Import nach Deutschland durch: Gecko Models 35GM0028 - Mk I Sawn Off Daimler (SOD) Das Original: Es ist unverkennbar, dass das britische Daimler Armored Car Konstruktionsmerkmale des Daimler Scout Car (Dingo) verwendet und parallel zu diesem entwickelt wurde. Es diente zu Verbindungszwecken und bewaffneter Aufklärung und hatte normalerweise einen kleinen Turm mit 2-Pfünder Schnellfeuerkanone (QF - Quick Firing). Fahrzeuge ohne Turm (SOD - Sawn-off Daimler) wurden als Regimentsbefehlsfahrzeuge verwendet. Bei einem Gewicht von 7,6 t erreichte er mit dem 95 PS (71 kW) Benzinmotor eine Geschwindigkeit von 80 km/h. Alle Räder sind angetrieben, auf Allradlenkung wie beim Scout Car hat man aber verzichtet. Das Getriebe bot 5 Vorwärts- und 5 Rückwärtsgänge, was ihm erlaubte, in beide Richtungen gleich schnell zu fahren. Somit gab es auch entsprechende Fahrerplätze. Das Daimler Armored Car kam Mitte 1941 zur Truppe und wurde hauptsächlich in Nord-Afrika und Nordwest-Europa eingesetzt. Nur wenige Exemplare schafften den Weg auf den südost-asiatischen Kriegsschauplatz. Von den fast 2.700 produzierten Fahrzeugen blieben die meisten bis in die 1960-er Jahre im Einsatz. In Katar sind wohl noch einige bis heute im Einsatz. Der Bausatz: Wer britische Fahrzeuge im Maßstab 1:35 baut, kommt mittlerweile an Gecko Models nicht mehr vorbei. Und der chinesische Hersteller kommt gleich zwei Mal mit dem Daimler Armored Car um die Ecke. Heute schauen wir uns das ohne Turm (SOD) an. Im 330 x 190 x 90 mm großen, stabilen Karton mit Klappdeckel und Überkarton finden sich 26 hellgraue, 1 Klarsichtspritzling, 1 PE-Platine, 10 Reifen, 1 Decalblatt und die Bauanleitung. Die Spritzlinge sind einwandfrei, die Teile ohne Versatz oder Sinkstellen. Details wie z.B. Verschraubungen, Fahrer- und Funkgerätearmaturen und Reifenbeschriftungen sind gut herausgearbeitet. Zwar gibt es Auswerferspuren auf größeren Teilen, die aber unsichtbar unter Staukästen oder von anderen Teilen verdeckt verschwinden. Die wenigen Klarsichtteile sind kristallklar, sowie kratzer- und schlierenfrei. Etliche PE-Teile verbessern den Detailgrad noch weiter, stellen aber auch Anforderungen an den Modellbauer. Der SOD bleibt im Motorraum zwar leer, ist aber ansonsten voll ausgestattet. Da der Turm fehlt, wird man einen guten Einblick in den Innenraum haben. Gecko kleckert nicht, sondern klotzt! Allein der Fahrersitz besteht aus 12 Teilen, 5 davon aus PE, für die es keine alternativen Plastikteile gibt. Die Armaturentafel, für deren Anzeigen auch Decals vorhanden sind, wird an einer Querstange montiert, die von einer Seitenpanzerung zur anderen geht. Eine erhöhte Plattform im Fußraum über dem querliegenden Kardantunnel nimmt die drei Pedale auf. Das Lenkrad wird mit seinem Gestänge am Lenkgetriebe auf der unteren Frontpanzerung angebracht, die Aufhängung (mit dem Tachometer - Decal vorhanden) an der oberen Frontpanzerung. Die Fahrersichtluke kann offen oder geschlossen gebaut werden. Sie besteht inkl. zwei PE-Teilen für den Öffnerhebel, aus 12 Teilen! Die seitlichen Sichtluken sind offen in die Panzerung eingegossen, aber es gibt je zwei PE-Öffnerhebel. Linksseitig unten werden eine Schalttafel (auf PE-Füßen) und ein Schaltkasten montiert, deren feine Leitungen bereits am Schaltkasten, bzw. der