Natur Pur

Hallo Modellbaufreunde,
da ich vor einiger Zeit angesprochen wurde einen Baubericht über die Erstellung einer Landschaft bzw. einer Vegetation zu machen, möchte ich nun diese Gelegenheit nutzen, dies hier nun zu versuchen und Schritt für Schritt darzustellen.

Nun, die meisten haben eine bestimmte Vorstellung von der Präsentation seines Modelles, sei es in Form einer Vignette oder eines Dioramas. Hier möchte ich nun eine Möglichkeit der Umsetzung dessen aufzeigen. Dabei lege ich den Schwerpunkt auf den Landschaftsbau, angefangen mit dem Aufbau der Grundplatte bis hin zur Vegetation und deren Farbgebung.

Die Grundplatte
Nun, fangen wir an!
Wir benötigen in diesem Fall einen Bilderrahmen, eine Styrodurplatte und Plastikscheet für den Rahmen der Erhöhungen der Landschaft. Leider habe ich kein Bild der einzelnen Materialien, doch ich denke, dass folgende Bild spricht für sich. Das Bild steht aber nur als Beispiel für die kommende Base!! Sie verdeutlicht aber sehr schön die verwendenden Materialien und deren Verwendung.

Im ersten Schritt zur Aufbringung des Grundbelages verwende ich von Moltofil den Holzreparatur-Spachtel und eine Ballettspachtel, die es bei Elektro- Conrad im 5er-Set sehr günstig zu erwerben gibt. Hier auf dem Bild sind die Gegenstände für die Bearbeitung der Base recht schön zu erkennen. Wobei die Figur und die Gegenstände auch wieder nur Symbolisch für Eure verwendeten Gegenstände und Figuren stehen.
Die Spachtelmasse wird nun mit zu unter Zuhilfenahme der Spachtel auf den Untergrund aufgebracht und modelliert. In die noch feuchte Masse stecke ich die Wurzeln, Zweigstücke, Split, Steine in verschiedenen Größen, usw. ein und drücke sie leicht an. Auch werden zu diesem Zeitpunkt auch die Kettenspuren und Radspuren der Fahrzeuge, Fußabdrücke, Gegenstände wie Kisten und Fässer, usw. eingedrückt und somit die Position in der Base markiert und nach der Bemalung der Gegenstände eingeklebt. Wenn die Masse zu trocknen beginnt, kann man mit einem Wasser-Zerstäuber (Sprühflasche) ganz leicht die Masse wieder anfeuchten, so dass sie modellierbar bleibt. Nun lassen wir die Masse gut durchtrocknen und können mit dem nächsten Schritt, der Farbgebung der Base weitermachen. Doch nun ein Bild des bisherigen Ergebnisses.

Farbgebung des Terrains


So, die Masse ist getrocknet und nun geht es darum, der Base etwas Farbe zu verleihen. Den Farbauftrag erledige ich mit einer Airbrush und Acrylfarben von Tamiya.

Der erste Farbauftrag erfolgt mit XF 52 (Flat Earth) von Tamiya in dünnen Schichten, die wolkig aufgesprüht werden. Ihr könnt auch nun gut erkennen, dass an der ein oder andere Stelle noch etwas von der Holzspachtel ganz leicht durchschimmert, dass macht nichts, denn es folgen noch weitere Farbdurchgänge!

Für den zweiten Farbauftrag habe ich XF 10 (Flat Brown) verwendet, wobei ich aber nur die Vertiefungen in der Base und die Schattenzonen herausgearbeitet habe.
Desweiteren habe ich leicht die Wurzel und Aststücke übernebelt.

Der dritte Farbauftrag erfolgt mit XF 51 (Khaki Drab) und wurde auf die Steine und um die Vertiefungen leicht aufgenebelt, so dass die zweite Farbe (XF 10) noch durchschimmern kann. Auch hier werden Ast und Wurzelstücke wieder mit der Farbe übernebelt.

Beim letzten Durchgang mit der Airbrush verwendete ich nochmals die erste Farbe (XF 52) und hellte sie aber etwas mit XF 57 (Buff) auf. Ich besprühte damit so die höchsten Erhebungen der Landschaft, um so die Lichter zu setzen.
Nach Abschluss der Airbrushdurchgänge, erhalte ich so eine sehr schöne dreidimensional wirkende Base.

