Tipps & Tricks

Bemalung - Wehrmachtsuniformen

Warum Acrylfarben:

Wer kennt nicht dieses Drama: Man zeigt stolz sein neuestes Militärfahrzeug seinen Bekannten: Diese begutachten es von allen Seiten und fragen dann: " Wieviel Tassen Kaffee hat die Besatzung denn getrunken" oder ähnlich. Früher war es so, dass meine Besatzungen teilweise so aussahen als ob sie an Karneval in einen Tuschkasten gefallen waren. Also war die Konsequenz, dass ich mich intensiver der Figurenbemalung widmete.

Anfangs experimentierte ich viel mit Ölfarben und der Bannerman - Methode herum. Hierbei trägt man auf einen Grundanstrich aus Email- oder Acrylfarbe eine Schicht Ölfarbe auf und wischt diese nach kurzer Trocknungszeit wieder herunter, so dass ein Rest der Ölfarbe in den Vertiefungen zurückbleiben sollte. Anschließend werden die erhabenen Stellen wieder aufgehellt.
Soweit die Theorie: Meine Figuren sahen anschließend aus als ob sich ein Indianerstamm mit Wehrmachtsuniformen verkleidet hätte. Mal ganz abgesehen davon, dass die Ölfarben eine ziemlich lange Trocknungszeit haben und der Gestank der Farben und des Terpentinersatzes nicht gerade angenehm ist.
Als Nächstes wurde die Kleidung und Ausrüstung mit Humbrolfarbe bemalt und nach dem Trocknen mit einer Ölfarbe-Terpentinersatz-Mischung gewaschen. Der Effekt sieht ja ziemlich gut aus, aber durch den Glanzschimmer den das Washing hinterlässt, sehen die Männchen aus wie "begossene Pudel in einem Regenschauer". Ein abschließendes Drybrushing brachte meiner Meinung nach auch keine Verbesserung.
Die Ergebnisse sieht man hier:


Eines Tages entdeckte ich auf eine Modellbauausstellung das Heft "Bemalen von Miniatursoldaten" von Mike Davidson. Podzun-Pallas (ISBN 3-7909-0729-4).
Die in diesem Buch vorgestellte Maltechnik, die gleich noch näher beschrieben wird, schien mir schnellere und bessere Ergebnisse zu bringen als bisher. Also probierte ich sie aus – mit dem Resultat, dass die Figuren im Bezug auf Farbübergänge wirklich gut waren, aber aufgrund der hauptsächlichen Benutzung von Ölfarben wieder die obigen Probleme auftraten. Wobei beim alleinigen Benutzen von Ölfarben noch das Problem der Verdünnung und der damit einhergehenden mangelnden Farbdichte noch zusätzlich auftritt.
Durch Zufall bin ich dann auf die Acrylfarben gestoßen. Obwohl ich sehr skeptisch war, weil sich die Tamiya-Farben nur sehr bescheiden mit dem Pinsel verarbeiten lassen, klappte die Bemalung dann doch sehr gut. Nach einigen Tests mit Acrylfarben aus der Tube bin ich schließlich bei den Produkten von Vallejo und Andrea gelandet.

Werkzeug und Verbrauchsmaterialien:

Was benötigt man zum Figurenbau? Eine gute Frage. Prinzipiell dieselben Utensilien wie für den normalen Modellbau. Ich versuche mal die Liste so kurz wie möglich (und billig) zu halten. Zunächst einmal einen Elektronikseitenschneider (eine kräftige Nagelschere tut es auch), Skalpellhalter und Klingen, einen Bohrerstift (ähnlich wie Skalpellhalter, nur dass man Bohrer und Fräser einspannen kann) oder einen "Dremel" o. ä. sowie diverse Minibohrer und Fräser. Plastik- und Sekundenkleber, Schmirgelpapier, eine Feile mit mittlerem Hub, Plastikspachtel (den kann man prima mit Aceton oder Ethylacetat verdünnen, um ihn mit einem alten Pinsel zu verarbeiten), Messing und Kupferdrähte, Starke Alufolie, eine Malpalette (Ich nehme die Toffifee-Schalen; ist eh Abfall),

Vorbereitung:

Zunächst wird die Figur als Körper zusammengebaut. Hierbei ist es besonders wichtig sämtliche Gussnähte, Senker, Fischhäute usw. zu entfernen oder zu spachteln. Auch die Kleidungsfalten, die durch die Gussform unterbrochen wurden, sollte man besser mit Skalpell oder Kugelfräser nachgravieren.

