Import nach Deutschland durch: Der Hersteller Border Model dürfte den meisten Modellbauern unter anderem schon wegen des hervorragenden Panzer 4 und Leopard 2 A5/A6 Bausatzes im Maßstab 1:35 bekannt sein. Nun versucht dieser Hersteller auch im Maßstab 1:72 Fuß zu fassen und bringt mit seinem ersten Bausatz hier unter der Nummer TK 7201 den Leopard 2A5/2A6 heraus. Der Leopard 2 als Aushängeschild der deutschen Rüstungsindustrie wird in der 1995 ausgelieferten Version A5 und der 2001 ausgelieferten Version A6 im Modell dargestellt. Die Änderungen zu den ersten, im Jahre 1979, ausgelieferten Fahrzeugen der Leopard 2 Familie umfassen unter anderem die auffällige keilförmige Zusatzpanzerung an der Turmfront im Vergleich zum Leopard 2A4 und beim Leopard 2A6 zusätzlich noch die um 1,30m verlängerte Bordkanone. Außerdem wurde die Position des Kommandantenperiskopes und auch verschiedene Formen der Mehrzweckwurfanlage (MZWA) gegenüber der Ursprungsversion umgesetzt. Die Geschichte des Leopard 2 ist aber anderen Stellen mehr als ausführlich dokumentiert und behandelt worden. Beschäftigen wir uns nun mit dem vorliegenden Modellbausatz. Schauen wir mal was uns im praktischen für diesen Maßstab großen Stülpkarton (36 x 26 x 5cm) erwartet. Im Karton findet man den folgenden Inhalt:
Der Anspruch des Herstellers ist eine Kombination aus Detaillierung und einfacher Baubarkeit. Schauen wir mal ob der Bausatz diesem Anspruch gerecht wird. Der erste Eindruck nach Öffnen des Kartons ist schon mal sehr gut. Bei näherer Betrachtung fällt die feine Detaillierung und Gravierung der Bauteile positiv auf. Strukturen und Details sind schön umgesetzt. Hier besonders hervorzuheben sind die fein gravierten Schweißnähte, die seinesgleichen in diesem Maßstab suchen. Außerdem ist z.B. die rauhe Struktur der Antirutschflächen schön umgesetzt. Die Angüsse sind so gewählt, dass man diese gut entfernen kann. Auf den Bauteilen sind keine nennenswerten Auswerfermarken auf später sichtbaren Stellen zu sehen. Grundsätzlich lassen sich mit Hilfe von vielen optionalen Bauteilen Fahrzeuge der Version A5 und A6 bauen. Hier seien unter anderem die Teile der verschiedenen Versionen der Bordkanone, die Turmzusatzpanzerung mit und ohne Halterung für das KADAG (Kanonen-Abschuss-DArstellungs-Gerät), alte und neue Form der Mehrzweckwurfanlage (MZWA) und die zwei unterschiedlichen Kettenblendenarten zu nennen.Sämtliche Luken der Besatzung lassen sich offen oder geschlossen darstellen und im Falle der Turmluken sind diese auch von innen detailliert.Die Unterwanne ist bis auf das Wannenheck in einem Stück gegossen, was die Montage und Stabilität der Wanne im Weiteren durchaus zuträglich ist. Dabei muss aber hier auf Details wie die bereits angesprochenen Schweißnähte nicht verzichtet werden. Die Schwingarme sind einzeln ausgeführt und nicht an der Wanne angegossen, so lässt sich ggf. das Laufwerk mit etwas Aufwand an eine vorhandene Dioramenstruktur anpassen. Auch die Oberwanne besteht nur aus einem Bauteil welches mit Anbauteilen verfeinert werden muss. Hier ist das Werkzeug u.a. mit angegossen, aber dennoch fein genug detailliert. Ein Highlight sind sicherlich auch die Ketten. Diese sind als Segmente ausgeführt und innen wie außen hervorragend detailliert. Erfreulicherweise wurde an den geraden Elementen schon „vorgebogene“ Kettenglieder dargestellt, um hier die Rundungen im Bereich der Lauf- und Spannrolle sowie Triebrad besser bauen zu können. Die Laufräder, Spannrolle und Triebrad werden aus jeweils zwei Teilen zusammengesetzt und sind von der Oberfläche (Schraubenköpfe, etc.) detailreich umgesetzt. Der Turm