Bau einer KFZ-Halle der Bundeswehr
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Die Halle stellt eine aus den 50er-Jahren stammende, typische Bundeswehr-Kraftfahrzeughalle dar. Der Übertrag der Maße von einer Fotografie ins Modell erfolgte rein per Augenmaß. Exakte Daten lagen leider nicht vor. Im Modell ist die Halle asymmetrisch zugeschnitten, um einerseits zur Auflockerung eine schräg zu den Dioramenkanten verlaufende Hauptausrichtung des Gebäudes zu erreichen, andererseits, um bei den gegebenen Platzverhältnissen bei möglichst viel Optik (d. h. Gebäudefrontfläche) möglichst wenig Raum zu beanspruchen. Das bedeutet, dass später nur zwei Außenmauern im Detail ausgeführt werden müssen (links und vorne), die beiden anderen erscheinen nur im Schnitt und werden später neutral lackiert und nicht gealtert. Bei fest vorgegeben Abmaßen des Dioramas sollen darauf zwei Panzer abgestellt werden können, ohne dass die Anordnung gedrängt oder überladen wirkt. Je nach Bedarf kann auch nur ein Fahrzeug geparkt werden, was natürlich zu einem wesentlich großzügigeren Eindruck verhilft.
Der Aufbau beginnt bei der Beschaffung der Kunststoffplatten zur Darstellung der Außenwände. Normalerweise sind solche Platten in gängigen Baumärkten in den unterschiedlichsten Farben (grau, schwarz, blau, grün, rot,..) zu erhalten. Die Materialstärke betragt ca. 5mm, der Kunststoff scheint eine Mischung aus Plastik und Pappe zu sein (falls es überhaupt so etwas gibt - er fühlt sich beim Bearbeiten jedenfalls so an). Der Zuschnitt der vier Platten erfolgt nach Skizze. Auf den ersten Blick erscheinen die notwendigen Abmaße ungewöhnlich (rechte Seite tiefer als die linke), das ergibt sich jedoch aus dem asymmetrischen Schnittverlauf der Halle und der Tatsache, dass hier ein Schrägdach vorliegt. Als nächstes müssen mit Skalpell und Stahllineal die Fensterausschnitte links und im Vorderteil ausgeschnitten werden. Unregelmäßigkeiten im Schnittverlauf können mit einer breiten Feile ausgeglichen werden. Ändert sich dadurch die lichte Weite der Ausschnitte, muss dies später bei der Bearbeitung der Fensterrahmen bzw. der Fenster selbst berücksichtigt werden (s. u.).
Im Frontbereich dominieren 2 Elemente: die zwei mehrteilig aufgebauten Hallentore sowie je ein gefächerter Fensterabschnitt als Oberlicht über jedem Hallentor. Die Fenster werden wie folgt aufgebaut: nachdem die Ausschnitte im Mauerwerk feststehen (Maße nochmals abnehmen und prüfen!), können die Fenster aus je zwei Streifen durchsichtiger Plastikplatte mit max. 0.5mm Stärke ausgeschnitten werden. Eine große, scharfe Schere reicht, Schnittkanten vorher mit Reißnadel o. ä. und Stahllineal leicht einritzen. Anschließend wird das Fenster so eingepasst, dass es plan und mit ca. 1mm Tiefe in der Aussparung im Mauerteil liegt. Eventuelle Spalte zwischen Fensteraußenkante und Aussparungsinnenkante sind nicht weiter relevant, wichtig ist nur, dass das Fenster plan und mit gleichmäßig 1mm Rezess im Ausschnitt liegt. Zum Einkleben selbst reicht es, wenn nur gepunktet wird. Jetzt wird mit ca. 2mm breitem Plastikprofil mit Rechteckquerschnitt und 0.5mm Stärke der Fensterrahmen angebracht. So können die o. g. Spalte geschickt kaschiert werden. Dazu müssen entsprechende Streifen abgelängt und innen an der Scheibe festgeklebt werden (der Rahmen liegt auf der Scheibe und schließt an seiner Außenkante bündig mit ihr ab). Das gleiche ist auf der Außenfläche der Scheibe zu wiederholen, nur so ergibt sich der Eindruck, dass die Scheibe vom Rahmen eingefasst wird. Zuvor sollte jedoch auf der Innenseite der Scheibe mit kleinen Kleberaupen dem Verbund von Rahmen und Mauerteil Stabilität verliehen werden, d. h. erst weiterarbeiten, wenn der Kleber fest ist. Die Verklebung Rahmen-Scheibe ist nicht ganz unkritisch; wird zuviel Kleber auf die jeweiligen Plastikstreifchen aufgebracht, drückt der Kleber beim Anpressen hervor und versaut die klare Fensterscheibe (unschön!). Am besten, man verwendet relativ zähflüssigen UHU-Plus, den man erst mal auf der Arbeitsplatte in einem dicken Tropfen aufbringt und sich dann mit einer Nadelspitze nur ganz, ganz wenig aufnimmt, um es anschließend vorsichtig in Form einer kleinen Raupe in Streifchenmitte zu "verlegen". Jetzt zum etwas unangenehmeren Teil: bislang gibt es nur einen, die gesamte Fensterfront einfassenden Rahmen, was fehlt sind weitere Querstreben, die "Fächer". Hier hilft nur, viele Streifchen mit etwas Übermaß abzulängen und dann jedes einzelne für sich einzupassen, da der Rahmen garantiert nicht 100%ig gerade verlegt worden ist. Beim Verkleben sollte auf geringstmögliche Mengen Klebstoff geachtet werden. Je nach Geschmack können die äußersten Fenstersegmente auch mit Milchglasfenstern gefüllt werden, ebenfalls im Architekturbedarf zu finden.
