Diorama "Panzerzug der letzten Stunde - Mähren, April 1945"
Jens Erdmann


Hintergrund
Das Diorama stellt einen provisorischen Panzerzug dar, wie es ihn in den letzten Kriegswochen gegeben haben könnte. Der Zug besteht aus einem Panzerjägerwagen mit einer T34 Oberwanne, einem Flakwagen mit 2cm Flak 38, einer BR 52 Kriegslok mit Tender, sowie einem geschlossenen Güterwagen. Diese Zusammenstellung ist zwar fiktiv, jedoch gibt es durchaus Belege für die einzelnen Wagons.
In Milovice ( nahe Prag ) befand sich eine Panzerzugersatzabteilung, und in Mähren kam es im April 1945 noch zum Einsatz von Panzerzügen gegen die vorrückende Rote Armee.
Die Idee des Dioramas ist, das man alles Material, welches bei der Panzerzugeratzabteilung noch vorhanden war, zusammengeklaubt hat, um noch irgendwie einen Kampfzug zusammen zu stellen.

Der Zug hat auf einer Brücke einen technischen Halt eingelegt. Der Zugkommandant und der Lokführer vertreten sich die Beine, während der Heizer der Zug inspiziert. Auf dem Flakwagen beobachten der Richtschütze und der Geschützführer angestrengt den Horizont, während der Kommandant des Panzerjägerwagens diesen gerade wieder besteigt.
Im Vordergrund muß der Kommandant eines JgPz IV/L70 (V) feststellen, dass die Furt, die er eigentlich durchwaten wollte, von einem "abgesoffenen" SdKfz 250/5 NA blockiert wird, und er sich nun einen anderen Weg suchen muß.

Die Modelle

Die Lok
Die BR 52 ist natürlich der Bausatz von Trumpeter, der im Prinzip aus dem Kasten gebaut wurde. Die einzige wirkliche Herausforderung des Bausatzes waren die Sandleitungen aus Vinyl, die sich selbst mit Sekundenkleber nur sehr schwer befestigen ließen. Man sollte keinesfalls die beiliegenden Windleitbleche verbauen, da diese so nicht bei der Reichsbahn verwendet wurden, und eine von den drei beiliegenden Seriennummern (52 8135) bezieht sich auf eine DDR Nachkriegsfertigung.
Die von mir gebaute Variante 52 1325 mit Splittertarnung und Steifrahmentender lässt sich übrigens so nirgends nachweisen - ich fand das Tarnschema allerdings so attraktiv, das ich nicht widerstehen konnte, es zu malen! :)
Ein Wermutstropfen waren die vielen Auswerferstellen an gut einsehbaren Stellen, die man entsprechend verspachteln muß.
Insgesamt ein toller Bausatz, der aber für Anfänger eher ungeeignet ist.

Der Panzerjägerwagen
...entstand aus einem Flachwagen von Ironside, und einem T34/76 1942 von Tamiya.
Beim Flachwagen wurde einfach die Ladebordwand weggelassen, und die Oberwanne des T34 (mittels Säge und Schleifpapier plan geschliffen) auf die Plattform gesetzt.
Der Wagen bekam in Anlehnung an den deutschen Panzerjägerwagen mit Pz IV Turm einen Pflug aus Plastikkarte und Messingprofilen verpasst, sowie einen Geschossabweiser.
Für diese Art von Panzerjägerwagen gibt es übrigens Fotobelege ( einmal mit 1942, und einmal mit 1943 Turm).

