Nachdem nun einige Wochen ins Land gegangen sind hatte jeder interessierte Modellbauer genügend Zeit sich die nötigen Gedanken für den Bau seiner eigenen Vignette zu machen und das nötige Basismaterial sowie die Bausätze zu beschaffen. Im ersten Teil haben wir uns ausgiebig mit der Planung, der Materialbeschaffung und dem grundlegenden Geländebau befasst und werden nun mit der Ausgestaltung der Vignette beginnen. Die Fahrbahn hat ihre Grundfarbe erhalten, der Sandboden im Vordergrund ebenfalls. Für die Darstellung des ausgedörrten Sandbodens mit schwachem Bewuchs verwende ich die bereits erwähnten Karst- und Grasbüschel in unterschiedlichen Farbgebungen aus dem Programm von Silhouette MiniNatur. Kleine Steine stelle ich mittels Katzenstreu dar. Natürlich unbenutzt! Der Boden im Bereich des ausgebrannten Pkw wird mit einfacher Zigarettenasche behandelt. Es hat also auch gewisse Vorteile wenn man Raucher ist...
Flora und Fauna
Ok, los geht's! Die Karstbüschel werden geliefert in kleinen Blisterpackungen. Darin findet sich eine Folie mit einzeln aufgeklebten Büscheln. Diese zieht man einfach ab und verklebt sie mit einem Tropfen Holzleim an der gewünschten Position auf der Vignette. Hierbei kann man die unterschiedlich eingefärbten Büschel aus mehreren Packungen miteinander mischen und erhält so schon einen gewissen "natürlichen" Bodenbewuchs. Variiert man noch die Abstände zwischen den einzelnen Büscheln und achtet auf eine gesunde Mischung von kleinen und etwas größeren Gräsern so wirkt das Ergebnis sogar schon ohne zusätzliche Farbbehandlung sehr realistisch. Ergänzt wird der Bereich jetzt noch durch die Katzenstreu-Steine, die ebenfalls mit Holzleim verklebt werden. Um den Pkw wird der gesamte Boden nun mit der Zigarettenasche und einem großen weichen Pinsel behandelt. Die Asche wird regelrecht auf den Boden aufmassiert und dadurch entsteht schon der erste Eindruck von Rußbildung, verbranntem Boden und Asche. Siehe Bild 1.
Da der Pkw vollkommen ausgebrannt sein soll muss der Bereich mit dem verbrannten Boden auch in etwa zu der ursprünglichen Brandstelle passen. Es soll ja schließlich eine glaubhafte und realistische Szene gezeigt werden. Daher legte ich ca. 2 Meter vergebrannten Boden vor dem Pkw fest. Das entspricht im Maßstab 1:35 einer Länge von ca. 6 cm. Die Seiten und der hintere Bereich werden durch die Kanten des Sockels begrenzt. So wirkt es optisch schon recht angenehm.
Für die Darstellung der Asche im Brandbereich verwendete ich Pigmente von MIG Productions. Allerdings nahm ich nicht White Ashes P022 sondern entschied mich für Concrete P026. Das ist ein sehr heller Grauton, der nicht so extrem hellweiß leuchtend wirkt wie das White Ashes. Vorsichtig trug ich die "Asche" nun wieder mit einem weichen Rundpinsel auf und massierte die Pigmente in den rauen Untergrund. Siehe Bild 2.
Leider haften die Pigmente auf der rauen Fläche unheimlich gut. Daher hatte ich schnell viel zu viel aufgetragen und war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Wegwischen mittels Lappen ging nicht! Ich rieb die Pigmente nur noch tiefer in die Oberfläche hinein. Auch der Pinsel schaffte es nicht die Pigmente zu entfernen! Einzig der Luftstrahl meiner Airbrush löste das Problem und blies die zuviel aufgetragenen Pigmente wieder weg. So machte ich dann unzählige Versuche bis mir der Ascheauftrag zusagte und ich meiner Airbrush wieder Ruhe gönnte. Den Bereich direkt unterhalb des Pkw behandelte ich anschließend stark mit P023 Black Smoke Pigmenten um den Schatteneffekt zu erhöhen, zu den Rändern hin schwächte ich den Auftrag dagegen etwas ab. Siehe Bild 3.
Der Pkw
Obwohl es sich bei dem Pkw ja nur um das sogenannte "secondary vehicle" handelt habe ich ihn so sorgfältig wie den Hauptakteur der Szene, den T-55, gebaut und in einigen Bereichen nachdetailliert. Er wurde auf dem Boden aufgesetzt und an den Felgen jeweils mit Holzleim am Untergrund befestigt. Um die Felgen brachte ich ein wenig Holzspachtel an den ich grob und unregelmäßig platzierte. Dadurch sollen später die Reste der verbrannten Reifen simuliert werden, einige dünne Kupferdrähte stellen die Stahleinlagen aus den Reifen dar. Sie wurden mittels Sekundenkleber auf die Felgen geklebt. Anschließend färbte ich alles in dem Bereich mit den bereits vorher verwendeten Pigmenten ein und schaffte dadurch den Übergang zum Boden. Siehe Bilder 4 und 5.
Dem Innenraum des Pkw spendierte ich Sitzgestelle aus Draht sowie Sitzpolster / Bezüge aus Papiertaschentuch aus die dann zu einem kleinen, versteckten, Blickfang werden wenn der Betrachter in den Fahrgastraum hineinschaut. Der Motor ist bereits im Bausatz enthalten, ich ergänzte lediglich ein paar Kabel und Leitungen und schaffte so weitere Details die vom Betrachter entdeckt werden können. Siehe Bilder 6 und 7.