Den Effekt möchte ich aber nun noch etwas erhöhen und daher mache ich zwei Trockenmalvorgänge mit den Acrylfarben von Vallejo. Wobei der erste Durchgang mit der Farbe # 914 (Green Orche) durchgeführt wurde.

Der zweite und letzte Trockenmalvorgang zur Farbgebung des Bodenbelags erfolgte mit der Farbe # 976 (Buff). Wer jetzt noch gerne möchte, kann ein Washing mit Raw Umber durchführen, wobei ich die Acrylfarbe von Windsor & Newton verwende und auch gleich die Holzpfosten, Steine und den Baumstumpf damit nochmals Farblich zu einem späteren Zeitpunkt nach behandelten werde.

Beflockung

Die Malerarbeiten an Bodengrund sind erst mal getan und es geht nun mit dem Beflocken der Büsche, was ich mit dem Produkt von Woodland Scenics bewerkstellige, aber auch die Herstellung des Baumes, welches mit dem hervorragenden Beflockungsmaterial von Silhouette gemacht wurde!
Des weiteren benötigen wir eine Schere, Pinzetten, Zahnstocher oder Ähnliches zum aufbringen des Allesklebers und einen guten Sprühkleber!! Beim Sprühkleber solltet Ihr auf die Qualität achten und lieber ein oder zwei Euros für ein hochwertiges Produkt mehr ausgeben, denn die billigeren Produkte hinterlassen beim sprühen einen weißen Klebefilm, bzw. Sprühfilm auf den Wurzeln und Gegenständen. Dies wirkt nicht gerade ansprechend, außer man will eine Szene darstellen, in dem gerade der Raureif eine Rolle spielt!

Ich beginne mit den Büschen und der Foliage von Woodland Scenics, in dem ich auf die Wurzelstücke den Sprühkleber auftrage und die Foliage in kleine Stücke abreiße und mit der Pinzette so Stück für Stück auf die Wurzeln aufbringe, bis ich zufrieden bin! Achtet bitte darauf, wenn Ihr mit dem Sprühkleber arbeitet, dass Ihr versucht, nur die Wurzelstücke zu besprühen, die Ihr auch bearbeiten wollt. Auch solltet Ihr hinter die Wurzel, welche Ihr besprüht ein Blatt Papier dahinter haltet, denn sonst verklebt Euch ganz schnell der Arbeitsplatz. Auch hier hat das höherwertige Produkt seine Vorteile, denn sie besitzt eine bessere Sprühdüse!
Kommen wir nun zum Baum, was eine weit größere Herausforderung ist. Dazu benötigen wir wie oben schon erwähnt die Schere, Pinzetten und den Alleskleber, der in meinem Falle mit einem Zahnstocher aufgebracht wird. Ich schneide also aus der Beflockungsmatte von Silhouette ein paar ungleichmäßige Stücke und ziehe sie mit den Pinzetten in die gewünschte Form. Nun bringe ich den Alleskleber mit dem Zahnstocher auf der gewünschten Stelle an der Wurzel (Zweig) auf und setzte so ein vorbereitetes Stück Belaubungsmaterial auf. Es erscheint dem ein oder anderen als Mühselig, doch es macht wirklich Spaß, vor allem wenn man dem Baum so wachsen sieht.

Weiter geht es mit der Erstellung von Grasflächen, die ich aus dem Decovlies von Heki und Hanf aus dem Sanitärbereich erstelle. Wir benötigen wiederum eine Schere, Pinzetten, Holzleim und einen Pinsel, dass besagte Decovlies und Hanf.
Ich reiße aus der Decovliesmatte kleine ungleichmäßige Stücke aus und klebe sie so Stück für Stück auf die von Weißleim bedeckten Flächen, bis alles bedeckt ist, was dafür vorgesehen war.



Nachdem das Dekovlies angetrocknet ist, nehme ich den Hanf zur Hand und ziehe aus dem Strang einzelne Strähnen, die ich auf gewünschte Länge abschneide und senkrecht auf die mit Weißleim vorbereitete Flächen klebe. Dies wiederhole ich, bis ich so nach und nach alle Grasbüschel an den gewünschten Stellen gesetzt habe.

