Roland - Kette

 

Das Original

Der Flugabwehrraketenpanzer 1 ROLAND (FlaRakPz 1 ROLAND) ist ein gepanzertes Vollkettenfahrzeug der MARDER-Familie. Er dient zur Abwehr der Bedrohung aus der Luft durch reaktionsschnelle Bekämpfung von gegnerischen Luftkriegsmitteln bis zu einer Distanz von 6000 m im niedrigen und mittleren Flughöhenbereich mit sehr hoher Treffgenauigkeit und Allwetterfähigkeit. Das Triebwerk ist wie beim SPz MARDER rechts im Fahrzeugbug. Links daneben befindet sich der Fahrer. Im Bereich vor dem Fahrerplatz ist das Zusatz-Stromerzeugeraggregat untergebracht. Der Kampfraum erstreckt sich von der Mitte bis zum Heck des Fahrgestells, darin befinden sich neben der Bedienungsmannschaft (2 Mann) alle technischen Komponenten der Waffenanlage und Bedienungseinrichtungen für das Lenkflugkörpersystem. Am/im Drehturm sind u.a. das Rundumsuch- und das Folgeradargerät sowie die Visiereinrichtung und zwei bewegliche Werferarme. In den Kettenschultern befinden sich links und rechts neben dem Turm jeweils ein Trommelmagazin mit je vier Lenkflugkörpern, die automatisch nachgeladen (LFK an Werferarm) werden können. Das drehstabgefederte 6-Rollen-Laufwerk ist durchgängig

· Reichweite (max.): 6000 m
· Bewaffnung: LFK-System ROLAND
· Gefechtsmasse: 35 t
· max. Fluggeschwindigkeit: 510 m/sec
· Flugdauer für 6000 m: min. 13 sec
· Besatzung: 3 Mann
· Einführungsjahr: 1981
· Startmasse LFK: 65 kg
· Munitionsvorrat: 10 Lenkflugkörper
· Feuerleitrechner: digitaler Zentralrechner
· Motorleistung: 441/2200 kW/min-1
· Fahrbereich (Straße): 500 km
· Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
· spezif. Bodendruck: 9,9 N/cm2
· spezif. Antriebsleistung: 12,6 kW/t

Quelle: www.deutschesheer.de

Der Bausatz

RN liefert den UMBAUSATZ für den guten alten Tamiya-Marder 1A2 in einer recht stabilen weißen Pappschachtel. Beim öffnen erwarten den geneigten Modellbauer eine Tüte mit Zinnteilen, eine neue Oberwanne und der Turm aus hellgrünem Resin und drei Tütchen mit weiteren Resinteilen. Eine erste Sichtung der Teile ließ mich in etwa erahnen was da auf mich zukommen würde, denn nahezu kein einziges Resinteil war blasenfrei. Wenigstens hielt sich der Verzug in Grenzen, zu meiner Überraschung war die Oberwanne komplett verzugsfrei. Bei Zinnteilen muß man ja generell etwas mehr Versäuberungsarbeit in Kauf nehmen. Abziehbilder stellt RN grundsätzlich nicht zur Verfügung, in der Bauanleitung wird auf das TL-Sortiment verwiesen. Apropos Bauanleitung: Diese so zu bezeichnen ist teilweise schon recht makaber, denn die Teile sind nicht nummeriert und in der Bauanleitung selbst muß man schon ein As im Bilderrätseln sein um rauszufinden welches Teil jetzt gemeint ist. Da hilft die wörtliche Beschreibung der Bauschritte auch nicht viel. Ohne die Fotos bei "In Detail" wäre ich echt aufgeschmissen gewesen. Wenigstens ist der Tarnplan enthalten. Die Detaillierung kann man als zufriedenstellend bezeichnen, wenn es auch an manchen Stellen arge "Klopper" gibt. Dazu später mehr.

