Erbauer: Andreas Kaufmann Da mich der aktuelle Fuhrpark der Bundeswehr sehr interessiert, war ich schon lange auf der Suche nach einem passenden Modellbausatz im Maßstab 1:35. Speziell seit dem Einsatz im Kosovo und in Afghanistan gibt es ja für Modell- und Dioramenbauer viele Möglichkeiten und interessante Berichte im Internet, die realistische Szenen bzw. ein realistisches Modell ermöglichen. So bin auch ich im Oktober 2011 auf den Modellbausatz von Revell aufmerksam geworden und habe ihn mir bestellt. Da ich schon seit meiner Jugend Modelle gebaut habe sollte der Zusammenbau eigentlich kein größeres Problem darstellen. Mein Augenmerk sollte in diesem Fall jedoch auf der möglichst originalgetreuen Bemalung und „Alterung“ liegen. Ich muss zugeben, dass ich bisher nur einen Panzer gebaut hatte. Mein bisheriges Betätigungsfeld lag eher bei Flugzeugen. Ich habe mich beim Zusammenbau an dem sehr guten Bericht von Herrn Fabian Lünstroth orientiert (auch hier im Forum zu finden) und möchte hier nicht auf jedes Detail eingehen, da mein Schwerpunkt die Bemalung und das „Altern“ sein soll. Herrn Lünstroth’s Anregung ist es auch zu Verdanken, dass ich hier diesen Bericht abgebe. Zum eigentlichen „Bau“ nur soviel: Das Fahrwerk, Federung, Querlenker etc., ist der aufwändigste Teil des Modells. Gerade hier sollte also großes Augenmerk auf den Zusammenbau gelegt werden. Das Problem der Kürzung der zu langen Lenkstangen besteht leider weiter. Hier muss Revell noch einmal nachbessern. Die Geschützlafette (FLW200) ist etwas Fummelig beim Zusammenbau Die von mir gebaute Version, mit der HK GMW, hat leider keinen Munitionsgurt. Detailversessene Modellbauer können ihrer Fantasie hier freien Lauf lassen. Bei den Gummireifen, habe ich die von Revell verwendet. Der Zukauf von Reifen, die sogar noch einen Herstelleraufdruck haben (Michelin, Conti, etc.) hielt ich nicht für notwendig. Bedingt durch die Konstruktion des Fahrwerks, können die Reifen hinterher weder in eingeschlagener Lenkstellung gebaut, noch hinterher gedreht werden, was ich bei diesem Modell sehr schade finde. Nur die Winkelspiegel und Frontscheibe an der Fahrerluke sind aus transparentem Kunststoff. (von den Scheiben für die Scheinwerfer und Rückspiegel mal abgesehen) Die Winkelspiegel an den Luken des Personal-transportmodul’s, sowie die Scheibe des Kamerakastens der FLW200 und der Rückfahrkamera müssen leider aufgemalt werden. Hier sollte auf jeden Fall auch transparenter Kunststoff verwendet werden. Der Mannschaftstransportraum im Einzelmodul ist leer! Hier bietet sich genügend Platz für den Einbau von Einrichtungselementen, was aber nur Sinn macht, wenn die Eingangsluke am Heck offen dargestellt wird, was aber bei diesem Modell von Revell so nicht vorgesehen ist. Entweder bietet Revell noch eine zweite Version einer offenen Hecktür mit an oder man muss das alles selber bauen. Ein Motor, Getriebe etc. ist nicht vorhanden und man sieht das „Fehlen“ auch nicht, wenn das Modell so gebaut wird, wie es von Revell vorgesehen ist. Die Fahrerkabine im Front/Motorbereich des Fahrzeugs ist recht „karg“ eingerichtet. Es muss allerdings gesagt werden, dass man von möglichen Ein- oder Ausbauten nicht viel sieht. (Außer wenn die Luke ganz offen dargestellt wird.) Ich habe also angefangen im Internet Nachforschungen nach folgenden Gesichtspunkten anzustellen. Gibt es aktuelle Fotos oder Filme des Fahrzeugs in der von mir gewünschten Wüstentarnbemalung? Gibt es „Tutorials“ bzw. Anleitungen von Modellbauern, die Alterungs- und Bemalungstechniken erläutern oder vorführen? Gibt es Farbtafeln, welche die genauen Farben anzeigen und die auch im Original angewendet werden? Welche Acrylfarben, Grundierung kann ich verwenden und was brauche ich sonst noch? Da ich zeitlich etwas eingebunden war, zog sich die Recherche etwas hin aber ich wurde in allen Punkten fündig. Farbtafeln mit der Wüstentarnung und viele Fotos, jedoch kaum vom GTK Boxer, gibt es in den bekannten „Tankograd“ Zeitschriften. Ist ja auch klar, das Fahrzeug ist noch zu „Neu“. Bei Youtube kann man aktuelle Filmberichte mit der aktuellen