Der Trick mit den Hallentoren besteht darin, sie lediglich auf das Mauerwerk aufzukleben. Da sie nicht geöffnet werden sollen, ist natürlich auch kein Durchlass nötig. Die Torsegmente bestehen aus dünnem Alublech. Prinzipiell kann man auch Kunststoffplatten verwenden, die haben aber den Nachteil, dass Kunststoffkleber sie großflächig anlösen kann, was wiederum zu hässlichen Wellen führt. Außerdem können Beschädigungen wie z. B. Beulen im Blech sehr viel besser nachgebildet werden. Die Abmaße der einzelnen Torsegmente werden also ins Blech leicht eingeritzt und mit einer großen, scharfen Schere (so was fand sich bei mir im Telefonbuch, das ich bei der Post abgeholt habe& .) ausgeschnitten. Anschließen ist zu prüfen, ob sie noch ausreichend eben sind. Nachdem sie mit jeweils einem kleinen Spalt zueinander mit PATTEX aufgeklebt worden sind, können noch die Dreh-Scharniere aus kleinen Drahtstückchen in regelmäßigen Abständen aufgeklebt werden. Die Türen im Tor werden aus Plastikplatten gefertigt und einfach aufgeklebt. Abschließend fehlen noch die Türgriffe (hier wird das Tor im Original von außen geöffnet. Den Griff erhält man am besten, wenn man ein Plastik-Rundstück passenden Durchmesser in einer Flachzange plattdrückt und an einem Ende abrundet. Dieser Griff muss dann "nur" noch im auf einen Stift oberhalb des Schlosses im Winkel von 90° aufgeklebt werden (viel Spaß). Dabei kann man so vorgehen: mit Sekundenkleber-Gel einen kleinen Punkt aufbringen, Griff anheften, beten, dass er hält, ihn in Position bringen, eine rauchen, bis die Sache durchgehärtet ist, und erst dann flüssigen Sekundenkleber mit einem Stück Kupferdraht aufnehmen und vorsichtig die noch "junge" Verbindung umfließen lassen. Als "Führungsschienen" der Hallentore werden rechteckige Plastikprofile verwendet, die direkt über den Hallentoren angeklebt werden.
Weitere Details der Frontplatte
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Ein Blitzableiterkabel wird in feinen Ösen vom Boden zum Dachbereich geführt. Ösen und Leiter sind aus Kupferdraht. Die Ösen erhält man beim Umwickeln eines kleinen Bohrers und anschließendem Halbieren des Kreisrings mit einem Skalpell o. ä.. Die beiden Peitschenleuchten bestehen jeweils aus dickem, entsprechend gebogenem Messingdraht sowie zwei halben Plexiglas-Rundlingen, die mit viel Mühe in Ermangelung von Halbrundprofilen auf eben dieses Profil heruntergefeilt wurden. Dasselbe gilt für die Fassung, die jedoch ein paar Zehntel links und rechts überstehen sollte (= größerer Durchmesser des Ausgangs-Rundlings). Die Fassung wird dann am einen Ende auf Drahtstärke aufgebohrt und der zuvor gebogene Draht dort eingesteckt. Die Leuchte wird gemäß Abbildung auf einem kleinen Blech auf der Mauer verklebt; zur "Stabilisierung" werden noch zwei Ösen befestigt. Ein Regenwasser-Fallrohr wurde unter Berücksichtigung der Position der Regenrinne aus einem dicken Messingdraht gebogen und mit kleinen Streifchen aus Bleifolie fixiert. Dabei wird das Rohr natürlich zuerst angeklebt, die Streifchen simulieren lediglich die Befestigung. Ein kleiner aus Kupferdrahtteilen gebogener, unter der Lupe zusammengeklebter Wasserhahn kann je nach Lust und Laune noch in eine entsprechende Bohrung im Mauerwerk eingesetzt werden. Die beiden Tore bekommen abschließend noch je Torhälfte eine kleine Öse zur Verriegelung mit Türstopper, die in entsprechender Position im Boden eingelassen sein werden.
