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Mit der Nummer 35A035 kommt Amusing Hobby nun mit dem Centurion Mk.5 AVRE . Anfang der 50er Jahre wurde dringend eine Ablösung der nun veralteten Churchill Fahrgestelle benötigt. Da zu dieser Zeit der Centurion Mk.5 als Kampfpanzer in die British Army eingeführt wurde, bot es sich an auf diesem Fahrgestell einen neuen Pionierpanzer zu entwickeln. Im Gegensatz zu den Kampfpanzern wurde eine großkalibrige Kanone montiert um Hindernisse zerstören zu können, eine Räumschaufel zum Räumen von Hindernissen und ein Faschinenträger( Faschinen sind große Rohrbündel aus Kunststoff, welche dazu genutzt wurden, Gräben aufzufüllen diese Bündel sind stabil genug um selbst schwere Panzer tragen zu können) eingebaut. Zusätzlich erhielten die Fahrzeuge einen großen Staustaukorb am Turm, um mehr Stauraum für die Pionierkampfmittel zu schaffen. Die ersten Centurion AVRE liefen ab dem Jahr 1963 den Royal Engineers zu. Diese wurden bei Übungen in Großbritannien, Deutschland und auch bei BATUS (British Army Training Unit Suffield) in Kanada genutzt. Die AVRE haben nicht an direkten Kampfhandlungen teilgenommen. Nach dem Waffenstillstand wurden sie jedoch an den Multa-Pass nördlich von Kuwait geschickt. Dort war die Hauptverbindungsroute zur Nordgrenze des Irak. Diese war durch Wracks von Panzern, Lastwagen, Artilleriegeschützen, Zivilfahrzeugen, Trümmern und allerlei nicht explodierten Kampfmitteln vollständig blockiert und musste geräumt werden. Die Räumung diese Abschnittes war der letzte militärische Einsatz dieser Fahrzeuge 38 Jahre nach ihrem Dienstantritt. Es kann aus diesem Bausatz nur die Variante mit Zusatzpanzerung gebaut werden, darum kommen wir zum Inhalt: Im typischen stabilen Stülpkarton von Amusing Hobby finden wir dreizehn beige Gussrahmen, eine einteilige Unterwanne, eine Platine mit Ätzteilen, eine Kordel zur Darstellung der Abschleppseile, zwei Decalbögen, sechs Spiralfedern aus Metall, einen Beutel mit Einzelkettengliedern und die Bauanleitung Wie bei diesem Hersteller üblich, ist an den Gussrahmen weder Grat oder Fischhaut zu finden, noch sind auffällige Auswerfermarken an später noch sichtbaren Stellen zu erkennen Die Unterwanne besteht aus einem Stück und bietet so eine stabile Grundlage. An der Wanne sind Klebepunkte für die Rollenwagen vorhanden, ansonsten findet man zwei gravierte Wartungsklappen an der Unterseite. Beim Fahrwerk werden an den Rollenwagen Metallfedern verwendet. Bei vorsichtigem Umgang mit Kleber bleiben diese beweglich, was sicher den Dioramenbauer erfreuen wird. Auch die Laufrollen sind sehr schön wiedergegeben und setzen sich erfreulicherweise aus nur drei Teilen zusammen, ohne hier an der Detaillierung zu sparen. Auch hier sind die Seitenschürzen etwas zu dick (in der Realität ist dies nur eine recht dünne Stahlplatte), aber in dieser Version werden die vorderen beiden Elemente durch eine Zusatzpanzerung ersetzt. Dadurch das die Seitenschürzen nur einteilig dargestellt sind müssen diese beim Bau vorsichtig auf die richtige Länge gekürzt werden. Wie bei den vorherigen Versionen an diesem Centurion von Amusing Hobby sind alle Griffe und Ösen sind am Modell angespritzt. Dies vereinfacht zwar den Zusammenbau sehr, und lässt diesen zügig voranschreiten, wem dies nicht gefällt, sollte diese abtrennen und durch Draht ersetzten, was allerdings den Bau um einiges verlängern wird. Wer mit der angebotenen Lösung zufrieden ist, erhält hier gut gestaltete Griffe und keine groben „Klumpen“ wie an manch anderem Bausatz. Das Räumschild setzt sich aus erfreulich wenigen Teilen zusammen, was der Detaillierung aber keinen Abbruch tut sehr schön. Bei einem geschickten und sparsamen Umgang mit Klebstoff, kann diese auch beweglich bleiben. Das größte