Diorama "Hoffnungslos"
Klaus Nickola


Der Kurlandkessel im Fruehjahr 1945
Historischer Hintergrund:

Das Diorama zeigt eine Szene, wie sie sich sicherlich zigmal wiederholt hat. Sich zurückziehende deutsche Truppen, in dieser Szenerie die im Kurlandkessel eingeschlossene 121. Infanteriedivision, die sich von einer Kirchenruine verdeckt kurz erholen, um den schon verlorenen Krieg im Osten danach weiter zu führen.
Zwischen Juli und November rückte die sowjetische Armee im Gebiet der baltischen Staaten vor. Die 1. Baltische Front führte den Angriff (8-10. Oktober) in Richtung Siauliai zur Eroberung von Klaipéda (Memel) an der litauischen Küste durch. Gleichzeitig nahm die 2. Baltische Front Riga, die Hauptstatt Lettlands, ein. Dadurch wurden 33 deutsche Divisionen der 16. und 18. Armee der Heeresgruppe Nord in Kurland eingeschlossen. Am 26. Januar 1945 wurden diese Truppen in Heeresgruppe Kurland umbenannt. Die Stawka, das russ. Oberkommando, schätzte die Situation richtig ein, dass die eingeschlossenen deutschen Truppen in Kurland zwar ein Grund zur Ärgernis seien, es aber wichtiger wäre weiter nach Polen und Ostpreußen vorzudringen. Die Sowjets begnügten sich daher mit einer Land- und Seeblockade. Die Sowjets verfügten jedoch weder über die Mannschaften und Fertigkeiten, den Kampf mit so erstklassigen deutschen Kriegsschiffen wie der "Admiral Hipper" aufzunehmen. Somit konnten die Deutschen eine große Anzahl ihrer Soldaten und viel Kriegsgerät aus dem Kurlandkessel abtransportieren. Es verblieben lediglich 21 Divisionen und eine Brigade (insgesamt 208.000 Offiziere und Soldaten sowie 42 Generäle) bis zum Ende des Krieges auf sowjetischem Territorium. Die Reste der Heeresgruppe Kurland unter Generaloberst Hilpert kapitulierten am 9. Mai 1945 und gingen in sowjetische Gefangenschaft


Idee und erste Vorbereitungen:

Da ich noch einen alten Tamiya-Bausatz des Stug IV besaß und ich ihn endlich mal aus dem Schrank kriegen wollte, informierte ich mich, bei welchen Einheiten und Truppenteilen diese Fahrzeug belegbar verwendet wurde.
Ich wurde schließlich fündig in einem Buch über den Kurlandkessel, in dem ein Foto eines Stug IV abgebildet war, dass bei der 121. Inf. Div. eingesetzt war. Also war der Kurlandkessel Thema meines neuen Dioramas.
Hier fing ich auch an meine Gebäude selbst herzustellen. Die Idee eine Kirche mit einzubeziehen kam durch das Diorama "Der Wolf im Schafspelz" von Shepard Paine. Als Gieß-Vorlage diente mir ein Kirchen-Vakuu-Bausatz der Fa. Remi, einem polnischen Hersteller.


Fertigung des Gebäudes und des Schuttes:

