Diorama "Stopping Rommel"
von Ulrich Pfaff


Beschreibung: Schlacht von Alam Halfa, 31. August 1942. Ein M3 Grant der Nottinghamshire Yeomanry (Sherwood Rangers), 8th Armoured Brigade/10th Armoured Division passiert einen abgeschossenen deutschen Panzer II der 15. Panzerdivision, südwestlich des Alam-Halfa-Rückens.

Hintergrund: Ende August 1942 versuchte Rommel erneut, durch die britischen Verteidigungslinien in Ägypten nach Alexandria und Kairo vorzustoßen. Er musste die Schlacht am 5. September wegen Sprit- und Munitionsmangel abbrechen - aber auch, weil die Briten ihre Taktik geändert hatten: Sie ließen sich nicht mehr wie bisher mit ihren Panzern zu Kavallerie ähnlichen Angriffen hinreißen und vor die deutsche Pak-Front locken, die Rommel hinter seinen Panzerspitzen aufzubauen pflegte. Auch hatten es die deutschen Panzer III mit den 5-Zentimeter-Geschützen schwer, gegen die stärker gepanzerten Grants anzukommen.

Die Modelle:
Der Grant im Maßstab 1/32 stammt aus der alten Airfix-Serie der 70er Jahre. Er wurde fast komplett aus der Box gebaut, mit kleinen gescratchten Ergänzungen (sunshade brackets aus Evergreen-Strips mit Tarnnetzen aus Mullbinde), da es in diesem Maßstab keine Aftermarket-Teile gibt. Zubehörteile wie Helme und Rucksäcke sowie die Figur (mit selbstgebautem Kopfhörer) stammen aus dem Airfix Multipose 8th Army Set. Die Markierungen sind teils aus Decals, die dem Bausatz beiliegen, teils mit Eduard Express Mask und einer Schablone von Stencilit aufgebrusht. Die Rangabzeichen des Panzerkommandanten sind von Archer Transfers. Bemalung: Stark aufgehelltes Desert Sand von Tamiya als Grundfarbe, dann ein grün-graues Tarnmuster ebenfalls mit der Airbrush aufgebracht. Nach einem nur lokalen Wash mit Terpentin und dunkler Ölfarbe (Mix aus Schwarz, raw umber und burnt siena) habe ich die Vollflächen den beiden Farbbereiche mit etwas hellerer Ölfarbe gebrusht, anschließend nochmal mehrere Drybrushings mit weiter aufgehellten Farbtönen. Die Kette wurde zunächst rostbraun grundiert, dann die Gummipolster schwarz bemalt, anschließend mit silber und später nochmal mit einem Bleistift die blanken Stellen herausgearbeitet. Die Gummipolster wurden zum Schluss hell gedrybrusht.

Der Panzer II (1/35) stammt von Tamiya und wurde mit sparsam verwendeten Fotoätzteilen verfeinert. Die Kette habe ich von Friul genommen, wegen der besseren Darstellung der abgerissenen Kette auf der linken Seite. Die Markierungen habe ich dem Bausatz entnommen, bis auf die Balkenkreuze von Archer. Bemalung: Grundfarbe in Panzergrau von Tamiya, dann unter Auslassung der Kanten Wüstengelb gesprüht. Mit heller Sandfarbe in Öl über das gesamte Modell gebrusht, nach dem Versiegeln mit Klarlack ein Wash in der gleichen Farbe wie beim Grant, aber über das gesamte Modell, so dass es deutlich stärker abgenutzt wirkt als der britische Panzer. Die Einschusslöcher wurden mit einem Motortool gebohrt und dann mit einem weichen Bleistift eingefärbt. Ketten zunächst rostfarben bemalt, dann der dunkle Wash und abschließend alle Stellen, die blank sein sollten, mit einem Stahlschwamm abgerieben (auch bei den Zähnen der Führungsräder von Friul).

Beide Fahrzeuge bekamen zum Schluss ordentlich Pastellkreide, damit sie verstaubt aussehen.


Bodenplatte:
Der Rahmen ist ein Bilderrahmen mit Glasplatte. Darauf wurde zerkleinerter und eingeweichter Eierkarton (mit Tapetenkleister verstärkt) als Erdboden aufgetragen, darüber – solange noch feucht – ganz dünn eine Mischung aus Gips und feinem Sand aus dem Mehlsieb. Größere Felsbrocken (Schotter) wurden in die feuchte Masse eingedrückt. Nach dem Trocknen wurde dann mehr oder weniger feiner Schotter mit verdünntem Holzleim aufgeklebt. Airbrush-Bemalung mit verschiedenen Hell/Dunkel-Farbtönen, stark verdünnt mit reinem Alkohol. Anschließend wurde der Erdboden unregelmäßig mit Ölfarbe gedrybrusht. Die Steine wurden mit etwas angeschwärztem Alkohol gewaschen.