Nun kommt nochmal die Airbrush zum Einsatz, in dem ich mit Tamiyas Acrylfarbe XF 5 die aufgeklebten Hanffasern in der Basis besprühe. Ich brushe aber nach oben hin, also zu den Spitzen der Grashalme, immer weniger Farbe auf. Desweiteren vermeide ich auch das Zentrum des Grasbüschels direkt von oben zu besprühen, denn nur so ist es mir möglich, die natürliche Farbe der einzelnen Strähnen zu erhalten, um sie später noch zu nutzen.

Zum Schluss übernebele ich mit der Airbrush und Tamiyas XF 59 Desert Yellow nochmals die Grasflächen, um so noch etwas mehr Kontrast in das doch recht satte Grün zu bringen. Jetzt kommt auch die Naturfarbe des Hanfes letztendlich besser zum tragen, da es Quasi die trockenen Grashalme imitiert und so das Erscheinungsbild des hohen Grases wiederum realistischer erscheinen lässt.



Jetzt kommt für mich der wichtigste Teil zur Erstellung für das hohe Gras, denn die meisten Modellbauer hören hier leider auf und lassen das hohe Gras so stehen, was aber meinem Erachten nach sehr unrealistisch aussieht! Dabei ist es so einfach, das Gras mit einem Flachpinsel so in Form zubringen, indem man von oben immer leicht tupfend sich die Grasbüschel so hin trapiert, bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist.

Sträucher und Gräser
Nun, wie man jetzt an Hand des letzten Bildes schön erkenne kann, hat man eigentlich den größten Teil schon geschafft. Man hat so eine, wie ich finde, schon sehr realistische Landschaft, die aber noch weiter mit Gräsern, Bodendeckern, Blumen und Farne ausgeschmückt werden kann.

Der Markt gibt einiges dazu her, dass von diversen Herstellern aus dem Modellbahnsektor angeboten wird, so wie aber auch einige Namhafte Modellbauherstellern von Pe-Sätzen und deren Fotogeätzten Pflanzen und Farne.
Ich möchte aber hauptsächlich Material aus der Natur verwenden, die nur sehr wenig kosten, bzw. bei einem Spaziergang selbst gesammelt werden können. Hier ein paar verwendete Sachen von mir, wie etwa div. Grasähren, Wurzelstücke, div. Trockenpflanzen, Erikamoos, Meerschaum und Belaubungsmaterial von Heki.

Anfangen möchte ich mit den bodendeckenden und niederen Sträuchern, die ich aus Meerschaum und dem Beflockungsmaterial „Rebenlaub“ von Heki erstellte. Für diesen Arbeitsschritt benötigen wir außer einer Schere noch Pinzetten, Sprühkleber und eine kleine Schüssel zum auffangen des Beflockungsmaterials. Ich schneide mir also die passenden Stücke von dem Meerschaum ab und nimm sie mit einer Pinzette auf, so dass ich sie mit dem Sprühkleber besprühen kann. Denkt aber bitte wieder an eine Unterlage für den Sprühnebel, der euch den Arbeitsplatz schnell wieder bei Unachtsamkeit verklebt! Am besten man sprüht in einen alten Karton.
Danach wird der mit Kleber besprühte Meerschaumzweig, der über die Schüssel gehalten wird mit dem Rebenlaub von Heki bestreut. Die Schüssel hat den Vorteil, dass das überschüssige Material wieder aufgefangen werden kann. Bitte taucht den Zweig nicht in die Schüssel, um das Rebenlaub auf den Zweig zu bringen, denn sonst verklebt euch der Zweig zu einem unansehnlichen "Klumpen"!
Die so gefertigten Büsche werden mit der Pinzette und eine Tropfen Weißleim am unterem Ende des Stiels auf an der gewünschten Stelle der Base gesteckt. Auch werden einfach nur kleine Stücke des Meerschaums in gewünschter Größe in die Base gesteckt, die ebenfalls bei Bedarf mit einem Tropfen Weißleim befestigt werden.



Um die Vegetation aber noch mehr Auszuschmücken werden div. Getrocknete Grasähren mit Acrylfarbe von Vallejo angemalte und in die Base eingearbeitet. Die Grasähren stellen mit Sicherheit den größten Anteil der zu setzenden Vegetation und tragen so zu einer realistischen Darstellung der Grasflächen bei.



