontpanzerung auf den Rahmen für die Kühlertüren zusammengeschrumpft. Das gibt dem Mk.II ein anderes Gesicht als dem Mk. I.

Mit den Fotoätzteilen des Rahmens PE werden noch feine Details hinzugefügt. Für den Innenraum sind dies Halterungen mit Gurten, Schutzbügel und Befestigungsrahmen des Funkgerätes. Für Außen gibt es die Antennenfußhalterung und diverse winzigste Ösen. Es liegt auch ein Stück Messingdraht für die Antenne bei, findet aber keine Erwähnung in der Anleitung außer bei der Gesamtansicht des fertigen Bausatzes.

Spritzling Cb mit dem .303 Vickers Maschinengewehr finden wir nur noch einmal vor. Für den Anbau als Flugabwehr-MG benötigt man aber nur noch das MG selbst und den Doppelgriff. Die MG-Mündung ist bereits ausgehöhlt. Leicht aufgebohrt (0,2mm Bohrer) würde sie aber noch deutlicher erkennbar sein.

Nagelneu ist der Waffenspritzling Cf mit der sehr schön detaillierten Boys Panzerbüchse und dem Bren Maschinengewehr. Abzug, Abzugsbügel etc sind fein herausgearbeitet. Zum Bren gehört noch ein Zweibein. Die Flugabwehr-MG Halterung für das Vickers .303 erscheint mir recht dünn und zerbrechlich, vielleicht einen Tick zu dünn. Die Turmfrontpanzerung ist nur eine rechteckige Platte mit einem quadratischen Loch für das Bren, und einem rechteckigen für die Boys. Befestigungen für die Waffen sind keine zu finden. Sei es, weil es keine gab und die Waffen wirklich nur durch die Öffnungen gesteckt wurden, oder sei es, weil sie IBG einfach weggelassen hat. Hier fehlen mir leider die Referenzen, um das eine oder andere zu bestätigen. Ein Karabiner ist auch vorhanden, findet aber keine Berücksichtigung in der Bauanleitung. Man kann ihn ja einfach dem Funker ins Fahrzeug legen…

Der neue, verlängerte Turm erscheint mir von Nietenanzahl und -größe glaubhaft. Statt der runden Öffnung für die Kugelblende des Vickers .303 hat er einen rechteckigen Ausschnitt mit einem kastenförmigen Vorsatz, der nur noch mit der Panzerplatte vom Spritzling Cf verschlossen wird. Hinten rechts erkennt man die Ansatzpunkte für die Fla-Halterung.

Obwohl der Bausatz den Untertitel Middle East Type trägt, finden wir nur eine Decalvariante für ein Fahrzeug in Syrien. Die anderen beiden beziehen sich auf Fahrzeuge im Einsatz in Griechenland. Es gibt leider immer noch keine Decals für die Instrumente (Tachometer etc). Der Trägerfilm ist matt-glänzend und ragt nicht über die Nummern hinaus.

Die 20-seitige Bauanleitung im A4 Format ist in schwarz-weiß gehalten. Kurze Beschreibungen oder Anleitungen sind in polnisch und in englisch gehalten. Die erste Seite startet mit den benötigten Farben und gibt Farbnummern für Valejo Model Air und Valejo Model Color an. Die großformatige Teile- und Spritzlingübersicht zieht sich von Seite 1-5. Alle Teile sind deutlich erkennbar. Schnell hat man überprüft, ob sich alles dort befindet, wo es sein soll. Der Bau des Fahrzeugs wird in 50 sinnvoll aufgeteilten, leicht verständlichen Schritten mit ausreichend großen CAD-Zeichnungen erklärt. Einzelne Baugruppen, die in einem späteren Bauschritt verbaut werden, erhalten eine weiße Nummer in einem Dreieck. Bei Verwendung der Baugruppe erscheint das Dreieck wieder, dann in schwarzer Schrift. Die Biegeanleitungen für Ätzteile sind sogar mit Gradangabe versehen und größtenteils überdeutlich, manchmal sogar als einzelner Bauschritt dargestellt. Nur bei einigen wenigen Ätzteilen wird man wohl erst beim Bau erkennen, wie es sein soll. Am Ende der Bauschritte gibt es noch 2 Zeichnungen des fertigen Modells, einmal mit geöffneten Türen und Klappen und einmal geschlossen. Die Anbringung der Decals und die Bemalungsanleitung für 2 Fahrzeuge von neuseeländischen Einheiten in Griechenland, sowie einem der britischen Streitkräfte in Syrien finden wir auf den letzten Seiten. Die Buchempfehlung über "den" Marmon-Herrington schließt auch hier die Bauanleitung ab.

Meine durchweg positive Meinung über IBGs Marmon Herrington ist ungebrochen. Mittlerweile konnte ich aber an weitere Informationen gelangen und Erfahrungen machen, die ich gern noch mit Euch teilen möchte.

Ich konnte nun ein Originalfoto finden, auf dem zu sehen ist, wie die Sandbleche an der Seitenpanzerung befestigt sind. Diese Halterungen sind nicht im Bausatz enthalten und müssten aus Ätzteilresten oder dünnen Plastikprofilen selbst hergestellt werden, wenn man keine frei schwebenden Bleche haben möchte. Zudem sind die Sandbleche der IBG Mk. II Versionen alle die gleichen. Schön wäre es auch gewesen, wenn IBG die Chance genutzt hätte, diesem Marmon Herrington ein etwas anderes Aussehen zu geben wie durch die Beilage der verkürzten, gelochten Sandbleche, wie sie öfter auf Fotos zu sehen sind.

Beim Bau musste ich feststellen, dass das Plastik verhältnismäßig "weich" ist. Zum Versäubern der Teile empfehle ich daher, mit einer neuen, scharfen Klinge zu arbeiten. Die Radachsen bestehen aus mehreren Teilen. Man muss beim Zusammenkleben sehr aufpassen, um grade Achsen zu erhalten. Die Vorderachse und das Lenkgestänge sind äußerst fummelig. Mehrmaliges Durchschauen der Bauanleitung und Probieren kann nur empfohlen werden. Die Verbindungsstifte der meisten Teile sind rund. Daher kann bei manchen Teilen (z.B. Ausrichtung der Differentialgehäuse) die einzig richtige Position nur durch Probieren herausgefunden werden. Loben muss man trotzdem die allgemeine Passgenauigkeit. Hat man z.B. den Motor mit Schaltgetriebe in den Rahmen gesetzt und baut das Bodenblech darüber, passt die Aufnahme für den Schaltknüppel genau in die Öffnung im Bodenblech.

Ich empfehle den Bausatz den bereits etwas erfahrenen Modellbauern.

Im Handel ist er zwischen 28 und 34,- EUR erhältlich.












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