Figuren - das ewige Leidensthema vieler Modellbauer, so auch von mir. Figuren haben den Vorteil, daß sie Leben in ein Modell bringen, der Nachteil - man muß sie bemalen. Gelingt uns bei unseren Panzern auch die feinste Detaillierung, so stellen sich die meisten von uns bei menschlichen Gesichtern an wie Grobmotoriker. So war ich denn auch immer froh, wenn meine Besatzungen Schutzbrillen trugen - denn ohne, sahen sie aus wie Zombis!
Aber es gibt ja angeblich nichts, was man nicht lernen könnte und da ich über den Winter zwei Dioramen bauen will, komme ich also um Figuren nicht drum herum. Nachfolgend nun ein kleienr Erfahrungsbericht.
Samstag:
Nachdem ich beim Betrachten von Danny's Figuren mal wieder gesehen habe,
das meine Figuren eigentlich wirklich nichts taugen, bat ich ihn um ein
paar Tipps. Er gab mir den Link eines Artikels zum Figurenmalen von Mark
Bannermann bei Missing
Lynx. Also
Sonntag: Der Bericht ist gut, aber wirklich verstehen tue ich ihn nicht. Ist der Mann wahnsinnig ? Für die kleinen Details sollte ich mir erste mal neue Augen und einen Satz neue Nerven (für ruhigere Hände) zulegen. Um etwas mehr Licht in die Sache zu bringen, habe ich erstmal die ausführliche Variante der Anleitung ausgedruckt. Die Fassung mit Bildern ;O) Bevor man loslegt sollte man sich folgende Künstlerölfarben zulegen (ich nehme solche der Firma Schmincke, gibt es z.B. auch in Obi Baumärkten):
Montag: Ich mache es! Meistens siniere ich ja nur, was man alles machen könnte, doch diesmal wird es ernst - ich versuche mich an der Methode von Mark Bannermann. Opfer sind auch schnell ausgemacht - 5 britishe Köpfe von Hornet für ein geplantes Britendiorama. Zur besseren Handhabung, habe ich die Köpfe aus alten Flaschenverschlüssen befestigt. Da ich auf die Rumsauerei mit Sekundnekleber keine Lust hatte, hab ich sie einfach in einen Tropfen Revell Spachtel "gestopft". Es geht also los. Mark Bannermann verspricht, man würde drei Tage lang nur 5 bis 10 Minuten benötigen - na dann schaun mer mal... Es geht los mit der Grundierung der Resinköpfe. Verwendet wird hierfür eine Mischung aus 2 Teilen Tamiya Weiß, 2 Teilen Tamiya Dunkel Gelb, drei Teilen Alkohol (anstatt Verdünnung) und schließlich 3 Teilen Glanzlack. Also, Farbe angerührt, Kompressor angeworfen und die Köpfe lackiert. Das Ganze soll nun einen Tag gut durchtrocknen, okay, guck ich halt solange Jauch im TV. Bettgehzeit - eben nochmal schnell nach den Köpfen gucken. Neee, die Farbe taugt nichts, viel zu gelb! Also schnell noch etwas weiß reingemixt, Kompressor erneut angeworfen und die Figuren nochmal grundiert. Besser! Nun sollen die Kleinen rund 24 Stunden trocknen. Dienstag: Heute ist "Washing Tag". Ich soll Raw Umber stark verdünnen und in die Gesichtszüge laufen lassen. Gesagt getan. Jetzt heisst es warten bis die Farbe antrocknet, dann mit einem weichen Pinsel überschüssige Farbe leicht wegwischen. Immer schön von oben nach unten... Jetzt kommt mal was ganz anderes - 24 Stunden trocknen lassen...
Mittwoch: Erneutes Washing - diesmal allerdings mit Burnt Sienna, einem etwas roteren Ton. Also wieder Farbe angemischt und vorsichtig mit einem 000 Pinsel die Falten unterlegt. Nach zwei Stunden warten kann man die überschüssige Farbe wieder wegwischen.
Die zwei Stunden sind um, jetzt kommt die Haut! Man könnte ja einfach Fleischfarben nehmen, aber das war dem Herrn wohl zu einfach. Also mischen wir die Farbe halt aus Weiss, Gold Ocker und Gebrannter Sienna - und zwar im Verhältnis 4:2:1. Komisch - sieht genauso aus wie die original Fleischfarbe derselben Firma...
Die Fleischfarbe wird nun also mit einem breiten 2er Pinsel und in engeren Regionen mit einem spitzen 00er Pinsel aufgetragen. Hauchdünn - und nie direkt auf die dunkel hinterlegten Hautfalten. Ein Hoch auf den Erfinder der Lupenlampe. Nun ist mal wieder gutes Durchtrocknen angesagt...
Donnerstag: Heute ist Augen Tag. Statt wie gewohnt einen weißen Klecks ins Auge zu Patschen, soll ich etwas Hautfarbe in das Weiß mischen und diese Mixtur mit dem Splitter eines Zahnstochers in die Ecken der Augen (!) plazieren. Das Mischen war ja noch recht simpel, dank meiner Grobmotorik wurde aber wieder ein komplettes Auge, statt zweier weißer Kleckschen.
Für die Lippen habe ich etwas "Englisch Dunkelrot" in die Hautfarbe gemischt und auf die Unterlippe aufgetragen. Bannermann besteht darauf nur die Unterlippe zu bemalen. Auch wenn ich es Anfangs nicht verstanden - hinterher sieht es gut aus. Weiter geht es mit dem Aufhellen von Hautpartien, wie dem Wangenknochen, dem Nasenrücken, den Ohrläpchen, der Stirn und dem Kinn. An diesen Stellen sollen 3 kleine weiße Pünktchen aufgetragen werden und anschließend 2 Stunden trocknen. Gesagt getan. Nach den 2 Stunden soll ich nun mit einem Pinsel die weißen Pünktchen in Abwärtsbewegungen in die Hautfarbe einblenden.
Weiter
geht es mit der Schattierung der rosigen Wangen. Hierfür einfach einen
kleinen Fleck gebrannter Sienna aufbringen, wie bei den hellen Stellen
warten und dann einfach einwischen.
Habe ich früher für ein Gesicht vielleicht eine Viertelstunde benötigt, so waren es jetzt vier Tage. Aber ich muss sagen, das Ergebnis überzeugt. Klar, wenn ich mit nem Makroobjektiv an die Figuren gehe, sehen Sie immer noch bescheiden aus, aber so mit bloßem Auge, quasi 1:1 - doch, da bin ich schon fast zufrieden mit! Es kommt aber noch etwas anderes hinzu - es bringt unheimlich Spaß!
Wie sagte Lutz Fellmuth von New Connection so treffend - der schlimmste Satz eines Modellbauers ist "Ich bin mit meinem Standard zufrieden". Also sitzen jetzt schon die nächsten fünf Hornet Köpfe auf Ihren Sockeln und warten darauf mit farben misshandelt zu werden. Diesmal in einer erhöhten Schwierigkeitsstufe - mit Bartansatz (5 o'clock Schadow) und Schmutzbrillen :O)
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