Nun möchte ich aber noch etwas Farbe zur Auflockerung der Vignette, in Form von blühenden Blumen einarbeiten. Die Blumen sollen aber eher symbolisch stehen, für jegliche blühenden Gewächse.
Man kann wie immer auf dem Modellbaumarkt zurückgreifen, um geätzte Blumen oder aber auch aus dem Programm diverser Modellbahnhersteller nehmen. Ich bevorzuge aber die billigste Variante und verwende getrocknete Grasähren und etwas Farbe. Wie die folgenden Bilder beschreiben, gehört nicht viel dazu, um die Blumen selbst herzustellen.
Man benötigt nicht mehr als eine Pinzette, Pinsel und den entsprechenden Farben und etwas Geduld. Ich wollte eigentlich weiße und gelbe Blumen in die Vignette einarbeiten, aber mein viereinhalb Jähriger Sohn Louis, war da anderer Meinung, da seine Lieblingsfarben nun mal Blau und Rot sind und er die Blüten gerne anmalen wollte. Nun ja, was geht man nicht alles für Kompromisse ein, wenn der Sohnemann gerne mitbasteln möchte und es Ihn glücklich macht!

Für die Bemalung der Blumen verwendetet ich Acrylfarben von Vallejo, wobei ich für die roten Blüten die Farben 908(Carmine Red) + 934(Transperent Red) mischte und für die blauen Blüten die Farben 816(Uniform Luftwaffe WWII) + 938(Transparent Blue).
Die Transparente Farbe habe ich verwendet, um so eine kräftigere und leuchtendere Farbe zu bekommen. Für den Blumenstiel und Blätter verwendete ich die Farbenummer 850(Vallejo Green), wobei ich die Lichter auf den Blättern mit der Farbe 967(Olive Green) setzte.



Abschussarbeiten
Jetzt kommt der letzte Schritt für die Fertigstellung der Base, was aber nicht unterschätzt werden sollte, da er der Landschaft nochmals einen gewissen natürlichen Charakter verschafft.

Ich verwendete hierfür Künstlerpigmente, die nicht so teuren waren. Für das Auftragen der Pigmente, verwendete ich einen Flachpinsel. Die Pigmente werden trocken aufgetragen und mit dem Pinsel quasi eingebürstet. Für die letzten aufgetragenen Pigmente auf die Base, wählte ich die selben Pigmentfarben, die auch für die Verstaubung und Verschmutzung des Fahrzeuges Verwendung fanden. So harmoniert das Fahrzeug und der Bodenbelag der Base oder Diorama miteinander. Dabei habe ich für mich herausgefunden, dass die Pigmente von Mig Production einfach besser am Modell haften und auch dadurch besser zu verarbeiten sind, als die herkömmlichen Künstlerpigmente.

Hier nun die verwendeten Pigmente und der Flachpinsel:

Und das fertige Ergebnis nach dem Auftragen der Pigmente:

Schlußwort
Ich hoffe ich konnte dem ein oder anderen von Euch den Landschaftsbau etwas verständlicher und näher bringen und Euch zum nachmachen und ausprobieren angeregt hat.
Jede Vegetation und Jahreszeit hat seine eigenen Reize und es ist immer wieder eine Herausforderung, dies zu meistern.

Zum Schluss möchte ich jedoch noch ein paar Worte über die Herstellung einer Vegetation den ein oder anderen mit auf dem Modellbauweg geben. Denn viele werden sich fragen, woher weiß ich jetzt nun, ob es so richtig ist, was ich mache? Hat es das so in der Natur gegeben oder stimmen gar die Farben die ich verwende?
Ich kann nur raten und empfehlen, einfach mit offenen Augen durch die Natur zu gehen, denn sie ist der beste Lehrer und es gibt kein besseres Vorbild. Ganz zu schweigen von den Materialien, die uns die Natur für unser Hobby liefert! Also, es lohnt sich die Natur mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, denn man wird erstaunt feststellen, wie Interessant sie nun aus der Sicht des Modellbaus ist!

Viel Spaß und gutes Gelingen wünscht
Martin Roth

(C) 11/2007 Martin Roth

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