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Marmon-Herrington Mk I South African Reconnaissance Vehicle
Das Original:
Marmon-Herrington ist eine Firma, welche heutzutage Nutzfahrzeuge auf Basis von handelsüblichen Lkw in Allradfahrzeuge umbaut. Früher gehörte dieser US amerikanische Hersteller zu den bedeutenden Busfabrikanten des Landes. Im 2. Weltkrieg wurde Marmon-Herrington vor allem durch seine zuverlässigen Panzerwagen bekannt, die man für Großbritannien und seine Verbündeten z.B. Südafrika baute.
1938 entwickelte man für Südafrika Panzerwagen Mk. I mit langem Radstand und Hinterradantrieb. Er trat seinen Dienst bei der Truppe 1940 an. Seine Bewaffnung bestand aus zwei .303 Vickers Maschinengewehren, eins in einem kleinen Turm auf dem Dach, das zweite in der linken Seite. Nach kurzem Einsatz gegen italienische Truppen in Nordafrika wurde er dann für Trainingszwecke verwendet. Einige Mk. I gingen auch an Griechenland, konnten sich aber nicht erfolgreich gegen die Wehrmacht durchsetzen.
Insgesamt wurden 113 Mk. I gebaut, aber es folgten ihm weitere Versionen (Mk. II-VII) nach. Mit einer Panzerung von 6-12 mm konnte er die Besatzung (Fahrer, Kommandant und 2 MG Schützen) gegen leichte Waffen schützen. Der 85 PS starke Benzinmotor beschleunigte das ca. 6 Tonnen schwere Fahrzeug auf max. 80 km/h. Vor allem seine Robustheit und Zuverlässigkeit unter schwierigen Bedingungen, wie man sie in Nordafrika vorfand, und seine einfache Wartung unter Gefechtsbedingungen machten ihn zu einem bewährten Fahrzeug.
Der Bausatz:
Lange Zeit nur als Resin-Modell in 1:35 erhältlich, widmet sich IBG Models mit dem Marmon-Herrington Mk. I als ersten einer Reihe dieser Fahrzeuge.
Die zahlreichen Teile verteilen sich auf folgende Spritzlinge:
- A (1x): Unterboden, Front- und Heckpanzerung, Türen, Werkzeuge
- B (1x): Motor, Kühler, Luken, Armaturen, Lenkrad, Fahrersichtfenster, Sandbleche
- C (2x): Felgen, Bremstrommeln, Schlepphaken, Batterie, Sitze, Kleinteile
- Ca (1x): Ersatzradfelge, Querträger, Rückenlehnen, Funkgerät
- Cb (2x): Vickers .303 Maschinegewehr, Kugelblende, Bedienelemente
- Cd (1x): Lenkhebel
- D (1x): Windschutzscheiben, Scheinwerfergläser, Suchscheinwerfer
- E (1x): Rahmen, Querträger, Federung, Seitenpanzerung, Vorderachse, Querlenker
- Turm (1x)
- Räder (5x)
- PE (1x): Photoätzteile Gitter für Funkgerät, Gurte, Haken, Halterungen
Zwei Dinge fallen einem beim ersten Blick in den Karton auf - das dunkelgraue Plastik, welches Erinnerungen an frühere osteuropäische Hersteller hervorruft und das angenehm dünne Plastik des Turmes. "Da muss man mal noch genauer hinschauen!", habe ich mir gesagt.
Die Stärke der Plastikteile ist angenehm dünn. Minimalen, nicht erwähnenswerten, Grat findet man an 2 Teilen. Formversatz oder Teileverzug konnte ich keinen erkennen. Die Angüsse spitzen sich zu den Teilen hin zu und erleichtern das Abtrennen vom Spritzling. An manchen Teile sind sehr flache Auswerferspuren erkennbar, die so platziert sind, dass man sie nach Zusammenbau nicht mehr sieht. Wen sie trotzdem stören, sollte die Entfernung kein Hindernis sein.
Spritzling A wird von der großen Bodenplatte mit den hinteren Radkästen beherrscht. Die Schienen für die Sitze sind auf der sonst glatten Platte bereits vorhanden. Am Unterboden in der Mitte zwischen den Anfängen der Radkästen sind 2 Angüsse, die entfernt werden müssen, sonst wird der Unterboden nicht auf den Rahmen passen. Die große Platte mit der Öffnung für die Hecktüren ist schmucklos wie beim Original, nur mit Türrahmen und Scharnieren versehen. Die Hecktüren sind auf beiden Seiten detailliert. Schön dargestellt sind der Öffnungsmechanismus, die Beschläge und Klappen der kleinen Sichtluken. Die Motorhaube besteht aus einem Rahmen, auf den die beiden Deckel geklebt werden. Auf den Deckeln sind Kugelfänge angebracht, deren Schweißpunkte mit bloßem Auge gut aussehen. In der Makroaufnahme erscheinen sie ein wenig grob, aber das ist Geschmackssache. Das Kampfraumdach mit der Öffnung für den Turm ist innen wie außen detailliert und erhält innen noch einen Verstärkungsrahmen. Die Werkzeuge wie Schaufel, Axt, Spitzhacke und Stiel machen einen sehr guten Eindruck.
