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Hobby Boss 85521
LKW 7t milgl LARS-2

Oh ja, Traum meiner schlaflosen Nächte, da bist Du nun endlich. Sehnsüchtig habe ich auf diesen Moment gewartet, denn seit den 90er Jahren wollte ich diesen Raketenwerfer der Bundeswehr in 1:35 als Spritzgussbausatz haben. Erste Hoffnung keimte Anfang der 2000er auf, als Revell den 7t LKW auf den Markt brachte und damit die Basis und an sich ein leichtes die Varianten darauf nachzuschieben.
Aber es bedurfte jetzt fast 20 Jahre, dass eine chinesische Firma den Bundeswehrmodellbauern zu Hilfe eilt und nun Ende 2020 endlich diesen Raketenwerfer in Spritzguss auf den Markt brachte.

Ein Grund mehr sich jetzt mal diesen Bausatz genauer anzusehen, denn seien wir ehrlich mit den über 70 Euro, die er kostet, ist er schon preislich im Luxus-Segment angesiedelt.

Der Bausatz wird in einem recht großen Karton geliefert, der auch recht gut gefüllt ist. Wir finden hier 10 sandgelbe Spritzlinge, einen Klarsichtspritzling, die Fahrerkabine, das Werferober- und unterteil, drei Kästen, ein großer Staukasten, 7 Vinylreifen, 3 PE Platinen, ein Bogen selbstklebender Masken und ein kleiner Decalbogen.

Die Qualität der Bauteile ist gut mit sauberen, klaren und scharfen Details, keine auffälligen Auswerfermarken wo sie späte sichtbar wären und stören und kein oder nur wenig Fischhaut an den älteren Spritzlingen. Ältere Spritzlinge? Ja, Hobby Boss greift hier (völlig zu recht) auf Bauteile für die Fahrerkabine der zuvor erschienenen Bausätze des MAN 5 Tonners zurück, denn die Fahrerkabinen waren auch im Original für die 5, 7 und 10t milgls gleich.
Aber in der Hauptsache finden wir hier neue Bauteile für den langen Chassisrahmen und die komplett neuen Aufbauten für den 110mm Raketenwerfer.
Schauen wir uns alles mal der Reihe nach an.

Der Fahrwerksrahmen ist wie gesagt neu und setzt sich aus zwei Längsholmen mit diversen Querstreben und Anbauteilen, sowie natürlich den drei Achsen und dem entsprechenden Antriebsstrang nebst Getriebe zusammen. Die Teile sehen gut aus, der Detailgrad gefällt, wobei Hobby Boss hier schon mit einer Menge Kleinteile auftrumpft - ob die gewonnene Detaillierung dem Bastelspaß zuträglich ist, muss man dann sehen. Schön ist hier auf jeden Fall, dass die Frontachse ohne viel Brimborium mit Lenkeinschlag baubar ist. Auch heutzutage noch immer nicht selbstverständlich bei Radfahrzeug-Bausätzen.
Die Stoßdämpfer mit Spiralfedern sehen soweit gut aus - sicher ist hier in der Darstellung noch Luft nach oben, aber das sieht schon deutlich besser aus als das was Revell seinerzeit fabriziert hatte.
Der Auspufftopf ist leider zweiteilig ausgeführt, sodass man hier die Naht ordentlich versäubern muss für eine schöne Optik.
Die Räder setzen sich aus der zweiteiligen Felge und dem Vinylreifen an sich zusammen. Die Felgen machen einen wirklich guten Eindruck - die Vinylreifen kranken an den üblichen Defiziten wie der Gefahr des Reissens wenn der Weichmacher verdampft ist und die Schwierigkeit der Bemalung. Rein optisch sind sie gerade im Bereich des Profils ganz ansehnlich, dafür mangelt es an den Reifenflanken an sämtlichen Herstelleraufdrucken.

