Kässbohrer 68-Tonnen-Panzertransportanhänger Sd.Anh.121



 

Das Original

Mit Schwerlastanhängern wird meist die Firma Culemeyer in Bezug gebracht, die ohne Zweifel für ihre 60 und 80-Tonnen-Schwerlastanhänger besser bekannt war. Vor, während und nach dem Krieg waren die Culemeyer-Straßenroller, mit denen bspw. Eisenbahnwagen auf der Straße transportiert werden konnten, durchweg öfter im Verkehr zu bewundern.

Auch die Firma Kässbohrer stellte wohl eine kleine Serie eines Schwerlastanhänger für 68 Tonnen Ladekapazität her, mit dem die schweren Tiger II bzw. Jagdtiger transportiert werden konnten – und zwar gezogen von einer einzelnen FAMO-Zugmaschine. Zumindest auf weitgehend festem Untergrund.

Im Internet konnte ich nach langem Suchen nur ein undeutliches Bild finden, dessen Unterschrift den Anhänger der Firma Kässbohrer zuordnete. In der Literatur gibt es auch nur wenige Hinweise auf dieses Fahrzeug – allerdings ist eine hervorragende Bildfolge in dem Heft „Panzer in the Gunsights 2“ von Concord zu finden, in dem der Autor Steven J. Zaloga allerdings Culemeyer als Fertigungsfirma für den Anhänger ausweist, was jedoch nicht korrekt ist. Besonders die Anordnung der Fahrgestellteile zwischen den beiden Hälften der Ladebrücke erscheint für von Culemeyer gefertigte Schwerlastanhänger eher untypisch, da bei diesen die Laufrollen meist an den Rahmenseiten und nicht mittig montiert waren – zumindest auf den mir bekannten Fotos.

Nachdem auch Schatton-Modellbau (wie früher ebenso Cromwell-Models) Kässbohrer als Fertigungsfirma des Vorbildes unseres Models nennt, bleiben wir also dabei – bis jemand das Gegenteil endgültig beweisen kann.

Wie viele Exemplare hergestellt worden sind, konnte nicht ermittelt werden. Der Anhänger bestand aus einer zweiteiligen Ladebrücke, in deren Mitte sich zwei Fahrgestell-Komponenten mit je 12 vollgummibereiften Zwillingsrädern befanden. Je zwei Radpaare waren mit ihren kurzen Achsen an einem Blattfederpaket angeflanscht und an einem Drehschemel befestigt. Damit war sichergestellt, dass alle Achsen synchron über die  Zugdeichsel und ein entsprechendes Lenkgestänge gelenkt werden konnten.  Jeweils die beiden  mittleren und inneren Drehgestelle waren mit einer Brücke verbunden, die jedoch im Rahmen schwingend gelagert war, um eine bessere Auflage aller Räder bei Steigungen bzw. Bodenunebenheiten zu gewährleisten. In Höhe der mittleren Achsenpaare befanden sich der vordere und hintere Brückenträger, auf welchen die langen Hälften der Ladebrücke ebenfalls in begrenztem Maße schwingend angebracht waren. Beladen wurde der Kässbohrer-Anhänger über zwei dreiteilige Auffahrrampen, deren Einzelteile zusammen mit den massiven Stützträgern – diese wiesen ein unterschiedliches Höhenniveau auf – am Heck des Anhängers mit starken Bolzen zum Be- und Entladen befestigt werden konnten. Beim Transport wurden die Rampenteile vollzählig auf dem Anhänger vorne und hinten am Ende der Fahrgestell-Komponenten verstaut.

Den zu transportierenden Panzer sicherten zumindest auf längeren Strecken jeweils gefederte Zurrstangen gegen Verrutschen.  

Der Bausatz

Kässbohrer 68-Tonnen-Panzertransportanhänger SdAnh. 121 für Tiger II bzw. Jagdtiger,  jetzt im Vertrieb von Schatton-Modellbau ... Was heißt das genau? Schatton-Modellbau hat vor ca. 1 Jahr die Formen für den 68-Tonnen Panzertransport-Anhänger der Firma Kässbohrer (Sonderanhänger SdAnh. 121) vom schottischen Hersteller Cromwell-Models übernommen und bringt den von vielen „Tiger-Freunden“ heiß begehrten Bausatz erfreulicherweise nunmehr unter dem Schatton-Label in einer voraussichtlich limitierten Sonderserie auf den Markt. 

Bei dem vorgestellten Bausatz handelt es sich um einen Vorab- oder Probeguß von Schatton. Die Lieferung der ersten Serienbausätze wird in Bälde erwartet. Aber bereits bei diesem Vorabbausatz überzeugte schon eine sehr gute Fertigungsqualität.

Alle Teile waren verzugs- und blasenfrei gegossen, was bei deren teils recht komplexen Formen und insbesondere der Länge der Ladebrückenhälften schon sehr gut ist. Nacharbeiten beim Versäubern hielten sich in herstellungs- bzw. werkstoffbedingten Grenzen. Geringere Spachtelarbeiten waren hauptsächlich an den Unterseiten der Ladebrückenteile und ihrer Träger nötig. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies bei der Serienfertigung weitgehend entfallen dürfte.

Der Bau

Begonnen wurde mit der Montage der Fahrgestellhälften, wobei diese unproblematisch verlief. Wichtig ist nur, dass sich der Modellbauer genau an die Bauanleitung hinsichtlich der Stellung der Drehgestelle mit den Verbindungsstücken für das Lenkgestänge hält, sonst bekommt man damit später tatsächlich Schwierigkeiten. Der Bauplan weist aber die Ausrichtung und die genaue Reihenfolge der einzelnen Drehgestelle korrekt aus. Die Zugdeichsel kann nach oben bzw. unten beweglich in den Rahmen des vorderen Fahrgestells eingeklippst werden.  