Der Flakwagen
...ist von Dragon - der mit der hohen Bordwand (SSms, UMMS, UMTS, wie auch immer... :).
Ich habe hier mit Balsa Holz einen Flak Hochstand, sowie eine Unterkunftshütte für die Besatzung gebaut. Das Dach der Hütte besteht aus Schleifpapier, das sich sehr schön zur Darstellung von Dachpappe eignet.
Für diese Art von Flakwagen als Truppenumbau gibt es auch wieder Fotobelege.
Die Besatzung ist die "Achtung Panzer" von Dragon.
Der Güterwagen
... ist von Ironside ( German Box Car), und wurde direkt aus der Schachtel gebaut.
Trotz relativ viel Entgratungsaufwand ein sehr schönes Modell.
Ich wollte den Wagon offen darstellen, und habe deshalb Ladegut eingebaut.
Die Herstellung des Ladegutes war relativ einfach zu bewerkstelligen:
Zunächst habe ich aus Hartschaum eine unregelmäßige "Treppenstruktur" geschnitten. Auf die Stufen dieser Konstruktion habe ich diverse Gegenstände aus der Ersatzteilkiste geklebt ( halbe Ölfässer, halbe Kisten, etc. ). Anschließend wurde der gesamte Block mit Papiertaschentüchern überzogen, um eine Plane darzustellen. Ich schmiere die Taschentücher hierfür immer großzügig mit flüssigem Plastikkleber ein, damit sich das Taschentuch gut an das Ladegut "anschmiegt" - man kann hierfür natürlich auch Weißleim verwenden.

Der JgPz IV/70 (V)
...ist das Dragon Expo 2005 Johann Huber Modell.
Ein schöner Bausatz, der ebenfalls direkt aus der Schachtel entand.
Ich habe ihm lediglich eine Sternantenne und andere Decals aus meinem Fundus spendiert, um daraus ein Befehlsfahrzeug zu machen.

Das SdKfz 250/5 Neuer Art
...ist wiederum ebenfalls von Dragon.
Das gute Stück hab ich vor ein paar Jahren versaut, und es lag in meinem Fundus herum!
Nachdem die Frontpartie recht gut war, entschloss ich mich den vermurksten Kampfraum mit der Minisäge abzutrennen, und das Fahrzeug abgesoffen darzustellen, da der Fluss ohne alles doch recht nackt aussah.

Das Diorama
...entstand auf einer 150*40*2,8cm großen Schreinerplatte ( Danke Christian!).
Ich wollte den Zug auf einem Bahndamm darstellen, und am liebsten einen Wasserlauf mit einer Brücke einbauen.
Nachdem ich zu faul zum selber machen war, entschied ich mich, eine Brücke aus dem Eisenbahnsortiment zu kaufen, die ich anhand eines 2 auf 2 cm großen Katalogphotos für schlappe 59 Euro bestellte. Nach Öffnung des Kartons stellte ich fest, dass die Brücke aus genau DREI Kunststoffteilen bestand, und die Seitenteile waren auch noch mit deutlich sichtbaren Schlitzschrauben zu befestigen!!! Das hat für mich nicht den Charakter eines seriösen Modells, sondern eher den von Spielzeug!
Ich entschloss mich also die Brücke umzubauen: aus den Oberzug wurde mittels Säge ( Danke Helmut!) ein Unterzug, der auch nur noch halb so hoch war, und mit Schweißdraht habe ich das Brückengeländer dargestellt.
Den Untergrund habe ich in der üblichen Weise erstellt:
Hartschaum zurecht schneiden, Fliesenkleber und echte Erde für den Untergrund, diverese Washings mit dunklen Ölfarbe, bis mir der Farbton zugesagt hat.

Den Fluss habe ich zuerst grün/braun bemalt, und anschließend mit Silikon die Wellen herausgearbeitet; anschließend mit weiß trocken gemalt, um die Spitzen zu betonen, und das ganze dann großzügig mit glänzendem Acryl Klarlack aus dem Baumarkt überzogen.
Ich bin mit dem Effekt allerdings nicht ganz zufrieden, da die Wellen eher an das Meer, als an ein Binnengewässer erinnern... Beim nächsten Versuch werde ich etwas dezenter zu Werke gehen!

Die Bauzeit betrug fast ein Jahr, und ich war zwischenzeitlich mehrfach versucht, das Ganze sein zu lassen!
Ach ja:
Die tollen Photos hat mein Modellbau- und Club Kollege Ralf Rost (aka Leopardenbiss:)) gekonnt in meinem Garten in Szene gesetzt - Danke Ralf!!!


© 10/2007 Jens Erdmann