Das Fahrerhaus ist, wie gesagt bereits aus den vorigen Bausätzen des 5 Tonners bekannt. Im Prinzip wirklich schön, toll detailliert im Aussen- wie auch im Innenbereich, dazu Feindetaillierungen mit PE Teilen und vor allem mit einzelnen Türen, die offen oder geschlossen gebaut werden können. Der MAN Schriftzug an der Frontseite ist sauber und detailliert aufgeprägt. Das ist schon wirklich sehr gut. Im Innenraum finden sich ein detailliertes Armaturenbrett, schön strukturierter Bodenbereich, Sitze, Lenkrad und der klappbare Tritt für den den Fla-Schützen in der Dachluke. Und damit kommen wir schon zu den Makos des Fahrerhauses, die Hobby Boss auch leider seit bekanntwerden bei den 5 Tonnern nicht korrigiert wurden. Das Auffälligste ist eigentlich, dass die Ringlafette auf dem Dach nicht mit enthalten ist. Desweiteren fehlen der Rück- als auch der rechten Seitenwand markante Ausschnitte in den Blechen hinter denen der Motorraum sichtbar ist - überhaupt ist die rechte Motorraumwand zu glatt ohne die nötigen Details. Der fehlende Ausschnitt hinten ist in diesem Fall nicht dramatisch, da die große Staukiste direkt davor angebracht wird und damit dieser Makel unsichtbar wird. Auch die Defizite der rechten Seite sind nur auffällig, wenn man das Modell ohne Reserverad baut. Ein weiteres kleines Manko ist, dass die Seitenscheiben als einteilige Klarsichtteile beigelegt sind, so das Original zweiteilige Schiebefenster hat - man müsste mal probieren ob man diese mit scharfem Bastelmesser trennen kann um so die Optik zu verbessern.

Ganz neu sind alle folgenden Teile, die komplett für den Werfer, die Werferbasis und sämtlichen Anbauteile dafür vorgesehen sind.
Die Werferplattform, die auf dem Chassisträgerrahmen aufgesetzt wird setzt sich aus wenigen Teilen und einigen PE Teilen zusammen. Der Zwischenboden zwischen dem Fahrerhaus und der Werferplattform trägt an der Unterseite haufenweise Halterungen und Staukisten, inklusive schönen Detaillierten Ersatzkanistern. Auf der Oberseite sind recht schöne Antirutschpads mit aufgespritzt - vielleicht eine Spur zu erhaben, aber schön dass sie da sind. Die große Staukiste an der Front, die direkt an der Rückseite des Fahrerhauses ansetzt ist einteilig und bereits mit recht schönen Details versehen. Hier werden lediglich ein paar Handgriffe und einige kleine PE Teile angebaut. Leider fehlt das darauf eigentlich befindliche Schanzwerkzeug, aber immerhin sind die leeren Halterungen dargestellt.

Die Hydraulikstützen am Heck, auf denen das Fahrzeug beim Abfeuern stabilisiert wird können entweder abgesenkt oder hochgezogen mit verstauten Bodenplatten gebaut werden. Die Versteifungsrippen der Bodenplatten sehen an sich gut aber etwas zu stark aus.
Die klappbaren Trittbleche am Heck werden mit geätzten Gittern auf Plastikrahmen dargestellt und sieht wirklich exzellent aus.