Aufgrund der sehr guten Passgenauigkeit gestaltete sich die Montage recht einfach. Bei den Nahtstellen der Brückenträger und deren Verbindungsteilen waren ebenfalls geringe Spachtel- und Schleifarbeiten vonnöten, welche jedoch ohne Schwierigkeiten zu bewerkstelligen waren.

Der Zusammenbau der Ladebrückenhälften sollte erstmal einzeln mit der Anbringung der ganzen Kleinteile begonnen werden. Auch hier passte wieder alles prima zusammen, Nacharbeiten fielen kaum an. Die Verbindungsteile der Lenkung von den innen an den Ladebrückenteilen seitlich geführten Lenkstangen soll besser erst erfolgen, wenn die Ladebrücke mit den Brückenträgern fest verbunden ist, sonst brechen die filigranen Gestängeteile mit Sicherheit. Hat man also die Kleinteile bis auf die gerade genannten angebaut, werden die Brückenhälften mit einer mittig anzubringenden Querstrebe verbunden. Da dies zunächst mal die einzige Verbindung der beiden nicht gerade kleinen und leichten Brückenteile ist, muss hier sehr exakt gearbeitet werden. Vor allem ist auf absolutes Einhalten der rechten Winkel zu den Ladebrückenhälften zu achten, sonst passen diese nicht mehr richtig auf die Brückenträger der Fahrgestelle.

Bevor dann die Ladebrücke mit den Teilen des Fahrgestells verbunden wird, habe ich meinen Anhänger weitgehend lackiert und gealtert. Dies deshalb, weil etliche Stellen einfach besser zugänglich waren und die einzelnen Komponenten nicht so starken Belastungen an den Verbindungsstellen ausgesetzt waren.

Unbedingt empfiehlt es sich, die Ladebrücke vor dem Verkleben mit den Brückenträgern zu verstiften. Das ist für die Stabilität der Verbindung unerlässlich.

Nachdem ich einen Schleppzug mit verlastetem Panzer bauen wollte, habe ich die Rampenteile natürlich ebenfalls verladen. Auch hier traten keine Probleme auf. Es dürfte jedoch spannend sein, ein Diorama mit einem Verladevorgang zu bauen; hier bestünde dann die Möglichkeit, sich auch mit einem ein- bzw. ausfedernden Panzerlaufwerk so richtig auszutoben. Das wäre gewiss eine hochinteressante Herausforderung…


Bemalung/Alterung

Für mich kam als Farbe nur Dunkelgelb infrage. Zumindest kann man nach den vorliegenden Schwarz-Weiß-Fotos davon ausgehen, dass dem so war. Eine Tarnlackierung halte ich bei diesen Anhängern für unwahrscheinlich – ob es Ausnahmen gab, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich habe den Anhänger daher komplett Dunkelgelb (MM 2095) lackiert.

Das Altern bewerkstelligte ich durch Unterlegen der Kanten und Vertiefungen mit dunklen Farbpigmenten der Firmen Kremer und MIG. Anschließend folgte der Auftrag einer Schicht matten Klarlacks (Xtra-Color) nebst 48 Stunden Trocknungszeit. Das punktuelle „Waschen“ nahm ich mit „Enamel Wash“ AK 300 für deutsche dunkelgelbe Fahrzeuge vor, Filter wurden mit diversen gelben, weißen und grünen Ölfarben gesetzt, die mit „White Spirit“ AK 047 in bzw. zu unterschiedlicher Intensität ausgezogen wurden. Dezente Rost- und Schmutzschlieren folgten nach gleicher Methode mittels „Rust streaks“ und „Streaking grime“ aus dem Set „Streaking effects“ AK 062.  Ein leichter Schmutz- und Staubauftrag folgte nach einem gründlichen Durchtrocknen mit AK-Pigmenten („Light Dust“ AK 040 und „European Erth“ AK 042), die mittels Pigment-Fixer AK 048 griffest gemacht werden müssen.

Zuvor gab es noch diverse Kratzer, Lackabsplitterungen und Roststellen, um einen „strapazierten“ Eindruck des Fahrzeugs darzustellen. Blanke Metallstellen stellte ich durch Verwendung von dunklem Grafitpulver AK 086 dar. 

Beschriftungen brachte ich keine an, da auf den wenigen mir bekannten Vorbildfotos auch keine zu entdecken waren.

Fazit

Ein wirklich ungewöhnlicher Bausatz, der in keiner (Tiger-)Sammlung fehlen sollte. Sicher hat das Ganze seinen Preis (knapp unter 150,00 Euro), jedoch tendiere ich dazu, eher mal mehr Geld für etwas Außergewöhnliches auszugeben, als immer nur „Stangenware“ zu kaufen. Schlussendlich entscheidet jeder Modellbauer selbst, was er kaufen wird oder nicht. Jedenfalls kann man der Wiederauflage des Bausatzes von Schatton-Modellbau bereits mit Spannung entgegen sehen. Und evtl. reizt es mich ja dann doch, mal so eine Verladeszene mit einem Jagdtiger, der gerade die Rampe zum Anhänger hochfährt, darzustellen …. Wer weiß?

 



Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detailierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

Empfohlene Literatur:

Das Internet - aber leider kaum etwas zu finden.

Ansonsten: Concord Publishing Company: Panzer in the Gunsights 2, Steven J. Zaloga

© 05/2013 Volker Andorfer

10226 Leser des Bauberichts seit dem 03.05.2013



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