Details im Vordergrund
Hier kommen das Benzinfass und das Abflussrohr ins Spiel. Da die Vignette in allen Bereichen etwas zu bieten haben soll dürfen wir den linken vorderen Rand der Base nicht unbeachtet lassen. Um etwas Farbe ins Spiel zu bringen verpasste ich dem Fass einen zivilen Charakter und lackierte es in weiß-rot. So setzt es einen netten Farbtupfer gegenüber dem tristen verbrannten und ausgedörrten Boden und lockert die Szene optisch etwas auf. Leichter Rost wurde mittels rotbraunem Ölfarbenwashing simuliert, ein wenig Drybrushing mit Gun Metal ergibt einen leichten metallischen Schimmer.
Weiter geht es dann mit dem Abflussrohr. Es soll stark rostig und schmuddelig erscheinen, das auslaufende Wasser soll ebenfalls leichte Rostschlieren auf dem Boden hinterlassen haben. Auch hier kommt wieder die rotbraune Ölfarbe zu Einsatz. Siehe Bild 8. Auf Bild 9 ist nun die Gesamtwirkung der einzelnen Komponenten zu sehen. Während der Pkw den rechten Bereich ausfüllt sorgen das Fass und das Abflussrohr für die nötige Detailfülle im linken Bereich. So bietet die Front auf ihrer ganzen Breite dem Betrachter ordentlich "was zu gucken" ... Ist das schon alles? Nein, ich habe noch ein wenig tiefer in die Trickkiste gegriffen und ein, nicht auf den ersten Blick zu sehendes, Detail hinzugefügt. Ich hatte noch ein Set mit Messinghülsen von einem Cal. 50 MG aus dem Programm von Lion Roar für das ich bislang noch keine Verwendung hatte. Diese Hülsen klebte ich mit einem Tropfen mattem Klarlack im Bereich Abflussrohr / Benzinfass auf. Siehe Bild 10.
Die Figuren
Bei den Figuren griff ich auf das Programm von MIG Productions zurück und verwendete, wie schon in der Bausatzübersicht im Teil 1 beschrieben, auf die Figuren libanesischer und arabischer Panzersoldaten zurück. Sie passen von der Bekleidung, der Körperhaltung und der Fertigungsqualität sehr gut zueinander und natürlich auch zu der dargestellten Szene. Der auf der Straße stehende Soldat füllt die "Lücke" hinter dem Pkw / vor dem Panzer. So ist auf der gesamten Vignette jeder der Bereiche mit Leben / Details versehen. Bei der Auswahl der Figuren legte ich besonderen Wert auf gleiche Fertigungsqualität. Die optische Wirkung einer Figurengruppe fällt sehr stark ab wenn man beispielweise hochwertige Resinfiguren mit minderwertigen Spritzguss-Männeken gepaart verwendet. Auch die Bekleidung der einzelnen Figuren sollte sich ähneln. Oder wie wirkt ein Soldat im dicken Wintermantel direkt neben seinem sommerlich leicht bekleideten Kameraden auf den Betrachter
Finaler Abschluss
Abschließend wird nun noch die gesamte Oberfläche der Vignette farblich angeglichen.
Die Gräser nebelte ich in leichten Grün- und hellem Sandton mittels Airbrush über. Den Übergang von der verbrannten Stelle zu den Gräsern sprühte ich mit aufgehelltem Schwarz und einem leichten Braunton an den Gräsern auf. Staubschichten wurden abschließend mit Pigmenten aufgetragen. Dieser Staub findet sich auch am Panzer, auf der Fahrbahn und an den Stiefeln der Soldaten wieder. Beim farblichen Angleichen der Oberfläche ist weniger mehr! Es wäre fatal wenn wir jetzt übertreiben und alles unter einer dicken Staubschicht verdecken würden. Daher immer nur leicht mit der Airbrush übernebeln und den Vorgang eventuell mehrfach wiederholen als nur ein einziges mal zuviel Farbe drüber zu jauchen
Ein paar Worte zum Schluß
Das Kernstück unseres Dioramas, der T-55 mit den drei Soldaten, steht zwar im Hintergrund, ist aber dennoch gut zu sehen durch die erhöhte Position. Gleichzeitig bildet er den Abschluss der Base nach hinten. Die drei Soldaten habe ich gezielt zueinander ausgerichtet, sie blicken alle auf den Pkw. Dadurch werden sie optisch zu einer Einheit, obwohl sie ein wenig voneinander entfernt platziert sind. Der Zusammenhang von Panzer, Soldaten und Pkw ist für den Betrachter zu erkennen. Die Szene erklärt sich von selbst.
Und das ist das Ziel: Der oder die Betrachter sollen unser Diorama sehen und nur durch das Anschauen erkennen können was wir uns beim Bau gedacht haben.
Nun hoffe ich allen Anfängern im Dioramenbau die Ängste genommen zu haben eine eigene realistische Szene darzustellen. Wer sich nun immer noch nicht traut kann uns gerne auf der Pfingstausstellung 2009 im Panzermuseum Munster an unserem Stand besuchen. Auch in diesem Jahr werden wir dort wieder einen Workshop zu dem Thema Vignettenbau durchführen. Hier kann dann jeder die einzelnen Schritte bis zum fertigen Schaustück live und in Farbe miterleben.
(C) 05/2009 Thomas Stefanus