Der Bau

Ich bin ja nun kein Neuling was RN-Modelle angeht, deshalb habe ich mich in weiser Voraussicht mit einer Einkaufstüte voll Plastik-Sheet und Spachtelmasse in rauen Mengen eingedeckt. Da zum geplanten Baubeginn seltsamerweise in ganz München kein Exemplar des Tamiya-Marder aufzutreiben war, habe ich damit begonnen, die Oberwanne und den Turm zu montieren. Oberwannen von RN haben die unangenehme Eigenschaft dass das Resin hier sehr dünn ist, was dazu führt, das schon bei der kleinsten Schleiferei die Wanne bricht. Dies ist mir auf beiden Seiten am Heck passiert. Aus diesem Grund habe ich die Innenseite der Oberwanne mit Plastik-Sheet so verstärkt, dass ich danach gefahrlos alle notwendigen Schleif- und Spachtelarbeiten ausführen konnte. Wenn man RN-Modelle baut, empfiehlt es sich einen "Dremel" oder etwas ähnliches zur Hand zu haben. Erstens ist das zuschleifen der Teile (und das ist zumindest bei den großen Teilen mehr als notwendig) einfacher, und zum anderen sind die Angüsse im Vergleich zu den Teilen dermaßen massiv, dass alles andere als die Verwendung einer Trennscheibe nur mit Bruch endet. Beim versäubern der Teile sieht man erst wie miserabel der Guss der Teile eigentlich ist, den mit jedem Millimeter-Bruchteil, den man wegschleift, tauchen neue Blasen auf.
Der Bau der Oberwanne selbst ist keine große Sache. Es werden die Staukästen an den Seiten angeklebt, der obere Teil der zweiteiligen Rückwand angebaut sowie die Halterungen für das Radar in Marschstellung und die Kameras vorne und hinten montiert. Einige Kleinteile des Tamiya-Bausatzes müssen ebenfalls noch angebaut werden. Die Detaillierung der Oberwanne ist zufriedenstellend, die Abschleppseile und Eisgreifer sind angegossen, was aber kein Manko ist, denn die sehen wirklich gut aus. Vorne auf der Motorhaube sind ein zusammengerolltes Tarnnetz und eine zusammengerollte Plane aufgegossen, diese habe ich aber entfernt, da die Gravuren der Motorhaube selbst so grausam waren das ich mich entschloss diesen Bereich später durch ein Tarnnetz zu verdecken. Damit war klar dass mein Roland im Manöver-Einsatz sein sollte. Desweiteren spendierte ich der Fahrerluke neue Scharniere, da die angegossenen aufgrund einer gigantischen Blase quasi kaum noch vorhanden waren.
Beim Bau des Turms traten dann die ersten größeren Probleme auf. Denn wie ich feststellen musste, fehlten bei meinem Bausatz sowohl die Halterungen für das Zielfolge-Radar als auch der Unterbau für das Suchradar. Obwohl Carsten zufolge der Inhaber der Firma RN sehr nett und unkompliziert sein soll wenn es um Nachbestellungen geht bin ich in dieser Beziehung sehr ungeduldig, weshalb ich mich entschloß die fehlenden Teile kurzerhand durch Scratch-Bauten zu ersetzen. Bei der Montage der LFK-Träger samt Lenkflugkörper ist darauf zu achten, dass der Neigungswinkel des Zielfolge-Radars mit dem der LFK-Träger übereinstimmt. Die Detaillierung des Turms ist wie bei der Oberwanne zufriedenstellend, die Gravuren allerdings deutlich sauberer.
Als ich dann endlich bei ebay das Tamiya-Basismodell aufgetrieben hatte konnte ich mich daran machen, das Modell als Ganzes zusammenzubauen. Ehrlich, das Tamiya-Spritzguß-Laufwerk war nach dem Bau der Oberwanne eine echte Erholung. Die Original-Treibräder und –Leiträder von Tamiya sollten laut Plan durch die dem Umbausatz beiliegenden Zinn-Treibräder und Resin-Leiträder ersetzt werden. Bei den Leiträdern habe ich darauf verzichtet, denn zum einen sind die Leiträder mit denen von Tamiya identisch, und zum anderen konnte ich die RN-Räder sowieso nicht verwenden, da sie teilweise gebrochen und außerdem von miserabler Qualität waren. Die Treibräder des Roland sind komplett anders als die des Marder, weshalb hier die Verwendung der RN-Teile zwingend erforderlich ist, obwohl ich auch hier lieber die Tamiya-Teile benutzt hätte. Die RN-Treibräder sind nämlich zur Hälfte tiptop, und die andere Hälfte kann man sich selber zurecht schnitzen. Gott sei Dank hat der Roland Kettenschürzen, so dass ich die grausame Hälfte gut verstecken konnte. Bei der Montage des unteren Teils der Rückwand von RN an die Unterwanne stieg das Adrenalin und der Blutdruck wieder an wie ein Expressfahrstuhl, denn diese beiden Teile vertrugen sich überhaupt nicht. Erst nach einer knapp zweistündigen Schleif- und Spachtelorgie waren alle Probleme beseitigt und ich konnte die Ober- und Unterwanne miteinander verbinden.
Da gings aber schon wieder los, denn vorher mussten die Klebeflächen der beiden Rückwandteile so in Form geschliffen werden dass sie problemlos aufeinander passten. Ohne viel Spachtelmasse gings aber trotzdem nicht. Laut Plan sollte die Unterwanne von Tamiya auseinandergesägt und die Wannenfront durch ein beiliegendes Teil von RN ersetzt werden. Da der Unterschied allerdings lediglich in zwei zusätzlichen Schleppösen besteht, habe ich darauf verzichtet und an das Tamiya-Teil einfach zwei Schleppösen rangebaut. Nach Montage der vorderen und hinteren Schmutzfänger an die Oberwanne montierte ich die Tamiya-Kettenschürzen und deren Verlängerungen von RN. Hier lagen die Befestigungspunkte der Schürzen von Tamiya und RN nicht übereinander, also wurden mit Spachtelmasse neue angefertigt. Ebenfalls zugespachtelt wurden die Spalten zwischen Schürzen und Schmutzfängern. Nach Montage der letzten Kleinteile von Tamiya und RN war das Modell vom Bauen her soweit fertig. Vor dem Lackieren benötigte ich allerdings noch mal etwa einen halben Tag um die Blasen an den Oberflächen zu zuspachteln.

