Tiger I (Sd.Kfz.181) Mittlere Produktion


Der Bausatz

Hier bringt uns Tamiya mal wieder einen Tiger Panzer ... nichts ungewöhnliches, könnte man denken, sieht man aber auf den Preis von etwa 75,-DM, so liegt dieser damit im oberen Bereich der Spritzgußmodelle. Ich war zunächst skeptisch, ob es sich überhaupt lohnt fast das doppelte an Geld, was sonst die alten Tamiya Tiger kosten, zu zahlen! Soviel vorweg: JA! Er ist jeden Pfennig wert!
Der Karton beeinhaltet 7 Spritzlinge, (derer 3 für Kettenglieder sind (Es werden 231 Kettenglieder + 9 als Ersatzkettenglieder für den Turm geliefert), 2 Spritzlinge für Laufwerkskomponenten, 1 Spritzling für den Turm und Wannenaufbau und 1 für die Ausrüstungsgegenstände) plus der Wanne.
Die Teile sind allesamt übersichtlich angeordnet und weisen eine sehr gute Qualität und Detailierung auf!
Die Bauanleitung beeinhaltet 14 Bauschritte, ist in sehr guter Darstellung verfasst und sollte keine Fragen offenlassen.
Die Anbringung von Zimmerit ist optional, im Falle der Mittleren Produktionsreihe aber FAST ein Muss! Material für das Zimmerit ist NICHT im Bausatz enthalten.
Die Abziehbilder sind relativ dürftig, und lassen die Wahl für 4 verschiedene Einheiten.

Der Bau

Der Zusammenbau geht im großen und ganzen recht problemlos von der Hand, und die Paßgenauigkeit der Teile ist eine wahre Freude für jeden Modellbauer!
Dies zeigt sich schon im ersten Bauabschnitt, in dem man die Kurbelarme des Laufwerks in die Wanne einführt. Hier zeigt sich, daß nur sehr wenig Spiel vorhanden ist, und sich die Kurbelarme hervorragend zueinander ausrichten lassen, was bei vielen anderen Bausätzen oft komplizierter ist, und zu Fehlstellungen der Räder führt. Mit dem folgenden Anbringen der Heckplatte und der Vorgelege ist die Haupt-Vorarbeit an der Wanne quasi erledigt.

Als nächstes empfiehlt es sich, wenn man den Zimmerit auftragen möchte, den Turm schonmal zu bauen, um letztendlich das Zimmerit in "einem Abwasch" aufzubringen. Der Turm besteht aus zwei Hälften und ist LEIDER noch nicht in der historisch korrekten asymmetrischen Form, was aber nicht wirklich auffällt! Die beiden Turmhälften passen dermassen gut zusammen, daß es schon unheimlich ist. Der Zusammenbau der Kanone mit Rohrwiege und "Innenleben" geht aufgrund weniger Teile und guter Paßgenauigkeit schnell und unkompliziert von der Hand. Die Detaillierung ist zwar nicht genial, aber angesichts dessen, das das Turminnere letztendlich eh nicht einsehbar ist, vollkommen ausreichend!

Was an diesem Tiger besonders gelungen und extrem genau ist, sind die ganz leichten Erhebungen/Markierungen, an denen an der Wanne später Ausrüstungsgegenstände, Schürzen und dergleichen angebracht werden. Vor dem Auftrag von Zimmerit sollte man hier entlang der Markierungen die Teile mit Tesa-Film abkleben, wo später die entsprechenden Teile aufgeklebt werden und eben dort kein Zimmerit vorhanden sein soll. Dies gilt auch für die Löcher am Heck und die Aussparungen für die Auspuffschilde und die Ausrüstungskiste am Turm!