Schwachstelle des Dioramas ist der Größenunterschied der beiden Fahrzeuge, denn gerade zwischen den beiden ohnehin schon sehr verschieden wirkenden Panzern machen sich die beiden Maßstäbe zusätzlich bemerkbar. Der Blickwinkel sollte eigentlich so sein, dass der Panzer II im Vordergrund steht und dadurch nicht so klein wirkt, aber leider muss ich das Diorama wegen der Größe der Platte so im Schrank aufstellen, dass man den Grant von vorne sieht.


Baubericht Grant

Das Fahrzeug:

Der Grant ist die britische Version des in den USA entwickelten M3 Medium Tank und kam zum ersten Mal in Nordafrika bei Gazala im Mai 1942 zum Einsatz. Er war aufgrund seiner 7,5-Zentimeter-Kanone und seiner Panzerung für die deutschen Panzer eine böse Überraschung, denn bisher hatten die Briten nur die schwach gepanzerten Cruiser-Tanks und die ziemlich langsamen Infantry-Tanks Matilda II und Valentine zur Verfügung – und allen fehlte es mit ihrer 2-Pfünder-Kanone deutlich an Feuerkraft, um deutsche Panzer III und IV auf größere Entfernungen wirksam zu bekämpfen. Der Grant (und sein Pendant M3 Lee bei den Amerikanern) blieb in Nordafrika bis zum Schluss der Kampfhandlungen im Mai 1943 im Einsatz, wurde aber nach und nach durch den Sherman abgelöst, zu dessen Entwicklung er ohnehin nur ein Übergangsmodell darstellte.

Der Bausatz:
Obwohl es im Maßstab 1/35 eine riesige Auswahl von hervorragenden Bausätzen gibt, habe ich mich auf den Maßstab 1/32 festgelegt, der eher etwas für Nostalgiker und manchmal auch für Masochisten ist. Solche Bausätze gibt es kaum noch im Handel, und man muss schon etwas Glück und Nerven haben, um zum Beispiel auf ebay etwas Brauchbares zu ersteigern. Ein Grant von Airfix ist selten unter 25 US-Dollar zu haben (plus die happigen Versandkosten), aber dafür bekommt man einen Bausatz, der trotz seines Alters gar nicht schlecht ist. Ein Oldie but Goldie. Allenfalls bei der Passgenauigkeit muss man Abstriche machen, weil Teile gelegentlich verzogen sind. Die Detaillierung ist für einen über 25 Jahre alten Bausatz erstaunlich gut, sogar die Double-I-Kette (WE 210) ist dabei (in Vinyl und leider etwa um ein Glied zu lang).

Zusammenbau:
Im Prinzip kann man kaum etwas falsch machen, wenn man der 28-stufigen Bauanleitung folgt. Ich habe mir die beiden Auspufftöpfe aber bis zum Schluss aufgehoben, weil sie sich besser solo bemalen lassen. Die größte Schwierigkeit bei diesem Modell bestand in einem völlig verzogenen Oberdeck, das ich in heißes Wasser tauchte, um es wieder gerade zu biegen. Das ging gründlich in die Hose und ich hatte ein geschrumpftes Bauteil, das kaum noch zu retten ist – also musste ich das Oberdeck eines Lee aus der gleichen Serie nehmen (der aus dunkelgrünen Plastik ist, wie man auf den Fotos erkennen kann). Ansonsten geht alles recht gut zueinander, gelegentlich muss man ein paar kleine Ritzen verspachteln. Schwieriger ist die Montage der Sandshields, weil vorher das Fahrwerk fertig und die Kette montiert sein muss. Da auch diese beiden Bauteile leicht verbogen waren, gestaltete sich das Ankleben etwas mühsam, funktionierte dann aber doch – lästig ist es allerdings, dass kleinere Fugen bleiben, die nicht so einfach zu verspachteln sind. Das Problem habe ich mir selbst eingehandelt, weil ich nicht die Gepäckleisten (sunshade brackets) des Bausatzes benutzen wollte (die im Übrigen sehr schön detailliert sind mit Rucksäcken, Planen usw.): Ich hatte bereits im Rohzustand Haken angeklebt, auf die später die Leisten aus Evergreen-Strips angebracht werden sollten. Und diese Haken sind beim Verspachteln im Weg (außerdem brechen die Saudinger ständig ab, wenn man das Modell anfasst). Aufpassen sollte man auch beim Einbau des 75mm-Geschützes, das so stramm sitzt, dass nach dem Bemalen jede Bewegung für abgeschabte Farbe sorgt.
Selbst gebaut wurde auch eine Kanister-Halterung auf der hinteren Kettenabdeckung. Beim Zubehör habe ich mich eines Airfix-Multipose-Kits der 8th Army bedient (Helme, Rucksäcke), aus dem auch die Figur stammt. Der Kopfhörer ist selbstgebaut. Die Tarnnetze wurden aus Mullbinde gefertigt.