Die Werferunterlafette baut auf einem mehrteiligen runden Drehkranz auf, der drehbar bleibt. Die Anbauteile zur Aufnahme der Werfer, des Richtschützensitz' und der Richtaufsatz nebst Handrädern sind gut und detailliert dargestellt.
So wie es aussieht, bleibt der Werfer höhenbeweglich mit beweglichem Hydraulikzylinder. Ob dieser das ganze auch in der Höhe beliebig halten kann, wird man dann sehen müssen.
Der Werfer an sich ist modellbaufreundlich grundsätzlich aus nur Ober- und Unterteil zusammenzusetzen, was auch richtig gut zusammenpasst. Die Oberseite ist auch bereits schön mit Antirutschpads gestaltet - auch hier im Prinzip schön, aber auch für meinen Geschmack eine Spur zu erhaben.
Etwas "schmutzig" wird es dann mit den Werferrohren an sich - zum einen sind die Rohrpakete, die vorn aus der Verkleidung schauen jeweils aus Halbteilen zusammenzubauen, was zu unschönen Nähten führt und oft sind die Rohre vorn selten exakt rund. Auch die enthaltenen Felder und Züge sind hier nicht dargestellt.
Auch auf der anderen Seite ist es etwas unschön, denn hinten sind die jeweils 18 Öffnungen der Werferrohre geschlossen in der Rückwand dargestellt, also quasi voll beladen - ein bisschen schade, dass man hier nicht Teilbeladungen darstellen kann mit eben auch unbeladenen Rohren für Darstellungen während des Schuss' oder beim beladen.
Ein weiteres Manko offenbart sich leider, wenn man den Werfer in erhobenem Zustand bauen will, denn am Original finden sich zwei recht große, markante Ausschnitte in der unteren Werferverkleidung hinter denen die inneren Rohrpakete sichtbar sind - das ist leider (weder das eine noch das andere) im Bausatz berücksichtigt - und meiner Meinung nach schwer nachzubauen.
Für die Marschstellung liegen aber auch die Abdeckklappen bei, mit dem man dieses Manko geschickt abdecken kann. Allerdings wären dann auch die Abdeckplanen für das vordere Ende der Werferrohre auch sinnvoll gewesen - diese fehlen leider.

Was dem Bausatz noch beiliegt und widerum wirklich einen Schritt weitergedacht ist, sind passend vorgeschnittene Klebemasken zum abdecken der recht großen Fenster der Fahrerkabine. Das ist sonst eine SchXXX-Arbeit.

Die Bauanleitung führt in 32 Schritten zum fertigen Modell. Die Zeichnungen sind im typischen Hobby Boss Stil und sind groß und gut verständlich. Optionsteile sind gut kenntlich gemacht. Bei den Winzlingsteilen wie PE Teilen oder im Fahrerksbereich muss man ein wenig achtgeben, dass man nichts übersieht.
Auf einem separaten, farbig gedruckten DIN A4 Blatt ist eine Bemalungs und Markierungsoption angegeben und hier krankt der Bausatz leider auch wieder, denn zum einen ist nur diese eine Version in Dreifarb Flecktarn etwas mager, da es diese auch in gelboliv gab und zum anderen mangelt es dem Decalbogen komplett an spezifischen Markierungen einzelner Einheiten, insbesondere jeglicher taktischer Zeichen. Das ist wirklich schade, aber der geneigte Bundeswehr-Modellbauer sollte sowas eigentlich im eigenen Fundus haben. Immerhin hat Hobby Boss dem Bausatz drei verschiedene Nummernschilder spendiert.

Insgesamt macht der Bausatz einen guten Eindruck. Von der Qualität und Details sogar hervorragend. Und auf jeden Fall eine super Bereicherung für die Freunde des Bundeswehrmodellbaus und aus der Schachtel auch ohne weiteres zu einem tollen Modell baubar - allein an ein paar Stellen hätte Hobby Boss es besser machen können, gerade in diesem Preissegment.
Aber alles in allem: Daumen hoch!

   Kurz-Übersicht:
   Art.Nr:
   Art des Artikels:
   Material:
   Maßstab:
   Erschienen:
85521
Komplettbausatz
Spritzguss
1:35
November 2020
Hersteller:
Land:
Preis bei
Erscheinen:
Hobby Boss
China

ca.75 Euro

   Geeignet für:


   Preis/Leistung:


   Gesamteindruck:




  
  Review von:
  Thomas Hartwig



Muster bereitgestellt durch:


http://www.modellbau-koenig.de


Fotos:










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