Nachdem diese Arbeiten erledigt sind, sollte man das Zimmerit auftragen. Hier hat wohl jeder seine eigenen Methoden, von verschiedenen Spachteln und Puttys bis zur kostspieligen Zimmerit-Folie. Ich persönlich nehme Auto-Spachtel ultrafein und versuche eine relativ große Fläche mit einem kleinen Spachtel möglichst gleichmäßig dünn zu verteilen. Bevor der Härtungsprozeß beginnt (bei meinem 2 Komponenten Spachtel immer wieder unterschiedlich) beginne ich das Muster mithilfe eines, in verschieden große Stücke geschnittenen, Flohkamms einzugravieren. Dank der Tesa-Film Flächen kann sorglos mit dem Spachtel gepanscht werden, denn nach dem Aushärten und Abziehen der Tesa-Film Streifen ergeben sich wunderschön abgegrenzte Linien, an die die Teile wahrlich "Mikrometergenau" passen! Das hat selbst mich als relativ erfahrenen Modellbauer beeindruckt! Beim Auftrag des Zimmerits sollte man allerdings auf das Zimmerit auf der Glacisplatte verzichten, obwohl dies in der Bauanleitung vermerkt ist, denn es konnte noch kein fotografischer Beweis erbracht werden, daß hier wirklich Zimmerit aufgetragen wurde.

Während man auf das Trocknen des Zimmerits wartet, kann man sich der Räder widmen und diese noch am Spritzling bemalen. Es handelt sich hierbei um das KOMPLETTE Laufwerk mit den korrekten Doppelrollen, nicht wie bei früheren Modellen mit Pseudolaufrädern. Viele der Räder sind später zwar nicht sichtbar, und dennoch fein detailliert. Beim Aufbringen der Räder auf die Kurbelarme sollte man darauf achten, wann welche Radkomponente auf welchen Kurbelarm plaziert werden muß, da aufgrund der Verschachtelung ganz schnell ein Kurbelarm versperrt ist, auf den eigentlich noch ein weiter hinten liegendes Rad gehört. Da mein Tiger an der Ostfront eingesetzt sein sollte, verzichtete ich auf den Anbau des vordersten außenliegenden Laufrades, da dies ein typisches Merkmal der Tiger an der Ostfront war, denn an dieser Stelle sammelte sich im morastigen, russischen Gelände meist zuviel Dreck an, daß es Probleme gab.

Als nächstes sollte man sich schon der Kettenmontage widmen. Die Kettenglieder sind sehr gut detailliert und sind ohne Probleme vom Spritzling zu trennen. Zudem ist die Plastikfarbe schon so gut gewählt, daß man sie fast gar nicht mehr grundbemalen muß, sondern später nur noch einem wash in dunklen Farben, etwas trockenmalen und einstauben mit Pastellkreiden unterziehen muß! Der Zusammenbau der Kettenglieder geht wirklich schnell und unkompliziert, und paßt sich dem positiven Paßgenauigkeitsbild des Bausatzes an! Kleines Manko ist die Zahl der benötigten Kettenglieder, denn es werden pro Seite 99 Kettenglieder benötigt, im Original waren es aber nur 96. Dies mag ja irrelevant erscheinen, da man es nicht sieht, wundern tut es mich aber trotzdem, daß es maßstäblich nicht wirklich hinhaut.

Nach dem Aufziehen beider Ketten kann nun auch endlich das Wannenoberteil aufgesetzt werden. Auf keinen Fall vor dem Aufziehen der Ketten machen, da es sonst zu großen Problemen am Treibrad kommt, da der Platz hier sehr gering ist! Nun kann man sämtliche Teile anbringen, die ebenfalls in Panzerfarben bemalt werden können, wie die Schürzen, Schmutzfänger, Rohrzurrung, usw. Die Auspuffblenden sollten erst später angebracht werden, wenn man dem Panzer den Grundanstrich verpasst hat und die Auspufftöpfe in Rostfarben gestrichen sind! Hier links kann man nun schön der zusammngebauten Tiger im Rohzustand sehen, wobei man an der Heckplatte und am Turm die abgeklebten Aussparungen vom Zimmerit für die Ausrüstungsgegenstände und Ersatzkettenglieder sehen kann. Das nächste Foto auf der rechten Seite zeigt den Tiger im gleichen Zustand nochmal von der anderen Seite. Hier kann man nochmal die Bereiche für den Zimmerit Auftrag sehr schön sehen ... schon in diesem Zustand ist er eine Augenweide.