Schon ein kleiner Bausatz für sich ist der Motor mit der Kühlung, dessen 27 (!) Bauteile wir an Spritzling B finden. Überzeugende Details wie die Zylinderkopfverschraubung, Vernietung des Lüfterrades, der separate Keilriemen und die Gitterstruktur des Kühlers wissen das Auge zu erfreuen. Auch die Kühlschläuche sind als separate Teile dabei. Der Entschluss, sowohl Motorhaube und die beiden Frontpanzertüren mit separater Innen- und Außenpanzerung offen zu lassen, wird einem da sehr einfach gemacht. Im Gegenteil, es wäre ein Schande, dieses Schmuckstück zu verstecken. Auch am Spritzling B findet sich das Lenkrad, das auf der Rückseite eine Riffelung für die Finger hat, mit der man das Lenkrad besser im Griff hatte. Die Armaturentafel hat 2 große und 1 kleines Instrument und mehrere Knöpfe. Schade, dass keine Decals für die Instrumente dabei sind. Die "Windschutzscheiben" bestehen aus einem großen Rahmen, in die die 2 kleineren Rahmen mit den Scheiben eingebaut werden, sowie der einteiligen Panzerplatte und dessen Öffnungsmechanismus. Feine Nieten und Schienen verzieren die Platten sowohl innen als auch außen. So schmal wie die Sehschlitze der Panzerung sind, sie sind durchbrochen dargestellt. Man kann die Scheiben offen oder geschlossen bauen, sollte aber die Bauanleitung vorher genau studieren. Im Schritt 44 wird der Einbau der Fenster in hochgeklapptem Zustand und ausgeklappter Stütze für die Frontpanzerung gezeigt. Erst im Schritt 48 wird aber angegeben, das man B33 statt der Stütze B32 verwenden soll, wenn man die Panzerung heruntergeklappt zeigen will, und erst bei der Darstellung des fertigen Modells sieht man, dass die Frontscheiben auf die Motorhaube abgeklappt werden, wenn man die Frontpanzerung geschlossen zeigen will. Weitere Teile am Spritzling B sind der Schalldämpfer mit dem Auspuffendrohr (die Teilenummer B28 fehlt im Bauschritt 9, aber das Teil ist auch so eindeutig zu identifizieren), der Drehring und die beiden Klappen des Turms, die Teile des Differentialgehäuses, Kleinteile wie Pedale (Kupplung und Bremse habe ich gefunden, das Gaspedal nicht) und Schalthebel, und die Sandbleche mit der wirklich tollen Gitterstruktur.
Die Abschlepphaken und auch der Unterbau der Frontsitze, die eingesessenen Sitzpolster, die Rückenlehnen der Funkersitze, die hoch oder runtergeklappt gebaut werden können, und die 3-teiligen Funkbatterien sind am Spritzling C, der 2x vorhanden ist. Dazu kommen winzige Teile wie die Fanghaken der Hecktüren oder Befestigungen der Sandbleche. Bestandteile der Räder wie Felgen und Bremstrommeln finden wir auch hier. Die eigentlichen Reifen mit dem Profil liegen dem Bausatz in einer Extratüte bei. Das Profil ist schön wiedergegeben, aber meiner Ansicht nach etwas zu flach.
Spritzling Ca beherbergt die Felge für das Ersatzrad, einen Querträger des Fahrzeugrahmens mit Stützblechen, die Fahrzeugbatterie, die verflochtenen Rückenlehnen von Fahrer und Beifahrer, sowie das Funkgerät mit den schön herausgestellten Bedienelementen. Die Ohrmuscheln des Kopfhörers, dessen Bügel aus einem Ätzteil gebogen wird, sind ebenfalls dabei.
Die .303 Vickers Maschinengewehre mit Kugelblende und Doppelgriff machen den 2x vorhandenen Spritzling Cb aus. Für den Einbau in den Turm kommen noch Spindel und Stellrad dazu, die man für das MG in der linken Seitenpanzerung weglässt. Die MG-Mündung ist bereits ausgehöhlt. Leicht aufgebohrt (0,2mm Bohrer) würde sie aber noch deutlicher erkennbar sein. Der genietete Turm liegt separat bei. Nietenanzahl und -größe erscheinen mir glaubhaft. Auch die Beschläge für die Lukendeckel sind schön anzusehen.
