Tipps & Tricks

Tipps und Tricks müssen sich nicht immer auf das Erstellen von Tarnnetzen, Pastellkreide oder schicke Verschmutzung beziehen. Unser Leser Christian Kachel schickte uns folgenden Artikel zum Thema Modellbau und Sicherheit. Jeder von uns kennt zerschnittene Finger und jeder hatte wohl schon mal Plastiksplitter im Auge. Doch es gibt weitaus mehr Gefahren die auf den Modellbauer lauern - und kaum einer denkt wirklich daraüber nach.
Diese Gedanken hat sich Christian gemacht und ich finde man sollte sich den folgenden Artikel sehr genau durchlesen und sich die Tipps zu Herzen nehmen !

Modellbau und Sicherheit

Als Wiedereinsteiger in das Thema Modellbau (AFVs, WWII) habe ich diese Seite und vor allem das Forum sehr begrüßt.

Ebenso helfen die Tips und Tricks der erfahrenen Kollegen in den Bauberichten erheblich weiter.

Trotzdem ich mich beileibe nicht zu der Riege der "Profis" zähle, möchte ich auch ein paar Dinge an den Mann bzw. die Frau bringen.

Es geht mir um die Sicherheit beim Modellbau. Der eine oder andere wird jetzt sicher denken: "Oh Mann, hat der sonst keine Sorgen?". Ich glaube dennoch, dass es sich lohnt, sich mal ein paar Gedanken zu diesem Thema zu machen.

Das Chemiearsenal:

Es ist schon erstaunlich, welche mehr oder minder geheimnisvollen chemischen Zutaten sich so in einer Modellwerkstatt ansammeln. Enamel- und Acryl-Lacke, Plastik-, Sekunden- und Zweikomponentenkleber, Weissleim, Ölfarben, Terpentin, Spiritus und ein ganzes Arsenal der verschiedensten, mehr oder weniger aggressiven Reiniger und Lösungen.

Brennbar ist hierbei so ziemlich alles, weshalb man sich die Sache mit dem Rauchen ziemlich genau überlegen sollte. Sollte man ohnehin, ist aber ein anderes Thema.
Es ist müßig zu erwähnen, dass bei der Verarbeitung dieser Dinge erhebliche Mengen von Lösungsmitteln in die Raumluft gelangen. Das riecht wohl jeder selber. Deshalb sollte man den Hinweisen auf eine gute Raumdurchlüftung wirklich Folge leisten.
Der größte Teil der Lösungsmittel ist giftig, krebserregend und sammelt sich im menschlichen Körper an. Muß ja nicht sein!

Da diese Substanzen nicht nur über die Atemwege, sondern auch über die Haut in den Körper gelangen, sollte man sich überlegen, ob man nicht Wegwerfhandschuhe tragen sollte. Ich habe mich mittlerweile als Rechtshänder daran gewöhnt, bei Malaktionen links einen Handschuh zu tragen. Wenn ich die jeweiligen Pinsel dann reinige oder zum Trockenmalen auswische, bekomme ich Reiniger und Farbe nicht gleich auf die Haut. Das macht sich dann zu Feierabend wirklich positiv bemerkbar, man muß nicht so lange die Finger schrubben. Ich benutze ohnehin fast nur Acrylfarben und so gehen die Farbreste mit Seife und Bürste ´runter. Die Nitroverdünnung kann also im Schrank bleiben.

Beim Spritzen von Modellen wird naturgemäß eine große Menge von Farbpartikeln und Lösungsmitteln freigesetzt, deren Konzentration schnell ins Abenteuerliche ansteigt. Vor allem, wenn man in einem kleinen Kellerraum arbeitet so wie ich. Der Hinweis, hierbei eine vernünftige Maske zu tragen, sollte eigentlich überflüssig sein.
Ich habe das anfangs auch nicht ernst genommen. Wenn man dann abends aber ziemliche Kopfschmerzen hat und der Inhalt das Taschentuchs panzergrau ist, dann sollte man sich schon überlegen ob das so richtig clever war was man da geleistet hat.
Wirklich gute Masken (auf den richtigen Filtertyp achten!) gibt's im Baumarkt und im Fachhandel für Arbeitsbekleidung und Arbeitsschutz, hier oft sogar preiswerter.
Einmalhandschuhe sollte man sich auch im Fachhandel besorgen. Es gibt sie da im 100er-Pack erheblich billiger als im 10er-Pack im Baumarkt.