Nun kann man dem gesamten Panzer einen Grundanstrich verpassen, was ich in einem sandgelb mit Pinsel aufgetragn habe. Diese Farbe mische ich aus einigen Revell-Farben zusammen, besteht aber zum größten Teil aus der Farbe Nr.88, was sich (glaube ich) Ocker schimpft. Theoretisch könnte dies auch schon die endgültige Bemalung sein, je nachdem was man gerne hätte. Die Tarnmuster, die für diese Tiger zulässig sind, sind sehr weitläufig, von simplen sandgelb, über Zwei- und Dreifarbtarnungen bis zur Wintertarnung. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Ich persönlich entschied mich für eine Zweifarb-Tarnung in sandgelb und rotbraun. Diese sollte für mich zum ersten mal mit einem Airbrush aufgetragen werden. In einer frühmorgendlichen Aktion durfte ich als blutiger Airbrush-Anfänger mit Carstens Airbrush (und unter seinen strengen Blicken) die rotbraunen Streifen auftragen, wobei allein das mischen und verdünnen der Farbe für den Airbrush schon schwierig genug war. Im Ergebnis war ich nicht wirklich zufrieden, da es doch diverse Schmierereien gab und die Übergänge mehr schlecht als recht waren. Für den erfahrenen Airbrusher wird es aber ein Spaß sein über die übersichtlichen und großen Flächen des Tigers die Tarnung aufzubringen und eine Dreifarbtarnung macht sicher noch etwas mehr her!

Nach dem Trocknen der Farbe kann nun mit dem Aufbringen der Abziehbilder begonnen werden. Ich entschied mich für die Zuordnung ders Tigers zur schweren Panzerabteilung 506 und benutzte auch die Original Abziehbilder des Bausatzes, obwohl aufgrund der Zimmerit Riffelung oft Probleme mit den herkömmlichen Abziehbildern auftreten. In diesem Fall ging alles problemlos vonstatten, und es lohnt sich die Abziehbilder in Wasser, dem Essig beigemengt ist einzuweichen, da es diese dann noch etwas geschmeidiger macht. Die Zahlen und Balkenkreuze auf dem Zimmerit wurden dann mit einem kleinen Stück geknülltem Taschentuch SEHR fest aufgedrückt, sodaß sie sich dem Muster relativ gut anpassten. Ganz wichtig hiernach ist das Übermalen der Abziehbilder und der Umgebung mit mattem Klarlack! Natürlich gibt es diverse andere Möglichkeiten die Markierungen aufzubringen, wobei das Benutzen von Sprühschablonen sicher die beste ist, da es im Original ja auch nicht anders gehandhabt wurde. Ich jedenfalls bin mit dem Ergebnis und dem relativ geringen Aufwand dafür sehr zufrieden! Ob ich damit nun einfach Glück hatte oder es an der recht guten Qualität der Abziehbilder von Tamiya liegt, lasse ich mal dahingestellt sein.

Als quasi letzter Akt in der Vervollständigung des Panzers werden nun die Ausrüstungsgegenstände wie Winde, Spaten, Axt, Haken und dergleichen bemalt und in die vorgesehenen Markierungen geklebt. Die Qualität der Teile und deren Befestigung ist sehr gut. Das seitliche Seil passt hervorragend, in die, vor dem Zimmeritauftrag abgeklebten, Löcher und macht einen sehr schönen Eindruck. Lediglich die beiden Abschleppseile auf der Wanne machen einen zu starren Eindruck und stehen etwas über dem Motordeck hoch. Hier sollte es einfach angeklebt werden. Den Abschluß bilden die Erstzkettenglieder am Turm, die gut in ihre Halterungen passen. Man kann die Abklebestreifen allerdings noch etwas dünner wählen, als ich es getan habe, wie man auf dem oberen Bild noch gut sehen kann!
Tamiya spendierte dem Bausatz noch eine Kommandantenfigur, die dem üblichen Tamiya Standard entspricht, also nix weltbewegend tolles, aber auch nicht übel. Zur Wahl stehen zwei verschiedene Köpfe mit verschiedenen Kopfbedeckungen,
Damit ist der Tiger so gut wie fertig ... fehlen nur noch ein paar Details.