Der Fensterausschnitt wird analog zur oben beschriebenen Vorgehensweise gefertigt. Lediglich ein Messingwinkel von 90° dient noch zusätzlich am unteren Rand zur Darstellung eines "Fensterbretts". Das Belüftungsaggregat wurde aus zurechtgeschnittenen Plastikplatten zusammengeklebt in Form eines nach vorn und hinten offenen Hohlkörpers. Anschließend wurde vorne aus schmalen Plastikstreifen ein Rahmen aufgeklebt, der dann im nächsten Schritt ein entsprechend eingepasstes Gitter aufnimmt (entstammt der Restekiste, Motorgräting von ITALERI/REVELL-Leopard1). Zur Auflockerung wurde mittig noch eine Querstrebe aufs Gitter gelegt sowie das Ganze von unten mit zwei schräg verlaufenden Stützen "stabilisiert". Die Trittstufen zum Dach sollen ebenfalls auflockern und werden aus mittelstarkem Draht gebogen. Ein Ende bleibt etwas länger als eigentlich nötig; dies wird dann in zuvor in korrektem Abstand gebohrten Löchern verklebt. Ein kleiner Schaltkasten mit elektrischer Verbindung zum Aggregat ist ein hübsches Detail, ebenso zwei Isolatoren auf gebogenem Kupferdraht.
Zusammenbau der Außenmauern
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Nun können die vier Mauerplatten aufgestellt werden. Im vorliegenden Fall war es wichtig, allein im vorderen linken Eck einen Winkel von 90° einzuhalten. Die restlichen Winkel ergaben sich durch die Position der Mauern auf der Grundplatte. Auch hier gilt es wieder, die Teile provisorisch auf der zuvor zu fertigenden Grundplatte aufzustellen und die Mauern erst mal zu punkten. Kleine Klötzchen in den Ecken sorgen für eine weitere Stabilisierung. Anschließend können, wenn der Kunststoff es zulässt, die Ecken mit dicken Kleberaupen aufgefüllt werden, getreu dem Prinzip viel-hilft-viel. Wenn alles ausgehärtet ist, sind die außenliegenden Ecken zu verspachteln. Im nächsten Schritt werden auf Höhe der Oberkanten der Außenmauern in Längsrichtung ca. 5 - 6 entsprechend zugesägte Holzprofile (z. B. 5 x 10mm) eingeklebt. Sie stützen das später darauf aufliegende Wellblechdach. Bevor das Dach aufgesetzt wird, sollte das Innere des Gebäudes, falls keine Inneneinrichtung vorgesehen ist, mit schwarzem Karton bezogen werden. Damit vermeidet man lästige Kommentare etwaiger Betrachter. Zugleich sollte oberhalb des Seitenfensters ein genügend langes "Zwischendeck" aus ebenfalls schwarzem Karton eingezogen werden, damit nicht durch die Oberlichter der Frontseite aus den Fenstern des linken Seitenteils geglotzt werden kann.