Bemalung:
Alle Teile wurden je nach Stadium des Zusammenbaus mit stark aufgehelltem Tamiya Desert Sand aus der Airbrush als Grundfarbe lackiert. Die Laufwerksrollen wurden mit Hifle eines selbstgeschnittenen Schablone bemalt: Mit einem Schneidezirkel schneidet man zwölf Deckel aus Klebeetiketten, die auf die grundierten Rollen geklebt werden. Dann kann man ohne viel Mühe die Gummiringe ebenfalls mit der Airbrush schwarz bemalen. Die Kette wurde zunächst rostbraun grundiert, dann die Gummipolster schwarz bemalt, anschließend mit Humbrol Silber und später nochmal mit einem Bleistift die blanken Stellen herausgearbeitet. Nach der Fertigstellung des Fahrwerks wurde der gesamte Bereich erst einmal abgeklebt, damit ich die schiefer-grauen Tarnflecken aufbrushen konnte. Als nächstes habe ich einen lokalen Wash mit Ölfarben (schwarz, raw umber, burnt siena gemischt) und Terpentin aufgerbacht, der danach mit Mattlack versiegelt wurde. Dann wurde das gesamte Modell an den Vollflächen zunächst mit nahezu identischem Farbton in Öl großzügig mit dem Pinsel gebrusht, schließlich mehrfach mit aufgehellter Farbe gedrybrusht.
Bei den Auspufftöpfen habe ich etwas Neues ausprobiert. Nachdem ich die glatte Oberfläche mit dem Motortool aufgerauht und eingedellt hatte, wurden die Teile grundiert, dann in Wasserfarbe (burnt siena) bemalt und nochmal nach einer Schicht Klarlack mit etwas Orange versetzter Siena gedrybrusht. Funktioniert ganz gut.
Die Markierungen bestehen teils aus Decals, die dem Bausatz beiliegen, teils habe ich sie mit Eduard Express Mask und einer Schablone von Stencilit aufgebrusht. Es handelt sich um ein Fahrzeug der Nottinghamshire Yeomanry (Sherwood Rangers), das so genannte second senior Regiment der 8th Armoured Brigade/10th Armoured Division, deshalb die gelbe Turmmarkierung und die Nummer 86 auf der Kettenabdeckung.
Ganz zum Schluss bekam das Fahrzeug noch eine ordentliche Portion Pastellkreide.

Bewertung:
Über das Preis-Leistungsverhältnis kann ich wenig sagen, weil es sich ja hier mehr um ein Liebhaber-Objekt handelt. Aber mal ganz abgesehen davon, dass der Bausatz wie schon gesagt eher etwas für Nostalgiker ist, kann er sich durchaus mit etlichen messen, die heute auf dem Markt sind. Aber eine Qualität wie die der neueren Kits von Tamiya oder DML sollte man natürlich nicht erwarten. Deshalb:
Detaillierung 3, Paßgenauigkeit 3, Schwierigkeitsgrad 2.

Fazit:
Da es gerade an Grant-Bausätzen nicht viel gibt (der von Tamiya ist sowohl vom Fahrwerk als auch von der Turmdimension her völlig daneben, die Resin-Kits von ABM sind meines Wissens nach nur schwer zu bekommen und ziemlich teuer), ist der 1/32 von Airfix durchaus eine Alternative, wenn man damit leben kann, dass weder Fotoätzteile noch Einzelgliederketten verfügbar sind. Leider ist der Bausatz mittlerweile selbst eine Rarität.

 

© 04/2002 Ulrich Pfaff