Bemalung/Alterung

Man hat beim Roland die Auswahl zwischen zwei Lackierungen: Einfarbig oliv oder den NATO-3Farb-Tarnanstrich. Ich entschloss mich zu letzterem. Nach der Grundierung in schwarz sah der Roland zum ersten Mal aus wie ein Modell und nicht mehr wie ein Konglomerat von Teilen. Danach wurde mit der Aztek 470 und einer feinen Düse die drei Tarnfarben grün, braun und schwarz aufgetragen. Hierfür verwendete ich Farben von Tamiya, und zwar Nato-Green, Nato-Brown und Nato-Black. Nach dem Trocknen hellte ich die Flecken mit einer Mischung aus der jeweiligen "Fleckfarbe" und Weiß auf, was dem Anstrich die Eintönigkeit nimmt. Nach einem Detailwashing mit stark verdünntem Schwarz wurde das Modell mit einer mintgrünen Ölfarb-Mischung trockengemalt.
Zu diesem Zeitpunkt brachte ich auf die Motorabdeckung das Tarnnetz auf. Dies geschah nach der bewährten Methode mit BW-Mullbinden, Majoran und verdünntem Weißleim. Nach dem Durchtrocknen des Leims wurde das Netz in mehreren Oliv-Tönen und Flat Earth von Tamiya lackiert.
Da ich wie schon gesagt meinen Roland im Manöver-Outfit haben wollte, musste das Baby ja noch "eingedreckt" werden. Als aktiver Soldat beim Heer weiß ich nur zu gut wie übel die Panzer nach ein oder zwei Tagen im Gelände aussehen, und deswegen rückte ich dem Roland mit der Airbrush und Pastellkreiden in verschiedenen Brauntönen zu Leibe. Nach einem ordentlichen Schwung Tamiya Buff auf den unteren Teil der Wanne wurde die so eingedreckte Fläche mit Flat Earth wolkig überspritzt und anschließend noch mit zerriebener Pastellkreide bearbeitet. Da im Gelände auch vom Metall der Ketten nicht mehr viel zu sehen ist, haben die Ketten die selbe Dreckschicht wie die Wanne. Lediglich die Laufflächen der Gummipolster sind schwarz trockengemalt, da sich der Dreck dort nicht halten kann. Die Oberflächen der Endverbinder sind dort, wo das Treibrad greift, mit Eisenfarbe von Revell lackiert. Das Verrußen des Auspuffs mit schwarzer Pastellkreide schloß die Bemalung des Modells ab.
Die eisernen Kreuze auf den Staukästen sind die des Tamiya-Marders. Diese wurden aufgrund der unebenen Oberfläche des Staukastens mit reichlich Weichmacher von Gunze bearbeitet. Alle anderen Abziehbilder stammen aus dem Sortiment von TL.

Fazit

Ein Modell, das ich keinem Anfänger empfehlen würde. Was in meinen Augen schon fast an Unverschämtheit grenzt, ist der Preis von 51 (T)Euro (!!!) für einen Umbausatz in so einer miesen Qualität, Kleinserie hin oder her. Die Qualität von RN hat sich Gott sei Dank zwar deutlich gebessert, Aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt immer noch bei weitem nicht. Vorbild kann hier immer noch Elite sein. Die sind zwar auch nicht billig aber da stimmt die Bausatzqualität wenigstens. Der Wehrmutstropfen an RN-Komplett-Modellen bzw umfangreichen Umbausätzen wie diesem ist ganz einfach der dass trotz aller Mühe und aller Tricks trotzdem nur ein durchschnittliches Modell dabei herauskommt. Aber ein Exot unter den sonst üblichen Leos und Mardern ist der Roland allemal, auch wenn der Bau eine echte Nervensache ist.

Preis / Leistung: ***** Paßgenauigkeit: *****
Detaillierung: ***** Schwierigkeitsstufe: *****

© 03/2003 Michael Stein

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