Die Vaku-Form-Platten schnitt ich an den Ecken mit einem scharfen Bastellmesser ein, damit die späteren Abgüsse beim Ausformen nicht zerbrachen. Nun goß ich angerührten Modellbau-Gips hinein, bis die Vakuu-Form voll war. Danach zog ich den überstehenden Gips mit einem Lineal ab.. Nach einer gewissen Zeit formte ich das Teil aus und legte es zur vollständigen Austrocknung auf eine Heizung. (Im Backofen bei 50-75°C geht es schneller, aber vorher unbedingt mit der Chefin der Küche abklären!) Die jeweiligen Vorder- und Rückseiten klebte ich zusammen und verspachtelte die Zwischenräume mit Acrylspachtel. Die leichten Einkerbungen der Mauersteine zog ich mit einem Vorstecher viel deutlicher nach, die Abblätterungen des Putzes machte ich dadurch wesentlich deutlicher. Alle angefertigten Teile wurden miteinander verbunden. An den Wandecken "verputze" ich die Übergänge mit feuchtem Gips und ließ alles ausreichend trocknen.
Die Ruine wurde per Airbrush mit "Tamiya XF 19" grundiert, die Putz-Innenwände mit "Tamiya XF 2", die Ziegelsteinstellen mit einer Mischung aus 80% "Humbrol 60" und 20% "Revell 6" lackiert. Die größeren Steinbrocken in dem Gebäude wurden mit "Tamiya XF 63" per Pinsel aufgebracht. Die Alterung der Ziegelsteine erfolgte mit stark wasserverdünnter "Tamiya XF 1" und mit stark Terpentin verdünnter Umbra gebrannt Ölfarbe. Die Lichter wurden mit "Humbrol 147" gesetzt mittels Trockenbemalung. Die Alterung der Putzwände erfolgte mit sehr stark Terpentin verdünnter Umbra gebrannt Ölfarbe.
Da in der Kirche ein Altarplatz zu sehen sein sollte, musste ich ein paar Stufen einfügen, die zu diesem Altar führen sollten bis zur oberen Platte. Diese bekam ich, indem ich die Mauerteile auf eine 6 mm dicke Kunststoffplatte setzte, die Innenkonturen auf der Platte anzeichnete und sie dann mit einem scharfen Bastellmesser auf die gewünschte Tiefe zurechtschnitt. So wurde ebenso mit der "1. Treppenstufe" verfahren. Diese wurden dann übereinander geklebt und die Stufe mit einem Vorstecher so bearbeitet, dass es aussah als wären es Steinblöcke. Die Grundplatte war eine 1 mm dünne Kunststoffplatte, die rautenartig mit dem Vorstecher eingeritzt wurde, so dass es wirkte als wären es große Steinplatten. Alles was den Boden betraf, sowie den Altar, dessen Abguß aus einer Arznei-Kartonverpackung hergestellt wurde, wurde mit "Tamiya XF 19" lackiert und mit der Umbra-Ölfarben Mischung gealtert. Alles wurde mit "Humbrol 147" trockengemalt.
Mit den Ziegelmauer-Bruchstücken und den Ziegeln wurde ebenso verfahren. Diese entstanden aus Teilabgüßen einer selbst hergestellten Silikonform und der Vaku-Dachziegelform von Remi. Der Geiz hielt mich davon ab, mir die teuren einzelnen Ziegelsteine von Verlinden zu kaufen, also lackierte ich ebenfalls Korkplatten (die noch vom Verlegen bei meinem letzten Umzug übrig waren) mit der rot/schwarzen Farbmischung. Diese hatte ich vorher in Streifen von ca. 1 cm Breite geschnitten. Nun schnitt ich einzelne Stücke in Abständen von ca. 0,5 cm ab. Die Schnittkanten wurden mit dem Pinsel bemalt. Alterung wie schon beschrieben.
Das Kreuz stammte von einem Flohmarkt, das ich zerlegte und mit Ölfarben entsprechend alterte. Die Stuckelemente entstanden aus Abgüssen, die in Kunststoffverpackungen von Lebensmitteln gemacht wurden. Diese wurde entsprechend zerbrochen und nur vorsichtig mit etwas stark verdünnter Umbra gebrannt Ölfarbe gealtert. Die verbrannten Holzbalken sind echte ca. 4 mm starke Vierkant-Holzstäbe, die mit einem Feuerzeug kpl. angebrannt wurden. (Echter als echt geht ja gar nicht!)