dreifarbigen Wüstentarnbemalung und viele Tutorials zum Thema „Alterung“, Matsch, Weathering, etc. finden, auf die ich noch eingehen werde. Für die Bemalung habe ich überwiegend eine Spritzpistole benutzt. Für die Farben habe ich mich für die Firma Vallejo (Model Air) entschieden, die sowohl ein großes Farbspektrum an Acrylfarben, diverses Zubehör und auch gute Schulungsvideos bei Youtube anbieten. Für die Alterung habe ich Pigmente der Firma „Forge World“ genutzt, die unter der Bezeichnung „Weathering Powder“ vertrieben werden. Abgesehen von Weiß, Schwarz, Versdünner und Klarlack (Matt), kamen für die Wüstentarnfarben hauptsächlich folgende Vallejo Farben zur Anwendung: Light Brown 71027, Sand Yellow 71028, Sandy Brown 71034, Pale Grey 71046, Cam Light Green 71006, Cam Green 71022 und US Dark Green 71016. Somit lassen sich alle notwendigen Bundeswehr „Umtarnfarben“ in allen möglichen Stadien der Alterung darstellen. Der erste Bauabschnitt war also der Bau des Fahrwerks, der Wanne mit Fahrerabteil und der Frontpartie. Teil Zwei war der Bau der Transportkabine. Grundiert wurde alles mit weißer Acrylfarbe. Da das Fahrzeug ein „Einsatzfahrzeug“ in Afghanistan darstellen sollte, stand ich vor der Wahl eine Zwei- oder Dreifarbtarnung zu realisieren. Selbst in den Tankograd Heften findet man viele Fahrzeuge, die „nur“ eine Zweifarbtarnung haben. In den aktuellen Videos auf Youtube sind die GTK Boxer aber in einer Dreifarbtarnung und somit war die Wahl dann klar. Anhand von Verwitterungsbeispielen und dem damit verbundenen Ausbleichen der Farbe fing das Mischen der Farbtöne an. Angefangen von den helleren Braun/Sandtönen ging es über die dunkleren bis zu dem grünen Ton. Das notwendige Abkleben von diversen Teilen, insbesondere der Klarsichtteile, mittels Tamiya Tape und Maskol war sehr aufwändig. Speziell die Abklebung der „nur“ bemalten Winkelspiegelfenster vor der Kommandantenluke war sehr nervig. Ebenso aufwändig gestaltete sich der Schutz der Klarsichtteile des Fahrerfensters. Die eigentliche Lackierung in den Brauntönen war nicht weiter schwierig. Etwas irritiert war ich anfangs jedoch bei dem Grünton (Umtarnfarbe „Helloliv“ RAL 1039 F9) der dann etwas komisch bzw. unpassend auf dem Modell aussah und noch einmal deutlich gealtert werden musste, damit er „echt“ aussieht. Durch die Farbe Pale Grey 71046, gemischt mit Grün im Verhältnis 4:6 oder 3:7, kann das verwendete Grün entsprechend gut aufgehellt werden um den verblichenen Eindruck zu erzeugen. Nun werden die Decals aufgebracht. Die Zielflächen habe ich erst mit Vallejo Decal Fix vorgestrichen und nach ca. 20min die Decals aufgebracht. Abschließend nach dem Trocknen, kam Decal Medium (ein Weichmacher) zum Einsatz. Dieser Weichmacher führt dazu, dass die Decals sich exact um Biegungen oder hervorstehende Nieten legen. Nun folgten zwei „Washing’s“ mit den stark verdünnten Ölfarben Siena natur und gebrannte Umbra. Nach dem Trocknen kam dann die Vorbereitung der Reifen und der Fahrzeugaußenhülle für die Alterung mittels Pigmenten der Firma „Forge World“. Hierbei handelt es sich um feinstes Farbpulver, welches mit einem Pinsel auf eine mit Isopropanol, medizinischem Alkohol oder Spiritus vorbereitete Fläche aufgetragen wird. Auf Reifen, Felgen, freie Flächen, Radkästen, Vertiefungen oder dort wo sich Staub und Schmutz (während der Fahrt aufgewirbelt....) absetzen kann, wird Isopropanol oder Alkohol dünn mit einem Pinsel aufgetragen. Umgehend danach wird mit einem weichen Haarpinsel etwas von dem Farbpigment aufgenommen und auf die feuchten/nassen Flächen aufgetupft. Nach dem Verdunsten des Alkohols bleiben die Pigmente dort hängen und können dann mit einem Pinsel verwischt werden um so einen schönen Staub, oder Schmutzeindruck zu erzeugen. Der Eindruck von Staub wirkt täuschend echt. Besonders die rußigen Dieselabgase/-schlieren lassen sich an den Auspuffschlitzen sehr gut imitieren. Wenn alles getrocknet und man mit dem Ergebnis zufrieden ist, wird das Modell mit mattem Klarlack versiegelt. Der Klarlack fixiert auch die Pigmente, so dass sie sich nicht mehr verwischen lassen. |