Amusing Hobby 35A038 T-72M1
Der T-72 ist ein sowjetischer Kampfpanzer, welcher erstmals 1971 in die Produktion ging. Etwa 20.000 T-72-Panzer wurden gebaut. Die 1979 eingeführte T-72A-Version gilt als Kampfpanzer der zweiten Generation. Aus diesem wurde die Exportversion T-72M entwickelt mit älteren TPN-1-49-23-Nachtsichtgeräten. Ab 1980 lief diese Version u. a. der DDR, Polen und der ČSSR zu und wurde in beiden letztgenannten Staaten als T-72G auch in Lizenz gebaut. Ab 1982 wurde dann die Version T-72M1 mit einem modifizierten Turm mit Schottpanzerung, zusätzliche 16-mm-Panzerplatte auf dem Wannenbug und anderen Verbesserungen gebaut. Da sich im Bausatzkarton nur der späte T-72M1 Turm befindet, kann kein T-72G bzw. eine Übergangsversion zum T-72M1 gebaut werden.
Die Firma Amusing Hobby hat sich nun dieser Ikone des Panzerbaus angenommen, und überraschte die Modellbauwelt mit einem neuen Modell mit kompletter Inneneinrichtung.
Beim Öffnen des sehr großen Stülpkartons zeigen sich:
- Neun Spritzrahmen in grünem Plastik
- Vier Spritzrahmen in grauem Plastik
- Eine Unterwanne
- Ein Turm
- Eine Platine mit Ätzteilen
- Eine Kordel für die Abschleppseile
- Ein kleines Stück Draht
- Eine Spiralfeder
- Ein Beutel mit Einzelkettengliedern
- Decals
- Die Bauanleitung
Die Detaillierung am gesamten Bausatz bewegt sich auf Top Niveau. Einige der Details werden auch durch die beiliegenden, nicht optionalen Fotoätzteile, dargestellt - zum Beispiel die Halter der Kettenbleche, sämtliche Lüftergitter und einige Details im Innenraum. An den Spritzlingen ist augenscheinlich weder Fischhaut zu finden noch sind auffällige Auswerfermarken an später sichtbaren Stellen zu erkennen.
Beim Fahrwerk werden die Drehstäbe (mit den angegossenen Schwingarmen) in die hervorragend wiedergegeben Unterwanne geklebt, und bleiben beweglich. Dadurch kann das Modell auch an unebene Untergründe angepasst werden, und macht in jedem Diorama eine gute Figur. Auch die Triebräder, Leiträder Lauf- und Stützrollen sind sehr schön wiedergegeben und setzen sich erfreulicherweise aus nur wenigen Teilen zusammen, ohne hier an der Detaillierung zu sparen.
Die Kettenbolzen befinden sich an sieben eigenen Gussästen. Diese können zu Gruppen aus je zwei Bolzen bzw. vier Bolzen ausgeschnitten werden und mit Hilfe einer Montagehilfe, in welche die einzelnen Kettenglieder eingelegt werden, in die Bohrungen der einzelnen Glieder (ohne zu kleben) eingeführt werden. Dies ist sehr effektiv und die Kette bleibt beweglich. Ein recht einfaches System, jedoch ist sauberes Arbeiten hier Pflicht. Für jede Seite werden Fünfundneunzig Kettenglieder benötigt, die Kettenglieder befinden sich an Achtundzwanzig kleinen Strängen zu je 8 Gliedern, die einzeln ausgeschnitten und versäubert werden müssen.
Somit macht der Kettenbau einen langen Teil der Arbeit an diesem Bausatz aus.
Im Innenraum sind augenscheinlich alle Details vorhanden. Beginnend beim Fahrerraum mit der gesamten Pedalerie, sämtlichen Instrumenten, dem hervorragenden Fahrersitz (Welcher aus mehreren Teilen besteht und auch in der Höhe an eine Fahrerfigur angepasst werden kann) über die Munitionskästen, Staukästen, Feuerlöschern bis zum unglaublich gut dargestellten Karussell des Autoladers, in dem verschiedene Munitionssorten optional eingesetzt werden können, ist alles vorhanden. Auch im Heck ist der W-46-6 12-Zylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung, sowie der Kühler, die Treibstofftanks und das Getriebe vorhanden. Es sind ebenfalls Luftfilter, die Lichtmaschine, wichtige Leitungen und Verstrebungen dargestellt. Diese Baugruppe ist quasi ein Modell im Modell.