Fertigung der Basis:

Bei diesem Diorama lief die Herstellung der Basis nach der Herstellung der Ruine und des Schuttes, des Panzers und parallel zu der der Figuren und des Krads. Als Grundplatte diente mir eine Kunststoffplatte 34x30x0,8 cm (Breite x Tiefe x Dicke).
Auf die Platte wurde die Kirchenruine geklebt mit den dazu gehörigen Treppen und der Steinquaderplatte. Die Übergänge wurden mit Bohrstaub, der mit wasserver-dünntem Holzleim fixiert wurde gestaltet und nach der Trocknung mit Ölfarben ge-altert. Im vorderen Bereich, in dem das Stug stehen sollte und um die Ruine herum wurde mit Gips der Boden gestaltet. Die Kettenspuren wurden in den noch feuchten und leicht formbaren Gips mit Ersatzketten eines Pz. IV aus der Krabbel-kiste gedrückt. Der Boden wurde mit einem Gemisch aus "Tamiya XF 52 & 1" lackiert. Gealtert wurde wie üblich mit Umbra-Ölfarbe, die Höhen mit "Revell 47" trockengemalt. Der Baum ist ein Zweig aus einem Gebüsch vor meiner Wohnung und wurde in ein gebohrtes Loch mit Weißleim verklebt. Das Jesuskreuz, das vom Flohmarkt stammte wurde zerbrochen, in altbekannter Weise gealtert und so wie die anderen verschiedenen Schutt-Teile über die ganze Fläche verteilt und verklebt. Die Fensterrahmen sind scratch gebaut, ausgeschnitten aus 2 mm Kunststoffplat-ten. Die Enden wurden auf Gärung geschnitten und eingepasst.
Die Fensterleisten wurden mittig eingeschnitten (für die Fensterglasüberreste) und eingeklebt. Die Original-Kirchenfenster stammen von der Fa. Dolp und wurden mittels Computer auf meine erforderliche Größe umgeändert. Diese auf Klar-sichtfolie ausgedruckten Fenster wurden in scherbenartiger Form zerschnitten und in die Rahmen eingepasst. Die vielen kleinen Scherben, die ich auf den Boden klebte, lassen erahnen wie langwierig und öde das Schnippeln war. Das Resultat jedoch entschädigte den Aufwand. Anschließend wurde über den Bereich um die Ruine Bohrstaub gestreut, der mit wasserverdünntem Holzleim fixiert wurde.
Nach ausreichender Trocknungszeit wurde das bemalte Lagerfeuer aufgeklebt und die Fläche des Dioramas, die von Schnee bedeckt sein sollten mit wasserverdünn-tem Holzleim bestrichen. Darauf wurde Natron gestreut, der noch zusätzlich mit Haarlack zur Fixierung und für einen gewissen Glitzereffekt besprüht wurde. Fußspuren wurden mittels Stiefeln in den "Schnee" gedrückt.
Nachdem die Außenmaße durch die Basisplatte ja gegeben waren, sägte ich aus einer Teppichabschlussleiste aus Kiefernholz mit einer Handsäge die passenden Rahmenleisten zu. In die Innenseiten der Leisten setzte ich Stifte auf eine Tiefe, dass die Basisplatte mit dem Boden beim Hineinsetzen mit der Rahmenoberkante in etwa abschloss. Die Rahmenleisten wurden miteinander verleimt und nach dem Austrocknen mit einem Wasserlack überzogen (Das macht das weiche Holz stoß- und kratzfest, das wurde 2x mit feinem Schleifpapier abgeschliffen und erneut lackiert) Nachdem der Wasserlack richtig getrocknet war, wurde die Grundplatte in den Rahmen probehalber eingepasst, um zu schauen dass keine zu großen Zwi-schenräume entstanden waren.
Jetzt wurde die Basis in den Rahmen eingesetzt und mit Weißleim verklebt. Das Ganze ließ ich austrocknen, drehte es um und fixierte die Unterseite zusätzlich mit Heißkleber. Nach Aushärtung wurden die Figuren und die Fahrzeuge auf dem Diorama befestigt.


Figuren und Figurengruppen:

Die Figurengruppe, die sich in der Ruine befindet setzt sich aus "CMK-S35002", "Akademy 1377" und "MK-F028" zusammen.
Der Soldat, der vor dem Gespann an der Wand steht ist eine "MK-F020", die Motorradcrew ist "DES KIT" mit der Nr.: 35166-F. Die Gruppe um das Feuer ist von "Gunze Sanyo".
Die marschierenden Warrios-Figuren haben die Nr.: "WA-35056".


© 12/2007 Klaus Nickola