Das Material für das Wellblechdach wurde in einem Architekturbedarfladen als Kunststoffteil beschafft. Davon werden entsprechende Streifen ausgeschnitten und überlappend aufgeklebt. Die Länge reicht im vorliegenden Fall nicht aus, also muss angesetzt werden. Das ist aber völlig problemlos, es ist nur zu beachten, dass auf jeden Fall "Tal an Tal" angesetzt wird. Die Fuge ist nach Bemalung nicht mehr zu erkennen. In bestimmten Abständen finden sich kleine Nieten bzw. Verschraubungen, die andeuten sollen, wie das Wellblech verankert ist. An der Frontseite wird eine Regenrinne (ebenfalls Architekturbedarf) angesetzt und auf Höhe des Abflussrohrs durchbohrt. Der Kamin entstand aus einem kleinen Messingröhrchen, in das an der Spitze noch vier kleine Stückchen Kupferdraht eingeklebt wurden. Ein konvex geformtes Plastik-Deckelchen schließt nach oben ab. Gleichzeitig wird zum Kamin noch der Blitzableiter in Form des bereits oben beschriebenen Kupferdrahts (kommt vom Frontteil her) hingezogen und an ihm hochgeführt. Ein paar Ösen weisen den Weg. Die linke Dachseite steht nicht über und wird mit überlappend angeordneten, im Winkel von 90° gebogenen Messing- oder Kupferplättchen abgeschlossen. Nach vorne wird das Wellblech sicherlich überstehen müssen, allein schon wegen der Regenrinne. Zu den im Schnitt liegenden Mauerteilen rechts und hinten kann das Wellblech bündig abschließen; die entstehenden Hohlräume sollten mit Spachtel gefüllt und verschliffen werden (der besseren Optik wegen, im Prinzip interessiert es keinen, es sieht nur besser aus).
Der Rohbau wird lackiert, gealtert und mit entsprechender Beschriftung ausgestattet. Die Rauchverbotschilder entstehen auf dem Computer, die Beschriftung der Hallen mit "Halle 5" und "Halle 6" erfolgt mit Letraset-Abreibebuchstaben. Anschließend kann das gesamte Gebäude fest mit der Grundplatte verklebt werden. Die Poller entstanden aus mehreren Lagen Kunststoffplatten, die entsprechend in Form geschliffen und gelb-schwarz bemalt wurden. Das Feuerlöschergehäuse wurde, weil's einfach Spaß macht, komplett aus Messingblech ausgeschnitten, gebogen, verklebt, lackiert, mit einem selbstgemachten Decal verziert und an einen Pfosten aus Plastik-Rundmaterial "genagelt". Der Bereich unterhalb des Gullydeckels aus geätztem Messing (=Kaufteil) wird ausgefräst und schwarz lackiert. Der Bordstein besteht aus Rechteckprofilen aus Plastik. Die Wiese stammt aus dem Modellbahnbereich und wurde mit freifliegenden Gräsern aufgepeppt. Der Baum ist eine Wurzel, auf der im Astbereich VERLINDEN-Streumaterial aufgebracht wurde. Die Beton-Fläche wurde aus einzeln ausgeschnittenen Schmirgelpapierstreifchen aufgebaut, die nachträglich noch verschliffen wurden, um eine angemessen geringe Oberflächenrauhigkeit zu erzielen. Die im Original mit Bitumen aufgefüllten Zwischenräume wurden mit Holzleimraupen aufgefüllt und ebenfalls glattgeschliffen. Gummibrösel künden von Drehern auf der Hochachse.
Folgende Materialien werden benötigt:
- Kunststoffplatten ca. 0.3mm dick zur Darstellung der Außenwände (BM): ca. 8.- €
- Wellblechimitat zur Dachdarstellung (AB), evtl. aus einer Konservendose: ca. 10.- €
- Kunststoffplatten zur Darstellung von Fenstern (AB), evtl. aus einer Hemdverpackung.: max. 3.- €
- Rechteckprofile zur 2.0x0.5mm zur Darstellung der Fensterrahmen (MB): ca. 8.-€
- Alublech-/ Kunststoff-Platten zur Darstellung der Hallentore (AB): ca. 6.-€
- Dachrinne (AB) ca. 5.-€
- div. Messingdrähte/Kunststoffrundlinge (MB), evtl. gezogene Gießäste ca. 3.-€
- Holzplatte (495x330x5mm) als Basis für Diorama ca. 3.-€
- Holzleisten Rechteckquerschnitt 10x5mm für Einfassung Grundplatte (BM): ca. 2.-€
- Schmirgelpapier zur Darstellung der Betonplatten (BM) ca. 4.-€
- div. Kleinteile ca. 10.-€
Summe: ca. 62.-€
Abkürzungen:
AB = Architekturbedarf
BM = Baumarkt
MB = Modellbahnhandel, Modellbauhandel
Maßstabszeichnungen (im PDF Format):
- Zeichnungen #1
- Zeichnungen #2
- Zeichnungen #3
(C) 10/2008 Christoph Oerleke
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