Seitenpanzerung angegossen sind. Es gibt noch eine Halterung aus PE, die allerdings leer bleibt und mir somit ihren Zweck nicht verrät. Rechtsseitig gibt es noch einen kleinen Schaltkasten, eine Halterung und einen Schalthebel. Am Boden wird der Handbremshebel mit Quergestänge angebracht. Der Turm fehlt zwar, aber deswegen ist der Kampfraum hinter dem Fahrer noch lange nicht leer. Es gibt einen kleinen Sitz am „Turmboden“, einen größeren mit Rückenlehne an einem Gestänge vom Fahrzeugdach zum Boden. Es macht den Anschein, als könne man bei beiden die Sitzfläche auch hochgeklappt anbauen. Von den Munitionshalterungen gibt es nur die Untergestelle, die das große Funkgerät, das sonst im Turm untergebracht war und ein zusätzliches Funkgerät tragen. Die Bedienelemente und Anzeigen der Funkgeräte sind gut wiedergegeben. Für beide gibt es Kopfhörer und das typische, britische Handmikrofon. PE-Teile sind die Schutzbügel für das große, zweiteilige Wireless Set No. 19 und Rückenstützen und Verstärkungsbleche für das kleine Funkgerät Wireless No. 18, Kopfhörerbügel für beide. Mich hat gestört, dass man mit Teil Dn2 die schönen Armaturen des Wireless No. 18 abdeckt. So habe ich im Netz etwas geforscht. Demnach wäre nur Dn2 zum Schutz zu verwenden, wenn das Funkgerät nicht in Gebrauch ist. In Gebrauch verwendet man Dn6 bis Dn9 + PE-Teile P4 zweimal, ohne Dn2. So sieht es zumindest bei der gefundenen Quelle aus. Es gibt so einige Staukästen an den Kampfraumwänden, die PE-Gurte bekommen. Die Motorrückwand nimmt ein Gestell aus PE- und Plastikteilen für die gut gestaltete Fahrzeugbatterie auf. Eine Öffnung zum Motorraum wird mit einem PE-Gitter verschlossen. Der Rückwärtsfahrer hat nur das Lenkrad. Es gibt weder Sitz noch Pedale. Aufgrund der Platzverhältnisse vermute ich, dass dem tatsächlich so war und der Rückwärtsfahrer auf dem Boden sitzend oder im Knieen nur gelenkt hat, während der Vorwärtsfahrer nach Anweisung Gas und Bremse bedient hat. Ergonomisch geht anders! Kommen wir zum Fahrgestell. Der Bau der Einzelradaufhängungen samt Doppelfedern, Brems-, Lenkschläuchen, -hebeln und -gestängen nimmt 12 ½ Seiten (21 Bauschritte!). Da kommen etliche Klein-, PE-Teile und Drähte zum Einsatz. Die Vorderräder können auch eingeschlagen angebaut werden. Man muss nur drauf achten, dass dies erst im Bauschritt 43 gezeigt wird, während man im Schritt 42 den Anbau der Räder und Hebel für die Geradeaus-Stellung sieht. Es empfiehlt sich also grad den Punkt 1 aus „VOR DEM ZUSAMMENBAU LESEN“ zu beachten. Bei den Rädern (aus Plastik!) hat man die Wahl zwischen einem gröberen, verschränkt V-förmigen Profil der Firestone-Reifen und einem etwas feineren mit geschwungenen Vertiefungen der Dunlop-Reifen. Herstellername, Reifentyp und -größe sind in erhabenen Buchstaben deutlich sichtbar an den Reifenflanken vorhanden. Jedes Rad besteht aus einem Reifen, einer Bremstrommel und einer Felge. Je nach verwendetem Reifen muss man auch eine andere Felge nehmen! Bei entsprechender Vorsicht beim Zusammenbau kann man die Räder auch beweglich montieren. Es gibt vier Kotflügel, aber je nach gewählter Decal-Option lässt man die vorderen weg. Die obere Halterung der Doppelfedern ist dann auch eine andere, als wenn man den Kotflügel anbaut. Nutzt man die vorderen Kotflügel, befinden