Zusätzlich habe ich mir einen Radiallüfter besorgt (so ähnlich wie die Dinger im PC, nur etwas größer). Den hänge ich bei Spritzarbeiten vors Fenster und bin so einen großen Teil der Dämpfe schon los. Man will ja nach dem Spritzen auch nicht immer erst eine Pause einlegen, bis die Luft wieder rein ist. Auf Sprühdosen mit Lacken und Grundierung verzichte ich mittlerweile ganz. Ich weiß zwar nicht, was für Teufelszeug die Hersteller dahinein mixen, stinken tut es jedenfalls bestialisch. Die Tatsache das diese Produkte überall haften und alles decken, mach mich jedenfalls mißtrauisch!

Messer und Co.:

Beim Entgraten von Teilen, Ausschneiden von Decals, Umbauen und so weiter, sind diverse Messer und Schneidwerkzeuge unentbehrlich. Bei der Auswahl dieser Werkzeuge sollte man wirklich nicht sparen. Ein scharfes Messer ist halb so gefährlich wie ein stumpfes, mit dem man dann auf Bauteilen herumrutscht.
Vor allem auf Billigmesser mit Abbrechklingen sollte man meiner Meinung nach verzichten. Erstens neigen die Klingenstücke zum unkontrollierten Herumfliegen (meistens in Richtung Auge) und zum anderen hat man anschließend die Stückchen im Müllbeutel und der reißt dann genau 1,5 Meter vorm Container. Versprochen!
Nach meinen ersten Gehversuchen habe ich mich dann auch an Resin gewagt. Bei diesen Teilen kämpft man mit relativ großen Angusstücken, von denen man die eigentlichen Teile trennen muß. Hierzu gibt es spezielle Sägen für erhebliches Geld im Fachhandel. Man kann aber genauso gut mit Laubsägen oder Sägeblättern von Puksägen arbeiten und das gesparte Geld in eine Kleinbohrmaschine investieren. Für diese Maschinen gibt es ein umfangreiches Programm an Trennscheiben und Fräsköpfen, mit denen man Resinteile sehr gut bearbeiten kann. Aber unbedingt eine Schutzbrille tragen! Meine Maschine bringt maximal 14.000 Umdrehungen pro Minute. Wenn sich bei einer Trennscheibe (30mm Durchmesser) ein Außenteil löst, kommt das mit ca. 80 km/h angeflogen Und oft ist es dann auch noch heiß! Das kann dann fies in´s Auge gehen.
Beim Trennen, Fräsen und Schleifen von Resin entsteht eine Menge feiner Staub. Deshalb sollte man auch hier eine Maske tragen und vor laufender Staubsaugerdüse arbeiten. Nicht nur um seine Lungen zu schützen, sondern auch um die nächste Airbrush-Aktion nicht durch den feinen Staub zu ruinieren. Das Zeug findet man wirklich überall wieder...

Sicher kann man alles übertreiben und ich möchte auch nicht päpstlicher sein als der Papst, aber man wird schließlich von überall her mit Chemie bombardiert, in der Nahrung, in der Luft, in der Kleidung etc.; die steigenden Zahlen von Allergikern kommen ja nicht von ungefähr.
Ich meine, man sollte da vermeidbare Risiken ausschließen. Die Dinge, die ich hier erwähnt habe, bekommt man schon zum Preis eines größeren Bausatzes und man will ja schließlich noch so einige Ideen verwirklichen und zwar mit beiden Augen und allen Fingern und ohne pfeifende Lungen.

Man kann gar nicht so blöd denken, wie man sich anstellt. An Karfreitag,2001 habe ich meine Aztekpistole bei laufendem Kompressor auf den Druckschlauch gedreht. Die 0.15mm Düse war auch schon eingesetzt. Da ich meine Düsen immer in einem Glas mit Airbrushreiniger aufbewahre, war natürlich auch noch eine Portion davon in der Düse. Irgendwie habe ich es dann geschafft, mir diesen Reiniger mit ca. 2,1 bar aus kurzer Entfernung ins rechte Auge zu schießen. Das tut wirklich verdammt weh.
Mittlerweile ist zwar alles wieder OK, aber Ostern war basteltechnisch gelaufen!
Wäre mit Brille nicht passiert...

Der Augenarzt hatte mich gebeten, die Reinigerflasche mitzubringen, um zu sehen, welche Inhaltsstoffe sich darin verbergen und dementsprechende Maßnahmen ergreifen zu können. Leider stand nichts, aber auch gar nichts auf der Flasche! Man sollte also beim Kauf solcher Artikel auch auf diesen Aspekt achten.
Ich habe den Hersteller vor drei Wochen diesbezüglich angeschrieben, aber bislang noch keine Antwort erhalten.
Ich hab mir da von einer Weltfirma wie Revell mehr versprochen.
Vielleicht müssen erst einige Modellbauer deren Artikel im Laden stehen lassen, bis sich da etwas ändert.

Also viel Spaß noch beim Bauen und Basteln und zwischendurch auch an die Sicherheit denken.

(c) 9/2001 Christian Kachel

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