Bemalung/Alterung

Wie bereits weiter oben erwähnt verwendete ich hier einen Zweifarb Anstrich in sandgelb/rotbraun, mit Airbrush aufgetragen.
Zur Heraushebung von Vertiefungen, und um dem Panzer einen etwas verdreckten Eindruck zu verpassen beutzte ich eine Tunke aus dunklen (schwarz, dunkelbraun, grau und etwas gelb) Pastellkreiden und Spiritus. Spiritus deshalb, weil es die Revell-Farben nicht auflöst und sich so ungefährlich und relativ leicht Schmutz darstellen lässt, der mit etwas Übung auch in Vertiefungen einfließt. Wichtig hierbei ist die Bemalung von waagerechten Flächen, also den Panzer drehen und wenden!

Danach kam noch das übliche Trockenmalen mit einer etwas helleren Sandgelbfarbe mit etwas metallischem Anteil, sowie das Verstauben mit Pastellkreiden Staub, der im Bereich des Laufwerks großzügig und nach oben hin weniger einzusetzen ist. Ein positiver Vorteil dieser Art der "Verstaubung" ist, daß das restliche "Glänzen" der Abziehbilder abgestumpft wird.
Zuguterletzt habe ich dem Modell noch etwas "Realitätsnähe" bringen wollen durch zufügen von Kampfschäden ... Einige Originalfotos zeigen vielfach den Einschlag feindlicher Panzergranaten, die an der dicken Panzerung des Tigers entweder abprallten, abrutschten oder steckenblieben. Gerade im Frontbereich waren diese Kampfspuren von Granateneinschlägen fast symptomatisch für die Tiger.
Ich entschloss mich im Front- und Seitenbereich meines Modells an den Stellen, an denen ich abgeplatztes Zimmerit simuliert hatte auch Einschläge von Granaten zu zeigen. Dies geschah (nach einigem Üben an nicht mehr benötigten Plastikteilen und an meinem alten Tiger I (früh)) mit einem Lötkolben. Dabei hat sich gezeigt, daß Durchschüsse recht einfach zu simulieren sind ... Steckschüsse mit etwas aufgeplatzter Panzerung aber etwas Übung vorher verlangen und die Hitze des Lötkolbens weder zu hoch noch zu niedrig sein darf. Die Turmpanzerung und die Unterseite der Wannen-Frontpanzerung erhielten "Abrutscher", d.h. die Granaten prallten ab, und hinterließen quasi eine Furche. Gleiches passierte an der rechten Turmfront. An den Seiten ist jeweils ein Treffer zu sehen.

Fazit

Der Zusammenbau ist eine wahre Freude und wenn man auf das Zimmerit verzichtet ist es gerade auch ein Bausatz für Anfänger, da die Paßgenauigkeit phänomenal ist.
Hier bleiben also kaum Wünsche offen, ein detaillierter Innenraum wäre sicher schön, und machbar, letztenendes aber eben als normales Standmodell einfach nicht einsehbar daher sinnlos. Natürlich kann man auch an diesem Bausatz Unmengen an Verfeinerungen und Ergänzungen vornehmen, je nach persönlichem Geschmack, aber es eignet sich ebenso hervorragend es direkt aus dem Kasten zu bauen!

Bleibt als Fazit daß aufgrund der hervorragenden Paßgenauigkeit, Detaillierung und Bauanleitung ein wirklich hervorragendes Modell, das auch von Anfängern beherrscht werden kann, hier vor uns steht und zu recht den Panzer-Modell GOLD Award verdient!

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur: (für nähere Infos zum Buch, geht zu unserer Bücherliste)
· Tiger I & II - Kampf und Taktik - Thomas L.Jentz
· Panzer Tracts 6 - Schwere Panzerkampfwagen (D.W. to E-100) - Jentz, Doyle
· Tiger I on the Eastern front - Jean Restayn
· Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten - Walter J.Spielberger

© 4/2001 Thomas Hartwig

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