sich dort Begrenzungsleuchten, Rückspiegel, Schmutzfänger und Hebeaugen. Links vorn die Hupe, rechts hinten ein zusätzlicher Staukasten. Schmutzfänger, Lager der Begrenzungsleuchten und Kotflügelbefestigungen sind aus PE. Die hinteren Kotflügel werden standardmäßig immer angebaut, schon allein, weil der linke den Auspufftopf tragen muss. Die Auspuffanlage ist im Original eine abenteuerliche Konstruktion, die auch so im Modell wiedergegeben wird. Ein Rohr vom Motorraum führt zum Kotflügel, von dort ein weiteres Rohr zum Schalldämpfer, der eine Ummantelung mit PE-Gitter oben bekommt. Vom Boden des Schalldämpfers geht in gekrümmtes Rohr ins Endrohr über. Das Endrohr wird mit einer PE-Schelle am Rand des Kotflügels gesichert. Das Endrohr sollte man noch aufbohren, da es gut sichtbar sein wird. Hinten am Kotflügel wird ein Rücklicht, ein, trotz Einfachheit detailreicher Feuerlöscher und ein Flimsy (britischer Kraftstoffkanister, der für seine Lecks bekannt war.) mit PE-Halterung und Gurt angebracht. Am hinteren, rechten Kotflügel gibt es neben dem Rücklicht und dem Feuerlöscher einen Wagenheber. Auf dem Kotflügel bringt man einen PE-Boden mit drei weiteren Flimsies an. Jeder dieser Kanister besteht aus dem Körper, einem Deckel, einem Ausgussdeckel und einem Tragegriff aus PE. Ein großer Staukasten kommt vorn an den Kotflügel. Den Deckel des Kastens kann man wohl auch geöffnet anbauen, wenn einem danach ist. Dies gilt auch für den Bugstaukasten, der schön ineinandergreifende PE-Riegel bekommt. Der Staukasten hat vorn ein Loch, aus dem dann der einzige Tarnscheinwerfer herausschaut. Die linke Seitentür ist geschlossen angegossen, da sie sich auch beim Original wegen der Ersatzradhalterung nicht mehr öffnen ließ. Warum dann eine Tür dort? Es gab auch Daimler ACs mit sogenannten Notlaufreifen (Run-Flat-Tire), die kein Ersatzrad benötigten. Die Ersatzhalterung wird von oben mit zwei PE-Leisten gehalten. Beim Ersatzrad nimmt man normalerweise entsprechend der Fahrzeugbereifung den mit dem passenden Profil. Die Felge hat 6 Radschrauben, zwei der Bolzenlöcher bleiben frei. Auch hier beachten, dass man entsprechend dem Reifenprofil die richtige Felge verwendet. An der Wanne über dem Ersatzrad befestigt man PE-Halterungen, die eine Schaufel und einen Spitzhackenstiel aufnehmen. Die Hacke selbst kommt an die hintere Abschrägung der Wanne. Ein Antennenfuß kommt an die vordere, linke Abschrägung, ein zweiter Antennenfuß für das Wireless No. 19 auf das Wannendach oberhalb des Ersatzrades. Dieser Fuß bekommt einen Schutzkorb aus PE. Die Antennen soll man aus Spritzlingresten selbst ziehen. Wenigstens wird die benötigte Länge in der Anleitung angegeben. Ein Munitionskasten wird über die Schaufelhalterung „gelegt“(?). Man kann weder aus der Bauanleitung, noch auf Originalfotos gut erkennen, ob und wie der Kasten befestigt war. Die rechte Tür mit dem Trinkwasserbehälter auf der Innenseite kann offen oder geschlossen angebaut werden. Über die Tür wird eine Halterung für einen großen Munitionskasten angebaut. Die Halterung hat den Transport zu mir leider nicht unbeschadet überstanden, da ich die Spritzlinge lose im Karton erhalten habe. Bei Originalverpackung sollte ein solcher Schaden nahezu ausgeschlossen sein. An die Schrägung rechts vorn kommt ein