Nach der Komplettierung der Unterwanne folgt der Aufbau des Wannendachs durch eine Menge einzelner Komponenten. Durch die hervorragende Passgenauigkeit besteht hier bei sauberem Arbeiten aber keine Gefahr, dass etwas nicht passen sollte. (Ich habe den Bausatz bereits fertiggestellt, der passt „schmatzend“ zusammen). Auch hier ist eine Vielzahl an Anbauteilen vorhanden an der Ober- wie an der Unterseite im Innenraum.
Bei der Bugplatte hat der Modellbauer die Wahl, ob er ein Fahrzeug mit Zusatzpanzerung (T-72M1) oder ohne (T-72M) bauen möchte, diese wird, wie beim Original, auf die Glacis-Platte aufgebracht. Hier befindet sich auch einer der wenigen Punkte, die mir nicht gefallen. Die Schutzkörbe der Frontscheinwerfer sollen mit schmalen Verstrebungen stumpf aufeinander gelebt werden. Das hätte man besser lösen können, zumal hier eine falsche Verklebung sofort auffällt.
Auch die Kettenbleche mit den Staukästen sind sehr gut dargestellt, hier kommt auch einige Verstrebungen aus Fotoätzteilen zum Einsatz obwohl man nach der Komplettierung von diesen nicht mehr viel sieht.
Bei den Motorraumabdeckungen kommen auch viele der Fotoätzteile zum Einsatz hier natürlich in Form der Gitter Da man die Abdeckungen alle geöffnet darstellen kann, machen diese hier auch wirklich Sinn.
Die typischen Heckfässer der T-72 Reihe sind hier im Slide-Mould-Verfahren hergestellt, und werden nur mit den Seitenteilen komplettiert. Die typischen Treibstoffleitungen, welche zum Motor führen, werden mit Hilfe einer Spiralfeder mit eingelegtem Draht simuliert. Eine tolle Idee, die ein realistischen Erscheinungsbild abgibt.
Die Seitenschürzen sind eine wahre Pracht, und zeigen das Zusammenspiel von Metall (An den Haltern) und Gummi superrealistisch. Hier ist keinerlei Nacharbeit erforderlich.
Der Bau des Turmes beginnt mit dem Bau der 125mm Kanone 2A46(D-81). Hier werden zunächst der Verschluss und der Rest der Waffenanlage zusammengesetzt, dann folgen der Richtschützen- und der Kommandantensitz und diverse Anbauteile. Der Turm besteht aus einer Innen-, einer Außenschale und einem Turmdrehkranz. Zusätzlich wird noch ein Teil des Turmdaches separat eingesetzt. So erreicht man einen ungeheuren Realismus in der Materialdicke. Zudem sind zum Beispiel alle Schutzpolsterungen und Nietungen genauestens dargestellt.
Natürlich können alle Luken offen dargestellt werden, und die Maschinengewehre (Koaxial und Flugabwehr) sind mit offenen Rohren wiedergegeben.
Es liegen gute Klarsichtteile bei. Alle Periskope, Optiken und Scheinwerfergläser sind hier dargestellt.
Die wasserdichte Plane an der Blende der Hauptbewaffnung ist im Spritzguss vorhanden und verfügt über eine realistische Faltenstruktur, auch sonst besticht der Turm auch von außen durch schöne Details, eine grandios dargestellte Gussstruktur des Turmes und feine Anbauteile.
Das Kanonenrohr ist zweiteilig, mit einer separaten Mündung durch die auch hier exzellente Passgenauigkeit, stellt dies aber kein großes Manko da.
Die Bauanleitung führt in Dreiundfünfzig Schritten zum fertigen Modell und ist sehr gut gegliedert und wirkt nicht überladen. Am Ende der Anleitung ist hier eine separate Bemalungsanleitung für den Innenraum abgedruckt.
Die Farbangaben beziehen sich nur auf die Farben und Alterungsmittel von Ammo by Mig.
Der versierte Modellbauer wird allerdings auch hier auf die Produkte des Farbherstellers seiner Wahl zurückgreifen.
Als Markierungsvarianten stehen SECHS Fahrzeuge zur Auswahl:
- DDR - im Verzerrungstarnanstrich dieser wurde getestet, aber nicht flächendeckend eingeführt
- Finnland - im finnischen Mehrfarb-Tarnmuster (hier kann nur ein frühes Fahrzeug gebaut werden)
- Ungarn Khaki über alles
- Syrien Grün/ Sand
- Armenien Ocker/ Khaki/ Schwarz erinnert an die MERDC Tarnung
- Tschechische Armee Khaki über alles
Es sind leider keinerlei Einsatzorte und Zeiten angegeben. Was schade ist, zumal dieses Fahrzeug seit fast 40 Jahren im Einsatz ist.
Mein Fazit: Topbausatz, trotz der kleinen Mängel bei der Bemalungsanleitung.
Deutschlandimport durch: