Diorama "Last men standing"
Klaus Nickola


Historischer Hintergrund:

Das Diorama zeigt eine Gruppe von deutschen Soldaten, die in einem zerstörten
Haus im Ruhrgebiet in Stellung gegangen sind, um ihren Kameraden Feuerschutz
zu geben, damit sie ebenfalls in Deckung gehen können.
An der Menge der Patronenhülsen erkennt man die Härte der Kämpfe. Seit der
Kampf auf deutschem Boden statt fand, nahm die Heftigkeit sogar noch zu.
Am Sonntag, dem 1. April 1945, trifft im Raum Lippstadt die aus Süden
vordringende 1. US-Armee mit der von Norden vorstoßenden 9. US-Armee
zusammen. Zwischen den Flüssen Rhein, Ruhr und Sieg entsteht dadurch der
„Ruhrkessel", der die Heeresgruppe B unter GFM Model mit der 5. Panzerarmee
und der 15. Armee einschloss. Am Dienstag, dem 10. April 1945 werden Essen und Hannover durch die 9. US-Armee eingenommen. Am Samstag, dem 14. April 1945, wurde nach heftigen Luft- und Panzerangriffen durch die 1. und 9. US-Armee der „Ruhrkessel" aufgerieben. Am 16.April. endeten alle Kämpfe im Kessel. Am 17. April wurde als letzte Stadt im Kessel Düsseldorf besetzt. Die deutsche 15. Armee, die 5. Panzerarmee sowie die Reste von 19 Divisionen mit insgesamt 325.000 Mann werden von den Amerikanern gefangen genommen. GFM Model begeht am 21. April Selbstmord. Mit dem Ende des Kessels war der Krieg im Westen eigentlich
entschieden.

Idee und erste Vorbereitungen:

Die Grundidee hierzu bekam ich, als ich bei meinem Freund Ralf Grah zu Besuch
war. Er zeigte mir seine selbst gefertigten Schuttplatten und ich sagte ihm, dass wenn er mir ein paar mitgibt, ich ein Diorama damit bauen und damit gleichzeitig etwas Werbung für seine Fa. Flash Design machen würde. Im Frühjahr 1999 fing ich damit an.
Nachdem das alles Schuttfelder waren mit denen man einen Straßenkampf darstellen konnte, entschloss ich mich eine Endkampf-Szene aus dem Jahre 1945 im so genannten „Ruhrkessel" darzustellen.

Fertigung der Basis:

Bei diesem Diorama lief die Herstellung der Basis parallel zu der der Figuren, bzw. im Wechsel. Als Grundplatte diente mir eine Hartfaserplatte 27x22 cm. Sie war ausreichend für die Hausecke von Verlinden, die ich dafür auswählte. Diese
Hausecke sollte verteidigt werden und ich wollte unbedingt den neu angekündigten Figurenbausatz „Fallen Comrade" von Dragon Nr.: 61119 in diesem Diorama haben. Die Auslieferung verzögerter sich aber, also musste ich mich nach einer Alternative umsehen. Die fand ich mit DR 6057 Deutsche Grenadiere und Tamiya 35196. Als diese Figuren alle fertig waren, kam nun doch der heiß ersehnte Figurensatz auf den Markt. Also wurde alles neu überdacht und die neuen Figuren eingearbeitet.

Die Ruine der Hausecke ist die VL Ortskommandatur. Die Fensterrahmen sind
scratch gebaut, ausgeschnitten aus 2 mm Kunststoffplatten. Die Enden wurden auf Gärung geschnitten und eingepasst. Die Fensterleisten wurden mittig eingeschnitten (für die Fensterglasüberreste) und eingeklebt.
In die Ecken der Ruine wollte ich Überreste von Böden darstellen, die ich aus
Vierkant-Holzstäben als Balken und aus gepressten Hartpapier gefräste Streifen als Parkett herstellte.
Die Außenmaße der Böden ergaben sich aus den Maßen der Ortskommandatur. Ich fertigte Skizzen von beiden Böden an wie die Balken liegen sollten. Danach schnitt ich die Balken zu und verklebte sie miteinander. Auf und unter das Balkengerüst klebte ich zurecht geschnittene Hartpapierstreifen. Die Enden der Balken und der Streifen bearbeitete ich so, dass es abgesplittert aussah. Den unteren Boden befestigte ich an der Ruine.
Ich setzte nun die Hausecke so auf die Basisplatte, dass die Ruine gut zur Geltung kam und noch ausreichend Platz drum herum war. Gebäude versuche ich immer etwas schräg anzuordnen, um einen besonderen Blickwinkel zu bekommen. Das Diorama wirkt dadurch lebensechter und nicht gekünstelt.
Die Schuttfelder platzierte ich um die Ruine herum, schnitt sie mir zurecht, so dass sie an die Hauswand passten und verklebte alles auf der Basisplatte mit Holzleim.
Lücken zwischen den Feldern füllte ich mit kleinen Steinen und Gipsschutt auf.

Auf den oberen Boden klebte ich eine Schuttecke, die ebenfalls von Flash-Design stammt. Dann wurde alles mit „Tam XF-19" grundiert. Die Fenster- und Türstürze, sowie einige große Schuttbrocken wurden mit „Tam XF-63" lackiert. Die Spritzfehler wurden mit der jeweilig richtigen Farbe wieder bereinigt.
Auf dem unteren Boden wurde wasserverdünnter Holzleim aufgetragen und
gesammelter Bohrstaub darüber gestreut.
Dann wurden die Ziegelsteine mit einer Mischung 60% „Humbrol 60" und 40%
„Humbrol 33" lackiert, sowie die Ziegelsteine auf den Schuttfeldern.
Die Tür wurde aus einer 2 mm dicken Kunststoffplatte geschnitten, mit einem
Vorstecher die Bretter- und Holzstrukturierung nachempfunden und mit einem
scharfen Bastellmesser „verstümmelt". Die Türverstrebungen auf der Innenseite
sind dünn geschnittene McDonald Kaffeelöffel. Die Beschläge sind wie immer
selbst gefertigt. Aus einer 0,5 mm dünnen Kunststoff-Folie wurden Stücke heraus
geschnitten, die Ecken abgetrennt, mit Sekundenkleber benetzt und mit kleinen
abgezwickten Drahtstücken als Nieten bzw. Schrauben versehen. Das Türschloss
wurde heraus gebohrt, die Klinken aus Draht gebogen und aufgeklebt.
Die Türklopferplatte ist auch aus der 0,5 mm Kunststoff-Folie ausgeschnitten. Der
Ring wurde gebogen, erst über ein Rundholz, dann die Enden mit einer Flachzange
abgewinkelt. Die Halterungen, in denen der Ring sitzt, ist ein dünner geschliffener
Schaschlikspieß, dessen Spitze abgeschnitten und flach gefeilt wurde. Dann wurde
mittig ein Loch gebohrt, ein Stück vom Spieß abgeschnitten und mittig zerteilt.
Diese Teile wurden nun auf die Enden des Ringes geklebt und dieser wiederum auf
die Türklopferplatte. Diese wurde, so wie die Türschlösser mit „Nieten" versehen.
Alle Beschläge wurden mit „Tam XF-1" lackiert und mit Silber trocken gebürstet.
Dem Silber wurde etwas Siena-Ölfarbe beigemischt, um einen alten angerosteten
Eindruck zu erwecken. Mit dem Trockenbürsten darf man es nicht übertreiben, da
es sonst unecht aussieht.
Nachdem die Außenmaße durch die Basisplatte ja gegeben waren, sägte ich aus
einer Teppichabschlussleiste aus Kiefernholz mit einer Handsäge die passenden
Rahmenleisten zu. In die Innenseiten der Leisten setzte ich Stifte auf eine Tiefe,
dass die Basisplatte mit dem Boden beim Hineinsetzen mit der Rahmenoberkante
in etwa abschloss. Die Rahmenleisten wurden miteinander verleimt und nach dem
Austrocknen mit einem Wasserlack überzogen (Das macht das weiche Holz stoß-
und kratzfest, das wurde 2x mit feinem Schleifpapier abgeschliffen und erneut
lackiert) Nachdem der Wasserlack richtig getrocknet war, wurde die Grundplatte in
den Rahmen eingepasst und verklebt. Das Ganze ließ ich austrocknen, drehte es
um und fixierte die Unterseite zusätzlich mit Heißkleber.
Das Schild ließ ich bei einem Fachmann für Türschilder gravieren.
Die schmalen Parkettabschlußleisten fertigte ich aus 0,5 mm dünner Kunststoff-
Folie an. Sie wurden wie auch die Parkettböden, die Tür und die Fensterrahmen mit
„Tam XF-64" lackiert. Mit wasserverdünnter „Tam XF-1" gealtert und mit „Revell
75" trockengemalt. Danach wurden an der Tür die Beschläge angebracht und auf
den Böden der Schutt lackiert.
Das Washing über das Gebäude und die Schuttfelder fand ebenfalls mit verdünnter
„Tam XF-1" statt. Die Gebäudeseiten wurden noch mit Terpentin verdünnter Ölfarbe
Umbra gebrannt „gewaschen". Für das Trockenmalen wurde wieder „Revell 75"
verwendet.
Die scratch gebaute Leiter stammte aus einer meiner früheren „Gehversuche"
wieder in den kreativen Modellbau einzusteigen. Sie wurde aus, mit einem scharfen
Bastellmesser abgeschliffenen Spritzästen eines alten Panzermodell-Bausatzes
hergestellt. In gleichen Abständen wurde mit einem 0,6 mm Bohrer Sacklöcher
gebohrt, in die auf gleiche Länge geschnittener Draht geklebt wurde. Vor dem
Einstecken jedoch, wurden die Leiterholme mit „Tam XF-64" bemalt und mit „Revell
75" trockengemalt. Die Drahtstücke wurden an manchen Stellen mit Siena trocken
gemalt. Das Lampenkabel ist eine dünne, flexible Litze aus der Elektronik.
Die etwas überdimensionale Vorhangstange und der zerissene Vorhang stammte
aus dem Bestand meiner damaligen Freundin. Diese Teile konnte ich gerade noch
rechtzeitig vor dem „Mülleimertod" retten. Auf den Vorhang wurde ein Washing mit
Umbra gebrannt aufgebracht. Der Stuhl und die zerstörte Kommodenschublade
sind scratch gebaut und stammen ebenfalls aus einem meiner ersten
„Gehversuche" im wieder gewonnenen Modellbauland. Ich hatte damals ein
komplettes Schlafzimmer, sowie teilweise eine Kücheneinrichtung aus
Kunststoffplatten scratch gebaut. Die Griffe der Schublade sind kleine Silicon-
Kugeln, wie sie häufig als Trocknungsmittel in Verpackungen elektrischer Geräte
zu finden sind.
Das Motorrad stammt von Tamiya, wurde aus der Box gebaut und ist nach dem
Lackieren mit wasserverdünntem Holzleim bepinselt worden. Darüber wurde dann
dünn Backpulver gestreut, um von Rost aufgedunsenes Metall darzustellen. Nach
dem Trocknen wurden die bearbeiteten Stellen mit verschiedenen Rosttönen
lackiert und wie bekannt gealtert.
Die Geschoßhülsen habe ich aus steif gezogenen 0,3 mm Messingdraht hergestellt,
von dem ich immer kleine Stücke mit einem scharfen Messer abschnitt. Fixiert
wurden die Hülsen wieder mit wasserverdünnten Holzleim.
Nachdem ich darstellen wollte, dass Landser ihren nach Deckung suchenden
Kameraden Feuerschutz geben, sollte man ja sehen, dass auch gefeuert wird. Also
überlegte ich mir wie. Mündungsfeuer sieht von der Form aus wie eine
Kerzenflamme, nur dünner. Also zog ich mir Gießäste über einer Kerzenflamme und
suchte mir die dafür am besten geeigneten aus (Gleiches Verfahren wie beim
altbekannten Antennen ziehen). Diese kürzte und klebte ich dann an die
Mündungen der Gewehre. Anschließend bemalte ich sie orange mit einer gelben
Spitze. Der Effekt war überzeugend. Zusätzlich klebte ich dem knieend Feuernden
auf dem 1. Stock noch Messinghülsen an das Gewehr und an die Hand, so dass es
aussieht, als würden die Hülsen gerade aus der automatischen Waffe ausgeworfen
werden.
In die Fensterrahmen wurden aus Klarsichtfolie ausgeschnittene Stücke eingesetzt,
die vorher noch mit einem scharfen Bastellmesser bearbeitet wurden, um Sprünge
im Glas darzustellen.
Das Straßenschild, dass nachträglich verbogen wurde, sowie das eingerissene
Plakat stammt von VL Productions.


Vorgehensweise bei der Bemalung der Figuren:

Zu den Figuren teile ich erstmal allgemeine Dinge mit, denn die Methoden der
Bemalung sind immer gleich. Zu den Herstellern der verschiedenen Figuren komme
ich später.

Ob Resin-, Zinn- oder Kunststofffiguren, alle wurden nach dem gleichen Prinzip
bearbeitet:

1. Entfernen der Angüsse;
2. Entfernen der Guss- bzw. Spritzgrate mittels kleinen Feilen und feinem
Schleifpapier;
3. Verkleben der Teile;
4. Evtl. Zwischenräume mit Acrylspachtel füllen und trocknen lassen;
5. Die Spachtelmasse mit Schleifpapier verschleifen;
6. Figuren auf einen Sockel kleben oder verstiften;
7. Figuren mit Tamiya „XF-19" grundieren;
8. Evtl. übersehene Löcher nachspachteln und verschleifen;
9. Bemalung der Hautpartien mit einem Gemisch aus 70% „Humbrol 61" und
30% „Humbrol 110", Farbe mind. 3 Tage trocknen lassen;
10. Ölfarbe Siena ohne Verdünnung auf die Hautpartien mit einem Pinsel
auftragen, 20 Minuten antrocknen lassen, dann mit einem fusselfreien Tuch
so abwischen, dass die Ölfarbe noch in den Vertiefungen bleibt;
11. Nach der Trocknungszeit (1-2 Tage) die Erhöhungen der Hautpartien mit
einem Gemisch aus „Humbrol 61" und „Humbrol weiß" trockenmalen;
12. Feldgraue Partien wurde mit höher verdünnter „Tamiya XF-65" per Pinsel
aufgetragen. Verdünnt, weil dann die graue Grundierung etwas durchkommt
und ein abgewetzter Eindruck entsteht;
13. Tarnjackenbereiche mit „Humbrol 72" Khaki bemalen;
14. Auf diese Bereiche Flecken mit „Humbrol 161" und „160" aufbringen, je nach
Tarnmuster. Grundlage hierfür war das Heft von Verlinden: „The System";
15. Schwarze Partien mit „Tamiya XF-1" (so wie in Schritt 12, nur nicht so hoch
verdünnt);
16. Mit Terpentinersatz verdünnte Ölfarbe Umbra gebrannt in die Falten fließen
lassen;
17. Nach dem Trocknen (wieder 1-2 Tage) mit „Humbrol 147" hellgrau
trockenmalen;
18. Augen mit Humbrol Elfenbein per sehr dünnen Pinsel bemalen, Pupillen nach
den Trocknen mit einem dünnen wasserfesten Filzstift aufbringen;
19. Holzteile der Waffen wurden mit „Tamiya XF-60" grundiert, die Metallteile mit
„XF-1"
20. Eine Mischung aus 60% Ölfarben Umbra gebrannt und 40% Siena über die
Holzteile pinseln, 30 Minuten warten und dann mit einem Pinsel, der harte
Borsten hat in Maserungsrichtung abziehen, Pinsel immer wieder gut
säubern;
21. 2 Tage trocknen lassen und dann Metallteile mit nur einem Hauch Silber
drybrushen (dabei immer nur in der Längsrichtung hin und her!).
22. Die Trageriemen der Waffen und der Gasmaskenbehälter sind aus
Weihnachts-Lametta gefertigt. Die Streifen müssen nur etwas dünner
geschnitten werden. Sie sind grundiert und dann mit „Tamiya XF-52" bemalt
worden.
23. Die Handgranaten, die der Landser im 1. Stock um den Hals hängen hat, sind
mit einem einzelnen dünnen Kupferdraht zusammen gebunden.

Figuren und Figurengruppen:

Die Figurengruppe, die sich in der Ruine befindet setzt sich aus „Dragon 6057",
„Dragon 6119" und „Tamiya 35196" zusammen.
Die laufenden Figuren sind ebenfalls aus „Tamiya 35196" und „Jaguar 63057-Battle
for Berlin"
.


© 08/2009 Klaus Nickola