Hier einige Figurenteile jeweils vor und nach dem säubern:

Zunächst werden die Beinhälften zusammengeklebt. Ihnen folgt der Oberkörper. Während Beine und Oberkörper trocknen, widmen wir uns den Händen der Figur. Bei älteren Bausätzen ist es eine weit verbreitete Unsitte gewesen, den Teil der Ausrüstung der gehalten wurde (Gewehr, Handgranate,?) als Stumpf mit einzumodellieren.

Wenn man jetzt versucht die Ausrüstung passend anzubringen, ist das Ergebnis mehr als bescheiden. Also die Hände "entleeren" und nacharbeiten. Bevor nun die Arme angeklebt werden, muss die Passung der Arme mit der Ausrüstung ohne Kleber überprüft werden. Zum Schluss wird der Kopf angeklebt. Nachdem der Korpus mit Kopf und Waffe o. ä. fertig ist, wird die restliche Ausrüstung angeklebt. Eine Hilfe hierbei ist das Buch "Deutsche Uniformen 1939-1945" von Jean de Lagarde (ISBN 3-613-01869-1). In diesem Buch findet der geneigte Leser sehr viele Farbfotos von Originaluniformen als Farbvorlage.
Zu guter Letzt werden noch Gewehr- und Ausrüstungsriemen aus starker Alufolie (Aluschalen aus dem Schnellimbiss oder von Fertiggerichten) angeklebt, und die nun fertige Figur wird auf einem provisorischen Sockel befestigt.

Um die Haftung der Grundierung zu verbessern und um Trennmittelreste zu entfernen, wird die Figur noch in lauwarmem Spülwasser gewaschen und zum Trocknen 24 Stunden an die Luft gestellt.

Die Bemalung:

Zunächst wir die Figur grundiert. Die Grundierung ist dazu da, dass die beim Bau entstandenen Farbunterschiede (Spachtelmasse, Bausatzteile unterschiedlicher Farbe oder Metallteile) beglichen werden. Außerdem wird die Haftung der Farbe auf der Figur verbessert.
Hierzu kann man einfache Allzweck-Grundierung aus der Sprühdose nehmen (aus dem Baumarkt). Da Sprühdosen dazu neigen, viel Farbe auf wenig Fläche zu verteilen, sollte beim Grundieren auf genügend Abstand geachtet werden, um die Details nicht zu "Ersäufen". Oder als zweite Alternative kann man die Figur einfach mit der Airbrush und Tamiya-Farbe grundieren.

Die Technik:

Wie schon oben beschrieben ist meine Maltechnik ähnlich der von Mike Davidson. Zuerst bemalt man die zu behandelnde Fläche mit der Grundfarbe. Danach werden alle Vertiefungen Kleiderfalten oder im Schatten befindlichen Zonen mit einem abgedunkelten Mix der Grundfarbe oder einen ähnlichen dunkleren Farbton bearbeitet. Dieses bezeichnet man als Schattieren. Nun bringt man auf die hervorstehenden Flächen (Kleiderfalten,?) den so genannten Hochton auf. Er wird auch als Licht bezeichnet und besteht aus aufgehellter Grundfarbe oder einem ähnliche helleren Farbton. Bis zu diesem Punkt behandele ich alle Flächen der Figur. Die weiteren Schritte wende ich nur bei den Gesichtern an. Jetzt muss durch Verdünnen der Licht und Schattentöne und schichtweisem Auftragen ein harmonischer, weicher Übergang zur Grundfarbe erreicht werden. Die Pinsel sollten öfter mal gereinigt werden, da durch anbackende Farbe der Pinsel so verkleistert wird, dass entweder zuwenig oder zuviel Farbe aufgetragen wird.

© Thorsten Wöhrmeyer

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