weiterer Staukasten direkt auf die Panzerung. Heck und Motorraum werden verschlossen, da es auch keinen Motor zu begaffen gibt. Die vier Panzerabdeckungen der Motorraumbelüftung bringt man separat an, ebenso die drei Handgriffe. Das Lamellengräting ist zwar nicht durchbrochen, hat aber eine sehr schöne Tiefe. Ein Loch mit Querschlitz ist im Heck vorhanden, wo man normalerweise die Starterkurbel zum Handanlassen eingeführt hat. Einen Turm gibt es beim SOD nicht, dafür aber ein schönes Bren-MG mit ausgeklapptem Zweibein. Es hat keinen festen Platz am Fahrzeug. Es wurde meist auf die Dachfrontpanzerung aufgelegt. Eine kleine verschnürte Plane kann man auf dem Heck platzieren. Es werden drei Markierungsoptionen für vier(!) Fahrzeuge des gleichen „Inns of Court“ Regiments angegeben: - Option 1: - Option 2: - Option 3: Die farbige Bauanleitung im Querformat hat 48 Seiten und wie schon angesprochen, empfiehlt es sich, diese „vor Baubeginn“ sehr genau anzuschauen. Auf dem Deckblatt finden wir Informationen zum Original in Englisch, Deutsch, 2x Chinesisch und Japanisch. Arbeits- und Warnhinweise, Symbolerklärungen, empfohlenes Werkzeug und Hinweise zur Decalanbringung sind auf Seite 2. Auf Seite 3 gibt es die Teileübersicht. Für den Bau des Fahrzeugs gibt es 70 übersichtliche und gut verständliche Bauschritte. In den Bauschritten tauchen immer wieder Hinweise zur Detailbemalung und Decalanbringung (z.B. Armaturen) auf. PE-Teile sind immer in einem Goldton angegeben. Dass die Teile gebogen werden müssen, wird mit dem passenden Symbol angegeben. Bei komplexeren Biegungen wäre ggfs. eine Biegeanleitung hilfreich gewesen. Unterbaugruppen, die in späteren Bauschritten verbaut werden, bekommen einen roten Kleinbuchstaben in einem Kasten, der dann später wieder auftaucht, wenn die Baugruppe einge-/verbaut werden soll. Zum Schluss gibt es die Decalanbringung für die Fahrzeuge und die Bemalungsanleitung ohne bestimmte Hersteller-Farbangaben. Für den Innenraum wird korrekterweise Aluminiumfarbe angegeben, was für britische Gefechtsfahrzeuge dieser Zeit und darüber hinaus absolut korrekt war. Gecko Models hat da sehr, sehr viel Liebe zum Detail und zur Technik hineingesteckt. Es ist ein komplexer Bausatz für Experten, denn er wird viel Zeit, Geduld und Können fordern. Aus der Schachtel gebaut bereits ein nahezu perfektes Modell, und das für einen Preis zwischen 39 und 42 Euro im deutschen Markt zu haben ist. Mein Gesamteindruck liegt bei 98%, also in der Kurzübersicht gerundet auf 100. Wäre ich Kali, würden alle 4 bis 10 Daumen nach oben gehen! So kann ich nur mit zweien dienen. Kleine Anmerkung zum Schluss - leider werden mittlerweile solch komplexe Bausätze mit Begriffen wie „overengineered“ oder „Teile lastig“ betitelt. Eigener Gusto und Beurteilung sind da zwei verschiedene Schuhe. Wem solch ein Bausatz zu kompliziert oder zu zeitaufwendig ist, darf dies auch gern so äußern. Nur wäre es äußerst unfair, deswegen ein Modell und/oder Hersteller herabzuwürdigen. Von mir ein dickes Dankeschön an all die Hersteller, egal wie einfach oder kompliziert ein Bausatz ist, die aber ihr Herzblut in einen Bausatz stecken, um uns Modellbauern ein möglichst detailgetreues kleines Abbild des Originals zu geben!
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