Manko an diesem Bausatz ist meines Erachtens das komplette Fehlen des Faschinenträgers. Diese waren an allen Fahrzeugen verbaut, welche nicht mit einer ERA-Zusatzpanzerung versehen wurden. Und diese wurde nur im Golfkrieg von 1991 installiert. So ist der Bau einer Batus oder BAOR Version (momentan) nicht ohne Scratchbau möglich. Eventuell erbarmt sich der Hersteller ja noch einmal, oder es erscheint etwas im Aftermarket Bereich. Leider fehlt auch in diesem Bausatz erneut die Wasserdichte Plane an der Blende der Hauptbewaffnung. Diese ist für eine originalgetreue Darstellung zwingend erforderlich, hier muss der Modellbauer zur Eigeninitiative schreiten. Denn ob sich ein entsprechendes Teil im Aftermarket verwenden lässt (z.B. DEF oder AFV-Club), muss sich erst noch zeigen. Der Turm besticht durch schöne Details, eine klasse dargestellte Gussstruktur des Gussstahls (Nicht zu verwechseln mit einer Ant-Rutsch-Beschichtung) und den neuen Anbauteilen für die Zusatzpanzerung. Diese werden in Löcher geklebt, welche während des Zusammenbaus des Turmes gebohrt werden müssen. Alle neuen Panzerungselemente sind erfreulicherweise in einem Stück gegossen, denn dies erleichtert die Arbeit sehr. Sehr positiv hervorzuheben ist das im Slide-Mould Verfahren gefertigte einteilige Rohr der 165mm L9A1 Demolition Gun, welches bereits rund gespritzt ist. Felder und Züge sind hier sehr schön zu erkennen. Zusätzlich liegt eines der 165mm Geschosse (Inclusive passender Decals) separat bei. Auch das .30 Cal Browning glänzt, wie das Rohr der Hauptbewaffnung mit einer offen gegossenen Mündung. Komischerweise liegen auch bei dieser Version keine Klarsichtteile bei. Alle Periskope, und seltsamerweise auch die Scheinwerfergläser, werden durch normales Plastik dargestellt. Das ist sehr schade und heutzutage befremdlich, so muss man hier mit Farbe oder Decals arbeiten. Erfreulicherweise befinden sich auch bei diesem Bausatz erneut die Ketten separat verpackt in einem Beutel. Alle bereits abgetrennt und versäubert und zum Bau bereit. Diese lassen sich dann einfach ohne zu kleben ineinander klicken - vorbildlich. Insgesamt machen die Ketten einen hervorragenden Eindruck und geben die Centurion Kette originalgetreu wieder. Die Bauanleitung führt in sechsunddreißig Schritten zum fertigen Modell und ist wieder sehr schön gegliedert und wirkt nicht überladen. Als Markierungsvarianten stehen (laut des Herstellers) drei Fahrzeuge zur Auswahl:
Alle Farbangaben beziehen sich nur auf die Farben von Ammo of Mig, welche auch hier wieder die Farbtafeln erstellt haben. Zusätzlich wird auch wieder auf die Alterungsmittel des Herstellers verwiesen. Wie auch schon bei anderen Reviews erwähnt, kann natürlich jeder Modellbauer auch hier auf den Hersteller seiner Wahl zurückgreifen. Wenn man sich mit der Thematik beschäftigt, wird man schnell darauf stoßen, dass sich mit den beiliegenden Decals nur ein real existierendes Fahrzeug bauen lässt: Kennzeichen 11BA46. Das Fahrzeug befindet sich heute im Imperial War Museum in Duxford. Bei diesem Fahrzeug werfen die Farbangaben von Ammo Fragen auf, so ist die vorgeschlagene Sandfarbe meines Erachtens viel zu dunkel. Originalbilder zeigen einen viel helleren Farbton. Die beiden anderen Fahrzeuge sind rein fiktiv und beziehen sich auf das Computerspiel „Warthunder“. Mein Fazit: Licht und Schatten. Trotz der angesprochenen kleinen Mängel ist es ein schöner und nicht zu komplizierter Bausatz, welcher zu einem tollen Endergebnis führen wird. ABER: Leider ist es wieder ein Exot. Schöner wäre ein Bausatz gewesen, bei dem sowohl ein „Standard“ AVRE zu bauen gewesen wäre, als auch der AVRE. Hier sollte der Hersteller in Zukunft vielleicht etwas mehr Aufwand betreiben.
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