Die Anschlussstücke vom Motor zum Auspuffrohr und die Hebel der Lenkung findet man am Spritzling Cd. Durch den Blick auf die Bauanleitung und die Teile bin ich zum Schluss gekommen, dass man die Lenkung eingeschlagen darstellen kann.
Die zwei Scheiben für die Windschutzscheiben sind glasklar und am Spritzling D vorhanden. Dort finden wir auch die beiden geriffelten Lampengläser für die Frontscheinwerfer, das einzige Rücklicht und den Suchschweinwerfer. In den beiden letzteren ist je eine Luftblase zu finden, die die Glühlampe darstellt. Ein nettes Gimmick alle Mal.
Der größte Spritzling ist E mit den Längs- und anderen Trägern des Rahmens und der Achsen. Große Teile sind die Front- und Seitenpanzerungen, die vorderen Kotflügel und die Türen. So schön wie die Türen mit Nieten, Sichtklappe und Scharnieren auf der Außenseite versehen sind, so glatt sind sie innen. Will man die Türen offen lassen, fehlt einfach was. Dafür entschädigen einen die Blattfedern mit ihrem klasse Aussehen. Jedes Federblatt kommt gestochen scharf zur Geltung. Die Darstellung der Schweißnähte an Panzerung und Kotflügeln wirkt glaubhaft mit bloßem Auge. In der Nahaufnahme kommt man auf den Gedanken, dass man sie etwas überarbeiten könnte.
Mit den Fotoätzteilen des Rahmens PE werden noch feine Details hinzugefügt. Für den Innenraum sind dies Halterungen mit Gurten, Schutzbügel und Befestigungsrahmen des Funkgerätes. Für Außen gibt es die Antennenfußhalterung und diverse winzigste Ösen.
Die Decals bestehen nur aus 2x 2 weißen Nummern, UI328 und 605, für je ein südafrikanisches Fahrzeug. Der Trägerfilm ist matt-glänzend und ragt nicht über die Nummern hinaus.
Die 20-seitige Bauanleitung im A4 Format ist in schwarz-weiß gehalten. Kurze Beschreibungen oder Anleitungen sind in polnisch und in englisch gehalten. Die erste Seite startet mit den benötigten Farben und gibt Farbnummern für Valejo Model Air und Valejo Model Color an. Die großformatige Teile- und Spritzlingübersicht zieht sich von Seite 1-5. Alle Teile sind deutlich erkennbar. Schnell hat man überprüft, ob sich alles dort befindet, wo es sein soll. Der Bau des Fahrzeugs wird in 48 sinnvoll aufgeteilten, leicht verständlichen Schritten mit ausreichend großen CAD-Zeichnungen erklärt. Einzelne Baugruppen, die in einem späteren Bauschritt verbaut werden, erhalten eine weiße Nummer in einem Dreieck. Bei Verwendung der Baugruppe erscheint das Dreieck wieder, dann in schwarzer Schrift. Die Biegeanleitungen für Ätzteile sind sogar mit Gradangabe versehen und größtenteils überdeutlich, manchmal sogar als einzelner Bauschritt dargestellt. Nur bei einigen wenigen Ätzteilen wird man wohl erst beim Bau erkennen, wie es sein soll. Am Ende der Bauschritte gibt es noch 2 Zeichnungen des fertigen Modells, einmal mit geöffneten Türen und Klappen und einmal geschlossen. Die Anbringung der Decals und die Bemalungsanleitung von 2 Fahrzeugen der südafrikanischen Streitkräfte finden wir auf den letzten Seiten. Ich hätte mich gefreut, wenn man auch Hinweise zur Bemalung des Innenraumes und des Motors gefunden hätte. So bleibt einem nur die Recherche oder die eigene Intuition.
Auch wenn ich bestimmte Anmerkungen machen musste, meine abschließende Meinung kann auf alle Fälle nur positiv ausfallen. Bei der Sauberkeit der Teile, der Detailvielfalt und den Gestaltungsmöglichkeiten (Lenkung, Türen, Klappen) ein Bausatz, der nette Bastelstunden verspricht.
Im Handel ist er für um die 30,- EUR erhältlich. Fallen die 3 Nachfolger (35022, 35023, 35024) von IBG Models auch so aus, werde ich mir diese mit Sicherheit auch anschaffen.
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