Drehstabfederung an Modellpanzerfahrzeugen im Maßstab 1:35

Liebe Modellbaufreunde! 

Wer sich schon mit diesem Thema beschäftigt hatte und das möglicherweise wiederholt ad acta legte, der kann nun seinen Modellen, soweit gewünscht, eine technische Neuerung hinzufügen. Dabei sei erwähnt, dass Dragon diese Art der Fahrwerksfederung schon länger in einigen Modellen anbietet – es gibt aber wichtige Unterschiede. 

 

 

 

Für alle, die hier bereits die Schwinge des M113 auf der falschen Seite erkannt haben, ein Hinweis in Kürze: dieses Modell dient nur noch als Testobjekt (oder auch „Opfer“). Am Ende dieser Anleitung komme ich darauf zurück. 

Keine Angst vor großen Investitionen, es wird nicht viel an Material und Ausrüstung benötigt, aber ruhige Hände, gutes Augenmaß und, na ja, es dauert auch seine Zeit. Es wäre mir eine Freude gewesen, ein bereits komplettes Modell präsentieren zu können, das spielt aber für die Umsetzung dieses Themas keine Rolle. 

  

Nachfolgende Liste ist für den Umbau eines M113 vorgesehen und sollte für andere Modelle ggf. geprüft werden.

 

Werkzeuge: Tamiya Handbohrer und Bohrer 0,5 / 1,0 / 1,2 / 1,5 / 2,0 / 2,5 / 3,0 sowie Rohrschneider

Klebstoff: Pattex Kraftkleber transparent

Material:             Acrylglas XT Rundstäbe, Durchmesser 1 mm und 2 mm

                        Messingrundrohr 3 mm Aussen- und 2 mm Innendurchmesser

                                Evergreen Polystyrol Profil Rundstab 2 mm Durchmesser

Lieferant:                www.architekturbedarf.de

 

So, bevor es losgeht: beachtet sorgfältig die Sicherheitsbestimmungen, ich übernehme keine Verantwortung!

 

Fahrzeugvorbereitung: an seitliche Wannenwände im Bodenbereich Polystyrolstreifen (3,5 mm x 2 mm) kleben.

(Beim M113 von Academy vorab meine Seite www.1-35.de aufsuchen, das Modell ist links falsch ausgeführt).

Materialvorbereitung: Zuschneiden der Kunststoffstäbe noch mit Übermaß, Messingrohr (im Verlauf) auf Länge.

 

 

  

Die Messinghülsen dienen als Aufnahmen für das 2 mm starke Acrylglas und bilden zusammen die Führung bzw. Lagerung der Schwingarme. Wer versucht, ausschließlich die dünnen Acrylstäbe zu verwenden, wird enttäuscht. Damit die eigentlichen Drehstäbe (1 mm Acrylglas) auch Halt finden, müssen Bohrungen von 1,2 mm (siehe Bild)  schrittweise in die dickeren Acrylglasstäbe eingearbeitet werden. Auch die Polystyrolstäbe sind mit Löchern des gleichen Durchmessers zu versehen. Beide werden (später!) mit Pattex verklebt. Warum nur so eine Prozedur? 

Das Acrylglas XT hat besondere Eigenschaften, die es vom herkömmlichen Spritzgussmaterial unterscheidet und gerade deshalb für die Anwendung von drehstabgefederten Fahrwerken so interessant macht. 

 

 

 

Wenn die Stege in der Modellwanne durchgetrocknet sind, bohrt man Löcher (mit kleinen Bohrern beginnend) in die Drehmittelpunkte der Schwingenaufnahmen (bei Tamiya in die noch vorhandenen Schwingen). Dieses in 0,5er Schritten bis auf 3 mm Endmaß durchführen, aber bei Tamiya sind die Schwingen vorher zu entfernen und mit Neuanfertigungen später zu ersetzen. Den Bohrer dabei unbedingt gerade führen und schrittweise vorgehen, so dass die Messinghülsen möglichst gerade eingepresst werden. 

 

 

 

Beim Zusammenbau der Schwinge zuerst die Schwingenlagerung an den Schwingarm ankleben. Danach dünnen Acrylstab in der aufgebohrten Stelle mit Kleber fixieren in möglichst gerader Position. Später dann die Dämpfung (aufgebohrtes Polystyrolrohr) an das andere Ende anbringen. Diese dient auch zum besseren Halt im Fahrzeug. 

Die gefertigte Einheit sollte nach guter Trocknung (24 Std.) zum Einsetzen ins Fahrzeug bereit sein. Jetzt kommt´s: wie bzw. in welcher Position muss der Schwingarm nun eigentlich in unbelasteter Stellung montiert werden? 

 

 

 

Das richtet sich nach dem Fahrzeug bzw. dessen umgerechneten Gewicht, der verwendeten Drehstabstärke sowie dessen Länge. Man kann es sich aber einfach machen: 1 Tonne entsprechen etwa 23 Gramm oder für die Physiker unter uns rund 230 N. Hier wird nun an einer Schwinge ermittelt, wie weit diese bei ihrer Belastung einfedert: der M113 hat als Leergewicht etwa 10 Tonnen bei 10 Laufrollen, also 1 Tonne pro Rad. Ein Gewicht (hier der Stein) mit 23 Gramm simuliert nun die Radbelastung. Doch Vorsicht! Der Test hat erst Gültigkeit, wenn das Modell mit dem Gewicht zusammen eingefedert (belastet) wird und sich nach der Rückstellung das richtige Maß einstellt. 

Was jetzt noch fehlt, sind die Stoßdämpfer. Hier empfehle ich entsprechend dünne (ineinander passende) Rohre aus Messing zu verwenden, die bei richtiger Dimensionierung (Hublänge) auch als Federwegbegrenzer dienen. An meinem „Opfer“ habe ich das nicht mehr vorgesehen, das Modell wird nur noch zur Erprobung zu verwendet. 

Nun bleibt mir nur noch der Wunsch für gutes Gelingen allen interessierten Modellbauern zu übermitteln. 

 

Euer 

Wolfgang Traufetter
( www.1-35.de ).