wird aus oberer und unterer Turmhälfte zusammengesetzt und anschließend mit Turmzusatzpanzerung, MZWA, Luken, Staukörben, etc. komplettiert. Zur Darstellung der Abschleppseile liegt ein Stück Bowdenzug bei. Dieses Material weist von der Struktur her die gleiche Oberfläche wie das Original auf lässt sich aber erst nach Ausglühen vernünftig am Modell anpassen, da die Grundspannung sonst zu hoch ist. Bei den Fotoätzteilen wurden nur sinnvolle Teile ausgewählt, die an deren Einbauort für Detailreichtum des Gesamtbildes sorgen. Hier liegen Teile für die Lüftergrätings auf der Oberwanne, das Lochblech der Turmstaukörbe und die Abdeckungen der Winkelspiegel des Kommandanten und Ladeschützen bei. Die Decals kommen auf einem hellblauen Trägerpapier daher, worauf man gut die einzelnen Elemente finden kann. Die Ausführung ist fein und nicht verdruckt. Die Bauanleitung ist zweisprachig ausgelegt. Es gibt Hinweise in englischer und chinesischer Sprache. Sie ist für den Inhalt etwas klein ausgefallen, aber von der Darstellung sehr detailliert. Zu Beginn findet man eine Übersicht der enthaltenen Spritzlinge, Ätzteile, Decals, etc. Gefolgt von kurzen Erläuterungsgrafiken und Handlungsanweisungen. Anschließend folgt eine Grafik mit Farbangaben eines chinesischen Herstellers. Auf Seite 2 bis 5 der Bauanleitung finden sich dann die vier verschiedenen Farb- und Markierungsvarianten. Hier werden dann Farbangaben für den Hersteller Ammo by MIG genannt. Im Weiteren folgt die eigentliche Bauanleitung, die sich in 10 Baustufen gliedert. Hier wird pro Baustufe anhand von mehrfarbigen 3D-Zeichnungen Schritt für Schritt der Weg zum fertigen Modell dargestellt bzw. erklärt. Bei der Größe der Bauanleitung ist es schwierig die richtige Zuordnung der Bauteile bei den verschiedenen Versionen zu überblicken. Hier ist eine Markierung vor Baubeginn von Vorteil. Auch sind die dargestellten Farb- und Markierungsvarianten nicht immer korrekt und auch leider nicht zeitlich einzuordnen. Folgende Versionen sind hier dargestellt:
Ein Manko bei den Decals ist das z.B. bei den Bundeswehrversionen jeweils ein taktisches Zeichen fehlt (immer Vorder- und Rückseite im Original) und das sie von der Recherche leider teilweise falsch sind. (siehe weiter oben). Hier sei als Beispiel genannt das Polen meines Wissens nach keine Leopard 2A6 im Einsatz hat, es also ein Leopard 2A5 sein müsste. Mein Fazit: Border Model bringt mit diesem Modellbausatz einen von der Detaillierung her sehr guten Leopard 2 Bausatz im Maßstab 1:72 auf den Markt. Von Aufbau her wird er dem Anspruch „leicht zu bauen und dennoch detailliert“ durchaus gerecht. Vom Preis her ist er aber fast 10 Euro teurer wie die bekannten Leopard 2 Bausätze von Revell. Er bietet aber eine erhebliche Steigerung im Bereich der Detaillierung u. a. durch den Einsatz von Fotoätzteilen. Leider gibt´s aber Abstriche wegen der doch etwas unübersichtlichen Bauanleitung und der darin enthaltenen Fehler bei der Zuordnung der Versionen und auch bei der Recherche der dargestellten Markierungsvarianten. Der erfahrene Modellbauer wird trotz der Einschränkungen bei der Bauanleitung sicherlich begeistert sein, aber für Anfänger ist es nicht der beste Start ins Hobby. Der Preis für die dargebotene Zusammenstellung von Spritzgussteilen und Fotoätzteilen sind in diesem Maßstab eher im oberen Segment einzuordnen, wenn man z.B. die Preise der „Doppelpacks“ auf gleichem Qualitätsniveau von Takom für ca. 28 Euro im Hinterkopf hat. Da muss jeder für sich entscheiden ob die bessere Detaillierung das Geld im Vergleich wert ist.
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